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Ar. 40. Iriedrich Heorg Wiecks 186S. Den Ische Zur deutschen Postrcforin. Es sind nun demnächst 16 Jahre verstossen seit Gründung des am 6. April 1850) zwischen Oesterreich nnd Preußen abgeschlosse nen deutsch-österreichischen Postvereins-Vertrags, zu wclchein die säinintlicben deutschen Postvcrwaltnngen in verhältnißmäßig rascher Reihenfolge ihren Beitritt erklärten. Mit Abschluß dieses Vertrags wurde dem deutschen Postwesen, welches früher unter den traurigen Einflüssen der ans der Zcrsplit tcrung der deutschen Territorien nothwendiger Weise resultirendcn Sonderintercssen zn keinem gedeihlichen VcuwärtSschreitcu im Sinne einer gesunden volkswirthschaftlichen Politik gelangen konnte, das Gepräge eines mit den berechtigten Anforderungen des corrcspondi- rcndeu Publikum „möglichst" im Einklang stehenden Instituts auf gedrückt. Wer die Musterkarte von Tarifen, welche vor obiger Zeit bei Deutschlands Poststellen behufs der Taxirung von Briefen und Pal leten zur Anwendung kamen, aus Erfahrung kennt, für den mußte die nunmehr zu Stande gekommene Regulirung der Brieftaxe fin den gauzen Umfang des Vereinsgcbiets nach 3 Sähen (1 Sgr. für den Brief bei einer Entfernung bis zu 10 Meilen, 2 Sgr. bei einer Entfernung über 10 bis zu 20 Meilen und 3 Sgr. für jede weitere Entfernung) als ein nicht zu untcrschähendcr Fortschritt erscheinen. Durch die sodau» im Jahre 1857 beschlossene und vom 1. Juli 1858 au durchgeführtc Reform des Fahrposttaxwescns, wornach bei Anwendung eines freilich für weitere Entfernungen zu hohen Tarifs für einfache Scndnngcn ohne dcklarirtcnWerth und für Wcrtbsendun gen, das Porto für alle Packete innerhalb des Vereinsgcbiets nach der direeten Entfernung berechnet und die hierdurch erzielte Einnahme au die betheiligtcu einzelnen Verwaltungen nach Proccntsäheu auf Grund eines besonders vereinbarten Rechnungsmodus vertheilt wirk, wurde ein bedeutender Schritt auf der Bahn einheitlicher Gestaltung des Postbetriebs vorwärts gethan. Gegen Ende deü Jahres 1865 soll nun in Earlsruhe die fünfte deutsche Postconfereuz zusainmeutrcteu, deren Hauptaufgabe, soviel allenthalben verlautet, wohl sein wird, den Bricftarif im Vcrcinsge- biet in der Weise zn rcformircu, daß das Porto für Briefe innerhalb dieses Gebiets nur nach zwei Sähen berechnet wird, nämlich mit 1 Sgr. bis zu einer Entfernung von 20 Meilen und mit 2 Sgr. für alle Entfernungen über 20 Meilen. Hiernach würde der Briefportosah mit 3 Sgr. gan z Wegfällen und der Rayon für den niedersten Sah nm volle 10 Meilen ausge dehnt, ein weiterer Schritt zu der nach nuferem Dafürbaltcn unbe dingt gebotenen endlichen Einführung von nnr Einer Bricftaxc (ein Sgr.) für den ganzen Umfang des deutschen Postvcreinsgcbicts, nach Art der englischen Pennypost. Es haben auch scheu verschiedene deutsche Staaten (Bayern, Hannover, Württemberg, Baden) durch Einführung der einstufigen Brieftaxe (1 Sgr. oder 3 Kr. sttdd. Whrg.) innerhalb ihres eignen PostgebietS der endlichen Rcalisirung der Idee einer deutschen Pcnnv- post vorgearbeitct nnd wir sind überzeugt, daß der Ausfall, welchen die Postkasten dieser Länder im Augenblick durch obige Maßregel er leiden, binnen weniger Jahre'durch den wegen der billigen Taxe ver mehrten Briefverkchr reichlich ausgewogen werden wird. Wir erinnern daran, welch' ungünstiges Prognostiken seiner Zeit der großartigen durch Rowland Hill ins Leben gerufenen Reform der englischen Briefpost gestellt worden ist und wie dieser Mann seine zahlreichen Gegner im eigenen Land und auf dem Eontinent an der Hand der zwei bedeutsamen Worte „ Zahlen beweisen " zu Schau den gemacht hat. Währcndim Jahr 183!» (lehtcS Jahr vor Einführung der Penny post) die Gcsaiumtzahl der bei den englischen Poststellen anfgegcbenen Briefe 76 Millionen betrug, steigerte sich diese Zahl in einem Zeit raum von 16 Jahren auf nicht weniger als 456 Millionen pr. g, welch' lehtcre Ziffer im Jahre 1855 erreicht wurde: mithin crgicbt sich für diesen vcrhältnißmäßig kleinen Zeitraum die enorme Zu nalmic von 380 Millionen Briefen pr. Jahr, llnd Jahr für Jahr nabin bisher der Briefverkchr in England immer noch nm Millio neu zu. Als Beweis dafür, daß auch in kleineren Territorien alle Refor men in postalischer Beziehung, wie sic einerseits dem Publikum zu gut kommen, so auch andererseits in letzter Linie den Staatsschab nicht schädigen, fügen wir einige Notizen ans einer durch ein offieicl les württemb. Blatt veröffentlichten Darstellung über den Postbetricb iu Württemberg bei: Das Königreich Württemberg, mit einer Einwohnerzahl von 1,750,000, in welchem bis zum Jahre 1851 der Jttrst von Thnrn nnd Taxis gegen eine sährlich an die Württemb. Staatskasse zu leistende Vergütung von 70000 Gulden das Postregal ansübte, nahm im letzteren Jahr (gegen eine Abfindungssumme von 1,300,000 Gulden) seine Posten in eigene Verwaltung. Unmittelbar darauf wurden sämmtlich c Brief- und Packereibcstellgebühren zcin