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Iriedriä) Georg Wiecks — Deutsche Mucknrte Oewerbeeeitung. Herausgegeben von Or. A. Fachmann. Abonnements-Preis: .. . Jnseraten-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von K. Berggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. pro Zeile 2 Sgr. Vierunddreißigster Jahrgang. Zn beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Sogen. Inhalt. Gewerbliche Berichte: H. Pemberton's Verfahren eine lockere im Wasser leicht lösliche und reine schweielsanre Lhonerde darzustellen. — Die neue Gespinustpflauze Ramis. — Glycerin als Conserviruugsmittel zoologischer und anatomischer Präparate. — Die Anwendung der Ceutrifugalkraft bei der Fabrikation des Weins und deS Cyd-rs. (Schluß.) — Neber die Verbrennung und die Heizkrast deS Petroleums und der Mineralöle. (Schluß.) — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in de» Gewerben und Künsten: Patente vom Monat September. — Verminderung der Leuchtkraft des Kohlengases durch Vermischung mit atmosphärischer Lust. — Verbesserter Kohlenkasten. — I. Evrard'S Vorrichtung an Stedeapparaten, das Schäumen der Flüssigkeiten möglichst zu verhindern. — Fabrikation von schwefelsaurem Natron ans Kochsalz und Schwefel kies. — Ransome'S Kuppelung mit sclbstthätiger Centrirung. — Simond's neuer Isolator für Telegraphendrähte. — Ueber Zkanthalin und Tanthaltngrüu. — Stromeyer's Ver fahren aus Eisenerzen de» Phosphor zu ertrahiren. — Feuilleton: Vergiftung der Nähseide. — Unterscheidung von Kolonial- und Rübenzucker. — RegenerirbareSPauspapier. — Prüfung des käuflichen Opiums auf seine Güte. — Hardcastles neue Preßwalzen. — Collodionvlatteu für künstliche Gebisse. — Neuer Ersatz für Sumach in der Gerberei. — Darstellung von fein zertheiltem Kupfer. — Literarischer Anzeiger. Gewerbliche Berichte. H. Pemberton's Verfahren eine lockere und reine schwefelsaure Thonerde darzustellen.*) (Von H. Richter.) Unter den gegenwärtig gebräuchlichen Methoden schwefel saure Thonerde behufs der Fabrikation von Alaun darzustellen, ist die mittels thonerdehaltiger Mineralien und Schwefelsäure eine mehr und mehr ausgebreitete geworden. Bei ihrer Ausführung sättigt man siedende'Schwefelsäure von 50" B. mit überschüssiger Thoncrde, die vorher gelinde geglüht und fein pnlvcrisirt wurde, eine Arbeit die mehrere Stunden, unter Umständen ganze Tage in Anspruch nimmt. Man erhält eine Auflösung, die bis zu 30 Procent schwefelsaure Thonerde enthält und die auf bekannte Weise dann weiter entweder auf feste schwefelsaure Thonerde oder auf Alaun verarbeitet wird. Diese Methode führt aber wesentliche Uebelstände mit sich; zunächst hildet sich immer neben dem neutralen Salz eine größere oder geringere Menge von zweifach basischem Salze gleichzeitig mit, eine Verbindung, die im Wasser unlöslich ist und dann ent steht, wenn die wässerige Auflösung des neutralen Salzes mit überschüssigem Thonerdehydrat bis zum Sieden erhitzt wird; es löst sich dieses Salz, wenn es sich einmal gebildet hat, nur in sehr concentrirter heißer Säure auf. Hieraus ergiebt sich von selbst, daß die Bildung dieses basischen Salzes einen Verlust an Schwefelsäure und Thönerde für den Alaunfabrikanten in sich einschließt. Für's Zweite ist die auf die gewöhnliche Weise dar gestellte neutrale schwefelsaure Thonerde von solcher Dichte und Festigkeit, daß man nur mit Mühe Stücke von der Masse ab schlagen und diese im Wasser auflösen kann, und drittens veran laßt das lange Sieden der Schwefelsäure, wenn man in ihr die Thonerde auflöst, einen großen Aufwand an Feuermaterial, Zeit nud Arbeit, nicht des gleichen Aufwandes zu gedenken, den die Verdunstung des Wassers bei Gewinnung der festen neutralen schwefelsauren Thonerde verursacht. . Um nun die genannten Uebelstände zu beseitigen, verfährt M. Pemberton auf folgende Weise: Das Thonerdehydrat (das man z. B. aus dem Kryolith durch Zersetzung des Natronaluminatcs mittels einer Säure er halten hat) wird mit so viel Schwefelsäure und Wasser vermischt, daß die vorhandenen Mengen gerade ausreichen, um zu neutraler schwefelsaurer Thonerde nebst dem erforderlichen Krystallwasser (L^Oz -j- 380z -s- 18II0) zusammenzutreten, wobei ein kleiner ) Bergt. 0en. inck. 1869. Ueberschnß von Wasser angcwcndet wird. Die folgenden Zahlen bezeichnet der Patentträger als die zweckmäßigsten, nach welchen die genannten Bestandtheile mit einander gemischt werden können, als: 150 Kilogramme feuchtes Thonerdehydrat, welche Menge 38 Procent Hydrat enthält und 200 Kilogramme Schwefelsäure von 58° B.; man erhält ans dieser Mischung 330 bis 340 Kilogramme Snlphat. Bei der chemischen Einwirkung dieser Körper auf einander entwickeln sich hohe Wärmegrade, die einen Theil des Wassers in Gestalt von Dämpfen vertreiben; außerdem entweicht auch Kohlensäure, die von geringen Mengen von kohlensaurem Natron herrührt, die in der präparirten Thonerde zurückgeblieben waren. Sobald diese Einwirkung aber vorüber ist, wird auch das Ge misch, welches anfänglich vollkommen flüssig war und stark schäumte, dick und bildet alsbald eine lockere weiße Masse, die sich fast augenblicklich und vollständig in Wasser auflöst, mit Ausnahme von geringen Mengen von kieselsaurer und phosphorsaurer Thon erde rc., die insgesammt etwa 1 Proccnt vom Ganzen betragen mögen. Betrug die Menge des Masters in dem Thonerdehydrat und in der Schwefelsäure gerade auch so viel, als zur Bildung des neutralen Salzes nothwendig vorhanden sein muß, so zeigt die erstarrte Masse einen solchen Grad der Trockenheit, daß man sie sofort verpacken oder auch vorerst zu Pulver vermahlen kann; war aber mehr Wasser noch vorhanden, als zur Krystallisation erforderlich ist, so bleibt die Masse feucht und muß, um verpackt zu werden, zuvor in erwärmten Kammern getrocknet werden. Bei diesem ganzen chemischen Prozeß ist die Anwendung künstlicher Wärme, um die Flüssigkeit bis zum Sieden zu erhitzen, vollstän dig ausgeschlossen. Wird das Verfahren auf die oben angegebene Weise ausge führt und zwar in größeren Posten, so ist die gegenseitige chemi sche Einwirkung eine so heftige, daß die Temperatur sogar weit über den Siedepunkt hinaufsteigt, wodurch die Auflösung so leicht flüssig wird, daß die vorhandenen Gase (Kohlensäure und Wasser) fast vollständig entweichen. Es hat aber die in größeren Posten dargestellte schwefclsaure Thonerde eine so lockere und poröse Be schaffenheit wie die in kleinen Posten gewonnene, nicht, insofern während des Kaltrührens der letztern, wobei sie sich verdickt, noch Gasentwickelung stattfindet und das Umrühren, weil die Masse geringer ist, leichter von statten geht; überdies streut man auf