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Ausgabe» Sächsische M 2.70 M. 1,70 volkssettuns und mrhrerrn I<ilb«»ag<» M-nalUch« B«,ug,p«II,! «us«. A ml! Lt Bennoblatl und FeuerreU«, Au»-. B. ol>n« St Bknnoblatt u. ml! Feuer«!!« M 2.20 «u»g. T ohne St. Bennoblalt u. ohne Feuerleiter «tezeinummer tO Psg., Sonnnbend« u. Senntag-Nr. 20 Psg. Nummer 148 — 33. Jahrgang Erlchclnt t> mal wSchenIlich ml» »er Illustrierten Tratte bellag« „Der Feuerreiter' Sonnabend» den 3V. Juni 1934 veeta»««»! »reoden Un>«Ig«npre>Ie: di« llpallize 22 mm breit« geil« I Vk.-« — sil, Familienan,eigen und ktellengesuch« » Pf«. Für Pl-tzoorlchrilte» lSnue« »t, lrin« SewLH, leiste «edattion: Dreeden-O., Pollerstr. 17, gernr. MU u. 2I0I2 Seichäil.stell«, Demi NN» Vertag! Eermania «uchdruckerei ». Verlag Ih. u. D. Winkel, Polierstr. ,7, gernr. 71012. Postscheck: Nr. 1V2S, Bank: Ctadtbank Dresden Nr. S17V7 Unskksngigv l^sgSSLvURung Gül* vki*,sGIivks poüGUiT AI, KuIGui* Im Falle von höherer Eewalt. Verbot, Streit oder B-triebsftSrungen ha» der «ezleher oder Julien» lein« «nsprüche, »alls die Zeitung In belch-änkiem Umlange, verspälet oder nick» erickieinl — Erküilungsorl D« vea Präsident Rooseveltsein Programm Ansprache an das amerikanische Volk Washington, 29. Juni. Präsident Roosevelt hielt am Donnerstag ans Anlas) des Schlusses der Kongrchtagnng nnü seiner be vorstehenden Seereise wieder einmal eine seiner „Abend plaudereien" mit dem amerikanischen Volke über sämt liche Sender des ganzen Landes. Der Präsident erklärte, das) sein Programm bereits schöne Erfolge gezeigt habe, wobei er als solche hervorhob: Erhöhung der Löhne, Mehreinstellung von Arbeitern, Hebung der Kaufkraft und erhöhte Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeug nissen sowie nach industriellen Gebrauchsartikeln. Ganz allgemein sei dos Vertrauen und das Gefühl der Sicher heit zurückgekchrt, und das Volk möge sich fragen, ob der hierfür gezahlte Preis, nämlich der angebliche Ver lust der persönlichen Freiheit, zu hoch gewesen sei. Nie ¬ mand habe auch nur eines seiner verfassungsmähigen Rechte verloren: lediglich diejenigen trieben Opposition und zeterten über Verfassungsbruch, die sür sich beson dere politische oder finanzielle Vorrechte erstrebten. Die ser Minderheit werde die Regierung weiterhin energisch auf die Zehen treten, und sie werde die öffentlichen Aem- ter nicht nach dem Parteibuch, sondern nach der Befähigung des Bewerbers besetzen. Roosevelt kündigte sodann er neut seine sozialen Resormpläne für die nächste Kongreh tagung an und erklärte, durch die Bezeichnung seines Programms als Faschismus oder Sozialismus oder Kom munismus erschwere man nur den einfachen Lebensweg, den das amerikanische Volk einer besseren Zukunft ent gegengehe, auf das; Amerika wieder „das Land Gottes" (gods country) werde. Oie Finanzresorm Der Plan, den Staatssekretär Reinhardt in der Voll sitzung der Akademie für deutsches Recht mitgeteilt hat, geht weit über eine Steuerreform hinaus. Es handelt sich um eine g rotze Fi nanzresorm, die nicht nur einzelne Steuern verändert, jondern das System der öffentlichen Finanzen umgestaltet. Zum Teil werden längst sichtbare Ansätze entwickelt, im Gange besindliche Entwicklungen ab geschlossen, zum Teil wird im Zusammenhang mit der poli tischen Umgestaltung auch auf finanziellem Gebiete Neues geschaffen. Staatssekretär Reinhardt hat in feiner Rede die wesentlichsten Gesichtspunkte, die der Finanzrefvrm zu grunde liegen, hervorgehoben, nämlich der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, Förderung der Familie und Betonung der Persönlichkeit in der Wirtschaft. Die Ausführungen stellen diesen Zujammenhang bei den einzelnen Gesehen in mustergültiger Klarheit heraus, so datz wir daraus nicht einzugehen brauchen. Wir wollen vielmehr zeigen, wie die Finanzreform in die politische und finanzpoli tische E n t w i ck l u ng einzuord n e n ist. Die grotzen Finanzreformen nach dem Kriege haben immer stärker die Steuerhoheit des Reiches in den Vordergrund gestellt. Gegenkräfte vermochten hier und da die Verreichlichung und Vereinheitlichung aufzuhalten, sie aber nicht rückgängig zu machen. Diese Entwicklung soll nunmehr ihren Abschlutz erfahren Länder bzw. Gaue und Gemeinden verlieren den Nest ihrer Steuerhoheit. Das Reich wird die Steuergesetzgebung zentral regeln, die Aus gaben verteilen und die Mittel dafür zur Verfügung stellen, denn die finanzielle Selbstverwaltung soll sich im wesent lichen auf überwiesene Einnahmen erstrecken. Daraus er gibt sich die Umgestaltung von Länder- und Gemeindesteu ern zu Re i ch s st e u e r n , und. da die unteren Verwal- tungsträger auf die Einnahmen nicht verzichten können, die Einbeziehung dieser Steuern in das System der Steuer überweisungen. Hierher gehört in erster Linie die Um wandlung der Nealsteueni in Neichssieuern. Das gleiche geschieht mit der Stempelsteuer, der Gemeindebierstcncr und der Vürgersteuer, die in die Rerchseiiikommensleuer einbe- zogen wird. Damit sind wir mitten in der Umgestaltung des Fina n z a usglei ch e s , die im Zusammenhang mit der Reichsreform sowieso notwendig wird und auch infolge des jetzt unbefriedigenden Zustandes reformbedürftig ist. Da die Selbstverwaltung, zu der auch finanzielle Selbstveraut- wortung und Anpassung an bezirkliche bzw. örtliche Verhält nisse gehört, nicht beseitigt werden soll, bleibt die Frage offen, wie das Steuersystem entsprechend gestaltet wird. Die Beseitigung des in der Krise besonders bei den Gemeinden zutage getretenes Mitzverhältnifses zwischen Aufgaben und Einnahmen ist das grotze Ziel einer Neugestaltung des L a st c n a u s g l e i ch e s, die freilich auch eine endgültige Regelung der A r b e i t s l o j e n f ü r s o r g e umfassen mutz. Hierjür enthalt die Rede von Staatssekretär Reinhardt eine beachtenswerte Andeutung. Es ist beabsichtigt, die Kinderreichen von der Beitragspslicht zur Arbeitslosenver sicherung zu befreien. Daraus kann man schlietzen. datz ge plant ist, eine einheitliche Arbeitslosen f U r s o r g e zu schaffen, denn eine Bcitragsbesreiung von einer Versiche rung mit einem Rechtsanspruch auf Leistungen dürste kaum möglich sein. Staatssekretär Reinhardt hat verschiedentlich angeden- tet, datz den Gebietskörperschasten und den Gemeinden für die Steuern, die künftig Reichssteuern werden, ein Ersatz gegeben werden mutz. Das geschieht einmal durch entspre chende lleberweisungen. Aber damit ist das Problem nicht restlos gelüst. Es zeig! sich, datz gerade diejenigen Steuern verreichlicht werden, die bisher als wichtige bewegliche E i n n a h m e f a k t o r e n neben den Uebcrweisungssteuern. die von den empfangenden Stellen nicht beeinflusst werden können, bestanden haben. Infolge der Nealsteuersperre haben insbesondere Vürgersteuer und Gemeindegetränke- stcuer die Nolle des beweglichen Faktors gesvielt. In dem Finanzprogramm werden lediglich kommunale Zuschläge zn den Realsteuern erwähnt. Dagegen wird nichts gesagt über kommunale Zuschläge zur Einkommensteuer. Jedoch beisst es, datz die Ucbenveisungen. welche an die Stelle der Vür- gersteuer-'treten soll, nur für eine ttebergangszeit beabsich tigt sind. Die Frage weiterer beweglicher Einnahmen für die Gemeinden bleibt demnach osfe n. Es ist möglich, datz neben den Real stern weitere bewegliche Kommunalsteuern nicht erforderlich sind, denn Gewerbesteuer und Grundsteuer sollen die wich tigsten Grundlagen der finanziellen Selbstverwaltung der Gemeinden sein, während heute die Länder diese Steuern mehr oder weniger sür sich selbst in Anspruch nehmen, die Gemeinden also auf Ueberweijung von Teilbeträgen und die Zuschläge angewiesen sind. Zn Den wichtigsten Aufgaben feder Steuerreform ge- hört die Beseitigung der beträchtlichen S ch ö n h e i t s s e h. ler. die unserem Steuersystem als Folge des Zwanges an. Glaubenskundgebung in der Diözese Mainz Treuelundgebung für den Mainzer Bischof Am oer-MUfenen Sonntag fand «ine Wallfahrt der katho- lisckfen Männer von der Rlfein Nahe Ecke und aus Rlieinh-'ssen nach dem Gnadenort Marienthal statt. Ungefähr lONOl) katholische Männer halten sich eingefunüen. Zu ihnen sprach der hochwürdigste Herr Bischof von Mainz. Dr. Ludwig Maria Hugo u a. folgende beherzigenswerte Worte: „Wir katholisckfen Männer sollen nicht nur Kinder der Kirck-e sein, um in und mit ihr zu lel>en. wir müssen auch Verteidiger des Gottes glaube ns sein. Die Men schen leben in und mil der Zeit, die Kirclfe lebt ül>er der Zeit. Sie lehrt durch alle Jahrhunderte unGugsam das göttliche Sittengesetz und die göttliche Wahrheit. Darum sollen wir mit der Kirche und mit dem Freimut des hl Johannes bekennen: Jesus Christus, mein Herr und mein Gott! Wir glauben an dich, den Erlöser der Welt! Es ist daher auch unsere Pflicht, aus unseren Familien alles das fern zu halten, was gegen un seren Glauben ist. Wir empfinden es darum heule so schwer. - -atz so oft in aller Oesfenllichkeit unser Glaube verhöhnt wird, -atz man unseren Kindern Bücher in die Hände gibt oder ih nen aus Büchern vorliest, die nicht vereinbar sind mit unserem Glauben und die dazu angetan sind, den Glauben aus den Kinüerherzen zu reitzcn. Dagegen müssen wir zusammenstehen und in dieser Geschlossenheit stehen, wie ein Mann! Der hl. Deist wird uns seinen Beistand leisten und die allerseligste Iung- fran Maria, sie wird in diesem unseren Kampfe ihren Schutz- Llm die Reise VarthouS nach Rom Paris, 29. Juni. Der römische Berichterstatter des „Motin" will er- O fahren haben, -atz die von Antzenininisler Barthon in einem Presseinterview abgegebene Erklärung, er würde . gerne nach Nom kommen, wenn es sich nicht dabei um einen Höflichkeitsbesuch, sondern um eine allgemeine Re gelung der französisch-italienischen Fragen handele, in Rom günstig ausgenommen worden sei. Die Unterredung, die der französische Botsci-after mit Unterstaatssekretär .Suvich am Donnerstag hatte, dürfte einem Meinungs austausch über die etwaige Annäherung der französischen nnd italienischen Stellungnahme zu den regionalen Pak ten und der allgemeinen Zusammenarbeit in Europa ge golten haben. Es wird weiter gemeldet, in gut unterrich teten französischen Kreisen habe man am Donnerstag den Eindruck gehabt, das; die Reise nach Rom vielleicht nicht mehr in allzu weiter Ferne liege. Der erste Berliner Rnndfukilprozeß Berlin, 2V. Juni. Vor der 3. Grotzen Strafkammer des Landgerichts Berlin begann am Freitag der erste Prozetz, der sich mit den grotzen Korrupttonssälien im Berliner Rundfunk be schäftigt. In diesem ersten Teilabschnitt sind 14 Personen ange klagt, die sich wegen des sogenannten Baufallcs zu verantworten haben. Der Fall Knöpske, in dem sich der ehemalige Staats sekretär Bredow und der frühere Reichsrundfunkdirektor Mag nus zu verantworten haben, wird erst später verhandelt. Die Anklage im Bausall cichtel sich gegen den ',8jährigen Aauuniernehmer Gustav Bauer, dem untreue, aktive und mantel über uns breiten. Wir brauckien nichts zu stuckten, -a Jesus Christus selbst mit uns ist, der einst gesagt ha!' „Wer mich vor den Menschen lx'kennt, den werde auch ich bekennen vor meinem Baler, der im Himmel ist!" Gerade .n der heu tigen Zeit müssen wir zeigen, was ein katholisckzer 'Manu st. Unser ganzes LeG'n, unsere Arbeit, unsere Erholung und nicht zuletzt auch unsere Freude mutz übereinstimmen mit dem. was unsere heilige Mutter, die Kirche, uns sagt Diese Stunde mutz uns dies zum Bewusstsein bringen und wir müssen uns gecvitz werden, datz wir Christen sind, auf datz wir Kinder der HI. Kirche bleiben." Als die Andacht des Nachmittags ihr Ende erreicht hatte, kam cs noch zu einer machtvollen nnd eindrucksvollen K und - g e b u n g s ü r den O b erhirt e n ü e r M a inzer Diö - ,z e s e. Psarrer S ch v alba ch van Mainz-Kastel benutzte die Gelegenheit, um dem hochwürdigsten Herrn zu versichern, datz die Katholiken geschlossen hinter ihrem Bischof stehen. ..Wir wissen", so snhr der Sprecher sort, „datz gerade der hochwürdigste Herr Bischof von Mainz besonderer Anfeindung ausgesetzt ist. Wir wissen aber auch, datz er allezeit sich zur Verteidigung unserer heiligen Lehre eingesetzt hat, und darum stehen wir hinter unse rem Bischof bis zum letzten Mann." KSttirmischer, nicht enden wollender Beifall.> Als darauf der hochwürdigste Herr Bischof zur Kapelle schritt, stimmten die Tausende von katholischen Männern mit erhobenem Schwursinger begeistert in ein drei faches „Treu Heil" ein, das die Lust des Tales erzittern Uetz, während die umliegenden Berge ein gewaltiges Echo Wieder gaben, so datz es nur so brauste und bebte. passive Bestechung, Bettug und Steuerhinterziehung vorgewor fen wird. Weiter sind angekiagt der ck) Jahre alte Abteilungs leiter Friedrich Bk älter, der blijährige Regierungsbanmeister Max Bauder und seine Ehesrau. Der ehemalige miiangeschul- diate Grundstücksmakler Heinrich M-> n d e l s o h n hat es vor gezogen. seinen Wohnsitz nach der Insel Mallarka zu verlegen. Die übrigen zehn Angeklagten waren die Inhaber oder Leiter von Bau-, Maler- und Deckratsirmen, die vom Rundsunk mit Aufträgen bedacht wurden. Der auf zwei Wochen berechnete Prozetz begann am Frei tag mit der Vernehmung der 14 Angeklagten. Folgenschwerer Gerüsteinsturz in Köln Zwei Tote, vier Schwerverletzte. Köln, Sl). Juni. Ein folgenschweres Unglück erelgnele sich Donnerstag in einer Fabrikhalle des Deutz-Humboldl-Werks in Köln-Kalk. Eine Anslreichersirma hatte ein etwa >ü Meter hohes Gerüst errichtet. Als man gerade die letzte Hand an den Gerüstausbau legen wollte, brach plötzlich ein Balken, wodurch das ganze Gerüst mit ohrenbetäubendem Lärm zusammenstttrzte. Fünf Anstreicher und Gerüstbauer wurden in die Tiefe gerissen. Zwei von ihnen waren sofort tot, während die drei übrigen sehr schwere Verletzungen daoontrugen. Ein In der Nähe des Ge rüstes stehender Arbeiter wurde von einem Balken am Kopfe getroffen und ebenfalls schwer verletzt. Bei allen vier Verletzten besteht Lebensgefahr. — Ein aus dem Gerüst stehender Vorarbei ter konnte sich dadurch retten, datz er sich an einer Eisenklam- mer des Hallenbaueo klammerte, während unter ihm das Ge rüst einstürzte. Er konnte nach einiger Zeit au» seiner ge fährlichen Lage befreit werden.