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Dresdner Journal : 05.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189901051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-05
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 05.01.1899
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vez««»»rei»r «M Dre«den vierleljährlich: , Mari L0Ps, bei dtnSalscr. Ich deutschen Postaustalten wterteljährtich 3 Mart; außer» talb de« Deutschen Reichs P st- und Stempelzuschlag. Mn-elne Ruwmern: 10 Pf. «rschetnen: Täglich mit ÄuSnahmr der Gon», und Feiertage abend«. F«spr.-«nschlub:Srr INS Dres-ner Journal. Ankün»t,un,s«rbützre«: Für den Raum einer gespal- tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile LV P, Bei Tabellen, und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Heransgeber: Königlich« Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr SO. Fernspr-Anschluß:Rr1L9S. 1899 ^4 Donnerstag, den 5. Januar abends. Amtlicher Leit. Se. Majestät der König baben Allergnädigst ge ruht, den Kreishauptmann vr. Georg Otto von Ehren sie in zu Leipzig ander weit auf fünf Jahre zum Mitglied der Disziplinar kammer und den Präsi denten des OberlandesgerichlS August Julius Löß nitzer unter gleichzeitiger Uebertragung des Borsitzes sowie den Senatspräsidenten des OberlandeSgerichlS Karl Bruno Kurtz unter gleichzeitiger Uebertragung der Stellvertretung des Vorsitzenden auf fünf Jahre zu Mitgliedern des DiSziplinarhofS zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Ministerialdirektor im Finanzministerium Geheimen Rath vr. ^ur. Eduard William Diller und den Senat-Präsidenten des Oberlandesgerichts Otto Heinrich Vieweg zu Mitgliedern des Kompetenz- gerichtshofcs zu ernennen, ingleichen dem diesem Ge richtshof als Mitglied bereits angehörigen Senats- Präsidenten deS OberlandeSgerichlS Ernst Hugo Seyfert die Stellvertretung deS Vorsitzenden zu übertragen. Se. Majestät der König haben dem bisherigen Ersten Konzertmeister in der König!, musikalischen Kapelle Professor Eduard Nappoldi das Ritterkreuz 1. Klasse der Verdienstordens Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß d.r K. K. Oesterreichische Generalkonsul, Geheime Hofrath vr. Schober zu Leipzig die ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene Kaiser!. König!. Oesterreichische Jubiläum- Erinnerungsmedaille annehme und trage. 'Mekanntrnachung. Die Allgemeine Norddeutsche VersicherungS- bauk zu Hamburg ist zum Betriebe von Versicher ungen auf den Erlebens- und Todesfall mit dem Sitze in Leipzig zugelassen worden. Gemäß tz 6 der Verordnung vom 16. September 1856 wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 31. Dezember 1898. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, is» vr. Bvstel. Effler. Srvenuuuge«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« «eschäftSberetche de» vitntfteriums »er Justiz. Ter Rechtsanwalt Ewald Leopold Hofmann in Adorf ist zum Notar für Adorf auf fo lange Zeit, als er dort seine ordentliche Geschäftsstelle haben wird, ernannt worden. Im GrschiftSberelche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Po st-Lerwaltung sind ernannt worden: Hohlfeld, zeithrr Ober-Postkassen-Buchhaller, als Ober-Postkasien-Nassirer in Dresden; Polster, zeither Poftsekreiär, als Oder Postkassen- Buchhalter in Dresden; Reichard, zeither Poftsekreiär, als Lber-PostdireltionSsekretär in Dresden; Haase, zeither Post- sekretär, als Ober-Postdirektionssekretär in Leipzig; Preßler, zeither Postsekretär, al- Postmeister in Herrnhut. I« Geschäftsbereiche »e» Mtniftertum« »es Knltu» un» öffentlichen Unterricht«. Zu besetzen: die zweite ständige Lehrerittlle in Welda Kollator: Da- König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichte«. Ein kommen außer sreier Wohnung 12VO M. einschließlich SOO M. vorausgewährte Zulage di- zum Eintritte brr allgemeinen Er höhung der Lchrergehalte. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher AmtSsührungS- und PrLfung-zeugmße bis zum 22. Januar an den Königl Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Gelbe in Großenhain einzureichcn. Im Geschäftsbereiche deS evangelisch-lutherischen LandeSconsiftoriumS sind oder werden demnächst folgende Stellen erlcdiqt: davon lind zu besetzen nack dem Kirchengesetze vom 8 Dezember 1886 im 1. Halbjahr 18«»: eaoat. 6 im regelmäßigen BesetzuugSversahren: da» I. Sub- diaconat für den Gesammtbezirk Slt-Leipzig «Leipzig !) — Kl. I — Eollator: der Stadtlaih zu Leipzig: da- Archidiacouat zu Elsterberg mit Pfarramt Hahndorf (Plauen) — Kl. I — Collator: der Besitzer de« Rittergute- Elsterberg; da- Pfarramt zu Plrisa mit Wüstendrand (Chemnitz II) — Kl.IV (8) — Eollator: da« evangelifch-lutherische Lanbe«consistorium; da« «rchidiaconat zu Meißen (Ephoralort) - Kl. IV (8) — Lollatcr: der Etadtrath zu Meißen; da« I. Diaconat zu Glauchau (Evhoralort) - Kl IV (8) — Eollator: Se. Er laucht Gros Element von Schönburg - Hinlerglauchau, die Hospitalpredigerstelle zu Pirna mit der Schloßpredigerstelle zu Zehista (Pirna) — Kl. I — Collator: der Etadtrath zu Pirna und die Rittergut-Herrschaft zu Zehista. Dagegen wurden angestellt bez. befördert: Karl Albert Hirsch, Predigtamttcandidat, nl« Hils»ge,stlicher in OelSnitz i.« (Ephoralort); Richard Guido Wilhelm Franke, HilsSgeiftlicher, und Traugott Adolf Johann Karl Renard, Predi tamt-- candidat, ersterer al- Diaconu-, letzterer al« Hilf-geistlicher an St. Johanni- in Chemnitz (Chemnitz l); Ernst Tbcodor Edmund Wauer, Psarrvicar, und Kurt Wolfgang Skirrl, Predigt- amt-candidat, ersterer al« Pfarrer, letzterer als DiaconatSvicar in Königsbrück (Oberlausitz). Nichtamtlicher Teil. Viktor Napoleoa. Aus Paris wird uns unter dem 3. d. MtS. ge schrieben: In England ist man vielfach der festen Meinung, daß Frankreich noch vor Monatsfrist einen Staats streich haben werde. Eine große Londoner Versicher ungsgesellschaft nimmt bereit- Anmelvungen von Ver, sicherungen gegen Unfälle bei der nächsten Revolution in Frankreich entgegen. Wer den Staatsstreich machen wird, sagen die Engländer aber nicht, und hier in Frankreich weiß man es auch nicht. Daß solche Er eignisse jedoch im Bereiche der Möglichkeit liegen, giebt mancher nm so bereitwilliger zu, al- vor kurzem bereits einmal von einer Verschwörung wenigsten- die Rede war. Sie sollte angezettelt gewesen sein, um einem der beiden Prinzen Bonaparte, Viktor oder LouiS Napoleon, auf den Thron Frankreichs zu ver helfen. Damals hieß eS, Prinz Viktor strebe weniger nach dem unsicheren französischen Kaiserthrone-, er be vorzuge die Behaglichkeit des Familienlebens auf seinem Schlosse in PranginS am Genfersee. Mehr Neigung für die glänzende Stellung des Kaisers der Franzosen habe Prinz LouiS, der russische Garde- Oberst und zukünftige General. Es war an zunehmen, daß diese Nachrichten den Thatsachen nicht vollkommen entsprächen, denn warum sollten die beiden Prinzen ihre diesbezüglichen Meinungen und Absichten vorher an die große Glocke gehängt haben, zu einem Zeitpunkt, wo der Boden für einen Staatsstreich noch gar nicht umgepflügt war? So ganz urplötzlich pflegen Staatsstreiche doch nicht zu kommen. Tie öffentliche Meinung muß immer, und sei es noch so oberflächlich, darauf vor bereitet sein, wenn das Gelingen des Unternehmens nicht von vornherein in Frage gestellt werden soll. Man muß doch wissen, was der Mann des Staats streichs will, man muß erwägen können, ob es nicht besser wäre, es bliebe beim Alten Durch jene Staatsstreichgerüchte im vorigen November ist der Boden heute schon immerhin etwas mehr geebnet. Wir erstaunen deshalb auch nicht übermäßig, wenn wir heute ganz andere Mitteilungen über die Intentionen des Prinzen Victor Napoleon und seines Bruder- Hören. Kürzlich haben die 28 Bonapartistenvereine des Seinedepartements ihre Ausschüsse erneuert und eine aus den neugewähtten Präsidenten bestehende Abordnung nach Brüssel zu Prinz Victor geschickt, um letzteren ibrer Ergebenheit zu versickern. Ueber da» Ergebnis dieser Audienz bei dem französischen Thronprätendenten hat der „Matin" eins der Mit glieder der Deputation befragt und etwa folgender erfahren: Prinz Viktor, jetzt 36 Jahre alt, macht den Ein- 1>ruck der Thatkraft. Er hört wohlwollend, was man sagt, und wenn er antwortet, belebt sich sein Gesicht. Er erörtert Punkt für Punkt das angeschlagene Thema, prüft die schwachen Stellen der Beweisführung und sagt unumwunden seine Meinung. Von der ihm zu gedachten Rolle ist er sehr durchdrungen. Aussichts losen Unternehmungen, wobei man etwa eine falsche Anschauung von seinem Mute bekommen könnte, ist er vollkommen abhold Er ist „entscklossen, zu han deln" und überzeugt, daß es jetzt w möglich geworden ist, irgend etwas durch legale Mittel zu versuchen. Entschlossen z»m Gewaltstreiche, bei eitet er sich darauf vor und macht seinen Plan, denn dem Zufall will er dabei nur einen möglichst geringen Anteil überlassen. Und wenn die vor hergesehenen Ereignisse eintretcn, die näher sind, als man glaubt, so wird er sich an die Spitze der Bewegung stellen und sich den Ruckzug ablchneiden, dessen zum mindesten sicher: des Namens Napoleon würdig gekämpft zu haben, falls der Erfolg au-bleiden sollte. Am Tage deS Handelns wird Prinz LouiS an seiner Seite stehn und seinen älteren Bruder unterstützen. Die beiden Brüder verbindet, entgegen den Gerüchten von Verschiedenheiten zwischen ihnen, eine herzliche und aufrichtige Zuneigung. Was die Judenfrage bctrifft, so ist der Prinz uicht Anti semit, sondern Feind der Rassen- und Reiig on-kriege und beseelt von den Prinzipien der großen Revolu tion Er würde die Juden wie die Protestanten schützen und ersteren die Bürgerrcchte nicht absprechen, die ihnen Napoleon I. im Jahre 18<>4 einräamte. Aber anderseits würde er auch keine Uebergriffe von ihrer Seite dulden. Nach seiner Ansicht hätten die Juden in Frankreich nur dank der Mißwirtschaft der parlamentarischen Regierung eine unnatürliche Mackt er langt. Die Regierung sei auf ihre Geldkräste angewusen und habe ihre Unterstützung mit übermäßig und unrecht mäßig auSqetcilten Ehrenstellen und Würden bezahlt Bon der DreyfuS-Affaire an sich sprach der P lnz wenig. Er schob die Verantwortung für olle Wirren und Verwickelungen der Unentschlossenheit und dem Mangel an Autorität der Minister zu. Vom Heere sagte er, es könne nicht für die Handlungs weise einzelner Offiziere verantwortlich gemacht werten, welche die Ueberlieferungen der Ehre und Loyalität allerdings arg mißachtet hätten. Die Fahne stehe über allem, doch könne er nicht ein verstanden damit sein, daß die Vaterlandsliebe zur Entschuldigung von Urkundenfälschungen diene (Henry). Den Bonapartisten empfahl Prinz Victor, an allen Bewegungen teilzunehmrn und darauf hinzuarbecten, daß sie die Führung der großen Partei der Unzu friedenen erlangten. Man sieht, es ist eine richtige Thronrede, die Prinz Victor gehalten hat. Sie umfaßt ein ganzes Regierungsprogramm. Die Pferde sind offenbar ge sattelt zum Kronritte nach Paris. Es fragt sich nur, wie wcit der neue Bonaparte auf seinem Wege kommen würde. Tagesgeschichte. Dresden, 5. Januar. Se. Majestät der König trafen heute vormittag sch 11 Uhr von Strehlen im Residenzschlosse ein, empfingen die Herren StaatS- minister und Hofdepartementschefs zu Vorträgen und nahmen mehrere militärische Meldungen entgegen. Nachmittags kehrten Se. Majestät nach Strehlen zurück. Ihre Majestät die Königin wohnten heute mittag 1 Uhr einer Christbescherung im Krüppelheime in den Trackenbergen bei. Nachmittags 5 Uhr nahmen Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des König!. Hauses mit den Damen und Herren vom Dienste an der Tafel bei Ihren Majestäten in der Villa Strehlen teil. Heute abend 9 Uhr findet bei Ihren König lichen Majestäten in Villa Strehlen eine Soiree statt, zu welcher Einladungen an eine Anzahl Damen und Herren der Aristokratie ergangen sind. Dresden, 5. Januar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg empfing heute mittag im PalaiS Zinzendorfstraße den Präsidenten des OberlandeS- perichteS, Hrn. Lößnitzer, sowie den geh. Hofrat, Oder- Bibliothekar a. D. Hrn. vr. Förstemann. Deutsches Reich. * Berlin Der Neujahrsempfang der kom mandierenden Generale, die nne alljährlich am 1. Januar in Berlin versammelt waren, hat bekanntlich infolge deS Unwohlseins Sr Majestät des Kaiser» au«- fallen müssen. Die Generale werden, dem Vernehmen nach, zum 18. Januar noch einmal nach Berlin kommen unv an diesem Tage von Sr. Majestät dem Kaiser em pfangen werden. — Se Königl. Hoheit der Prinz Arnulf von Bayern, der vorgestern nachmittag in Potsdam Besuche abgestattet und abend» beim Gesandten Grafen Lerchenfeld gespeist hatte, hat am Dienstag Abend Berlin wieder verlaßen — Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe wird am 12. d. Mts zu Ehren des Reichstage» und Bundes rate« ein Diner geben, zu dem zahlreiche Einladungen ergangen sind — Der im Reichsschatzamt ausgearbeitete Entwurf eines neuen Zolltarife» ist den Regierungen aller deutschen Bunde»staaten, welche eine eigene Zollverwaltung haben, im vergangenen Herbste zugegangen, wie da» seiner Zeit mitgeteilt wurde Der Entwurf »st ein sehr um fangreiches Schriftstück, welche» übrigen« neben dem neu entworfenen Tarisschema auch die birhengen Zollsätze bei den einzelnen Tarifstellen enthält Wie wir gestern in unserer zweiten Au«gabe meldeten, steht nicht zu erwarten, daß der Entwurf vor dem Spätherbst diese« Jahre» mit Berücksichtigung der eventuell feiten« der Regierungen ge wünschten Aenderungen so weit fertig fein werd, daß er al« Unterlage für die weitere Beratung dienen kann. Daher wird er auch dem Wirtschaftlichen Ausschuß wohl erst gegen Ende dieses Jahre« mitgeteilt werden Man darf ferner annehmen, daß der Entwurf dann gleichzeitig auch anderen berufenen Körperschaften, die den Handel, die Industrie und die Landwirtschaft vertreten, wird be kannt gegeben werden Der Ausschuß de« Deutschen Handelttages hat vor kurzem in einem an das Reich«amt des Innern gerichteten Schreiben bemerkt, e« sei aus gefallen, daß die Handelskammern von den Regierungen wegen de« neuen Zolltarifschemas noch nicht befragt worden feien, und er hat den Wunsch ausgesprochen, daß die Handelskammern den Entwurf zur Begutachtung er halten, sobald etwa noch entgegenstehende Hindernisse be seitigt sein werden Besondere Hinderniße bestehen unseres Wissens nicht Die Handelskammern werden schwerlich erwarten, daß ihnen der Entwurf früher mit geteilt werden sollte, al« dem Wirtschaftlichen Ausschuß Wenn die Regierungen es für angezeigt erachteten, den Entwurf jetzt noch nicht mitzuteilen, so glaubt die „Nordd. Allg Ztg " den Grund dafür darin erblicken zu können, daß sie keine Veranlassung zu einem Streit über die Zollsätze geben möchten, ehe da» Streitobjekt einiger maßen festgestellt ist. Mit der Fertigstellung de» Tarife« hat e» noch bi» zum Jahre 1904 Zeit, und e» dürfte vielleicht der guten Sache nicht dienlich sein, wenn der Streit über die Zollsätze allzu srüh begonnen wird — In dem in der „Köln Volk-ztg " veröffentlichten Jahresberichte de« Bischof« Anzer über seine THLtigkeit in Süd-Schantung geschieht auch der Ermordung der Missionare noch einmal Erwähnung, und Anzer kon statiert, daß der Schleier de« Geheimnisse« sich immer Kunst und Wissenschaft. Konzert. Das „Böhmische Streichquartett", da« gestern im großen Saale des VereinShause» konzertierte, hat cS sich nach den eigenen Worten dieser ausgezeichneten Künstlervereiniyung zur Lebensaufgabe gemacht, die her vorragendsten Werke der Kammermusik - Litteratur aller Völker nach bestem Wißen und Können den weitesten Kreisen der kunst- und musikliebenden Welt vorzuführen. In w.'lch' vollendeter, einzigartiger Weise dies geschieht, bedarf nach den außerordentlichen Erfolgen, die das Quartett in seiner Heimat, wie in sämtlichen größeren Städten Deutschland« erzielte, keiner erneuten Bestätigung. Man kann die Vereinigung der Herren Hoffmann, Suck, Nebdal und Wihan al« da« Ideal eine« Streichquartett« bezeichnen, dem an Schönheit des Tones, an Klangfülle und rhythmischer Belebung de« Vortrag« und voll kommenem Zusammenspiel zur Zeit kaum eine zweite künstlerische Genoffenschaft zur Seite gestellt werden kann, jedenfalls keine andere überlegen ist Der Grund hierfür ist nicht zum wenigsten in dem Umstande zu suchen, daß nicht nur der Primgeiger und Violoncellist, sondern auch die Vertreter der Mittelstimmen weit über da« gewöhn liche künstlerische Maß hinauSragen, und zwar ebenso al« Virtuosen, wie al« Mustkrr. Sowohl Hr Suck al« Hr. Nebdal haben mit der Komposition von Streichquartetten nachhaltigen Erfolg gehabt Die Darbietungen de« Abend« begannen mit dem (- Moll-Quartett op. 17 von Rob Volkmann, dem ersten Werke dieser Gattung, da« der deutsche (sächsische) Komponist in der Hauptstadt Ungarn«, seinem langjährigen künstlerischen Wirkung«orte, erscheinen ließ. Wie alle größeren Kompositionen diese« gediegenen Tondichter« — e« sei nur an da« grandiose U moII-Trio erinnert — atmet da« Quartett einen ernsten, selbständigen, wohl auch resig ¬ nierten Gertz, der oenHorer frtzetr unv zumRachdenlen zwingt. Freundlichere Lichter sind über das volkstümliche, melo disch entzückende ü-äur-Andante gebreitet, zu dem da« leidenschaftlich erregte ^Ilvgro eon spirito einen vortreff lichen Gegensatz bildet Da» temperamentvolle Finale in 6-moll erhält durch den unerwarteten Seitensatz in H-äur seine besondere Eigenart Die Aufnahme de« Werke« war eine begeisterte. Nicht minder beifällig wurde A Dvorak« b'-ckur-Quartett op 96 begrüßt. E« gehört mit dem vom „Böhmischen Streichquartett" bei einer früheren Gelegenheit gespielten Ls-äur-Quartett op. 97 zu den Werken, die un« der böhmische Komponist au« seinem derzeitigen Wirkung«kreise New-Aork herübergesendet hat E« wird behauptet, daß dem Tondichter, wie früher die slavischen Volksmelodien, so jetzt die Naturlaute von mehr oder weniger bekannten Negerliedern zu ebenso willkommenen al« ergiebigen künstlerischen Motiven ge worden seien Tiefere Saiten unsere« Gefühlsleben« werden durch Dvoraks Musik allerding« nicht berührt, und Seelenkämpfe, Leidenschaften und starke Kontraste haben nicht dareinzusprechcn Auch wird man keine „philosophischen Offenbarungen" au« dieser vorherrschend dem homophonen, orchestralen Ausdrucke zugewrndeten Musik heraufholen können Dagegen hinterlaßen da« gesangreiche I-onto und der lebhafte Schlußsatz so hübscht, leichtverständliche Eindrücke, daß sich da« Ohr daran ver gnügt, ohne daß sich unser Geist einen Augenblick lang weilt Mit einer außerordentlich gelungenen Wiedergabe de« Beethovenschen O-äur-Ouartett« au« op. 59, in dem da« Andante von moto und die denkbar schnell ge spielte Echlußfuge zu besonder» eindringlicher und hin reißender Wirkung kamen, fand das genußvolle, leider nur spärlich besuchte Konzert einen glänzenden Abschluß Einen erheblichen Fortschritt für die Kenntnis von Deutsch-Südwest-Afrika bedeutet ein soeben von Th. Rehbock, Regierungsbaumefftcr und Zioilingenieur, in dem bekannten geographischen Ver lage von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) in Berlin er- erschienene« und mit Karten, Plänen und Abbildungen reich auSgestattetc» Werk. Der volle Titel lautet: „Deutsch-Südwest-Asrika, seine wirtschaftliche Erschließung unter besonderer Berücksichtigung der Nutzbarmachung de« Wasser«. Bericht über das Ergebnis einer im Auftrage de« „Syndikate« für Bewässerungsanlagen in Deutsch- Südwest-Afrika" durch da« Herero- und Groß-Nama- Land unternommenen Reise" (mit 28 Tafeln und Karten), da« Buch ist dem bekannten Oberbaudirektor Franziu« gewidmet Der Verfasser hat eine Reise vom 24. Juli 1896 bis 16. November 1897 durch alle Teile der Kolonie unternommen, die umfassendste, die bisher überhaupt au«- gesührt worden ist. Die Beschreibung dieser Expedition geht dem eigentlichen Buche voran, ihre genauere Schilderung würde hier zu weit führen. Von außer ordentlichem Werte ist der zweite Teil de« Werke», in dem die wirtschaftlichen, geologischen, klimatischen und hydrographischen Verhältnisse geschildert werden. Wa» zunächst die wirtschaftlichen Verhältnisse betrifft, so weiß jedermann, daß der einzige Erwerb«zweig der Eingeborenen, die Viehzucht, in den letzten Jahren durch die Rinderpest außerordentlich gelitten hat Aber wie jede« Unglück auch eine gute Seite hat, so hat auch diese« in gewißer Hin sicht Vorteil gebracht; einmal ist der Schwerpunkt der Viehwirtschaft mehr in die Hände der Weißen über- gegangen, die ihr Vieh brßrr zu schützen wußten, und zweiten« hat sich da« Interesse der Eingeborenen mehr dem Landbaue rugewandt Feld- und Gartenbau ver mögen bei künstlicher Bewässerung fast alle europäischen Kulturpflanzen zu liefern Die Ausfuhr der Felderzeugniße würde freilich wegen de« schwierigen Tran»porte« zur Kutze so gut wt» ausgetchtotzen die,den, aber es ist klar, daß durch Hebung der Bodenwirtschaft eine indirekte Be reicherung der Bevölkerung eintreten müßte. Ta« Getreide sowie die Futterpflanzen bedürften in geringerem Maße der Einfuhr, und außerdem könnte ein größerer Teil de« Viehbestände« al« bisher zur Ausfuhr und damit zur Vermehrung der Einnahmen zur Verwendung kommen Von größter Bedeutung ist die Gewöhnung der Ein geborenen an den Ackerbau zur Lösung der schwierigen Arbeiterfrage, indem sie mehr zur Seßhaftigkeit genötigt und dadurch auch zur Uebernahme anderer Arbeiten, z.B für den Bergbau, geneigter gemacht werden Auch die Straußenzucht würde sehr gewinnen, wenn eine leichtere Ernährung auf kleinerem Raume stall finden könnte, an sich ist die deutsch« Kolonie für diesen wichtigen Erwerbs zweig durchaus nicht weniger geeignet al« die Kap- Kolonie, die jährlich für 10 Mill M Federn verkauft, da Deutsch-Südwest-Afrika noch wilde Strauße besitzt, während sie in der Kav Kolonie fehlen Eine Ausfuhr von Badener,eugnißen ist nur für einige wertvollere subtropische Pflanzenprodukte zu erwarten, nämlich für Datteln und Feigen, vielleicht auch für Rosinen und Tabak, ferner für Akazienharze und die gerdstoffreichen Wurzeln de« Kaffernbaste«. Die Guanogewinnung an der Küste könnte bei weiterer Entwickelung die Zoll einnahmen erhöhen, der Robbenschlag wird wohl immer in bescheidenen Grenzen bleiben, ganz unbenutzt dagegen ist noch der Reichtum an Seefischen. Die Folge dar Auffindung wertvoller Mineralien ist natürlich nicht ab- zuschätzen, aber auch ohne sie könnte sich nach der An sicht Rehbock« eine gesunde und in behaglichen wirt schaftlichen Verhältnissen lebende Bevölkerung ent wickeln, etwa wie sie in Tran«vaal vor der Entdeckung der Goldlager bestand Einem nüchternen Beurteiler mag e« überhaupt fraglich erscheinen, ob die Entdeckung von Gold und Diamanten eine günstige Wirkung aus dir Entwickelung der Kolonie au«üben würde Nach Klima
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