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für da» Königliche Bezirksgericht z« Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ech8uMebenWster IaHrMnq. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. ist- Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag«, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher pi-!illum«l-uoäo zu entrichten ist t bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Nar. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingrhen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein ende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zcile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die ^artigen König!. GericktSämter und Stadträthe, für welche der Bcigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn L. A. Hüttel seu., in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnebmer Holzmüller. Mittwoch. «40. 6. September 186s. Wenn eS wahr ist, daß die heillose Gasteiner Uebereinkunft, die jedem Milicheu Deutschen die Galle in den Magen treibt, hauptsächlich durch das Iminmengen von zwei erlauchten Frauen zu Gunsten der Bismark'schen Ab- Men abgeschlossen worden ist, so ist dieser „Damenfriede" in um so eigent- Mrem Sinne em Flick- und Stickwelk, welches abermals den Beweis liefert, M Damen, und wären diese auch noch so hoch gestellt, als Schicksals-Parzen Deter spinnend noch abschneidend in Männerangelegenherten sich mischen sollten, M das Witzwort: Für den Herzog von Augustenburg ist Schleswig-Holstein Ml mehr „meerumschlungen", sondern „mehrumschlungen", enthält leider nur » traurige Wahrheit. Der Lärm der französischen und englischen Zeitungen »er den Gasteiner Schacher, und das Verlangen Lord Russels, die Stände Dn Schleswig-Holstein einzuberufen, nützt weder den zerrissenen Herzogthümern, Dck ihrem und Deutschlands zerrissenem Rechte, da Bismark recht gut weiß, M beide Westmächte gegenwärtig ihre ganze Aufmerksamkeit jenseits des at- Dimschm Meeres zu richten haben. Die letzte Hoffnung für die ärger, als «ter dänischer Fuchtel, von ihren stammverwandten „Befreiern" gepreßten rä-leswig - Holsteiner beruht auf ihnen selbst, auf ihrer eigenen Manneskraft mb der freilich nicht zu überschätzenden Therlnahme eines Theiles der Mittel- maten. In Frankreich selbst erwachsen für die Regierungsweise Louis Napoleou's leue Schwierigkeiten. Von Lothringen aus sind Grundsätze und Ansichten über »rankreich verbreitet worden, die darauf hinausgehen, die Gemeinden und Pro- l'nzen des Kaiserreichs zu decentralisiren, o. h. ihnen eilte von der allesbesehlenoen mrsteu Negierungsgewalt unabhängigere und selbstständige Stellung, eine Art klärte-, Landgemeinde- und Provinzial-Ordnung, wie solche in Deutschland kngst bestehen, zu verschaffen, um ihre Gemeinde- und Kreisangelegenhelten mhr selbst verwalten zu dürfen und nicht über jeoen Baum, den eine Gemeinde vi der spanischen Grenze schlagen will, erst in Paris beim Minister ansragen v müssen, oder jeden Nachtwächter vom hohen Olymp her ernannt zu erhalten. Inceß steht kaum zu erwarten, daß Louis Napoleon diesen Wünschen sich nach- neblg zeigen werde; er würde zu viel Macht und Gewalt, zu viele Beamte, zu ielc Mittel und Drähte, ganz Frankreich vom Centrum aus zu lenken, aus Händen geben. Eine andere Schwierigkeit erwächst ihm aus dem Nachbar- pnbe Spanien. Dort stehen sich die Parteien bis zum offenen Kampfe, bis um Aufstande gegenüber, und es wäre kein Wunder, wenn die bisherigen, Micher Weise immer unbestätigten Nachrichten von Rebellion oder gar von mer Revolution eines Tages Wahrheit enthielten. Das jetzige Ministerium M den Progressisten oder Fvrtschrittern alle möglichen Zugeständnisse gemacht, lber je mehr diese erhalten, desto mehr verlangen sie. Es fehlt an Geld, die wprozentigen StaatSschulbscheine sind für 39 statt hundert zu haben. Handel md Gewerbe stocken, eine Menge Fabriken stehen still, in den großen Städten «rrscht Theuerung und doch gelten die Erzeugnisse des Landmanns nichts, weil sie Niemand kaufen kann, die Eisenbahnen Haden nichts zu fahren, die Käufer der rraatsgüter können nicht zahlen, und doch will und muß man die ungeheure Masse tt für den Staat eingezogenen Kirchengücer verkaufen! Mag nun unter solchen Imslänben die Partei siegen, welche Spanien mit Portugal vereinigen will, oder die, ttlche den Herzog von Montpenster, einen Sohn LouiS Philipps, auf den Thron zu dringen sucht, oder gar die Republik obenauf kommen, oder die Königin Isabelle Mhlürfüg sich in einem etwaigen Bürgerkriege behaupten — in allen Fällen >st Spanien für Loui- Napoleon eine höchst bedenkliche Nachbarschaft; denn, wenn des Nachbars Haus brennt, gilt's, das eigene zu schützen. — Die Aus gleichung zwischen Italien und dem Papste will nicht vom Flecke rücken, so oft es auch wiederholt wird, daß nächstens ein oder zwei französische Bataillone Rom verlassen würden, und wenn es auch gewiß scheint, daß der Papst, um auf eigenen Füßen stehen zu wollen, einige Tausende Söldner anwerben läßt. Italien ist und bleibt unfertig, das Räuberbandenwesen im Süden dauert nach, wie vor, fort, die Parteien feinden einander wüthend an, die Geldnoth ist im königlichen Schatze so arg, wie im päpstlichen, und wenn hüben und drüben nicht bald geordnete Zustände eintreten, ist da wie dort der Bankerott ohne Prophetengabe vorauszusehen. — In Oesterreich arbeiten die ungarisch-tschechi schen Minister stark an einer Versöhnung der Ungarn, deren Appetit nach Selbstständigkeit und Bevorzugung immer größer wird, je eifriger man ihn zu stillen bemüht ist. Siebenbürgen, welches zeither als selbstständiges Land den Gesammtreichstag der österreichischen Monarchie beschickt hatte, soll künftig wieder als Bestandtheil Ungarns den ungarischen Landtag mit beschicken. Mit Croatien und Slavonien wird's am Ende wohl auch so werden. Wo liegt dann schließ lich der Schwerpunkt Oesterreichs, in Wien oder in Pesth? Und wohin wird dieses neue Experiment den Kaiserstaat führen? — In Amerika hat sich der Jubelrausch über die Wiederherstellung der Union und die Befreiung von vier Millionen schwarzer „Brüder" in eine kleinlaute Entnüchterung umgewandelt, die einem Katzenjammer sprechend ähnlich sieht. Der für jeden Nüchternen unausbleibliche hinkende Bote ist pünktlich eingetroffen. Die Hunderttausende entlassener Soldaten, die ungeheure Einwanderung—durchschnittlich bisher täglich 1000 Köpfe in Neuyork — aus Europa, das Einströmen von Negern aus dem Süden in den Norden machen eine Verwendung solcher massenhafter Arbeitskraft für productive Zwecke um so schwieriger, als das Geld zu der allerdings nöthigen Arbeit, zur Wiederherstellung des Zerstörten und Schaffung neuer Etablissements fehlt, das Papiergeld immer noch zwei Fünftheile gegen Münze verliert und das Kapital des Landes ungemein verkümmert woro en ist. Doch ist der Norden noch ein Paradies und Goldlanv gegen den verarmten und verwüsteten Süden, dessen wenigstens formelle Staatenverbände der Prä sident herzustellen sucht, während die Parteien über die Zulassung der Neger zum Stimmrechte strecken, und diese selbst nichts zu leben haben. Zeitungen. Sachsen. Plauen, den 5. Septbr. Die preußische, sowie auch die Leipziger Bank erhöhten am 4. dss. den Zinsfuß auf 5 und Lombard auf 5^2 o/g. Am vorigen Montage besuchte eine sechs Mann starke Deputation au- Annaberg unsere Wasserleitung in Plauen, da auch dort die Nothwenoigkeit, der Wasser-Calamität ein Ende zu machen, zu Anlegung einer Wasserleitung zwingt. In diesen Tagen ist uns eine auf Weischlitzer Flur gewachsene vierfache Kornähre zugegangen. In unserem Boigtlande giebt'S noch Wiesen genug, die mehr oder minder ganz oder theilweise moosig sind, und deren Besitzer darauf auch lieber Gra- alS MooS baueten. Wie nun dem Moose zu begegnen und ein reicher Gra-- wuchs zu erzielen sei, darüber spricht sich der „Schweizerbote" au-, wie folgt: