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Dresdner Journal : 11.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189702112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-11
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 11.02.1897
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veiXOret«: Ftr Dresden vieneljährlich: 4 Mark »0 Pf., bei den Kaiser- lich benschen Postanstalten ^üilkil^hilich »Mark; außer- haU> de» Deutschen Reiches Post, und Etempelzuschlaa. EiiHelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage abends. Fernspr.-Lnschluß: Rr 1LV5 Vrrs-ner Journal. Aukbntziqnngsacdthrcn: Mk den Raum iner gespul. trnen Zeile Neiner Schrift so Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Psi Bei Tabellen- und Ziffern^- entsprechender Ausschlag Hera«»ge»er: Königliche Expedition de- Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. SV. Fernspr.-Anschluß. NrILVä 1897 ^34. Donnerstag, den 11. Februar, abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bahnhofsinspektor 2. Kl. bei der Staatseisenbahn verwaltung Bühring in Neumark das Berdienstkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Tentschland und England. Die „Hamburger Nachrichten" sind bekannt lich unermüdliche Ruferinnen im Streite für Rußland und halten sich ebenso verpflichtet, bei allen Gelegen heiten vor dem Versuche zu warnen, ein näheres Ver hältnis zwischen England und Deutschland herbri- zuführen. Auch heute unterziehen sie sich dieser Auf gabe in der nachstehenden Betrachtung, die jedenfalls von den Friedrichsruher Anschauungen sich nicht weit entfernen dürfte: Ein englischer Politiker, dessen Name leider nicht genannt wird, beklagte sich einem deutschen Korrespondenten gegenüber, dost einige deutsche Zeitungen mit sehr leichtem Herzen von der Möglichkeit eines Krieges zwischen Deutschland und England redeten und sich in allerlei Andeutungen ergingen, als ob Deutschland' wenn eS auf die Vernichtung der englischen Welt macht auSginge, leicht Lundcsgenossen finden würde. Wie dieser Politiker dann weiter ausführte, dürste duö aber aus Einbildung beruhen, denn Frankreich, so sehr cs auch England hasse, würde nicht so thöricht sein, Deutschland zu Helsen, da ein siegreiches Deutschland ihm die eroberten Provinzen nicht zurückgeben werde, und Rußland sei ebensowenig daran ge legen, Deutschland durch Ausstattung mit englischen Kolonien noch stärker zu machen, als es schon sei; diese und vielleicht noch andere Mächte würden cs im Gegenteil gern sehen, wenn Deutschland eine Schlappe erlitte und seine Kolonien sowie einen Teil seine- Handels verlöre; England brauche also nicht bange davor zu sein, daß Deutschland im Bunde mit Rußland und Frankreich ihm den Krieg erkläre. Der englische .Politiker" übersieht bei dieser Darstellung, daß Deutschjand keinen Anlaß hat, gegen England Krieg zu führen. Es genügt zur Wahrung seiner Interessen vollkommen, wenn es nicht die englische Politik gegen die russische unterstützt und Englands Ansprüche, wo sie ihm unberechtigt, sei es in Asien oder Afrika, entgegentreten, kräftig abweist. Bon der Möglichkeit eines Krieges zwischen Deutschland unr England reden deutsche Zeitungen nur ii sofern, als Deutschland im Falle eines Zu sammenstoßes der englischen Macht mit der russischen auf die Seite Rußlands treten müsse, weil andernfalls eine Verschiebung der Verhältnisse dahin erjojge, daß Deutschland oder der Drei bund für England dcn Krieg mit Rußland und Frankreich aus- kämpsen müfl,, während England lediglich die Vorteile ein streichen werde, welche ihm unter allen Umständen erwachsen würden, möge Deutschland oder der Dreibund, oder Rußland und Frankreich siegen; denn als der von diesem Kriege nur wenig berührte Teil würde eS selbst den Siegern gegenüber in folge der Erschöpfung derselben Vorteile für sich zu erreichen vermögen. Nach alter Erfahrung liegt die in Deutschland, besonders im liberalen Lager, noch nicht genug gewürdigte Gefahr für jeden Bundesgenossen Englands darin, daß er alsbald zu Eng lands Söldner herabsinkt, welchen Ramen und welches Ansehen man der Sache auch geben mag. Das Jnselreich setzt — von seiner Flotte abgesehen — nichls ein als Geld und nochmals Geld, aber nicht den Wohlstand von Provinzen, deren Dörfer und Städte der Krieg zerstört, deren Bevölkerung er dezimiert, nicht dcn Stillstand aller Produktion, nicht den Niedergang des HandelS, nicht das Blut der waffenfähigen Männer. Die kleine Truppenzahl, die England allenfalls an die Seite des Bundes genossen stellen könnte, spielt keine Rolle Die Opfer an Menschenleben, die ein europäischer Krieg ihm aufcrlegt Hal, sind immer sehr gering gewesen. In den dreiundzwanzig fahren der napoleonischen Kriege (von 17S2 bis 181b) sind nur 20 VVO Engländer gefallen, von welchen oben drein dir Hälfte geworbene Ausländer waren. Und was Handel und Industrie angcht, so sieht England gerade in Zeiten europäischer Kriege seine Produktionsstättcn in voller Thütigkeit, Handel und Schiffahrt blühen. Seine Bundes genossen aber, die nur Verluste und unwiderbringlich verlorene Ausgaben zu verzeichnen haben, Verwüstung ihrer Länder, Tod und Siechtum ihrer Jugend betlagcn müssen, werden vom Kriege so geschwächt, daß sie selbst als Sieger nicht das ent scheidende Wort beim Friedensschlüsse haben. Immer ist es Kunst und Wissenschaft. Internationale Kunstausstellungen. (Fortsetzung.) Bedenken wir, welchen Eindruck dieses einseitige LiebcL- werben Deutschlands um die Kunst des Auslandes in dortigen Künstlerkreisen und auch weiter erwecken muß, wie auch, namentlich im Hinblick auf die Medaillen-Resul- tate, dadurch der eben so irrige wie erklärliche Glauben erweckt werden muß, daß die deutschen Künstler selbst die Über legenheit ihrer fremden Kollegen fühlten,ja,Deutschlands Kunst- ohne den fremden Einfluß sich nicht erheben könne, — so würde es schon ohne weiteres erklärlich sein, daß im Laufe der letzten Jahre, wo die „Internationalen" Deutschlands dem Auslande beständig solche Erwägungen nahelegten, der deutschen Kunst auch der Privatmarkt im Auslande fast völlig abgeschnitten worden ist. Während früher eine be deutende Ausfuhr deutscher Gemälde, namentlich nach Eng land und Amerika, stattfand, hat sie jetzt aufgchört, und zwar ganz besonders in den letzten Jahren, seit nun auch Berlin von der „Internationalen-Sucht" ergriffen worden ist. Um dieses Resultat aber so schnell und gründlich zu erreichen, mußte neben den „Internationalen" auch noch der zweite Faktor in die Rechnung treten, nämlich die Kunsipreffe Deutschlands, die, wie schon früher gesagt, in ebenso unpatriotischer wie verständnisloser Weise die deutsche Kunst herabdrückt, die fremde cmporhebt Wie kann cs wunder nehmen, daß alle durch die „Internationalen" noch ganz besonders provozierten abfälligen Urteile deut scher Zeitungen über deutsche Kunst, alle Lobspendungen dagegen an die anderer Nationen eine breite Besprechung in der ausländischen Presse finden, da eS doch bekannt ist, daß diese Presse mit besonderer Genugthuuna alle die jenigen Artikel deutscher Zeitungen abdruckt, die geeignet sind, daß Ansehen des wegen seiner schnell errungenen England gewesen, welche- die Dauer der von ihm genährten Kriege bestimmte und die FriedenSdedingungen vorschncb, und England- Pläne führten fremde Heere, vornehmlich deutsche durch, welche sür König und Vaterland zu kämpfen glaubten. Jeder FriedenSschluß war ein Sieg Englands, ein Sieg durch fremde Waffen Der spanische Erbsolgekrieg, der österreichische Erbfolgekrieg, der siebenjährige Krieg, die napoleonischen Kriege, alle wurden von England mit großem politischen Geschick zur Erweiterung seiner Kolonialmacht und zur Befestigung seines Übergewichts zur See benutzt Eine weise Politik wird deshalb jede engere Verbindung mit England abweisen und dcn unausbleiblichen Zeitpunkt, wo England und Rußland auseinanderstoßen, abwarten Dann ist Deutschland der von allen Seiten umworbene Teil und kann bei kluger Zurückhaltung beim FriedenSschluß da- entscheidende Wort sprechen. Muß aber notwendig Partei genommen werden, dann muß es für Rußland geschehen. Einmal au- den angegebenen Gründen, die vor der Verbindung mit England warnen, anderseits aber, weil Englands Niederlage auch Deutschland die größten Vorteile verspricht, weil dieses m England den schlimmsten Gegner feiner Entwickelung kennen gelernt hat. Natürlich bietet man in England alles auf, um Deutschland zu der entgegengesetzten Haltung zu verleiten, und sucht in diesem Sinne aus die maßgebenden Stellen und aus die Presse einzuwirkeu. Auch im „Pester Lloyd" wird einer Verständigung de- von keiner Landmacht unterstützten Großbritanniens mit dem Dreibund oder wenigsten- mit einzelnen Mächten da- Wort ge redet. Die Ausführungen de- , Pester Lloyd" stellen mit großer Unbefangenheit alles Thatjächliche und Historische aus den Kopf. So sagt das Blatt in d.m Bemühen, Freundschaft zwischen England und Deutschland möglich crscheiaen zu lassen, „England habe nie gewünscht und küm e nicht wünschen, daß Elsaß- Lothringen wieder an Frankreich falle." Das ist genau das Gegenteil der Wahrheit. England hat in dieser Angelegenheit immer aus der Seite Frankreichs gestanden, und die englischen Freunde Frankreichs haben es an Ein wirkungen nicht fehlen lassen, um die Zurückgabe Etjaß- Lothringens herbeiznsührcn, weil diese Deutschland ge schwächt und mehr aus Englands Wohlwollen angewiesen haben würde. Ferner hebt der „Pester Lloyd" hervor, daß die ägyptische Fiage, die Frage der Voi Herrschaft im Mittel meer, Frankreichs Abhängigkeit von der russischen OrientpoliNk und verschiedene Kolonialsragen ein dauerndes Einvernehmen zwischen England und Frankreich unmöglich machten und des halb eine Annäherung zwischen Italien und England zuwege gebracht hätten. „Verschiedene Eventualitäten und Konflagra- tionen," heißt es dann wöitlich, „können diese beiden Mächte einander noch näher bringen und eine Situation schaffen, in welcher sich Großbritannien am westlichen Flügel des Drei bundes befinden würde " Wir glauben, daß eine solche „Situa tion" in der Hauptsache daraus hinauslausen würde, daß Eng land sich nicht selbst in einen europäischen Krieg einlassen, sondern ihn durch den Dreibund sühren lassen würde, um schließlich, wie wir oben auSgesührt haben, als der dem Kamps möglichst serngebliebene Teil „am westlichen Flügel" a.^ch der Einzige zu sein, der Vorteil aus diesem Kriege zöge Tie griechisch-treleufischen Angelegenheiten staben sich in höchst bedenklicher Weise zugespitzt. Wie aus den am Schlüsse des Blattes abgedruckten, heute eingelausenen Telegrammen hervorgeht, hat gestern abend der Prinz Georg von Griechenland auf Be fehl des Königs an der Spitze einer Torpedoflotte den Piräus mit dem Kurse nach Kreta verlassen. Die Abreise von Athen ist der Anlaß zu stürmischen Ovationen der Bevölkerung gewesen. Weiter hat der Ministerpräsident Telhannis in der Deputierlenkammer auf eine Anfrage nach der der Torpedoflotte erteilten Ordre zwar die Auskunft verweigert, ober doch die mysteriösen Worte ausgesprochen: „Griechenland habe seine Entscheidung getroffen " Hiernach erscheint die Annahme, daß die griechische Flotte vor einem even tuellen Kampfe mit türkischen Schiffen nicht zurück schrecken wird, um die Landung türkischer Truppen in Kreta zu verhindern, mehr als gerechtfertigt. Die griechische Regierung müßte sich also dahin entschieden haben, dem auf eine bewaffnete Intervention zu gunsten dec Aufständischen uud auf eine Vereinigung Kretas mit Griechenland gerichteten und in stürmischen Kundgebungen klar znm Ausdruck gebrachten Vvlkr- wiüen keinen längeren Widerstand mehr entgegensetzen zu wollen. Selbstverständlich müssen es aber die übrigen europäischen Mächte für ihre ernste Pflicht erachten, diesen griechischen Unternehmungen zu Gunsten der Machtstellung allgemein benelbelen Tteutfchlanos nach irgend einer Richtung hin hcrabzudrücken und zu schmä lern? Durch das Verhalten unserer Presse also und den Eindruck unserer „Internationalen" im Auslande wird dieses naturgemäß adgeschrcckt, nach deutschen Kunstwerken noch ferner Verlangen zu tragen, wendet sich vielmehr der Kunst jener Nationen zu, deren Presse die heimische Kunst besser und patriotischer beurteilt. In dieser Beziehung aber steht die Presse Frankreichs obenan Man muß einmal zur Zeit der Salon-Eröffnung in Paris geweilt haben, um zu hören, wie die dortigen Blätter ins Horn stoßen, um der Welt zu verkünden, daß die xranäv nation durch diese Ausstellung sich wieder einmal mit Ruhm und Ehren bedeckt habe und wie keine Kunst der Welt sich mit der Frankreichs messen könne. Nun, gleich den Ehamadcn der Deutschen dringen auch die Fanfaren der Franzosen in die Welt und bewirken, daß die deutsche Kunst überall von der französischen ge schlagen wird. Ähnlich wie die französische, verhält sich auch die Presse anderer Länder. Daß an dem Aufhören de» Exports deutscher Bilder nach Amerika nicht etwa der oft Vorgeschichte Zoll auf Kunstwerke, sondern das Ver halten unserer Presse die Schuld trägt, sagte mir einer der ersten Kunsthändler New-Aorts, der, selbst ein Deutscher, mit Bedauern die Nachfrage nach deutschen Gemälden ge schwunden, dagegen die nach französischen wescntlich gesteigert sieht. Die deutsche Presse kann hieraus ersehen, welche schlimmen Folgen für die deutsche Kunst ihr Verhalten gehabt hat. Zu ihrer Ehre nehme ich an, daß sie diese Folgen weder beabsichtigt noch vorhcrgesehen hat, auch muß man zu ihrer Entschuldigung sagen, daß die deutschen Künstler durch ihr Verfahren bei der Einrichtung der „Inter nationalen", bei der Medaillcnverleihung re. in gewißer Weise der Presse Veranlassung gegeben haben, eine irrige Meinung von der deutschen Kunst zu gewinnen Fast aber sollte man meinen, e» gehöre bei einem ge wißen Teile unserer Kunstreferenten zum guten Ton, zur Aufständischen mit aller Energie im Interesse des Weltfriedens entgegenzutreten. Schon im Interesse der Türkei ist das erforderlich, die sich »atüilich lediger denn je von allen den Mächten gegenüber übernommenen Verpflichtungen fühlen müßte, wenn ihr in der jetzigen für sie höchst kritischen Situation nicht der wirksamste Schutz von seiten ihrer europäischen Protektoren und Berater zu teil werden würde. Aber es erscheint leider fraglich, ob man in Griechenland überhaupt noch die Macht hat, den Volksleidenschaftrn entgegenzutreten. Sonach kann es keinem Zweifel unterliegen, daß die orientalische Frage gegenwärtig in einem Stadium angelangt ist, das die allergrößte Sorgfalt und Vorsicht bei allen Beteiligten erfordert Bor allem bedarf es der vollsten Einigkeit aller Großmächte. Hoffentlich bringen die nächsten Tage in dieser Bezsihung keine Überraschungen. Tagesgtschichtc. Dresden, 11. Februar. Ter große Hofball, welcher gestern abend bei Ihren Königlichen Majestäten stattsand, vereinigte in den Paradesülcn des Residenz- fchlosses eine Gesellschaft von nahe an 800 Personen. Unter der vornehmen Versammlung, die von K9 Uhr an den großen Ballsaal füllte, gewahrte man das Oorp8 lkistlomatigus, die Herren Staatsminister nebst Gemahlinnen, die Hofwürdenträger, hie Generalität und zahlreiche Offiziere der hiesigen Garnison und von auswärts, Damen und Herren der einheimischen und fremden Aristokratie. Ferner waren Vertreter aller Departements der Staatsbehörden, der Ober bürgermeister von Dresden, Vertreter der Kunst und Wissenschaft, des Handels und der Industrie sowie der englischen und amerikanischen Fremdenkolonien eingeladen worden. Bevor der Königl. Hof in der illustren Gesellschaft erschien, nahmen Ihre Majestäten der König und die Königin sowie die Durchlauchtigsten Prinzen und Prinzessinnen des Königl. HauseS die Vor stellungen der neu angemeldeten Damen und Herren im Stucksaale entgegen. Um 9 Uhr traten Ihre Majestäten mit Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen Friedrich August, dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg, drin Prinzen Albert, Höchstwelcher aus Leipzig hier eingetrosfen war, der Prinzessin Mathilde und Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß j. L. Heinrich XlV., umgeben von den Damen und Herren des Dienstes, in die Fcstversammlung ein Die Paradewache des Königl. Gardereiter-Regiments, welche im Vorzimmer zur französischen Galerie den ankommenden Gästen die militärischen Honneurs er wiesen hatte, trat hiernach ab. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg verließ bereits nach den Vorstellungen das Fest. Nachdem die Allerhöchsten und Höchsten Herr schäften Cercle gehalten hatten, wurde unter Vortritt Sr. Excellenz des Oberhofmarschalls Grafen V'tzthum v. Eckstädt die Polonaise eröffnet, zu welcher das mit Ausführung der Hofballmusik betraute Hautboisten- cocps des Königl. 2. Grenadier-Regiments Nr. lOl von den Königl. Hoftrompetern assistiert wurde. An der Polonaise nahmen teil: Ihre Majestät die Königin mit Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß j. L., Se. Majestät der König mit Freifrau v. Niethammer, Gemahlin des Königl. Bayerischen Gesandten, Ihre Königl. Hoheit n Prinz Friedrich August mit Frau Gräfin Lützow, Gemahlin des Kaijerl. und Königl. Österreichisch-Ungarischen Gesandten, Frau Prinzessin Jobann Georq mit dem Königl. Preußischen Ge- Move, oie Leylungen deutscher Kunft über tue Achseln an zusehen, denn schon seit längerer Zeit hat diese von der heimischen Preße nicht die Beachtung und Würdigung ge sunden, die ihr in Wahrheit zukommt. Fast typisch sind abfällige Urteile unserer Zeitungen bei der Er öffnung deutscher Kunstausstellungen. So stand im Jahre 1888, als die Akademische Ausstellung in Berlin ihre Pforten öffnete, in Berliner Zeitungen als erster Gruß, „die Ausstellung trage durchweg das Ge präge plattester Mittelmäßigkeit, der wahre Kenner fände nirgends etwas Hervorragendes, wahrhaft Künstlerisches, das im stände sei, Auge und Gemüt zu erfreuen." Die Folge dieses wenig zutreffenden Urteils war, daß der Berliner Korrespondent des „Figaro" — natürlich mit Ge- nugthuung — nach Paris berichtete, die Akademische Kunstausstellung in Berlin zeige so recht, auf welcher niedrigen Stufe die deutsche Kunst stehe, die Ausstellung erreiche noch nicht einmal das Niveau der vom Salon Refüsierten. Wenn nun schon die Berichte über unsere rein nationalen Ausstellungen im Auslande Beachtung finden, um wie viel mehr müssen dann erst die Urteile der deutschen Preße über die Internatio nalen interessieren, und wie angenehm werden die fremden Nationen berührt werden, wenn sie aus deutschen Zeit ungen ersehen, „daß die Ausstellung ihren wahren Glanz der reichen Beschickung des Auslandes verdanke, deren Werke — mit Bedauern müße man es gestehen — die der deutschen an künstlerischem Gehalt und Originalität weit überragten." Daß die deutsche Kunst eine so miß achtende Behandlung nicht verdient, habe ich schon mehr fach betont und wird auch durch das anerkennende Urteil unserer wirklich verständnisvollen Kunstkritiker bestätigt; doch selbst angenommen, sie stehe nicht auf der Höhe, so würde der beständige Tadel keineswegs dazu angethan sein, sie zu heben, denn wenn er auf der einen Seite moralisch herabdrückt, so entzieht er auf der anderen, wie wir gesehen haben, die Hilfsmittel Kunst aber ohne sandten Grafen Dönhoff, Prinz Johann Georg mit Frau Minister Schurig, Prinz Albert mit Flau Minister v. Metzsch und Prinzessin Mathilde mit dem Königl. Bayerischen Gesandten Frhrn v. Niethammer. Der Polonaise schloß sich unmittelbar ein Walzer an, dem sodann mit kurzen Pausen Polka, Galopp und Fran<;aise abwechselnd folgten. Nachdem der Tanz, bei dem der Premierlieutenant im Gardereiter- regimente Frhr. v. Fritsch als Vortänzer fungierte, begonnen hatte, wurde ein in der Reitschule etabliertes Konditoreibüffett eröffnet. Um ll Uhr fand im Thron-, Bankett- und Speisesaale das Souper statt. Die daselbst errichteten Büfietts waren in der herkömmlichen Weise aufs reichste ausgestattet. Besondere Ausmersamkeit erregte der Thronsaal durch die daselbst von der Königl. Hofgartenverwaltung gestellte prächtige Pflanzengruppe. Mächtige silberne Tafelaufsätze, unter denen sich auch die Ihren Majestäten gewidmeten Geschenke der Stadt Leipzig und derBürgerLeipzigS, eine große, reichverzierte Vase mit dem Sächsisch-Schwedischen Alliancewappeu und ein Aufsatz mit der Siegesgöttin Viktoria, ein Blumen korb der Stadt Freiberg mit den Attributen des Berg baues und ein Tafelaufsatz der landwirtfchaftlichen Kreisvereine Sachsens, Ackerbau und Landwirtschaft, Handel und Industrie, Kunst und Wissenschaft charak terisierend und von der Saxonia gekrönt, befanden, hoben sich wirkungsvoll aus dem frischen Grün der Blattpflanzen und den farbenprächtigen, duftenden Blumen hervor Kleine elektrische Beleuchtungskörper, welche inmitten der Pflanzendekoration angebracht waren, verliehen dem vornehm wirkenden Arrangement einen besonderen Reiz. Zu beiden Seiten der Ein gangsthür waren Büffetts mit den historischen, goldenen Prunkgerätschaften aus der Königl. Hvfsilberkammer und dem grünen Gewölbe aufgebaut. Der Ball fand um l Uhr mit einem aus Walzer, Polka und Galopp bestehenden Eotillon seinen Ab schluß, worauf Se. Majestät der König Sich mit dcn übrigen Durchlauchtigsten Fürstlichkeiten, Allerhöchst- und Höchstwelche während des Festabends eine große Anzahl Damen und Herren mit Ansprachen Huld vollst ausgezeichnet hatten, zurückgezogen. Ihre Majestät die Königin hatten den Ball bereits einige Zeit vorher verlassen. Dresden, 1l. Februar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert ist gestern nachmittag 4 Uhr 20 Min. in Begle^rng des persönlichen Adjutanten Premier- lieutenants v. Schönberg hier eingetroffen. Se. Königl. Hoheit nahm abends an dem Königl. Hofballe teil und kehrte heute vorm ttag 10 Uhr 50 Min. nach Leipzig zurück. Deutsches Reich. Berlin. Se. Majestät der Kaiser begaben Sich gestern vormittag nach der Rückkehr von Potsdam vom Potsdamer direkt zum Anhalter Bahnhose unv begrüßten dort Se. Kaiser! u Königl. Hoheit den Erzherzog Otto von Österreich, der kurz nach 11 Uhr hier eintraf Se. Majestät hatten die Uniform seines K. K. österreichi schen Husaren-Regiments angelegt, der Erzherzog Otto die Uniform des 2. westfälischen Husaren-Regiments Nr. 11, dessen Chef er bekanntlich ist. Zum Empfange waren auf dem Bahnhofe außerdem erschienen: Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Friedrich Leopold (in österreichischer Uniform), Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht, der österreichisch ungarische Botschafter v. Szögyönyi - Manch mit den Herren der Botschaft, sämtliche Herren des Kaiser! Haupt quartiers, die aktiven Generale, Admirale .'c. Beim Ein laufen des Zuges, der mit einigen Minuten Verspätung cintraf, intonierte die Musik der auf dem Bahnsteige auf marschierten Ehrencompagnie des Kaiser Franz Garde- Grcnadicrregiments Nr. 2 den österreichischen Präsentier marsch. Se. Majestät der Kaiser umarmten und küßten unter herzlichem Händedruck seinen erlauchten Gast, nach dem dieser den Waggon verlaßen hatte. Nach der üblichen Gunst ist umsunst, das gilt ganz besonders auch in materieller Beziehung. Eine Kunstkritik ist nur dann am Platze, wenn sie auf Mängel, die, wie allem Menschen- wcrk, so auch jeder Kunst anhaften, in wohlwollender und verständnisvoller Weise aufmerksam macht, dagegen auch das wirklich Gute und Tüchtige anerkennt und hervorhebt. Tritt abcr die Kunst einer bestimmten Nation in einen internationalen Wettbewerb ein, so sollte die Kritik jener Nation noch ganz besonders vorsichtig und auch ihrer patriotischen Pflicht eingedenk sein, damit nicht "Nachteile, wie die hier gezeigten, entstehen. Bisher habe ich die Wirkungen unserer jährlichen „Internationalen" und das Verhalten der Presse nur nach der materiellen Richtung verfolgt, doch auch in idealer Beziehung drohen der deutschen Malerei durch beide ernste Gefahren Ich muß an das alte Sprichwort denken: „Gelegenheit macht Diebe", wenn ich behaupte, daß der jüngere, noch nicht urteilsfeste deutsche Künstler durch die beständige Vorführung fremder Kunst in den „Inter nationalen" allmählich verleitet worden ist, von seiner nationalen Basis abzulenken und sich im Nachahmcn des Fremden zu gefallen; in Anbetracht der den Deutschen so zu sagen angeborenen Schwäche für das Fremde lag die Versuchung hierzu schon nahe, durch die Lobgesängc unserer Preße an die ausländische Kunst, durch die Medaillen resultate ivurde sie geradezu unwiderstehlich. Das Lösen aber vom Nationalen, das Nachäffen fremder Auffassung und Malweise ist an und für sich schon ein verfehltes Be ginnen; denn wenn die Grundgesetze, wie in aller Kunst so auch in der Malerei, allgemeine sind, so muß doch jede« Volk auch in dieser gewiße nationale Charakteristika zeigen, die durch Naße oder Temperament, durch Klima, politische und religiöse Verhältniße bedingt sind und daher volle Berechtigung haben Gerade diese nationale Ver schiedenheit der ausgestellten Kunstwerke in einer inter nationalen Ausstellung übt ihren besonderen Reiz auf den Beschauer au« und hält sein Interesse wach, während
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