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SachMe o EsseUung FUr christliche Politik und Kultur -> Redaktion der LSitzkikiden VolkSzeitana DkeSdsn-Slltjiadl l. PoUerstratze >7. Bernini MI> und »1012. Dienstag» oen 6. Januar 1S3- iverlagSorti Dresden einretgenpretle: Die lgelrallcne peUstcUe »U FamNi-N» anzeigen luSlellengkluche litt .). Die peNkeNamezeUe. 89 mn» breU. l ^c. Für Anzeigen außerhalb ded LeidreitungsgebleleO 40 diepcUncUamejettc 1 ZtO^c. Vriesgeb.NNZ. JniFall« höherer Gema» erlUchl jede «erpllichlung aus hieserung sowl« SrlüUnng d. Anzeigen - Austrügen n. Lcistung v. Schadenersatz, lüeschalllicher Teil: grau, Buugart», Dresden. wrschSst-ftelk«, Druik n.Berlag, «errnauta. INrNerIagnndDnnkeret.FU>aIe Dresden, Dresden»«. I. PoUerNrnfteN. FemruILIVIS. PolNchecklonw Dresden »7NT tiantkantv Stadtbanl Dresden Ar. NI11N Änmmer 4 — 3V. Jahrgang Erscheint 6 mal wüchtl. mit Illustr. NraltSbetlagen.Heimat und Veli' und der tkinderbetiage .FrohmnI». sowie den TestbeUagen .81. Benno-BlaU». .Unterhaltung und Willen», .Die Welt der grau", .«erztlndcr Ratgeber". ,DaS gute Buch', .Ftlmrund» schau». Monatlicher BczugSPrelS 8 etnlchi. Beltcligeld. Einzelnummer 1t> 4, Sonnabend- u. Eonntagnummer UV tz, Haupllchriltleiter: Dr. G. DeSczhk, Dresden. Brünings Ost-Reise Am Sonntag begonnen — Der Empfang in Pommern Neue Oslhilfe! Berlin, 5. Januar. Reichskanzler Dr. Brüning hat Sonntag abend in Be gleitung des Ostkioininissars des Reiches Minister Treviranuo und des Generaldirektors der Reichsbahn DorpmiUler die graste Ost reise angetrcten. Der preustische Ostkaminissar Minister Hirtsiefer hat sich krankheitshalber durch Staatssekretär Krü ger vertreten lassen müssen, und der Reichsbaukpräsident Dr. Luther wird erst in einigen Tagen nach dem Osten fahren, um sich mit den anderen Teilnehmern der Oslreise unterwegs zu treffen. Lauenburg (Pommern), 5. Januar. Der Reichskanzler ist auf seiner Fahrt in die deutschen Ostgebiete heute früh hier eingetrosfen und wurde am Bahnhof vom Oberpräsidenten der Provinz Pommern, von Halfern, dem Präsidenten des Landesfinanzamtes Stettin, Ueberschaer, dem Kommandeur des 2. Wehrkreises, Schniewindt, und anderen Vertretern der Provinz Pommern begrüstt. Der Reichskanzler begab sich darauf in das Landgrafamt des Kreises Lauenburg, wo Obergräsident v. Halfern in einer kurzen Ansprache einen Uebcrblick über die Lage der Provinz Pommern gab und anschliessend Landrat Krestmonn die schwierigen Verhält nisse des Kreises Lauenburg und des pommerschen Grenzgebie tes überhaupt darlegte. Die Notlage wurde durch mehrere Vorträge über einzelne Gebiete des pommerschen Wirtschafts lebens erläutert. lieber den Zweck seiner Reise hat sich der Reichskanzler in folgender Auslassung geäugelt: Die Botschaft de» Herrn Reichspräsidenten vom IS. März 1!>zn bezeichnete als wesentliche Ausgabe der Sieichvregierung die Hille tiir die Landwirtichnit und die Kart bcdränatcn Gc- Für gerechten Slrdettssrie-en Berlin, ö. Januar. Am Sonnabendabend und im Laufe des Sonntags haben <m den zuständigen Stellen eine Reihe von Besprechungen stall gesunden, die der Lage i m R u h rg « b i e t galten. Reichs arbeitsminister Dr. Stcgerwaid hat die Situation mit dein Schlichter Dr. Brahn durchberatcn und dann am Sonntagabend eine längere Besprechung mit Sem Reichskanzler gehabt. Das Ergebnis dieser Beratungen ist, dast Dr. Stegerwald am Mon tagmorgen nach Dortmund gefahren ist, um die Situation an Ort und Stelle anzusehen. Die Reise steht übrigens nicht im Zusammenhang mit den Nachrichten über die Triistreiks und die 'Ausschreitungen der Radikaiisten. Diese werden vielmehr in Berlin ziemlich ruhig beurteilt, zumal auch der Verlauf der Konferenzen der Verbände gezeigt haben, dast die Mehrheit der Arbei terschaft durchaus besonnen ist und die Ausschrei tungen sich im wesentlichen auf Sen linksrheinischen und den nördlichen Teil des Ruhrgebiets beschränken. Diese Gebiete sind bei solchen Anlässen ersahrungsgemüst immer unruhig ge wesen. An zuständiger Stelle hat man das radikale Vorgehen der Kommunisten auch erwartet, da es klar war. dast sie die schwere Schlappe, die sie im Berliner Metallkonslikt erlitten haben, durch verstärkte Agitation wieder wettzumachen ver suchen würden. Die Reise des Reichsarbeitsministers gilt dem Ziel, die neue,, Berhandlungen des Schlichters mit den beiden Parteien, die bekanntlich für d«n kommenden Mittwoch angesestt sind, vorzubereiten. Die Situation ist insofern schwierig, als auf der einen Seite die Gewerkschaften von weitergehenden Zugeständ nissen offenbar ein Anwachsen der radikalen Richtung befürch ten, während anderseits auch die Kündigungen die Kompromist- mögiichkeiten erschwert l-aben. Es wird nun die Aufgabe des Arbeilsministers sein, durch Besprechungen mit beiden Parteien Sen harten Boden auszulockern, damit am Mittwoch ein Mehr- heitsschiedsspruch zustande kommt, den er verbindlich erklären kann. Wenn di« recht schwierige Aktion Dr. Stegerwalds Erfolg hat, so würde nach Auffassung Berliner Kreis« das Ruhr- Erbtet sehr bald wieder zur Ruh« kommen. Essen, t>. Januar. Heute nachmittag um 16 Uhr findet in Dortmund eine Besprechung zwischen dem Reichsarbeitsminisler Stegerwald und den führenden Persönlichkeiten der Bergarbeiterschast statt. Einige Persönlichkeiten der Arbeitgeber sind zu Besprechungen bitte an den Ostgrenzrn des Reichs. Die neue Rcichsregierann hat sich bemüht, ihr im Rahmen des Möglichen gerecht zu wer den. Die Mastnahmen, die bisher für Ostprcusten getroffen waren, sollten durch ein umfassendes Osthilsegesest auf die anderen notleidenden Gebiete an den Ostgrcnzen ausgedehnt, sie sollten erweitert und organisch gestaltet werden. Leider wurde durch die Auslösung des Reichstags der Erlast des um fassenden Osthtlse-Kcsetzcs unmöglich gemacht. Rur die nötig sten und dringendsten Ausgaben tonnten durch Notverordnungen des Herrn Reichspräsidenten in Gang gesestt werden. So ist es zu verstehen, dast die Erwartungen, die sich siir die Bevölkerung an die Osthilse kniipsten, noch nicht so weit befriedigt werden tonnten, wie es der Mille der Rcichsrcgicrung war und ist. Der Mille, dort zu Helsen, wo die 'Rot am grössten ist, ist der Grund für die Bereisung der Ost grenze durch Mitglieder der Ncichoregierung, Vertreter der Preustische» Stantsregieruug, den Reichsbnnlpriisidcuten und den Ecncral- direktor der Reichsbahn-Gesellschaft. Trost der knapp bemessenen Zeit soll versucht werden, möglichst mit allen Bevölkerungokreisen in Berührung zu treten, möglichst all« Wünsche und Ausfüh rungen entgegenzunehmcn, und so ein umsasscndcs Gesamtbild der Lage und der Not zn gewinnen. Die Reise soll ein iiusteres Zeichen dasür sei», dast der starke Mille der Selbst - rrhaltung und der Staatobcjahung. der Liebe zur eigenen Scholle und zum Vater land, der in der Bevölkerung der Ostgebiete lebt, einig ist und gleich gerichtet mit dem Millen der R c i ch s r e g i c r u n g und des Herrn Reichspräsidenten, die nach wie vor bereit sind, die letz ten Kräfte einzusetzen siir Deutschlands Osten. gez.: Brüning. mit dem Minister auf in Uhr cbensalls nach Dortmund geladen worden. Der Schlichter Professor Dr. Brahn hat die am Lohn konflikt im Ruhibergbau beteiligten beiden Parteien sür kom menden Mittwoch, vormittags 10.30 Uhr. nach Essen zu Schlich- lnngsverhandlungen eingeladen. Abflauen der Streikbewegung Essen, ü. Januar. Die Meldungen in er die Streiklage bei den einzelnen Zechen lassen einen starken Rückgang der Streik beteiligung erkennen. Am Sonnabend streikten bei der Friih^ schicht 11,9V Prozent der Belegschaft, heute früh dagegen fehlten trotz der eifrigen Agitation am gestrigen Sonntag nur 7,1 Pro zent. Dieses Ergebnis lässt darauf schliesten, dast mit einem baldigen Erlöschen der Streikbewegung gerechnet werden kann. Die RGO. sRevolutionäre Gewerkschaft!- Opposition) hat gestern in Bochum eine Konferenz abgehalten, in der Verschär fung des Streiks und Vorbereitung des Generalstreiks ange- kiindigt wurde. Diese Parole hat heute jedenfalls keinen Er folg gehabt. — Inzwischen wenden die Kommunisten gegen die Arbeitswilligen verschärften Terror an. Auf der Schacht anlage Rheinpreusten bei Essen wurde ein Beamter, der ein Zechentor schliesten wollte, von Streikenden erschossen. In' Mengede b. Dortmund wurde ein Arbeitswilliger von hinten erschossen. In Lintsort kam es zu einer Schicsterei zwischen Streikenden und Polizei, bei der es einen Toten und zwei Schwerverletzte gab. Hoffentlich gelingt es dem Reichsarbeitsminisler, eine für alle Beteiligten tragbare Lösung des Arbeitskonfliktes im Ruhrgebiet zu finden, die eine allgemeine Rückkehr zur Arbeit ermöglicht und dem kommunistischen Spuk ein Ende macht. Streik in Südwales bauert au London, 3. Januar. Der Vergarbcitcrstreik in Süd mal es dauert weiter an, Die Ausgleichsverhandlungen zwischen den Grubenbesitzern und den Gewerkschaftsvertretern, die in Cardiff stattsanden, sind zn- sammengebrochen. Die Grubenbesitzer machten vor dem gemein samen schiedsrichterlichen Ansschust neue Vorschläge, die u. a. einige kleinere Zugeständnisse gegenüber ihren bisherigen For derungen über die Arbeitszeit und die Löhne enthielten. Die wirlschastliche Sonderkrife Deutschlands (Von unserer Berliner Achriftlettung.) vv. L. In dem Aussatz über das Krisenjahr der Welt wirtschaft haben wir dargelegt, da» der Gesamtorganis mus der Weltwirtschaft durch merkantilistische, poli tische und andere „u n k a p i t a l i st i s ch e" Eingriff« auf dem Gebiete der Kapital-, speziell der Reparations- Politik sowie der Produltions-, Finanz-, Handels- nnd Bevölkernugspolitik geschwächt worden ist, und dast dieser Organismus der hereinbrechenden amerikani schen kl e b e r s p e k n l a t i o n sowie der industriellen und vor allem landwirtschaftlichen kl v b e r p r o d u k t i o n nicht mehr gewachsen war. Das führte in Deutschland zu einer merklichen P e r s ch ü r s u n g der eige nen W i r t j ch a s t s k r i s e, die sich eineinhalb Jahr früher als die 'Weltkrise seit 1927^28 langsam entwickelte, und insofern schon einen Son der fall darstellt. Die allmählich sich verschärfende Depression der deut schen Wirtschaft war eine N c a k t i o n s e r s ch e i n u n g auf den durch den englischen Bergarbeiterstrcik ausgelösteu Aufschwung der deutschen Konjunktur in der Zeit von 1926 27. Dieser Aufschwung hatte die Aufgabe, einmal die während der Inflationszeit und der ersten Nachinjlations- jahre geleerten Läger wieder anfznfiillen und die Ratio- nalisierungsbestrebungen der Wirtschaft zu befriedigen. Nachdem dieser Bedarf etwa im Winter 1927 gedeckt war, traten die depressiven Aiomente zunächst noch nicht deutlich in Erscheinung, da der Anstieg der Welt konjunktur der deutschen Produktion — mit Ausnahme der Landwirtschast — infolge verstärkter Ausfuhr einen teil weisen Ersatz sür den sich verknappenden Binnenmarkt schuf. Ausserdem wurde versucht, ihn durch graste öffent liche Aufträge, vor allem auf dem Vaumarkte künstlich auszudehnen. Diese Bewegung dauerte durch das Jahr 1928 hindurch an. Durch das Stocken der Pariser Nepara- tionsverhandlungen im April 1929 trat jedoch eine Ver trauenskrise des Auslandes ein, die zu einer erheblichen Berschlechterung des deutschen Kredites führte, dessen ungünstige Folgen, zumal auch die inter nationalen Kapitalmärkte bei dem fortschreitenden Auf schwung der Weltkonjunktur an Elastizität verloren, sich in der Folgezeit nicht mehr beseitigen liesten. Durch den Zusammenbruch der Weltkon junktur, der äusserlich durch den Börsenkrach in Neu- york gekennzeichnet war, wurde dann die deutsche Kon junktur vollends mitgerissen. Die deutsche Ausfuhr erreichte im Oktober 1929 ihren Höhepunkt und geht seit dem zurück. Mit dem Zusammenbruch der Weltkonjunk tur erfolgte ein stark beschleunigtes Sinken der Roy - stoffpreise, was für Deutschland, das an sich als weiterverarbeitendes Land an niedrigen Nohstosspreisen Interesse hat, injosern verhängnisvolle Folgen hatte, als die schnell sinkenden Weltagrarpreise die latente deutsche L a n d w i r t s ch a f t s k r i s e in eine atnte von grösstem Ausmast verwandelte. Das führte nicht nur zn einem er heblichen Ausfall landwirtschaftlicher Kaufkraft, sondern zwang auch zu zahlreichen kostspieligen Stützung--- m a st n a h m e n . die die übrige Wirtschaft zu tragen hatte, wenn nicht der immer noch grösste deutsche Produktions bereich, die Landwirtschaft, einfach rettungslos ihrem Schicksal überlassen werden sollte, was selbstverständlich un möglich war. Die Situation würde aber noch dadurch wesentlich ver schärft, dass die ösfentliche Hand, die in der vor hergehenden Zeit bei der Verteilung von Aufträgen keine genügende Rücksicht auf die mögliche einheimische Kapi- talbildnng und die nachlassende Kapitaleinfuhr genommen hatte, nun zu einer schnellen Drosselung ihrer Investitions ausgaben, d. h. also vor allem der Aufträge siir den Bau markt gezwungen war, da die Steuereinnahmen infolge der fortschreitenden Depression schnell zurückgingen. Ausser dem musste die öffentliche Hand den Kapitalmarkt und die Steuerkraft zur Umschuldung ihrer vielfach durch mittel- und kurzfristige Kredite finanzierten In vestitionen in Anspruch nehmen ltlmschnldungsaktion der Kommunen und Lex Schacht vom Ende 1929) wodurch sie die Mittel für die Privatunternehmungen weiter ver knappte. Eine der wichtigsten Stützen der Konjunktur brach zusammen und konnte im ganzen Jahr 19.80 nicht wie der anfgerichtet werden, wie die grosse Beschäftigungslosig keit gerade in der Bauindustrie beweist. Rückläufige Pro duktion und rückläufiger Absatz siir fast allo Waren bet allerdings nur langsam sinkenden Preisen sowie schnell steigende Arbeitslosigkeit waren die sicheren Anzeichen der fortschreitenden Depression. Immerhin konnte das Institut für Konjunkturfor schling Im August 1930 berichten, nachdem seit April 1930 die Kavitalmarktsätze langsam nachgegeben halten, sich auk Siegerwal- im Ruhrgebiet Vorverhandlungen zur Vorbereitung des neuen Schiedsspruchs im Ruhrbergbau