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Postscheckkonto: Dresden!b»t> «trokass, «Irsa Nr.'öL Drahtanschrift: Lageblatt Dios«, Fernruf Nr.ÜG ' *-«-» »-r «l»>I »««»«««»-» SS7. Montag, 11. Oktober 1826, «ben»S. 78. Jahr«. Dab Diesatr Looeilatt erscheint jeden Ldg Abends '/.»Ühr «ft Ausnahme der Sonn- und Festtag». HeznOdpreis.eegen Vorauszahlung, für »inen Monat 2 Mark 25 Pfennig durch Post odcr durch Voten. Für den Fall de« Eintreten» «n ProduktionSverftuerungen, Erhöhungen der LÜLn, und Mat»rialienpreis» bebalttn wir un» da» Recht der Preiserhöhung und Nachsorderung vor. Anzrtzeu für di» Nummer de« Ausgabetage« sind bi« 8 Uhr vormittag» oukuarben und im voraus zu bezahlen; «in« GewSbr für da» Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die S9 Mw breit«, S ww hohe Brundschrifi-Zeu» (ö Silben) 85 Gold-Pfennig«; di«, 89 mm brrile Reklamezeil« 10V Gold-Pfennige: zeitraubender und tabellarischer Satz öt>'/. Aufschlag. Fest« Tarife. 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Im dichtbesetzten »roßen Saale des Stäbttschen Saalbaues wurde die von der Retchszentrale kür Heimatdieqst veranstaltete staat-politische Vortragsreihe heute abend durch eine Ansprache de» Leiser» der Landes leitung Industriegebiet Schulst, eröffnet. — . Oberbürgermeister Dr. Brecht begrüßte den Reichskanz ler Dr. Marx und sprach ihm seinen wärmsten Dank für alles, was er im Dienste Deutschlands getan habe, aus. Darauf sprach Ministerialrat Dr. Strahl, der Letter her Zentralleitung der RetchSzentral« für Hetmatdtenst, über die Tätigkeit und die Ziele der Reichszentrale für Heimat dienst, insbesondere in Verbindung mit dem Industriegebiet. Er ggb der Hoffnung Ausdruck, daß die Reihe der staats politischen Vorträge, die heute beginne, einen guten Erfolg haben möge. Hierauf betrat Reichskanzler Dr. Marx Ze rnednertribüne und hielt eine Rede, in der es u. a. heißt: Ausgehend von der Politisierung der Massen, in der der Reichskanzler eines der wichtigsten Kennzeichen der moder nen Zeit überhaupt sieht, führte er zunächst aus, daß in der stärkeren Anteilnahme der Massen der neue Bolksstaat dem früheren Obrigkettsstaat unbedingt voraus sei. Aber diese Politisierung birgt, so fuhr er fort, auch gewisse Gefahre» in sich. Kein anderes Volk huldigt so dem politischen Idealis mus, wie bas deutsche. Dadurch ist ohne Zweifel unser deut sches Volk und unser öeutscher Staat stärker als andere moderne Staaten mit innerpolitischen Spannungen und Splitterungen bedacht. Nirgendwo ist die Pflege-des Ge dankens der Volksgemeinschaft notwendiger al» bei uns. Unter Bezugnahme auf die Ausführung«» Dr. Silver- bergs auf der Dresdner Jndustrietagung führte der Reichs kanzler weiter aus: Wem: Dr. Silverberg auch keine allge meine Zustimmung fand, so hat sich doch gezeigt, baß in im mer weiteren Kreisen der Arbeitgeber diese Gedanken An klang fitzden. Wer 'von der Notwendigkeit eines einträch tigen Handinhandarbeitens zwischen Arbeitgeber, u. Arbeit nehmerschaft überzeugt ist, wird von beiden erwarten. Laß sie ohne Einschränkung den Staat, wie er heute ist, anerken nen und an seiner Entwicklung Mitarbeiten. Der Regieruug ist die Mitarbeit jeder Partei Willkomm««, die die mühsam ausgebaute staatliche Ordnung anerkennt und sich schützend vor sie stellt. Ich habe tief bedauert, daß kürzlich wiederum das Wort gefallen ist: Es könne in Deutschland nur ohne, nur gegen die Sozialdemokratie regiert werden. Eine Poli tik, die unterscheidet zwischen Parteien, die regierungsfähig und solche«, die von vornherein als regiernngSnnsähig be, zeichnet «erde«, obschon sie znr Mitarbeit bereit find, s?j halte ich für ei« Unglück. Wir brauchen alle Kräfte die ge- willt sind zur positiven Mitarbeit. Nur so werben wir die schwierigen Aufgaben lösen, vor die wir im kommenden Winter gestellt werden. Wir können uns nicht den Luxus gestatten, große Parteien von vornherein mit dem Stigma der Regierungsunfähigkeit zu brandmarken. Uebergehend znr finanzielle« Lage stellte der Kanzler zunächst fest, baß in dett Monate» Jetti «nd August eine g«te Bessern«« ans der Einnahmrseite z« verzeichne« ist. Zweifellos ist daraus auf eine größer« Ltquididät unserer Wirtschaft zu schließen. Auf der anderen Sette ist aber nicht zu verkennen, daß auch die Ausgaben stark gestiegen sind. Der demnächst dem Reichstag zugehende Nachtragsetat betrifft insbesondere die Aufgaben für Er- werbslofensürsorge, für das ArbeitSbeschasfungsprogramm, den Wohnungsbau, das Siedlungswesen und für die Für sorge in besonders bedrängten Landesteilen. Trotz verbesserter Steuereinnahmen kann das Reich sroh sei«, «en« eS in diesem Jahre hart am Defizit vorbeikommt. Bor allem darf man nicht verkennen, daß man in das Rech nungsjahr 1827 ohne Reserven aus Ueberschüffen der Vor jahre hineingeht. Wenn die Reichsregierung an dem Stre ben nach weiteren Steuererleichterungen sesthält, so darf nicht verkannt werden, baß dies nur möglich sein kann, bei einer befriedigend«» Lvsmrg des FiuanzanSqleichs. Daß mit der endgültigen Gestaltung des Finanzaus gleichs auch die Aufgaben-Berteilung zwischen Reich «nd Ländern zusammenhängt und daß eS sich hier um da» finanz politische Zentralproblem für daS Reich und di« Länder überhaupt handelt, möchte ich mit allem Nachdruck betonen. Daraus ergibt sich die Forderung, daß -er gesetzgeberischen Neuregelung des Problems eingehende Erwägung«« voran gehen müssen. Der Zeitpunkt für eine endgültige Lösung des Problems ist «och nicht gekommen. In dem Gesetz über die Aenderunk be» Finanzausgleichs von 1025 ist zwar in Aussicht genommen, daß der Finanzausgleich schon am 1. April 1827 durch Einiührung der Zuschläge zur Einkommen steuer und Körperschaftssteuer auf eine neue Grundlage ge stellt werden soll. Die dazu nötigen umfangreichen Erheb»«- gen liegen zurzeit noch nicht abgeschlossen vor. SS «aGt jedenfalls dem Reichstag nicht genügend Frist, ei» so «- antwortnngsvolles ««setz rechtzeitig ,«m Abschluß »» Hrh», gen. Außerdem ist e» heim Finanzausgleich nicht mit dejn Reichsgesetz allein getan, sondern «S bedarf noch der An», führungögesest« der Länder. Alle» da» kann bi» zum'L April 1M7 bestimmt nicht geschafft werden. Die Wsechte Lage un ¬ serer Landwirtschaft insbesondere hat «S mit sich gebracht, daß viele Stenerpflichtige ausgefallen stn» »nd daß insolge- desse« große Menge« von Gemeinde« über «in« hinreichend« Stenerkraft nicht verfüge«. Di« ReichSregiernng wird da für sorgen, daß tm nächsten Jahre da» Gesetz zur «udgültigeu Regelung des Finanzausgleichs dem Reichstag so bald zu gänglich gemacht werden kann, baß für seine sorgfältige Durchberatung die erforderliche Zeit bleibt. Der Reichskanzler behandelte bann baS Prottem der Ar beitslosigkeit und Einzelheiten des ArbeftsbeschasfnngsprogrommS, indem er bemerkte: Die Vorhände«« Mittel reichen leider nicht zur restlosen Beseitigung der Arbeitslosigkeit au». Die zur Verfügung stehenden Mittel müssen so eingesetzt werbe», daß eine Belebung möglichst weiter Teile der Wirtschaft er reicht wird, um den Schlüsselgewerbe» Arbeit zu verschaffen und mittelbar auch andere Teile der Wirtschaft anzukurbelu. Daneben muß vor alle« bi« Förderung d«S Export» «»ge strebt «erde«. Im Zusammenhang mit dem ArbettSbeschas» fungsprogramm erinnerte der Reichskanzler an die Millio nenausträge von Reichsbahn und Reichspost, ferner an den Bau von zahlreichen Wasserstraßen und stellte -an» fest, daß die bisherige« Ergebnisse bei -er Bekämpfung der Ar, beitSlofigkeit kemeSrvegs ««günstig find. Seit Anfang Juli hat die Zahl der Erwerbslosen eine Verminderung um eine viertel Million erfahren. Es darf erwartet werden, daß etn an sich ungünstiger Einfluß der Jahreszeit auf -en Ar- beitSmarkt überwunden werb«. Am Schluffe seiner Rede erörterte der Reichskanzler die letzten internationalen Ereignisse, wobei er zunächst zum Abschluß des Stahlpaktes, dessen wirtschaftliche und politische Bedeutung man, nicht unterschätzen soll«, ausführte: Wollte unsere Stahlindustrie sich nicht völlig vom ausländischen Markt verdrängen lassen und daheim Betricbseinschränkungen mit Arbeiterentlaffun- gen vorzunehmen gezwungen werden, so mußte sie zu tat sächliche« Berluftpreise« im Auslände ihre Ware »b,»setze» versuch««. Der Abschluß des Stahlabkommens wird -nrch Beendigung des Schleuderverkaufes auf -en Auslandsmärk ten die Rentabilität der deutschen eisenschaffenden Industrie erhöhen und ihren Arbeitern Beschästigungsuröglichkeit sichern und den Werl der deutschen Ausfuhr in diese» Er zeugnissen steigern, was für di« günstige Gestaltung unserer Handelsbilanz, von größter Bedeutung ist. Auch die eisen verarbeitende Industrie mit ihrer Arbeiterschaft wird Nutzen aus dkm Abkommen ziehen dadurch, daß bet der zu erstre benden Angleichung der Auslandspreise an di« Inlands preise die fremden Industrien nicht mehr billiger mit Roh stoffen beliefert werden als z. B. bi« deutsche Maschinen industrie. Die Zustimmung der eisenverarbeitenden Indu strie zeigt deutlich, -aß man in diesen Kreisen eine Besserung der Wettbewerbsfähigkeit erhofft. Die Regierung wird nötigenfalls unter voller Einsetzung ihrer Autorität sicher- stellen, daß die Hoffnung, -aß die Verständigung dazu die nen wird, allen Zweigen der Wirtschaft gleichmäßig «inen kräftigen Antrieb zu gesunder Fortentwicklung zu gebe», auch tatsächlich in Erfüllung geht. DaS Stahlabkomme« hat aber eine über das rein Oeko» «omtfche hinanSgehende Bedeutung. ES scheint mir nicht möglich, -aß man innerhalb mächtiger führender Industrien wirtschaftliche Friedenspakte abschließ«! «nd sich daneben politisch wie bisher befehde« kann. Das eine schließt das andere aus, denn wir wissen all«, wie tief die Kriegsursachen in wirtschaftlichen Gegensätzen be gründet waren. Go steht zrr erwarte«, daß auch aus politi schem Gebiete eine weitere Entspannung eintreten »erde, zunächst innerhalb des Kreises der beteiligt«! »ier Länder, dann aber auch darüber hinaus, den« der Gtahlpakt richtet sich gegen kein Land. Jedes andere Land kann ihm bettreten. Im Anschluß an Deutschlands Eintritt in den Völkerbund ist viel Kritisches über die »sogenannte* SrfüllungSpolftik gesprochen worden, bet einem Vergleich zwischen dem Jahre 1821, das die Einleitung der viel umstrittenen Erfüllungs- poltttk brachte, und heute kann man nicht verkennen, daß uns dies« Politik der Verständigung «in gutes Stück weiter ge- bracht hat. Di« Aera der Diktate, der Ultimaten, der Drohungen haben wir ein für allemal überwunden. Weite Gebiete deutschen Landes, die jahrelang unter dem schweren Druck -er Besatzung zu leiden hatten, sind frei, und Deutsch land ist vor einigen Wochen Mitglied des Völkerbundes ge worden, der keinen Unterschieb kennt zwischen Siegern und Bestegten. Wir werden im Völkerbund ehrlich und loyal Mitarbeiten tm Geiste -er hohen Ideal«, die.dem Bunde gesetzt sind, un- hoffen, auf diese Weise auch unsere Inter essen am besten zu wahren, dte Interessen Deutschlands und der deutschen Minderheiten, die von uns mit gute« Recht Gchntz «nd Hilfe erwarte« dürfe«. Besprechungen wie die von Thoirq sind eigentlich etwas Selbstverständliches zwischen Nationen, die einem Bunde angehören, Sem die friedliche Beilegung etwa auftauchender Streitfragen als höchstes Ziel gesetzt ist. Noch manche Schwierig,ketten werden zu überwinden sein, ehe wir zu einer befriedigenden Lösung der zwischen Frankreich und Deutschland schwibenden Fragen kommen werden. Auch ich habe da» fest« Vertrauen, daß dies« Lösung gefunden werdcn wird, weit ich hüben undibrüben den ernst- lichen Willen seh«, st« zu finden, eine« «men, »er nicht er. schüttert »erde« dars dnrch bednnorliche Ereignisse, wie wir sie in de« letzte« Tage« i« besetzte« Gebiete erlebte». Wie immer auch die Schuldfrage bei den schmerzlichen Zwischen fällen aufgeklärt werden mag, das eine ist gewiß, die Be sprechung in Thoirq kn«« uud dars dnrch solche Vorkomm nisse nicht beeinträchtigt werde«. Unvermeidlich ist es, den sie auf die Stimmung der Bevölkerung der besetzten Gebiete einwtrkem. Ich aber habe als der für die Richtlinien der deutschen Politik verantwortliche Staatsmann dafür zu sor ge«, baß wir trotz dieser schmerzlichen Zwischenfälle den Weg wettergehe«, der zyr Lösung ber «tüchtigen Fragen führt, die zwischen Deutschland und Frankreich zu erledigen sind. An dte Bevölkerung des besetzten Gebietes richte ich des halb die Mahnung, würdig« Zurückhaltung zu übe«, solange deutsches Gebiet noch von fremde» Truppen besetzt ist, wenn gleich die Gefahr besteht, daß «S zu Konflikten zwischen Be satzung und Bevölkerung kommt. Solche Konflikte zu ver meide», liegt im beiderseitige» Interesse. Möge, so schloß der Reichskanzler fett« «ft lauge«, au- hitttende« verfall «ittgcwnrnrene Rede, bald der Tag k»«- «e«, ans de« «eine «nd des ganze« Kabinetts heißeste Wünsche gerichtet find: der Ta« »er vefreinug deutschen Bodens von frenrder Besatz«!«! Generaloberst v. Heeringen wurde am 9. Mäw 1850 in Kassel geboren^ Gr erhielt seine militärische Erziehung im preußischen Kadettenkorps und wurde 1868 »um Leutnant im Füsilierregiment Nr. 80 befördert. Als Krie«S«intster llVOS bl« 1913) brachte er di« klein« und die groß« Wehr vorlage durch. Am 27. Januar 1814 wurde er »um General oberst ernannt und erhielt bei Beginn d«S Weltkrieges di« Führung der linken l7.) Armee, mit der er in der ersten Feld- schlacht de« Weltkrieges di« in da» Oberellaß einardruagenrn Franzosen bei Mülhausen auf Belfort zurückwarf. Am 26. August 1S16 wurde Generaloberst von Heeringen zum Oberbefehlshaber de« Küstenverteidign«, ernannt und nach Auflösung dieses Kommando« im September 1918 unter Ernennung »um Ebes de« Kolberaischeu Grenadier- Regiments Graf Gueisenau Nr. 9 von der Stellung als Oberbefehlshaber entbunden. Am 18. September 1918 wurde v. Heeringen in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition gestellt. Generaloberst v. Heeringen hat acht Jahre laug al» erster Präsident des Deutschen ReichSkrieger- Lunde« ^vffhänser*, der Deutschen Krieaer-Wohlfahrts- gemeinschast und de» Preußischen LandeSkriegervrrbandeS gewirkt. SksmMlsl W KkkklM gkWer. )l Berlin, 9. Ott. Gent« «nchwttta« t» der vor- m«N»e brenstisch« »rie«S«tnister, Generaloberst von Heeringen, tm 77. Lebensjahre ^skvebe«. IWMtt si. Sei ist: fit WMtzt. )t Berlin, lieber die Solonialsrage schreibt der Vor sitzende der interfraktionellen Kolonialvereinigung -eS Reichstages, der Reichsminister für die besetzten Gebiete und dte Justiz, Dr. Bell, im neuesten Heft der Kolonialen Rundschau* das folgende: Deutschlands Eintritt in den Völkerbund müsse auch für dte berechtigten Kolontalwünsche und Forderungen beson dere Bedeutung gewinnen. Auch bei den ehemaligen Geg nern sei die Ueberzeugung durchgedrungen, daß es nicht nur eine schwere Ungerechtigkeit, sondern auch ein ver hängnisvoller Fehler gewesen sei, Deutschland seinen ge samten Kolonialbesitz wegzunehmen. Diese Erkenntnis habe auch zu einer Nachprüfung -es Versailler Vorwurfs deut scher Kolonialunfähigkeit geführt; auch die jüngsten Er klärungen der sübwest-afrikanischen Mandatsverwaltung hierzu verdienten für die historische Wertung besondere Be achtung. So überragend aber der national« Ehrenstand punkt auch sei und bleibe, so könne sich Deutschland mit dem theoretischen Erfolg der Anerkennung seiner Mandatsfähig- keit nicht begnügen. Deutschland müsse vielmehr als Kul turstaat mit tausendjähriger Vergangenheit, wegen unab weisbarer Bevölkcrungsprobleme, wegen seines riesigen Bedarfs an kolonialen Rohstoffe» und wegen seiner schwe ren Reparationsverpflichtungen feinen berechtigten und un verzichtbaren Anspruch auf Mitwirkung bei ber Zivilisation unentwickelter Völker und an der Kolonisationsarbeit auch in Zukunft aufrechterhalten. ReichSmtnister Dr. Bell gibt -er Erwartung Ausdruck, daß der Tag nicht fern sein werde, an dem sich auch Deutschlands berechtigte Kolonialforderun gen verwirklichen werden. Bi» dahin müsse Deutschland Gelegenheit gegeben werden, seine mehr als Mjährigen Kolonialerfahrungen in ber Mandatskommission des Völ kerbundes zu verwerte«, wie eö auch selbstverständliche Vor aussetzung feiner Mitgliedschaft beim Völkerbünde sei, daß die Mandatsgebiete deutschen Staatsangehörigen wieder voll geöffnet werden.