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Rabemuer Anzeiger Mimg sm Unrnud, Sktskrsdmf, Groß- und Meinölsa, Oberttauudorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 16 Dienstag, den 6. Februar 1900. 13. Jahrgang. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illusirirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Mk. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Aus Nah und Fern. — Vom 1. März d. I. an wird ans der Haltestelle Rabenauder Fahrkartenverkauf und die Gepäckabfertigung nicht mehr durch den Zugführer, sondern durch die Stations beamten besorgt. — Herr Oswald Oppelt von hier erstand letzter Tage das Berger'sche Bahn-Restaurant in Seifersdorf um den Preis von 50 000 Mark. — In nächster Zeit wird sich bei dem Briefträger- Personal des Postamts Rabenau abermals ein Wechsel vollziehen. Wie wir hören, soll init dem 10. Februar der seit einer Reihe von Jahren hier thätige Hilfsbrieftrüger Käsemodel entlassen werden und an dessen Stelle ein Postbote von Kreischa treten, welcher die Landtour Ober naundorf und Lübau zu begehen hätte. — Central-Kranken- und Slerbekasse der Tischler (E. H), Hamburg. Uebersicht der Zahlstelle Rabenau 1899. Mitgliederzahl am Ende d. I. 89, Einnahme 2300 Mk., Ausgabe für 674 Krankeutage 1269.05 Mk., für ärztliche Behandlung 230 Mk., Arznei und andere Heil mittel 207.12 Mk., Verwaltnngskosten 101.10 Mk., an die Hauptkasse gesandt 300 Mk., Sa. 2117.27 Mk. Uebertrag für nächstes Quartal 102.87. Mk. — Ein junger Zugochse von bedeutender Größe und selten hohem Gewichte wurde vorgestern durch Rabenau geführt. Der über 21 Centuer wiegende Ochse war auf dem Freignte Kleinölsa gezüchtet und von Herrn Fleischernleister Lotze in Hainsberg erworben worden. Erst vor Kurzem erstand genannter Herr von demselben Gute einen Ochsen im Gewichte von ca- 20 Centuer. Gewiß ganz respektable Erfolge, welche die Viehzucht in unserer Gegend erzielt. — Im Gasthofe zur Heidemühle iu Weudisch - carsdorf sollen Mittwoch, den 14. Februar, und Freitag, den 16. Februar, von Vorm, halb 10 Uhr an Brennhölzer versteigert werden. — Der „Finckenfang" in Maxen ist dieser Tage verkauft worden. Der Kaufpreis beträgt 90 000 Mark. Die Uebernahme dürfte wahrscheinlich in allernächster Zeit erfolgen. — Särge und Badewannen ans Glas. Man denkt unwillkürlich an Dornröschen, wenn man sich einen gläsernen Sarg vorstellt, denn außer im Märchen hat man nie von einem solchen gehört. Der Herstellung aus Glas platten würden sich auch keine großen Schwierigkeiten ent- gegeustellen, wohl aber dem Guß aus einem Stück. Die gleichen Schwierigkeiten bieten sich bei dem Guß von Bade wannen. Indessen ist unsere Technik soweit, daß sie auch die bisherigen Schwierigkeiten überwunden hat. Die Schwierig keit der Herstellung liegt im richtigen und schnellen Ein bringen des flüssigen Glases und schnellen Vertheilung des selben auf der Bodenfläche der Form. Das erforderliche Glasquautum, welches vorher annähernd bestimmt werden muß, ist entweder auf einmal oder in großen Mengen schnell hinlercinander einzugießen. Badewannen aus Glas werden als feststehend angesehen uckönnen starkeWände erhalten. — T ri ch i ne n e r k r an k u n g e n. Wie man aus Görlitz meldet, sind in Groß-Schönau gegen 50 Personen infolge des Genusses von trichinösem Fleisch erkrankt; eine davon, eine Fabrikarbeiterin, ist bereits gestorben- Die ge richtliche Untersuchung des Falles ist eingeleitet. Neunmal v e r h e i r a t h e t. In Elberfeld starb im Alter von 57 Jahren eine Frau, die thatsächlich neunmal verheirathet war. Sie hatte selbstverständlich ein bewegtes Leben hinter sich. -Militärische S e l b st in o r d e. In Worms Hal sich erst kürzlich ein Soldat der 10. Kompagnie des dortigen Infanterie-Regiments vom Zuge überfahren lassen. Jetzt hat sich ein Soldat derselben Kompagnie mittels Revolvers erschossen. — In Oels in Schlesien haben in den beiden letzten Tagen des Januar drei Personen Selbst mord verübt, ein Rekrut, der Bursche eines Rittmeisters vom Dragoner-Regiment und die Geliebte des Burschen, die sich aus Gram über diesen Verlust erhängte. — Den Tod durch V e r b r en nu ng hat das drei jährige Töchterchen des Geschützarbeiters Kaffke, der in Tiefwerder bei Spandau wohnt, erlitten. Während die Mutter die Wohnung auf ein halbe Stunde, Besorgungen halber, verlassen hatte, machte das Kind sich vor dem Ofen zu schaffen und öffnete die Thür der Feuerungsanlage. Dabei fing die leichte Kleidung des Kindes Feuer und bald war es mit schrecklichen Brandwunden bedeckt. Die Mutter fand es bei ihrer Rückkehr in entsetzlicher Verfassung vor, Kopf und Arme waren furchtbar verbrannt. Das kleine Wesen ist bald darauf unter vielen Qualen gestorben. — Im Stierzirkus zu Madrid sollte am Freitag ein Kampf zwischen einem Löwen, einem Bären, einem Panther und einem Stier vor sich gehen. Die drei Raubthiere wurden in die Arena zu dem Stier gelassen und stürzten sich sofort aufeinander. Der Bändiger wollte sie trennen, dabei entlud sich ein mit Schrot geladenes Gewehr in seiner Hand. 21 Zuschauer wurden verwundet, darunter ein Italiener und drei österreichische Bäckergesellen schwer, ein Zuschauer wurde i» das Auge getroffen und geblendet. In der Arena dauerte der Kampf inzwischen fort. Der Stier tödtete den Bären und verwundete schwer den Löwen und den Panther. — Des Widerspenstigen Zähmung. Ein artiger Ehemann bittet seine von ihm gekränkte Ehefrau durch ein Zeitungsinserat um Verzeihung. Dasselbe lautet: „Die gegen meine Frau Marie S. gethaneu Aeußerungcn nehme ich de- und wehmüthig zurück. Gustav Emil S . . . ." Aus der Hochzeitsreise. Novellctte von B e n n v Bra n n. — iRnchdNlN oeriwten.) 1. Sie saßen Beide auf dem Verdeck des Dampfers, der wöchentlich zweimal zwischen Greifswald und dem kleinen, wenig besuchten Ostseebad G. auf Rügen kursirt. Etwas abseits von den übrigen Passagieren hatte er sich, den Rücken gegen den Ueberbau der Kajütentreppe ge. lehnt, auf einen Feidstuhl gesetzt, während sie neben ihm auf einem Schemelchcn Platz genommen hatte. Die Sonne warf ihre schimmernden Strahlen aus die grüne, spiegelglatte Fläche der See. Hier und da tauchte in der Ferne ein weißes oder rothes Segel auf, Möven umkreisten das Schiff, bald wie spielend mil den geschweiften Flügeln die Wasserfläche berührend, bald kreischend in hohen Bogen die Mastspitzen umflatternd. Es bedurfte keines besonderen Scharfblicks, um zu er kennen, daß es ein junges Ehepaar auf der Hochzeitsreise sein mußte, daß sich so sorgfältig von den übrigen Passagieren abzusonder» strebte. Ueber das feine, geistvolle Gesicht des jungen Mannes glitt allemal ein Lächeln, wenn er sich niederbeugle, um eine Bemerkung oder ein zärtliches Wort an seine Begleiterin zu richten, die mit einem Ausdruck träumerischen Glückes bald aus die Meeresflüche hinaussah, bald liebevoll die Augen zu ihm emporhob, um ihm zuznnicken. Blondes, weiches Haar umrahmte ihr Gesicht, daß ein Zug von kindlicher Reinheit und liebender Hingebung ver klärte. Sie hatte die Arme auf die Kniee ihres Mannes gelegt, den Kopf an seine Brust gelehnt und schien, ganz versunken im Anschauen der sonnenbeglänzten Wasserfläche, im Gefühl ihres jungen Glückes, ihre Umgebung vollständig Vergessen zu haben. „Ach, Albert, wie ist die Welt und das Leben so schön!" begann sie nach längerem Schweigen, „es ist mir, als hätte ich das früher nie so gesühlt, als wäre ich aus langem Schlaf jetzt erst erwacht. Ich liebe auch erst, seitdem ich Dich kenne, und wenn ich Dich je wieder verlieren müßte —" „Wer wird solche Gedanken haben, Kind," unterbrach er sie lächelnd, indem er zärtlich mit der Hand über ihr Haar strich. „Wir haben uns ja geheirathet, um uns nie wieder zu verlieren." „O, Albert," entgegnete sie nachdenklich, „man kann verheirathet sein und doch schlimmer getrennt, als hätte man tausend Meilen Meer und Land zwischen sich liegen. Wir aber, Albert, nicht wahr, wir werden »ns immer so lieben, wie heute — immer!" „Immer, kleine Philosophin. Oder zweifelst Du daran!" „O gewiß nicht. Du bist ja der beste, edelste Mann, den es auf dieser Welt giebt!" sagte sie, „und ich habe Dich auch so lieb, viel lieber als mein Leben. Aber mich beschleicht manchmal ein Zweifel, ob ich im Stande bin, Dir zu genügen. Ich kann es gar nicht glauben, daß mir das Glück zu Theil geworden fein soll, Dich nun für immer zu besitzen. Ich komme mir viel zu klein, zu unbedeutend vor gegen Dich und begreife gar nicht, wie Deine Wahl nur auf mich fallen konnte. Ist das Unrecht?" „Ganz gewiß!" bestätigte er mit komischem Ernst. „Das ist ein großes Verbrechen an der ersten weiblichen Tugend, der Eitelkeit, noch mehr aber am weiblichen Selbst bewußtsein. Beides pflegt Euch Evastöchtern doch sonst nicht zu mangeln." „Ach," sagte sie, „wir Frauen sind nur stolz und selbst bewußt, so lange unser Herz noch frei ist. Dem geliebten Manne gegenüber fühlen wir uns alle klein, wenn wir es auch nicht immer zugestehen wollen. Dir aber muß ich es sagen, damit Du weißt, was für ein thörichtes Kind Du geheirathet hast und mich ausschelten kannst. Ich will mich auch gewiß bessern, aber später. Jetzt macht mich mein Glück noch so verwirrt, daß ich gar nicht zu mir selbst kommen kann, und dabei quält mich immer eine ge heime Furcht, es möchte vielleicht Alles nur ein schöner Traum sein, aus dem ich eines Tages schrecklich erwachen müßte." „Kleine Träumerin," sagte er, lächelnd den Kopf schüttelnd, während er sie an sich preßte und verstohlen einen Kuß auf ihren Mund drückte. „Sage, Albert," begann sie nach einer Weile abermals, „hast Du nie geliebt, ehe Dn mich kennen lerntest?" „O freilich, sehr viel. Ich war ein arger Don Inan. Kein hübsches Mädchen war vor mir sicher, keine Winter- saison verging, ohne daß ich nicht auf den Jnristenbällen mein Herz mehrfach verlor, und unzählige rührende Gedichte an Anna, Aima, Ida, Bertha, Mathilde, Therese, Elsa und wie die holden Geschöpfe alle heißen mögen, die ich glühend angebetet, legten Zeugniß von meinenLiebesqualcn ab." „Du unartiger Mann, wie viel Herzen hast Du denn gebrochen „Keines, von dem ich nicht wüßte, daß es binnen Kurzem wieder zusammengeheilt wäre," lachte er. „Auf diese kommt es mir nicht an. Aber hast Du noch niemals vorher wirklich geliebt, so, wie Du mich jetzt liebst?" Sie schaute ihn dabei so ängstlich fragend an, als hinge an seiner Antwort Wohl und Wehe ihres Lebens. Bei ihren letzten Worten flog ein Schatten über sein Gesicht. „Weshalb fragst Du, Martha?" entgegnete er aus' weichend, „was kann Dir die Vergangenheit sein, da Dir die Gegenwart und die Zukunft gehört? Laß uns von etwas Anderem sprechen." „Du willst meine Frage nicht beantworten," sagte sie betrübt, „das ist nicht recht von Dir, Albert. Sieh, ich habe Dir Alles gesagt, was je mein Herz bewegte, und das mußt Du auch thun. Ich habe die Empfindung, als entginge mir etwas von meinem Eigenthum, wenn ich nicht alle Regungen Deines Innern kenne, wie Du die meinigen. Es ist gewiß recht kindisch von mir, Dich zu quälen, aber ich kann nicht anders. Es drückt mir das Herz ab, eS beunruhigt und peinigt mich, und ich kann nicht eher wieder heiter werden, ehe ich nicht weiß, ob Du schon vor mir ein Mädchen geliebt hast. Bitte, bitte, lieber Albert,sag'es mir." Er saß eine Weile schweigend, die Stirn finster zusammm- gezogen, die Augen auf ein fernes Segel gerichtet, das am Horizont dahinzog. Martha beobachtete ihn mit steigender Besorgniß. „Albert," flüsterte sie, „hast Du kein Wort für mich? Dein Schweigen ängstigt mich mehr, als ich Dir sagen kann. Ich lese in Deinen Zügen die Erregung, in die meine Frage dich versetzt. Albert — ich vergehe vor Angst, wenn Du mich nicht aufklärst, welche trüben Erinnerungen Dir meine Frage wachgerufen. Du hast schon einmal ge liebt — Du kannst mich nicht länger täuschen." „Und wenn es der Fall wäre — was dann?" „O Albert, wenn Du die Gefühle eines Frauenherzens kenntest, Du würdest nicht so kalt fragen." Er strich sich mit der Hand über die Stirn und seine finstere Miene hellte sich auf. „Sei ruhig, Herz," sagte er, sie an sich drückend. „Es war thöricht von mir, Dir nicht sogleich ohne Rückhalt zu antworten. Ich habe Dir ja nichts zu verheimlichen und mein Schweigen dient nur dazu, Dir Besorgnisse zu erregen, die ganz ohne Grund sind- Die Vergangenheit ist eben vergangen — und Gegenwart und Zukunft allein haben noch Rechte an mich."— F. f. — Infolge seiner eigenartigen patentirtcn Herstellungsweise bcsitztKathreiner's Malzkaffes in hohem Grase Geschmack nnd Aroma des Bohnenkaffees nnd »st für diese»» entschieden der beste Ersatz bezw. Zusatz!