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Iriedrich Georg Aieck's — Deutsche MuMrte KeMtberertung. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Herausgegeben von vr. A. Fachmann. Verlag von I. Derggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Vierunddreißiglter Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Sogen Inhalt: Gewerbliche Berichte: De.nil» zur Fabrik»«-» der Pannmnbnte. - DI- Hefe. ihr. 3..!amm°nsetz>,nii. Entst.hnntz und (Schluß.) G^.rben^uud Ueber da» Schmieren von Schikd.r» und Kolben bei Dampfmaichinen. (Schluß.) — Die ueuesten Sortschriite und techn Ich. .BnrndimS rer- Künsten: Pu,-NI. vom Monat ML,,. - Keilh.tnen mit loser Svitz.. - Eine neu. Art von Butt.rb.ee,inng. - V«b.f,.rt» direkt wirkender Dumbfha ume . Bnr chams v^ besser,.» Tan^ntialrad. - Wright s tzich.meff.r. - Englisch. Methode, die inneren Wände eiserner G.inße nut Email ,u nberz.ehen. laden fest z» halten. - Thomvson'S vatentirte» Verfahre» Stahl ,» vergolde» oder ,u versilbern. Fenilleton . -'».ukette ,nr Bewegung». Der Slickstoffgehalt de» Nil» ,ur Zeit der Ueberichwemmungen. — Reue Metaltligiruug für Münzen. — Da» größte Seil der Welt. Prof. Angstro ä Übertragung. — Literarischer Anzeiger. Gewerbliche Berichte. Details znr Fabrikation der Panamahiite. Der Baum, von dessen Blättern die bekannten Panamahüte gewonnen werden, ist ein den Palmen verwandtes Gewächs; es gehört der Species Oarlockovioa ?almata aus der Familie der Cyclantheen an, welche letztere vorzugsweise in der tropischen Zone des amerikanischen Festlandes heimisch sind. Nach Angabe des Amerikareisenden vr. Seemann erreichen die Blätter von Oarloä. ?alm. eine Höhe bis zu 14 Fuß und eine Breite bis zu 8 Fuß; ihre Gestalt ist gestreckt eiovalförmig. Auf dem Isth mus wird dieser Baum, der gegen 70 Fuß hoch wird, Portoriko genannt, doch ist der Name Jipijapa häufiger, namentlich in den Landstrichen Peru's und Chili's längs der Meeresküste und in Ecuador, wo ein ganzer Distrikt seinen Namen von diesem Worte ableitet. Am häufigsten kommt Oarlock. ?alm. auf dem Isthmus und in Darien vor und zwar an halbschattigcn feuchten Orten, die vorzugsweise seiner Entwickelung günstig sind; außerdem wird er auch noch auf den Westküsten von Neu-Granada angetroffen. Will man aber die Gesammtheimath dieses für die Industrie so wich tigen Baumes genauer nach Graden bezeichnen, so ist der zehnte Grad nördlicher Breite bis zum zweiten Grade südlicher Breite, innerhalb welcher sich jene ausbreitet, mithin auf einem Raum von 12 Breitengraden. Die Jndustriebezirke, wo die Panamahüte erzeugt werden, findet man hauptsächlich in den westlichen Theilen des Isthmus, nächstdem aber auch in manchen Gegenden Ecuador'S, wie in der Umgebung von Manta, Monte Christi u. a.; daher sind auch bei weitem nicht alle Hüte, welche unter dem Namen Panamahüte aus Centralamerika nach Europa exportirt werden, auf der Land enge von Panama fabricirt; sie führen nur diesen Gesammt- namen, weil die Landenge der Hauptsitz dieses Industriezweiges ist und die Mehrzahl der genannten Hüte von dort ausgeführt werden. Die Panamahüte, die fast auf dem ganzen amerikanischen Continent, wie auch auf der Mehrzahl der westindischen Inseln im allgemeinen Gebrauche sind, würden auch ohne Zweifel in Europa eine größere Verbreitung finden, stände nicht einerseits ihre dem europäischen Geschmack wenig zusagende Form, insbe sondere aber ihr hoher Preis, für gute Waare bis zu 150 Dol lars/ im Wege. Es haben aber auch diese Hüte unvergleichliche Vorzüge; sie sind bekannt, nur möge hier insbesondere darauf hingewiesen werden, daß sie nicht nach Art unserer Strohhüte aus geflochtenen Bändern zusammengenäht sind, sondern daß sie, wie die Florentiner Strohhüte, aus dem Ganzen geflochten sind; daß sie Leichtigkeit und Elasticität in hohem Grade besitzen, letztere Eigenschaft sogar bis zu dem Grade, daß man sie ohne Nachthcil in zusammengerolltem Zustand in Koffer und Kisten ver packen kann; daß sie, durch Regen naß geworden, irgend einer Appretur nicht bedürfen, um ihre Fa^on wieder anzunehmen, und daß sie zwar durch wiederholten Wechsel vom Naßwerden durch Regcnwetter und vom Trocknen an der Luft allmälig dunkeln, nichtsdestoweniger aber durch Seifenwäsche und darauf folgendes Wegspülen des Seifenwassers, durch weitere Behandlung derselben mit Kalkwasser oder verdünnter Znckersäure-Lösung, verbunden mit der Sonnenbleiche, ihre frühere Weiße vollkommen wieder erhalten. Die Fabrikation der Panamahüte zerfällt in zwei Theile, zunächst in die Zurichtung des Materials und daun in das Ver flechten desselben zu Hüten; das Material aber liefern die Längs und Querrippen der Blätter, so lange letztere noch nicht entfaltet sind. Man gewinnt die Rippen nach Entfernung der Blatthülle auf ganz primitive Weise, indem man sie aus den Blättern her ausschneidet, von der Blattsubstanz sorgfältig trennt und hierauf nach Länge und Stärke sortirt; namentlich die letztere Arbeit ist von Bedeutung, da durch die Feinheit, Gleichartigkeit, durch die Länge und den Glanz der Rippen der Werth des Geflechtes be dingt wird, denn die weniger werthvollen Rippen finden ihre Verwendung nur bei wohlfeileren Hüten. Die so gewonnenen und gereinigten Rippen erhallen nun eine Borbleiche dadurch, daß man sie auf weit ausgcbreitctem Geflecht ein oder zwei Tage lang unter abwechselndem Umwenden der Einwirkung der Sonne aussctzt und die energische Einwirkung derselben zur Zeit des Mondscheins durch ihr Liegenlassen auch während der Nacht unter stützt. Zu lockeren Bündeln zusammengebunden, setzt man sie nunmehr der Siedehitze eines Kesselbades aus, das man durch eine geringe Quantität Zuckersäure vorher angesäuert hat, bis die Farbe der Rippen eine Bleiche zeigen, die nach Beendigung der Bleichoperation eine vollständige zu werden verspricht. Der Schluß derselben besteht aber darin, daß man die Bündel der Rippen nach dem Kesselbad in reinem Master gut spült und hier auf an einem schattigen Orte aufhängt, bis sie trocken geworden sind. Nach Verlauf von drei Tagen, während welcher Zeit man noch einmal die Sonnenbleiche auf sie einwirken läßt, ist die Bleiche beendigt, worauf sie durch Preßwalzen einen erhöhten Glanz und die zum Flechten erforderliche Straffe erhalten. Das auf diese Weise vorgerichtete Material wird nun cnt- 17