Volltext Seite (XML)
reMMMM. und TagMM. AMMatt für die königliche und Mdtischm Behörde« zu Freiberg und Brand, verantwortlich« Ned altem Inliu» Brau« t« Freiberg. > >>> 33. Jahrgau,. „ >> — — i Grlchttnt ltdru Wochrntaa Abruda 0 lldr tür de« Jnierate werden bitBormittaas 11 Udranaenom« » . - 289.^^^^^^ »K Mittwoch, de» 14. Dezemda. , 1881. Aus dem Gewerbstebeu. Eine alte Geschichte erzählt, eines Tages sei der Teufel auf der Erde umhergewandelt, um für sein liebstes Kind, die Lüge, ein Unterkommen bei den Menschen zu suchen- Er habe sich überall umgesehen und häufig die Versuchung gefühlt, Dem oder Jenem sein Kind anzuvertrauen. Bei einem Advokaten, welcher alle Prozesse annahm und die meisten gewann, habe er vorsprechen wollen; bei einem frommen Herrn, welcher die schönsten Reden im Munde führte und sich dadurch der Pflicht überhoben glaubte, darnach zu handeln, habe er Halt gemacht; bei einem schönen Mädchen, welches geschworen hatte, noch nie einen Mann geküßt zu haben, sei er stehen geblieben. Schließlich aber sei er zu einem Schneider gekommen, welcher jedem Kunden versprach, die befüllten Kleidungsstücke zu der ge wünschten Zeit zu liefern. Da habe er fröhlich aus gerufen: Halt, das ist mein Mann, der wird mein Kind gut pflegen, damit es groß wird! Und der Schneider habe dieses Zutrauen auch getreulich gerechtfertigt. Seit dem würden nirgends mehr Lügen gemacht, als bei dem Versprechen, bestellte Kleidungsstücke zur gewünschten Zeit abzuliefern. ' Dieses alte, bekannte Geschichtchen beweist, daß früher die Zeiten viel harmloser waren als die heutigen; denn heutzutage würde man wohl noch Orte ausfindig machen können, wo noch weit mehr gelogen wird. Aber es beweist auch, daß in den vielgepriesenen alten Zeiten der Treue und Redlichkeit die Klagen über Unzuverlässigkeit im Gc- werbelcben so gut vorhanden waren als heute. Das kann nun freilich den Wunsch nicht hindern, es möchte in Be zug auf Zuverlässigkeit im Handel und Wandel besser werden als es jetzt bestellt ist. Den vielen und zum Theil berechtigten Klagen über unsere gewerblichen Ver hältnisse gegenüber ist es vielleicht nicht ganz überflüssig, darauf hinzuweisen, daß hier ein Gebiet ist, auf dem aus eigener Kraft der Gewerbtreibenden viel gebessert werden kann. Es würde dem in den letzten Jahren hervorgetretenen Streben nach solider, ehrlicher Gestaltung aller unserer gewerblichen und industriellen Verhältnisse ganz entsprechen, wenn man auch bezüglich der Ablieferung bestellter Ar beiten allenthalben daran fcsthalten wollte, daß ein ge gebenes Wort etwas Heiliges ist, an dem unter allen Um ständen fcstgehalten werden muß. Die ehrliche Arbeit soll wieder zu Ehren kommen — das ist eine herrliche Losung für unser wirthschaftliches Leben. Ein Glück, daß diese Rothwendigkeit heute mehr und mehr erkannt wird. Aber zur ehrlichen Arbeit gehört nicht nur, daß sie solid, gut und preiswerth ausgeführt wird, sondern sie muß auch zu dem Zeitpunkte fertig sein, zu welchem sie versprochen wurde. In diesem Punkte aber herrschen bei uns noch ganz eigenthümliche Begriffe. Ein Mann, der es gewaltig übel nehmen würde, wenn man an seiner Ehrenhaftigkeit zweifeln wollte, findet gar nichts Besonderes darin, täglich einem oder dem anderen Kunden die bestellte Arbeit nicht zu dem versprochenen Termin abzuliefern. Er würde Jeden schief ansehen, der ihm sagte, daß das ein täglich von ihm begangener Ver trauens» und Wortbruch ist. Und wie viel Aerger und Verdrießlichkeiten ruft diese weit verbreitete Unzuverlässig keit hervor; wie viel Störungen der unangenehmsten Art knüpfen sich an dieselbe! Nicht nur bei Damen, welche irgend einen Bestandtheil ihrer Garderobe bestellen und »un kurz vor einer Reise, einem Feste oder dergleichen die qualvollsten Stunden der Angst ausstehen müssen — nein, in hunderterlei anderen Fällen, in denen manchmal die wichtigsten Interessen auf dem Spiele stehen, ist solche Un zuverlässigkeit oft von den schlimmsten Folgen begleitet. Wer die Zänkereien zählen wollte, die aus solcher ver späteter Fertigstellung entstehen, wer die bösen Worte, welche der Gewerbtreibende deshalb öfter einstecken muß, registriren wollte, der würde eine hübsche Statistik zu Stande bringen. Diesen Mahnungen gegenüber wird man auf den Un verstand mancher Kunden Hinweisen, welche bei Bestellungen das Unmögliche von Gewerbtreibenden verlangen und immer erst im letzten Augenblicke ihre Bestellungen machen. Das ist zum Theil richtig. Aber in solchen Fällen thut man doch immer besser, den Kunden von vornherein auf die Unmöglichkeit der Erfüllung seines Verlangens hinzu weisen, als daß man etwas verspricht, was man nicht halten kann. Es ist auch geschäftlich ganz falsch, ins Blaue hinein zu versprechen. Gewinnt man für den Augenblick auch eine Bestellung, so kann man sicher sein, daß sie sich nicht wiederholen wird. Weist man aber den Kunden darauf hin, daß sein Verlangen unmöglich zu erfüllen sei und daß man nichts versprechen wolle, was man nicht halten könne, so wird der Kunde von seinem Verlangen sehr ost abstehen, und gerade um der sich in solchem Verhalten aussprechenden Zuverlässigkeit willen dem Gewerbtreibenden treu bleibett. Es hat sich allezeit als vortheilhafter erwiesen, die Erhaltung der Kundschaft im Auge zu haben, als einem augenblicklichen Gewinn nachzugchcn. Sodann wird auf die Unzuverlässigkeit des Hilfs personals hingewiesen, welche dem Arbeitgeber oft ganz unmöglich macht, sein Wort einzulösen. Auch die Berech tigung dieses Einwandes wollen wir nicht bestreiten. Aber ganz allein verschulden diese Verhältnisse, die ja hoffentlich bald eine Aenderung durch die Gesetzgebung erfahren, den angeführten Uebelstand doch nicht; auf ihn allein kann man sich nicht berufen, um die auf diesem Gebiete herr schende Unzuverlässigkeit zu entschuldigen. Viele brave Meister legen Zeugniß dafür ab, daß trotz der heutigen schwierigen Verhältnisse im Gehilfenstande noch Wort zu halten ist. Es giebt Gewerbtreibende, die nie einen Kun den im Stiche lassen, die lieber eine Arbeit nicht annehmen, um nicht wortbrüchig werden zu müssen. Sie stehen sich dabei ganz gut, haben niemals Verdrießlichkeiten mit den Kunden und sind viel gesucht, weil Jeder weiß, zur ver sprochenen Stunde ist die Arbeit, da. Unter allen Verhältnissen und in allen Stellungen ist das beste Rezept, nur immer hübsch Wort halten zu können; nie leichtfertig ein Versprechen abzugeben, sondern stets genau zu prüfen, was man verspricht. Wer hierbei recht bedenklich ist, dem wird das Halten verhältnißmäßig am leichtesten. Möge man im Gewerbsleben stets dies eingedenk sein. Tagesschau. Freiberg, 13. Dezember. Laut einer Bekanntmachung des Reichskanzlers ist in einigm Ortschaften der schlesischen Kreise Landeshut und Bolkenhain die Rinderpest festgestellt. Die gesetzlich vorgesehenen Maßregeln sind sofort zur Ausführung ge langt. — Der „Reichsanzciger" schreibt: Die Nachricht, wonach die Staatsregierung mit der Anhaltischen Bahn wegen Ankaufs für den Staat in weitere Verhandlungen eingetreten sei, bestätigt sich. Zwischen den Regierungs- kommissarien und den Vertretern der Gesellschaft fanden ausführliche Besprechungen und Erörterungen über den Werth des Unternehmens statt, auf Grund welcher der Gesellschaft nunmehr das definitive Angebot einer 6pro- zentigen Rente für die Aktionäre gemacht wurde. — Die Kommission zur Berathung des Gesetzes betr. den Zoll anschluß Hamburgs lehnte den 8 2 des Hänel'schen An trages, wonach der Anschluß der Unterelbe an das Zoll gebiet durch Bundcsrathsbcschluß erfolgt, ab. 8 3 desselben, wonach die gesammte Zoll- und Steuervcrwaltung Ham ¬ burgs von Hamburgischen Behörden ausgeübt wird, wurde in Folge der Erklärungen des Finanzministers zurück gezogen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Berliner / Zeitungen signalisircn wiederum den bevorstehenden Rück tritt des Finanzministers im Zusammenhänge mit den Vorgängen in der Hamburger Kommission; diese Konjek- > turen sind auch dieses Rial eben so unbegründet wie m - früheren Fällen. Die unumwundene Aussprache des Finanzministers bezüglich etwaiger Rechte fremder Mächte zur Einmischung in innere deutsche Fragen hat im Gegen- thcil in allen maßgebenden Kreisen Billigung und Zustimmung ! gefunden. — Der .Essener Zeitung" zufolge ist in der am 11. d. in Düsseldorf abgchaltcnen Generalversammlung st des Vereins deutscher Eisenhüttenlcutc folgendes Tclezramm an den Reichskanzler gesendet worden: 300 hier ver sammelte Mitglieder des Vereins deutscher Eisenhütten- lcute danken Ew. Durchlaucht für die segensreich wirkende Wirthschaftspolitik, welche die Wiederkehr besserer Zeiten für Werke und Arbeiter herbcigeführt hat. Der Vor sitzende: C. Lueg. — In Stettin soll vorgestern Abend der Dieb der Kownocr Bank mit 280000 Rubel abgefaßt worden sein. Ganz Oesterreich-Ungarn rwd mit ihm die ziviliflrte Welt steht unter dem düsteren rucke, den das er schütternde Ejementarereigniß am LchoUenring in allen Gemüthern hervorgerufen hat. Die Wiener Journale schenken den politischen und anderen Neuigkeiten des Tages einen verschwindend kleinen Raum, ihre Leitartikel besprechen das furchtbare Unglück in schmerzerregten, thcils auch ent rüsteten Worten, und die übrigen Spalten bringen die immer anwachsende Liste der Tobten und Vermißten und neue ergreifende Details und Episoden des schauerlichen Ereignisses. Die tiefe Theilnahme der Bevölkerung be kundet sich in großartiger Weise in den bedeutenden Spenden, welche für die Opfer der Katastrophe geleistet > werden. Sämmtliche Blätter haben Subskriptionen er öffnet, die schon jetzt namhafte S mmen aufweisen. Nur „ Wenige achten darauf, daß mit dem 10. Dezember in ge wissem Sinne für die österreichisch-ungarische Monarchie eine geschichtliche Wendung eingctreten ist, indem der neue Ministern des Aeußern, Graf Kalnoky, die Leitung der Geschäfte offiziell an diesem Tage übernommen hat. — Mehrere Wiener Blätter enthalten Telegramme aus Turin, wonach man daselbst am 5. Januar das österreichische Kaiserpaar zu zweitägigem Besuch erwartet. Die offizielle Bestätigung dieser Nachricht sehlt noch. . ' Der französische Senat lehnte gestern das Amende ment Frcsncau's ab, die Kredite für Tunis um 25000 Franks zu verringern. Kerdrcl verlas eine Erklärung der Rechten, welche sich mißbilligend über das Vorgehen der Regierung ausspricht, als dem Geiste der konstitutionellen Institutionen zuwiderlaufend. Die Rechte werde dem- ungcachtet die Kredite bewilligen. Nach Auseinander setzungen zwischen Gambetta, Kerdrel und Canrobert wur den die Kredite einstimmig angenommen. — Der Ma rineminister soll beabsichtigen, zwanzig Millionen zur Ver besserung der Rhede von Cherbourg zu verwenden. — Der Kriegsminister läßt gegenwärtig Gesetzesentwürfe über Re- krutirung, Avancement und Verwaltung der Armee in den Bureaux des Ministeriums studiren. Er gedenkt dieselben als Ganzes gleich beim Beginn der Januarsession den Kammern zu unterbreiten. Diese Entwürfe sollen die drei jährige Dienstzeit, den obligatorischen Dienst für alle, ohne irgendwelche Ausnahme, Einführung von Prämien für Wiederengagement für die afrikanische Armee, Konstitu- irung der Festungs-Artillerie und der Unifizirung und Verbesserung des Gehaltes der Offiziere betreffen. — Die gesammte Pariser Presse konstituirte ein Komitee unter dem Vorsitze von Madame Adam zur Unterstützung der Familien der Opfer des Ringtheatcrbrandes. Gleichzeitig wurde eine Adresse an den Bürgermeister von Wien ge sandt, worin das tiefste Mitgefühl für die Bevölkerung von Wien ausgedrückt wird. — Ein von der Union Ge nerale veranstaltete Subskription w rb am ersten Tage über 158000, gestern bereits 200 OOu Franks. Nach Mittheilungen aus England hätte Lord Gran ville am Sonnabend Abend dem britischen Botschafter 2ord Lyons in Paris Depesche gesandt, worin er der Behauptung Gamb " ..l französischen Senat, daß England den Bard Vcrtr^ anerkannt habe, wider spricht.