Volltext Seite (XML)
MchMeUolkszeitung v»zu,»p»«i»i iA»Iaab« X mU 2 BeUagen vierteljährlich LI« In l ' Drelven und ganz Deutschland stet HauS L.SL I tn Oesterreich 4,4L <- I «»»a«be S nur mit gelerabend diertellShrllch 1,8« In I Dresden und ganz Deutschland frei HauS ».«2 ^ I in Oesterreich 4,0» X. - Einzel-Nummer I« z ' I Wochenlags erscheint die Zeitung regelmützig in den ersten I chmulagsstundenl die Sonnabendnummer erscheint später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend ! Annahme von GeschSstSanzeigen bis >« Mr. von Famili«' anzeige» bis II Uhr. Preis sür die Petil-Spallzeile»« <s.tm ReNameteU»0 I Für undeutlich geschriebene, sowie durch S«n>sprecher auf- I gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für ' die Richtigkeit dcS Leiter nicht übernehmen. RedaktionS-Eprechstunde: Itz bis 11 Uhr vorimttaatl I Für Rückgabe cingcsandter Echnslst. macht sich deRedaM«, I nicht verbindlich: Rücksendung ersolgt. wenn Rückporto bei. Igesügt ist. Briestichen Anftagcn istAntwor,Sports betzusügen. Nr.2r» Geschäftsstelle und Redaktion Dresdeu«A. IS» Holbeinstratze 46 Freitag den 5. Februar 1915 Fernsprecher 21866 14. Jahrg. Die Blockade Englands Es wird ernst jetzt in dein Kampfe mit England. Dem gefährlichen und niederträchtigsten Feinde geht es jetzt energisch ans Leder. Das beweisen die neuesten Maßnahmen des deutschen Ad miralstabes. England faßte bekanntlich den Plan, Deutsch land auszuhungern. Die Küsten sollten blockiert, die Zu fuhr überall abgeschnitten und jeder Verkehr mit den neu tralen Staaten unterbunden werden. Der „Beherrscher des Meeres" glaubte uns ungestraft auf wirtschaftlichem Ge biete zu besiegen, weil er uns auf militärischem nicht bei- kommen kann. Deutschland tvar aus der Wacht. Die im Inlande getroffenen Maßnahmen sichern und bürgen uns das Brot und Fleisch bis zur nächsten Ernte. Deutsche Kreuzer und deutsche Tauchboote erschienen an den ver schiedensten Stellen der englischen Küste, versenkten dort Schiffe und beunruhigten die Bevölkerung. England tobte, und als nun gar der englische Handel durch deutsche Tauch boote gestört wurde, als deutscherseits angekündigt wurde, daß in den englischen Gewässern und weiterhin die Truppentransporte verhindert und die Handelsschiffe ver nichtet werden sollten, da wurde von den einstmals so stolzen Engländern verkündet, daß Lug und Trug auf den Thron zu erheben seien, die Handelsschiffe sollte unter neutraler Flagge segeln. Deutschland ist die Antwort nicht schuldig geblieben. Wie wir an anderer Stelle Mitteilen, hat der Ehef des Admiralstabes der Marine bekanntgegeben, daß die Gewässer um Großbritannien und Irland einschließlich des gesamten englischen Kanals als Kriegsgebiet erklärt würden. Vom 18. Februar ab wird jedes feindliche Kauf- fahrteischiff zerstört und zwar ohne Rücksicht auf Passagiere und Mannschaft. Die Neutralen werden gewarnt, weil es im Kriegsgebiet stets gefährlich und weil England die neu trale Flagge wirderrechtlich benutzen will. Der klaren und deutlichen Bekanntmachung ist eine Denkschrift beigefügt, die allen Beteiligten zugestellt wird. In der Einleitung heißt es: „Seit Beginn des gegenwärtigen Krieges führt Groß britannien gegen Deutschland den Handelskrieg in einer Weise, die allen Völkerrechtsgrundsätzen Hohn spricht. Wohl hat die britische Regierung in mehreren Verordnungen die Londoner Seekriegsrechtserklärung als für ihre See- streitkräste maßgebend bezeichnet, in Wirklichkeit hat sie sich aber von dieser Erklärung in den wesentlichsten Punkten losgesagt, obwohl ihre eigenen Bevollmächtigten auf der Londoner Seekriegsrechtskonferenz deren Beschlüsse als geltendes Völkerrecht anerkannt habe." Die Religionszugehörigkeit der Krieg- führenden Um uns ein richtige» Bild der Sache vorführen zu können, versuchen wir zunächst die katholische Bevölkerung der einzelnen Staaten zusammenstellen, hierauf die nicht katholische. Für die erstere gibt un« da» zu Rom von den Pallottnern herausgegebene ^nouario Lvolssikmtioo" 1914 genauen Aufschluß; es enthält auf Seite 143—146 eine Gesomtstatiftik der katholischen Bevölkerung aller Länder; die Zahlen find soweit al» möglich staatlichen VoNSzäh- langen entnommen. Für die nichtkatholische Bevölkerung mag der Gvthaische Hofkalender als Quelle dienen. Katholiken Zentralmächte und Türkei Oesteretch . . 25 919 727 Deutsche» Reich . . 23 821 462 Ungarn . . 12 913 663 Türkei (asiatisch) .... . . 860 267 Bosnien . . 442 197 Türkei (europäisch) .... . . 283 859 Deutsche Kolonien .... . . 138 170 Summa 64 829 286 L. Dreiverband Frankreich . .37000000 Rußland . . 13 781 987 Belgien . . 7 400 000 Britische Kolonien .... . ; 7 839 858 Britischer Besitz in Europa . . . 5 892 687 Französische Kolonien . . . . . 2 786 098 Japan ... . . 1489,3 Summa') 74 849 443 *) Für Serbien konnte die Zahl nicht ermittelt werden. Diese wichtigen Sätze werden in der Denkschrift weiter ausgeführt. Deutschlands Plan ist klar. Er gilt der Ver nichtung des englischen Handels und der Verhinderung der englischen Truppentransporte. Damit zahlen wir lediglich mit derselben Münze heim, mit der die Engländer uns aus zuzahlen gedachten. Der Krieg ist ein rauhes Handwerk, ec zwingt manchmal zu brutal aussehenden Maßnahmen. In dem vorliegenden Falle konnte Deutschland nicht anders handeln. Wir dursten nicht zugeben, daß ein ganzes Volk der Vernichtung preisgegeben wird, daher die strengen Maßnahmen, die hoffentlich ihre Wirkung nicht verfehlen. Was das ganze deutsche Volk sehnlichst erwartet, nämlich die Zerstörung der englischen Weltmachtstellung, das wird durch die neueste Bekanntmachung unseres Admiralstabes und deren Ausführung beschleunigt. Die Züchtigung des ver schlagenen Volkes, das sichere Treffen am Lebensnerv muß jetzt herbeigeführt werden. Die deutsche Maßnahme ist mit Freuden zu begriißen, an ihrer energischen Durchführung zweifeln wir nicht. < » * Der deutsche Tagesbericht (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 1. Fe bruar vormittags. Westlicher Kriegsschauplatz: Auf der Front zwischen der Nordsee und Reims fanden nur Artilleriekämpfe statt. Erneute französche Angriffe bei Perthes wurden unter Verlusten für den Feind abgcwiesen. Nördlich und nordwestlich Massiges (nordwestlich St. Menchould) griffen unsere Truppen gestern an, stießen im Stnrm über drei hintcinanderliegende feindliche Graben linien durch und setzten sich in der französischen Haupt- stcllung in einer Breite von zwei Kilometern fest. Sämtliche Gegenangriffe der Franzosen, die auch nachts fortgesetzt wurden, sind abgeschlagen worden. Wir nahmen 7 Offi ziere und KOI Mann gefangen, eroberten 9 Maschinen gewehre, 9 Geschütze kleineren Kalibers nnd viel Material. Sonst ist nur erwähnenswert, daß in den Mittel- Vogesen das erste Gefecht einer Schneeschuhtruppe gegen französische Jäger erfolgreich für uns verlief. Oestlichcr Kriegsschauplatz: In Ostpreußen wurde» schwache russische Angriffe gegen unsere Stellungen südlich der Memel abgewiesen. In Polen nördlich der Weichsel fanden im Anschlüsse an die gemeldeten Kavalleriekämpfc Plänkeleien kleiner ge- Weit schwieriger ist die Feststellung der nichtkatholtschen Einwohner der einzelnen Länder. Für da» russische und türkische Reich sind die Volkszählungen veraltet und unzu verlässig. Aber auch für das deutsche und französische Kolonialreich in Afrika und in der Südsee wie auch für den belgischen Kongo sind wir so ziemlich aus Mutmaßungen angewiesen. Nichtkatholiken Zentralmächte und Türkei Deutsches Reich 39991421 Türkei (?) 19500000 Ungarn 7 860 000 OesteSreich 2 622000 Bosnien 1452 000 Deutsche Kolonien (?) . 11 300000 Summa 82716421 8. Dreiverband Britische» Reich a) Kolonien (?)... 370 000 000 d) Europa ..... 39500000 Russisches Reich (?) 158000000 Japanisches Reich 72 000 000 Französischer Besitz (Europa u. Kolonien) f?s 42 600 000 Serbien (?) . 8 900 000 Summa 687 900000 Wa» die Mohamedaner betrifft, so finden sich Anhänger dieser Religion unter den Untertanen fast aller Kttegführen- den. Für Afrika kann man kaum genaue Angaben feststellen ; tn Indien wurden (1911) 66 623 412 gezählt, tn Französisch- Algerien (1911) 4740626, in Tunis (1911) 1780144. L» ist auch zwecklos, die „Mohammedaner" al» solch« über- Haupt in Rechnung zu ziehen. Wohl hat der Sultan den Krieg al» einen „heiligen" erklärt, doch scheinen die unter mischter Truppenabteilungen statt. An der Bsura, südlich Sochazew» brach ein russischer Nachtangriff unter starken Verlusten des Feindes zusammen. Unser Angriff östlich Bolimvw macht trotz heftiger Gegen stöße des Feindes Fortschritte. Die Zahl der Gefangene» erhöht sich. In den Karpathen kämpfen seit einigen Tagen deutich: Kräfte Schulter an Schulter mit den österreichisch-unga rischen Armeen. Die verbündeten Truppen haben in dem schwierigen und verschneiten Gebirgsgeländc eine Reihe schöner Erfolge erzielt. Oberste Heeresleitung. Die britische Küste als Kriegsgediet erklärt Der Reichsanzeiger veröffentlicht im amtlichen Teil folgendes: Bekanntmachung 1. Die Gewässer rings Großbritannieu und Ir land einschließlich des gesamten englischen Kanals werden hiermit als Kriegsgebiet erklärt. Vom 18. Februar 1N13 an wird jedes in diesem Kriegsgebiet angetroffene feindliche Kauffahrteischiff zerstört werden, ohne daß es immer möglich sein wird, die dabei der der Besatzung und den Passagieren drohende» Gefahren abzuwenden. S. Auch neutrale Schiffe laufen im Kriegsgebiet Gefahr, da es angesichts des von der britischen Regie rung am 31. Januar angeordneten Mißbrauchs neutra ler Flaggen und der Zufälligkeit des Seekriegs nicht nicht immer vermieden werden kann, daß die aus feind liche Schiffe berechneten Angriffe auch neutrale Schiffe treffen. 3. Die Schiffahrt nördlich um die Sherlands- inseln, in dem östlichen Gebiet der Nordsee und in einem Streifen von mindestens 30 Seemeilen Breite entlang der niederländischen Küste ist nicht gefährdet. Berlin, den 4. Februar 1013. Der Chef des Admiralstabs der Mariae, gcz. v. Pohl. Zur Erläuterung dieter Bekanntmachung wird den Verbündeten, den neutralen und den feindlichen Mächten Mächten eine Denkschrift nütgeteilt. Ein Verzwciflungömittel Amsterdam, 3. Februar. Die London Shipping Gazette setzt 600 Pfund (10lX>0 Mark) Belohnung aus für die Mannschaft des ersten Kauffahrteischiffes, das ein deutsches Unterseeboot zum Sinken bringt. England und Frankreich stehenden MoslimS auch werie: sür diese Mächte zu kämpfen. Anderseits sind viele Millionen von Bekenner» des Islam Untertanen neutraler Mächte (Niederländisch - Ostindien etwa 35 000000, China etwa 30000000. Tripolis etwa 1000000). Dieselben cheiöen infolgedessen gänzlich aus der Rechnung auk. Kriegsmiszellen Der hercingelegte Zensor. Alle von den englischen Sol daten nach Hause geschickten Briefe gehen durch die Hänüs eines Zensors. Ein Soldat, von dem vier oder fünf Briefe durch den Zensor arg zusammengestrichen worden waren, be- schloß, mit diesem Herrn quitt zu werden und schrieb daher ans Ende seines nächsten Briefes: „Guck bitte unter die Marke." Der Brief wurde in üblicher Weise von dem Zen, sor geöffnet und gelesen. Es dauerte eine ganze Weile, bis es diesem gelang, die Marke mittels Dampf zu lösen, aber seine Gefühle kann man sich besser ausmalen, als er dis folgenden Worte las: „War sie schwer loszukriegen?" * Die Launen der Geschosse. Unter den vielen Merk- Würdigkeiten, die während des Krieges bereits von Geschoß- Wirkungen berichtet worden sind, verdient dis folgende, von der italienische Blätter erzählen, besondere Erwähnung. In ArraS fiel während einer Beschießung eine Granate auf ein Privatgrundstück, das an die Provinzialstraße angrenzt, höhlte hier ein tiefes Loch in die Erde, und zwar um einen großen Baum herum, hob dann durch die Gewalt ihrer Sprengwirkung den Baum mit allen Wurzeln aus dem Boden und schleuderte ihn über die Umfassungsmauer, die eine Höhe von etwa 4 Meter hatte. Der ganze Baum wurde so etwas gewaltsam auS dem Garten auf die Landstraße „verpflanzt".