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so. Jahrgang. Mittwoch. 7. Juni ISIS. Drahtanschrift: Nachrichten DkrSden. Fernsprecher-Sammelnummrr: LS 241. Nur für Nachtgesprüch«: 20011. Bezug»»Gebühr vierteftihrlich In Drerden bet zweimaliger Zutragung <an Eonn- und ÄieNtegen nur ein- mal) s,rb M., in den Vororten g,so M. Bei einmaliger Zustellung durch die Post 3,3» M. <ohne Bestellgeld). Anzeigen »Preis«. Die einspaltige Zeile <ciwa » Eilben) Lb Pf., vorzugspiStze und Anzeigen in Nummern nach Sonn- und Feiertagen laut Tarif.—Auswärtige «ustriige nur gegen Vorausbezahlung. — Belegblatt l» P f. Schriftleitung und Hauptgeschäftsstelle: Marien,tröste 38/40. Druck u. Verlag von Liepsch L «eichardt in Dresden. Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe („Dresdner Nachr.").zulässig. — Unverlangte Schrisistücke werden nicht aufbewahrt. i Volt, Sonnen- u. Qietsckerdranck verck. verhütet u. bereit, d. dalsam. Douristencieam (Narbe »i-öven /ipotkebe". Kciretiibe xc» klinsenck. von «d?t. trbo. -iniisept. 8ckveis»ere»n> »pormalin». 2!ur lieseitixung übermässiger 8ck«-eissabsonllerung durck Härtung cier blau«. Ueiretude gegen Linsend, von SO pk. trbo. « blornbaut und »ilc karren btautvuckerunxen «-erden in 8-S Taxen sckmerrios beseitigt dnrck btornpklasier (darbe „presio». Karton gegen Linsend, von ea pk. trbo. veoockon, Oresäner I^eI6sLliIö88cIien - l_3Aei' bleibt unübertrokten! 8UI!g« ksirff-Ksmsrs Vilcigrölle 6x6 cm, Ksmeragräüe 6 x l0>/r x 12 cm mit eikarkaeidurender l-inse. . . (d. zz,»o I kiolkkitm au 6 /iutnskmen ..... I,— Tusendung eriolgt gegen Linaendung des vetrsge» ruritglid, 40 Pt. kür Porto und Verpsrbung als pelSpostbriok. WffsLZLÜ König!, und prinri. bioNieieran«, —- Vssil«tesKa 2S- sckvsrküilgv erkalten gegen Linsenciung von I IVtsrk in vriskmarken ein gebunclenes Exemplar unserer reick illustrierten IZesckreibung von Nörrokren neuester Konstruktion. Lsr! KSnilil. Wisse»»! irnii smliieiie!' Kitchener mit einem englischen Kriegsschiff mte vsangen NrMrrte Fortsetzung der rusftschen Lfteufive an Ser betzarabische« Front. — zahlreiche Angriffe iUerreWM-ungarischer Flieger ans italienische Bahn»iise.— Re Beute Ser siins elften Znnitage an Ser italienische« Franst - Sine neue Rede Ser Reichskanzlers. Sefterreichisch-lwgarischrc Nriegsderichst Wie«. Amtlich wird verlautbart de« 8. Juni: Ruffischer Ztriegsschauplatz. Die Schlachten im Nordosten dauern säst an -er ganze« 850 Kilometer la»ge« Front mit unver- mi»dertcr Heftigkeit fort. Nördlich «»« Ok«a «ahme« »ir gester» «ach schwere« wechseln»»«» Kämpfe« ««sere Truppe« aus de« zer schossene« erste« Ste»««ge« in ei«e fünf Kilometer südlich vorbcreitete 8i«ie zvrück. Bei Jaslomiec an der «»tere« Strspq gi«g der Feind heute früh «ach starker Artillerievorbereitung zum Ansrifs über. Tr Würde über all geworfe«. stellenweise tt» Hmrdnemeage. > Westlich »o« Trembomla brach zur selbe« Zeit ei» Parker russischer Angriff unter dem Fener unserer Ge schütze zusammen. Westlich «nd nordwestlich von Tar « o - pol wnrde gleichsalls erbittert gekämpft. Wo immer der Feind vorübergehend Vorteile errang» wnrde er «ngesänmt wieder geworfen. Vor einer Bataikonsfront liegen 350 rassische Leiche«. I Anch bei Sapanow führten die zahlreichen Vorftötze »des Feindes z« keinem wesentliche« Ergebnis. Zwische« Mly » ow a« der Jkwa und im Raume west lich von Olyka. wo sich die Russen fortwährend verstärken. W «ach wie vvr ei« erbittertes Ringen i« Gange. Italienischer Kriegescheuplatz. Die Lage ist ««verändert. Ein Geschwader von Seeflng- jzeugen griff gestern nacht die Bahnanlagen von St. Dona Li Diave an der Livenza und von Lapisa « aan. Unsere Landslieger belegten die Bahnhöfe von Verona, Ala !»«d Vicenza ansgiebig mit Bomben, s Seit Beginn dieses Monats wnrde» über 0700 Ita lic« er. darunter 184 Offiziere, gefangcugenom- me«. IS Maschinengewehre «nd 5 Geschütze erbeutet. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Ruhe. Der Stellvertreter des Chess des Generalftabes: 1W.T.B.) v. Höser. Fcldmarschav-Lentnant. Okna liegt in der Bukowina am Dnjcstr, ungefähr 40 Kilo meter nördlich von Czcrnowih und 28 Kilometer östlich von ZalSzczyki. — Trembowla liegt an der Bahn von Tarnopol nach Horodenka und Czernowttz. Re Reichskanzlerrede. Es waren mannhafte, kernige und herzerfrischende Worte, die der oberste verantwortliche Beamte deS Reiches >äm Montag vor der deutschen Volksvertretung gesprochen hat. Alles, was der Kanzler sagte, war von einer grossen Ueberzcugung getragen und von einer flammenden Be geisterung durchglüht. Da war nichts von den hohlen und Phrasenhaften Gepflogenheiten zu spüren, durch die sich die ^rednerischen Ergüsse der leitenden Staatsmänner unserer Feinde auszuzeichnen pflegen, weil sie, die um eine ver logene und verlorene Sache fechten, kein reines Gewissen in ihrer Brust bergen und deshalb nur schauspielern können. Hier aber, vor versammeltem Reichstage, stand ein Mann, Der in seiner Persönlichkeit in einem Augenblick von ge schichtlicher Grösse dem ganzen deutschen Volke aus der ,Weele sprach, als er mit markigen Strichen unsere eigene Kriedensbereitschaft und im Gegensatz dazu die verblendete Hartnäckigkeit unserer Feinde kennzeichnet, die alle unsere ^vernünftigen Vorschläge zurückgewiesrn haben und sich in Heilloser Verblendung durchaus nicht zu der Anerkennung ftrnserer militärischen Erfolge auf allen Fronten als Grund lage der Friebcnsverhandlungen bekennen wollen. Wie die Mede deS Reichskanzlers zündete, bewies der brausende Vei- !sall, der ihr immer von neuem zuteil wurde und der sich iinSbesonderc bei der Erwähnung der Skagerrakschlacht Bahn lbrach und seinen Höhepunkt erreichte, als der Redner er» «klärte: „W trmüssen,werden»,,-wollenweite r- kämp.fe«. bis zum endgültigen Siege!" In diesem festen Willen, in diesem unbeugsamen Ent schlüsse steht die ganze deutsche Nation hinter dem Kaiser und seinem verantwortlichen Berater. DaS ist gewiss und daran ist nicht zu rütteln. Gegenüber dieser gewaltigen Einheit >rnd Einigkeit müssen alle Meinungsverschiedenheiten, die sich im Verlaufe des Krieges gezeigt haben, völlig zurück treten. und nie und nimmer können sie das unerschütterliche Gefüge unserer nationalen Geschlossenheit in Gefahr bringen. Von diesem grundfichcrcn Standpunkte aus konnte denn auch der Reichskanzler mit der ihm eigenen Ehrlich keit, die einen der grössten Vorzüge seines Charakters bildet, rückhaltlos zugebcn, dass tatsächlich starke Differenzen in der Unterseeboot-Frage und wegen unserer Beziehungen zu Amerika vorhanden gewesen, ja dass die Meinungen dabei scharf auseinander gestoben sind. Um so erfreulicher ist cs, dass der Kanzler gleichzeitig fcstzustellcn in der Lage war, daß die Verhandlungen immer auf sachlichem Boden ge blieben sind und dass jeder bei dem anderen die patriotische Ueberzcugung und das aufrichtige Streben, dem Besten des Vaterlandes zu dienen, geachtet hat. Dieser gegenseitige Glaube an die Lauterkeit der patriotischen Beweggründe ist cS ja gerade, den wir von der läuternden Kraft des grossen Kriegsungewittcrs erhofft haben, -er uns bisher im wesentlichen den parteipolitischen Burgfriede» erhalten und den wir mit sorgfältigem Bemühen in die Zeit nach dem Kriege hinüberzuretten suchen müssen. Kann man cs da dem Kanzler verdenken, wenn er sich mit heiligem Zorn, mit glühender Entrüstung gegen intrigante Machenschaften wendet, die in völliger Missachtung deS Burgfricdcngrund- satzeS, dass die vaterländischen Beweggründe der politischen Gegner nicht ohne zwingende, unwiderlegliche Beweise an- gczweifelt werden dürfen, den Leiter der Reichsgeschästc in so kritischer Zeit in schwerster Weise verdächtigen und verleumden? Kann irgendein Billigdenkcndcr cs dem Kanzler verargen, wenn er verwegene Schmähungen, die ihn mittelbar geradezu des BaterlandsverratS verdäch tigen, wie durch die Behauptung, er habe entgegen dem militärischen Votum den Mobilmachungsbefehl um drei kostbare Tage verzögert, mit der vollen Verachtung eines Mannes Arrückkvcist, der sich durch sein ganzes Lebenswerk vor derartigen Verunglimpfungen gesichert weiß? Wahr haft gross war die Gebärde, womit der Kanzler dem Hause zurief: „Ich nehme den Kampf Loge gen auf. Ich werde ihn dnrchfcchtcn!" Wer es ernst meint mit dem Grund sätze, daß sich die Parteien seit dem Kriegsausbrüche anders gcgenüberstehen als früher, und dass künftig jeder Deutsche auch in dem parteipolitischen Gegner die sittliche Persön lichkeit und die Lauterkeit ihrer Motive anerkennen muss, der kann nur von Herzen wünschen, dass dem Reichskanzler weitere Erfahrungen von solcher üblen Art erspart bleibe» mögen. Besonders eingehend bchgndcltc der Kanzler bei der Zurückweisung der gegen ihn gerichteten Vorwürfe sein angebliches „Kapitalverbrechen", das in seinem Versuche, mit England zu einer Verständigung zu gelangen, be stehen soll. In diesem Punkt hat Herr v. Vethmann-Holl- weg sich bereits einmal ausführlich in einer RcichStagörcöc geäußert, und was er damals sagte, mutzte bereits jeden Einsichtigen überzeugen. Wenn er jetzt nochmals auf die Sache zurückgriff, so geschah das in einer Art, die man nur als hoheitsvoll bezeichnen kann. In klaren, knappen Worten legte er die internationale Lage bar, wie sie vor dem Weltkriege bestand, und die darin gipfelte, dass Russland und Frankreich nur in Schach gehalten werden konnten, wenn ihnen die Hoffnung auf den Beistand Englands genommen wurde. Daraus ergab sich in der Tat für einen seiner politischen und sittlichen Ver antwortung vor dem eigenen Lande und Volke wie vvr der gesamten gesitteten Menschheit bewussten deutschen Staatsmann die unabänderliche, zwingende, nicht zu umgehende Notwendigkeit, kein >Mtttel unversucht zu lassen, das geeignet «scheinen konnte, den drohenden Wcltbrand mit Hilfe einer deutsch-englischen Ver ist ändisu^tS »i» v.H.r,HZ«- er«. «Ich Habe -er» Ver such gemacht," erklärte der Kanzler, „und schäme mich seiner nicht, auch wenn er nicht geglückt ist. Wer als Zeuge dieser bald zwei Jahre dauernden Welt- katastrophe mit ihren Hekatomben «o« Menschenopfern mir daraus ein Verbrechen macht, der mag seine Anklage vor Gott ver treten!" Den höchsten Schwung erreichte die Rede des Kanz lers am Schlüsse, als er sich zu dem unerschütterlichen Glauben a» das deutsche Volk bekannte und seiner heissen Liebe zu diesem Volke beredten, warmherzigen Ausdruck gab. Was der Redner dann weiter über seine Zuversicht auf unseren endgültigen Sieg sagte, trug den Stempel Bismarckschen Geistes. Unsere leitenden Männer pflege« nicht mit großen Worten um sich zu werfen, weder im Heere noch in der zivilen Regierung. Wenn aber ein Mann vom Schlage Bcthmann-HollwcgS vor versammeltem Reichstage erklärt: „Wir fürchten nicht Tod und Teufel, auch nicht den Hungerteufcl, den sie uns ins Land schicken wollen. Wie werden kämpfen und siegen, wie wir biSher gekämpft und gesiegt haben!" dann müssen unsere Feinde, sofern sic nur ein Fünkchen von Einsicht in unsere natio nale Eigenart besitzen, anch überzeugt sein, dass cs dabei bleiben wird, und dass keine Mühsalc und Schwierigkeiten uns beugen und nicdcrzwingen können. Der Reichs kanzler kann sicher sein, dass er nicht enttäuscht werden wird, wenn er dem Vertrauen Ausdruck verlieh, dass unser Geschlecht, das draußen so wacker vor dem Feinde kümpst und Tag und Nacht unermüdlich für die Lieben daheim auf der Wacht steht, auch im Innern die stärksten Ent behrungen zu tragen gewillt und imstande ist. Ohne Ruhmredigkeit, aber mit der ganzen zähen Willenskraft, die nnS als Germane» eigen ist, werden wir diesen un geheuren, uns aufgezmungenen Krieg bis zum siegreichen Ende durchführen und die Pläne unserer Feinde zur Ver nichtung unserer nationalen Selbständigkeit und unserer freien Entwicklung zu Lande und zu Wasser zuschanden machen. Diese aufs neue betätigte Gewissheit war der harmonische Ausklang der denkwürdigen ReichStagSsiüung vom 5. Juni des zweiten Kriegsjahrcs. Der Reichstag nnö der Kanzler Tag gehabt. haben einen grossen, einen sehr grossen Lord MHemr Mit einem englischen KrieZMU MterkWnngen. London. Die Admiralität teilt amtlich mit: Der Obcrkomrnandierende der grossen Flotte meldet, er müsse zn seinem großen Bedauern berichten, dass das Kriegsschiff „Hampshire", das sich mit Lord Kitchener «nd seinem Stabe an Bord aus dem Wege nach Russland befand, westlich der Orknep-Inscln durch eine Mine oder vielleicht durch ein Torpedo versenkt wnrde. Die See war sehr stürmisch «nd. obwohl sofort alle mögliche« Schritte unternommen wurde», um rasch Hilfe zn leisten, besteht, wie man fürchtet, wenig Hoffnung, dass irg««- jemand mit dem Leben davongekommcn ist. sdlnmerknng: „Hampshire" ist ein 1083 vom Stapel ge laufenes Panzerschiff von 11800 Tonnen.) sW. T. B.j Lord Kitchener samt seinem Stabe ertrunken! Die Nachricht gehört zn den grossen Sensationen nicht nur des Weltkrieges, sondern der Weltgeschichte überhaupt. Ma« mag hierin da- Walten der Nemesis erkennen, denn wen« Kitchener auch nicht zu den unmittelbaren Anstiftern des Krieges gehört, so war er doch mit schwerster Blut schuld beladen. AlS Kriegsministcr war er die Seele des englischen Widerstandes. Wenn er in letzter Zeit auch ver schiedentlich angegriffen worden ist, so war die Autorität des Siegers von Omdurman, des Mannes, der den Buren- kricg zu einem siegreichen Ende geführt hat, doch viel zu gross, als dass die Hetze einiger Außenseiter im Untcrhause. zu denen jetzt ja auch Winston Churchill zählt, seine Stellung hätte ernstlich erschüttern können. Das englische Volk vertraute ihm rückhaltlos, baute einen grossen Teil seiner Sieges- und Zukunftshoffnungen ans seine eiserne Energie, auf seinen unbeugsamen, vor nichts zurückschrecken- dcn Willen. Und es batte allen Grund dazu. Lord Kit-