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Drese Handlungen find, wie der TASS-Bcricht feststcllt, mit der von den Negierungen der beiden Staaten prokla mierten NentralitätSpolitik unvereinbar. Aufgrund dieser Tatsachen hat die russische Regierung ihre bevollmächtigten Gesandten in Schweden und Norwegen beauftragt, bei den Negierungen der beiden Länder Vorstellungen zu erheben. Am 3. Januar hat der bevollmächtigte Gesandte der Sowjetunion !n Schweden, Kollontai, dem schwedischen Mi nister des Aeußeren, Günther, eine Erklärung im Namen der Sowjetunion überbracht. In dieser Erklärung wurde zum Ausdruck gebracht, daß Negieruugskreise uud die der Negierung nahestehende Presse im ganzen Monat Dezember den zum Kriege mit der Sowjetunion vorbereite. In der schwedischen Presse findet man direkte Appelle zum Kriege eine feindliche unzulässige Kampagne gegen die Sowjetunion geführt haben. An der Spitze hätte de-r „Sozialdemokraten" gestanden, der als Zeitung der Negierung besonders nahe»..- stände. Eine derartige Kampagne würde man sich nur in dem Falle, daß Schweden sich im Kriegszustände mit der Sowjetunion befinde, erklären können oder, wenn sich Schwe gegen die Sowjetunion. Die oben besagte Kampagne ziele darauf hin, Verwicklungen zwischen der Sowjetunion und Schweden herbeizuführen. Dagegen habe die schwedische Ne gierung nichts unternommen. Im übrigen beteiligten sich verschiedene amtliche Persönlichkeiten ganz offen an einer militärischen Hilfsorganisation einer Negierung Ryti Tan ner. Am 7. Dezember wären unter der Schutzherrschaft der schwedischen Behörden zirka 47 Nekrutierungsbüros ganz offen in den schwedischen Städten eröffnet worden. Die Zahl dieser Freiwilligen, die von diesen Büros angcworben wur den, zählen nach Tausenden. Gemäß bis zum 28. Dezember eingetroffencr Nachrichten seien zirka 10 006 Freiwillige von Schweden in Finnland angekommen. Von Süd- und Mittel schweden seien zwei weitere Korps von Freiwilligen nach Finnland abgcrcist. Der schwedische General Ernst Linder habe das Generalkommando dieser Freiwilligenkorps über nommen. Die oben besagte Pressekampagne in Schweden habe offen militärische Handlungen gegen die Sowjetunion gefordert, ebenso offen die Bildung von Freiwilligenkorps mit Unterstützung der schwedischen Behörden. Gleichzeitig habe Schweden die Transiterlaubnis jeder Art von Kriegs material mit der Bestimmung Lieferung Finnland erteilt. - (Fortsetzung-auf Seite 2) Ein schlechter Prophet Lord Lothian eins! und jehl friedlichen Vereinbarung mit Litauen >md ohne Blutvergießen zum deutschen Mutterland« zurückkehrte, da war es England, das sich darüber empörte. 3. Lord Lothian verlangte wörtlich folgendes: „Die pol nische und die deutsche Regierung sollen sobald wie möglich zu einer Aussprache über die Zukunft von Danzig und die Schas- fung einer Verbindung zwischen dem Deutschen Reich und Ost preußen eingeladen werden." In Wirklichkeit aber war es ge rade die britische Regierung, die eine solche Aussprache über die Zukunft Danzigs und des Korridors dadurch verhindert hat. daß sie Polen, das jedes Entgegenkommen ablchnte, in seinem ungerechten Status quo garantierte und damit den Krieg un ausweichlich machte. Im Gegensatz zu dieser britischen Politik hat Lothian noch im Mai 1937 in einem Aussatz erklärt: „Wenn Deutschland uud seine östlichen Nachbarn einen Bund nach britischem oder ame rikanischem Vorbild begründen könnten, würde das größte wirt schaftliche Problem des Tages seiner Lösung ganz ganz bedeu tend nähergekommen sein." Die gegenwärtige britische Negierung wird also heute in Amerika von einem Mann vertreten, besten Erund- ansichten noch vor kurzer Zeit sich im diametralen Ge gensatz zu der Politik dieser Negierung befanden. Dies ergibt sich auch insbesondere aus einem Vortrag, den Lord Lothian am 24. März 1938 also kurz nach oer Wieder vereinigung Oesterreichs mit dem Deutschen Reich, ebenfalls vor dem Royal Institute of International Affairs gehalten hat. Eine Blütenlese seiner damaligen Aeußerunaen ist ein interes santer Kommentar und eine wirksame Widerlegung seiner kürzlichen Ausführungen in Chicago. Ein Catz in jener Rede, es gebe für einen Mann zwei sehr schlechte Ratgeber: Furcht und Haß, ist vielleicht die Erklärung für seine eigenartige Schwenkung; offenbar haben nunmehr Furcht und Haß ihm den einst so klären Blick getrübt. Wenn er heute die Demokratien als ein Allheilmittel bezeichnet, so war er 1938 vernünftiger' „Glauben Eie mir: Demotralien können ebenso ver rückt in der Außenpolitik werden wie irgend irmand sonst, besonders wenn lie vier Jahre lang durch Kriegspropa ganda beeinflußt worden sind" Lothian bezeichnet in dieser Rede die ganze Epoche seit Ausbruch und seit Ende des Welt krieges als ein Ergebnis des Konfliktes zwischen denen, die man die rechtzeitig Arrivierten nenne und den Zuipütgekom- menen, zwilchen den Besitzenden und den Habenichtsen. Deutsch land sei damals wie jetzt ein Zuspätoekommener gewesen. „Die ganze Nachkriegvhaltung der Alliierten, der kleinen Nationen, Frankreichs, der großen Mächte, war ein Versuch, eine der vitalen Kräfte der Geschichte aufzuhalten", nämlich den Natio- naliozialksmus. Der deutsche Nus: „Ein Volk, rin Reich" ist „Nationalsozialismus, der gegen einen ungenügenden Status quo protestiert". „Italien ist ein einiges Volk und Frankreich rin einiges Volk, und jede andere Rasse in Europa ist rin eini ges Volk mit Ausnahme der Deutschen". Und schließlich äußerte sich Lord Lothian in verbindlicher Weise zur Kriegslchulolrage des kommenden Krieges: „Menn ein neuer Krieg kommt und seine Geschichte einst geschrieben wird, so wird der objektive Historiker in hun dert Jahren nicht sagen, daß Deutschland allein für ihr verant wortlich war, selbst, wenn cs den ersten Schlag führt, sondern daß diejenigen, die die Welt zwischen !9l8 und 1937 in Unord nung brachten, einen großen Teil der Verantwortung sllr ihn tragen." Derselbe Lord Lothian, der noch vor kurzem so vernünftig und einsichtig war, scheint den Kops völlig verloren zu haben. Tie Deutsche diplomatische Information schreibt: Lord Lothian, der jetzige Botschafter Groß britanniens in Washington und frühere Privatsekre- iär Lloyd Georges — damals trug er noch den Namen Phi- lipo Kerr — hat-vor wenigen Tagen in Chicago eine Rede gehalten, in der er unter offensichtlichem Mißbrauch sei nes East rechts in einem neutralen Lande britische Propaganda machte und den Amerikanern Ratschläge kür ihre politische Haltung gab. Tas logiiche Ergebnis dieses Krie ges. daß nämlich auf alle Fälle England nicht mehr die führend «Seemacht sein wird, sondern Amerika, verbarg er hinter einer Schmeichelei an die Adresse Amerikas: „Tie Seemacht sollte in den Händen der Temokratien und nicht in den Händen einer Macht liegen". Die Ideale des Völkerbundes könnten nur dann zum Erfolg geführt werden wenn alle Mitglieder Demokra tien ,eien. England kämpfe für den Grundsatz, Wohlstand und Frieden nicht durch brutale Gewalt unterdrücken zu lasten. Tie Engländer glaubten nicht, daß sie ein Monopol auf die Tugend besitzen, aber sie seien sicher daß sie jetzt im Recht seien. Tieie Rede befindet sich in einem interessanten Gegensatz zu Einsichten, denen Lord Lothian, ein im nationalsozialistischen Deutschland nicht Unbekannter, in den letzten Jahren Ausdruck gegeben hatte. Insbesondere ist in diesem Zusammenhang auf schlußreich eine Rede- die Lothian am 2. April 1936, also kurz nach der Besetzung des Rheinlandes durch die deutschen Trup- ven. vor dem Royal Institute of International Asfaires gehal ten hat. Er erklärte damals wörtlich: „Man kann nicht militärisch« Bündnissysteme derart, wie sie Frankreich ausgerichtet hat, zu Trägern des kollektiven Sy stems in Europa ausbauen, wenn der Hauptzweck aller dieser Systeme, der militärischen wie der kollektiven, die Verhinderung der Revisionen ist. Großbritannien jedenfalls würde an einem solchen System nicht tecknehmen." Die englische Politik, die zum Krieg führte, bestand aber gerade darin, zurV erhinderung einer vernünftigen Revision der deutsch-polnischen Beziehungen in ganz Europa ein Einkrcisungssqstem zu errichten und schließlich zum Krieg sür di« Verhinderung einer gerechten Revision zu schreiten. Lord Lochian war also ein schlechter Prophet, als er in seiner Rede erklärte: „Die britische öffentliche Meinung will nichts von einem Krieg wegen der Dinge misten, von denen Frankreich denkt, sie seien so wesentlich, daß man zum Kriege schrecken müsse, zu einem Krieg, der tatsächlich keinen anderen Zweck hätte, als die deutsche Ausdehnung zu verhindern oder gar die eigene Uebermacht zu behaupten." England ist gerade zur Verhinderung jener Revision in den Krieg getreten, die von allen einsichtigen Engländern längst als selbstverständlich und unausweichlich bezeichnet worden war. Hören wir, was Lort Lothian darüber im Jahre 1936 zu sagen hatte: „Wir würden nicht in den Krieg ziehen wegen jener osteuropäischen Fragen, die uns tatsächlich nichts angehen. Europa verlangt von uns die Teilnahme an einem bewaffnete kollektiven Sicherhcitsfystem, das keinen anderen Zweck hat, als eine gerechte Lösung dieser osteuropäischen Fragen zu verhindern und den Status quo gewaltsam ausrechtzucrhalten." Lothian stellte in seiner Rede von 1936 eine Reihe von Punkten auf. die einen wirklichen Frieden sichern könnten: 1. In Oesterreich soll ein Plebiszit stattsindcn. 'Als aber dieses Plebiszit stattsand, da war cs England, das sich über das Ergebnis empörte. Lord Lothian verlangte 2. eine Regelung über die Zukunst von Memel. Als aber Memel im März 1939 aus Grund einer Englands Mnierarbeil in USA. Seit geraumer Zeit bemüht sich die englische Propa ganda mit allen Kräften um Li« öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten. Die Zahl der englischen Agenten mit unmittelbarem oder mittelbarem Auftrag ist ungeheuer groß. Sie arbeiten zum überwiegenden Teil kaum oder gar nicht in ihrer Agenteneigenschast erkannt, im Schatten ihrer Helfer mit großem Namen wie Eden, der bereits vor dem Kriege «ine Rundreise durch die Staaten unternahm, Duff Cooper und — neuerdings auch des britischen Botschafters in Washington Lord Lothian. Als dieser Diplomat als Nachfolger Sir Ronald Lindsays Botschafter in Washington wurde, wurde vom Foreign Office damit unverkennbar der Zweck verfolgt, eine neue Periode angelsächsischer Zusammenarbeit zu beginnen, deren äußerer Auftakt der Königsbesuch ge wesen war. Lord Lothian war 1916 bis 1921 Privat sekretär von Lloyd George. Er ist bekannt für di« Sprunghaftigkeit seiner politischen Entschlüsse und Nei gungen — stets aber war er um einen Ausbau der Be ziehungen zu den Bereinigten Staaten bemüht. Er besitzt dort, wie man weiß, viele außerordentlich einflußreiche Freunde und man wird deshalb seinen Einfluß auf die führende Schicht der Vereinigten Staaten nicht unter schätzen dürfen. Zwischen dieser führenden Schicht und den Anschauungen des amerikanischen Volkes freilich klafft ein tiefer Riß. Vor allem ist es falsch, zu glauben, zwischen dem englischen und dem amerikanischen Volk bestünde eine auf Grfühlsmom«nt«n beruhende innere Freundschaft. Vielmehr dürfte es sich um ein« vermeint liche Interessengemeinschaft handeln, wenn auch viele nicht unmittelbar materielle Dinge «ine besonders Beziehung zwischen den beiden Völkern schassen. Ein guter Kermer angelsächsischer Denkungsweise hat das einmal so formu liert: Wenn man einen Amerikaner fragen würde: „Welches Volk lieben Sie am meisten!", so würde er wahrscheinlich die Frage oblehnen und sagen: „Wenn Sie mich fragen, gegen welches Volk ich am wenigsten einzuwenden habe, dann fragen Sie richtig. Ich würde Ihren dann antworten, die Engländer." Das rein politische Fundament der anglo-amerikanischen Beziehungen ist die englischerseits an Amerika zugestan dene Flottenparität, die der Ausgangspunkt der mo dernen englischen Amerika-Politik geworden ist. Aber Lie Vereinigten Staaten haben offenbar aus dem Welt krieg doch gelernt. Jens Weltkriegserfahrungen sucht die englische Propaganda freilich zu ignorieren, und das ist der große Meinungskampf, Ler gegenwärtig drüben aus gefochten wird. Es erscheint fraglich, ob Roosevelt aus seinen bekannten Sympathien weitgehende praktische Schlußfolgerungen wird ziehen können. Ein deutliches Beispiel, wo dabei auch ihm gewisse Grenzen gezogen sind, hat das Echo auf die letzte Chamberlain-Reds ge geben. Man hat es in weitesten Kreisen der Vereinigten Staaten als eine Anmaßung empfunden, daß der eng lische Premier in kaum verhüllter Weise di« Amerikaner zum Eintritt in den Krieg an Englands Seite aufforderte. Die militärische Neutralität scheint heute der über wiegenden Mehrheit des amerikanischen Volles unbe dingt notwendig. Ein amerikanisch r Schriftst. str schrieb noch vor dem gegenwärtigen Kriege als Erg.b iS seiner sorgfältigen Antersuchung den Satz nieder: Ans re Teil nahme am Weltkrieg nutzte nur England u^d betrog Amerika. Das st heute drüben «ine sehr weit ver breitete Erkenntnis, so daß die Neigung zur Wieder holung eines so ungeheuer kostspieligen Experimentes im Volke denkbar g:ring ist, und von dem man auch weiß, wie ungeheuer gefährlich ez ist. Angesichts eines Krieges, der durch die englische Weigerung, eine notwendige und gerechte, überdies sehr begrenzte Revision zuzu lassen. enistandn ist ein Krieg, in dem nicht Deutschland den ersten Schlag gegen England sondern England den ersten Schlag gegen Deutschland geführt hat. müßte Herr Lothian in Erin nerung an seine bessere Einsicht entweder dieser Einsicht Aus druck geben, dann aber freilich wahrscheinlich seinen Posten m Washington aufgeben, oder doch zum mindesten schweigen. Wenn er aber Reden hält, wie die obengenannte in Chicago so sind es propagandistische Konzessionen an sein Ami. nichi Ausdruck dessen, was Philipp Kerr al'as Lord Lothian in keinen guien und unabhängigen Jahren einen Namen in der Welt gemacht hat: Die Unbestechlichkeit des Blickes und die Objektivität des Urteils. Gerade aber darum wird niemand sich von diiscm neuen in das offizielle Gewand des Propagandisten gekleideten Lord Loihian überzeugen lassen, da seine heutigen Aeußerungen ange sichts seiner früheren Haltung einfach unglaubwürdig sind. Gerade in Amerika hat man ein gutes Gedächtnis sür solche Dinge m-d die Stimmen mehren sich, die sich dagegen weh ren, daß englische Propagandisten ihre offizielle Mission miß brauchen, um Amerika an ihr« Seite zv locken und zur Ver letzung amerikanischer Interessen zu verführen.