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Dresdner Journal : 24.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188909247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-24
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 24.09.1889
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1889 ^S223 Diensag, den Sä. September, abends. »n- Dr«.ä„ , U. so n., des -« L»»»»ri. 4«ai»et>«» ko»t»»t»ls»> W-rll«d » N., »o»»vrti»ld äs« ä«nw«K«» Lsioba» k«s- mut Swmp«bm»vlU»T M»«n. MM» 4» Liu» «»«r ,mp»lt«»«» 2«il» U«»«r LoLrik X) kL VMm <U» Lsil» 00 ks. 8« IndMln»- mut L»L«r»»»t» «wpr -n^olln». DreMerIournal. Lr»«k«l»v»r r»UU«k Et äsr So»- «ul ?etmsNU« Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. V» nnantttt», 6«»»j»«o>ckr sm vr—仫r L»»dvA - I«rU> NN» - L*t»UU - Um«I Nr»!»» »«Ulme «. ».! ck Vo-Ke, >«rU» ww» »»»»«,- kr«, L-t»»t»-N«U1m» ». «»4--L-» L—i. Mui,- rmt»-L»»4-»-n«u»-i«u«Nri ». D—L« » So., »ill»! SvrUU: s. -sao« K»»»vr, o. Le^Uitee, L»u« ». » I F » 0» Ua»»»»r»d»er LS»j^. äo« v«ä«, X). r«iM-xr«o^-^»»«U»», i Nr. Mestellungm auf da» „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresde«: bei der unterzeich neten Expeditton (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. In DreSde« - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2 und bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier (Alberiplatz am Alberttheater), woselbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann E. Eschler, in Firma Oskar Schröder Nachf., Pillnitzer Straße, Ecke Ziegelstr., dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Simon, Circusstraße 24, Ecke PÄnitzerstraße, Herrn Kaufmann August Bensch, Schmiede gäßchen 2, Ecke der Hauptstraße, und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühre« im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. König!. Expedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Amt-Hauptmann von Schröter zu Oschatz den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Kronenorden dritter Classe annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht. die BezirkSassessorru Alexander Clemen- Großer, zur Zeit Hilfsarbeiter bei der Kreishauptmannschaft zu Zwickau, vr. jur. Carl Richard Blase bei der Amtshauptmannschaft Chemnitz und Or.jur. Friedrich August Fraustadt bei der AmtShauptmannschaft Borna zu RegierungSasfessoren zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruhh daß der Historienmaler und Lehrer an der Kunstgewerbeschule zu Dresden Professor Donadini das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen-Altenburg verliehene Ritterkreuz 1. Classe de- Sachsen-Ernestinischen Hausorden» annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Schriftsteller vr. jur. Franz Koppel-Ellfeld zu Dresden das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen-Altenburg ver liehene Ritterkreuz 1. Classe des Sachsen-Ernestinischen Hausordenr annehme und trage. Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, haben gnädigst geruht, dem hiesigen Juwelier Alfred Roesner da- Prädikat i-r" zu verl-ihen. Feuilleton. Zwei Lrüder. 41 Lrzühlung von Sophie Junghans. (Fortsetzung.) „DaS wäre, wenn es auch sonderbar erscheint, allen falls durch einen eigentümlichen Widerwillen zu er klären, wie man ihn zuweilen antrifft," bemerkte hierzu der Vorsitzende. „Ich habe kräftige Männer gekannt, die mir, selbst in Fällen der Not, einfach erklärt haben, e» sei ihnen nicht möglich, einen Leichnam anzufassen." „Ein solcher Fall war mir noch nie vorgekommen", meinte Frau v. Löweustern in höflich neutralem Tone. „Mich überraschte deshalb Humser» Verhalten sehr, umsomehr, da man hätte denken sollen, seine fort währende Beschäftigung mit Tierleichen habe ihn einigermaßen abgestumpft. Er vermied er sogar, die Tote auzusehen; erst al- sie eiugesarat war, was übrigens am nächsten Loge schon geschah, verlor sich bei ihm di« Scheu vor dem Zimmer, in dem sie sich befand." In dem Laienpublikum hatten diese letzteren Aus sagen Amanda-, nach uxlchen ihr heutige- Verhör bald seinen Abschluß fand, eine merkliche Wirkung ge- thau. Die Geschworenen waren natürlich daran ge wähnt, von de« Eindruck, den sie während des Ganges einer solchen Verhandlung durch die Zeugen oder Parteien empfingen, äußerlich sich nicht- «eikea zu taffen. Doch aber hatte einer oder der andere nicht umhin gekonnt, bei dem letzten Bericht de» Reben. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Wien, 24. September. (Tel. d. Dre-dn Jonrn.) Die hiesigen Blätter betrachten da- französische Wahlergebni- al» einen großen Erfolg der Re publikaner und al» Niederlage des Bouiavgi-mu- und de» Radikalismus. Allerdings sei nun ein einiges Vorgehen der Republikaner bei den Stlch- wählen und in der Kammer zur Begründung einer festen Regierungsmehrheit notwendig. DaS „Frrmdeublatt" hält die große KrisiS für über- wunden, wenn dir Stichwahlen gut ausfallen. Die „Neue Freie Presse" meint, die Gefahr einer Diktatur und eines Staatsstreich- sei durch die Wahlen beseitigt und die Niederlage Boulanger- daS wichtigste Ergebnis deS Wahltages. Die (alte) „Presse" äußert sich ähnlich, hält aber dir iunrrru Zustände Frankreich» noch nicht für gründlich gehrilt. Indes habe der Gesundung»- Prozeß brgounen, da kein einziger Kandidat offen den Revanchrgedankeu verkündet habe. Paris, 24. September. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Die republikanischen Zeitungen erblicken in dem Wahlergebnis den Sieg der Republikaner uud hoffen, daß die neue Majorität nicht wieder in Uneinigkeiten verfallen werde. DaS „Journal de» Dubais" drückt seine Genugthuung über den Niedergang des BoulangiSmu» au», bat abrr kein Vertrauen zur Weisheit der neuen Majorität. Rom, 23. September. (W.T.B.) Die „Ri- forma" stellt in Abrede, daß von den Ministerien des Krieges und der Marine eine Vermehrung ihrer Budgets um 40 Millionen verlangt werde. Madrid, 24. September. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Der„Correo" berichtet über einen neuen Zwischenfall in Marokko: DaS spanische Kanonen boot „Erccodilo" wurde von Riffpiralen be schossen, erwiderte den Angriff und zerstörte einig« Wohnungen. Kopenhagen, 23. September. (W. T. B.) Dnrch einen offenen Brief des Königs ist der Reichstag zum 7. k. M. einberufen. Dresden, 24. September. Die Kammerwahlen in Frankreich. Da- Ergebnis der vorgestrigen Kammerwahlen in Frankreich liegt nunmehr fast vollständig vor. Nach der letzten aus Paris eingegaugenen Depesche wurden bis jetzt 224 Republikaner und 159 Kandidaten der vereinigten Monarchisten und Boulangisten gewählt, während in 177 Fällen Stichwahlen stattzufinden haben und au- 16 Wahlbezirken die Nachrichten noch fehlen. Zu einer endgiltigen Entscheidung ist es also zu nächst noch nicht gekommen, erst das Ergebnis der großen Menge von Stichwahlen kann eine solche brin gen und eS bleibt abzuwarten, ob Frankreich künftig durch eine rrpublikamsche oder eine boulangistisch- monarchistische Kammermehrheit regiert werden wird. Wenn, wid«r Ermatten, dieser letztere Fall eintreteu sollte, so würde derselbe zweifelsohne nicht nur zu schweren inneren Stürmen führen, sondern auch die Beziehungen Frankreich- zu den übrigen Mächten Europas, in erster Linie zu Deutschland, auf- schäd lichste beeinflussen. Glücklicherweise ist es im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß e» den vereinigten Mo- mann anzusehen mit dem leisesten, gleichsam eine schon bestehende Meinung bestätigenden Kopfnicken. Frau v. Löwenstern war abgeführt worden, und es wurden jetzt, zum Schluffe der heutigen schon sehr langen Verhandlung, nur noch die Aussagen de» Kreisphysikus Böhmer zu Protokoll genommen, wel cher damals gerufen worden war, nm in seiner amt lichen Eigenschaft d:n Tod de- alten Fräuleins fest- zustellen und die vermutliche Todesursache zu regi strieren. Doktor Böhmer, ein vielbeschäftigter Arzt, war am Tage nach dem Tod« de» Freffräulein» hinauSgefahren und hatte die Leiche besichtigt. Bon einer vorher gegangenen Krankheit hatte er nicht- erfahren, und nach dem Bericht der Frau v. Löwenstern den Tod al» die Folge einer Lähmung de» Herzmuskels ansehen müssen, „als einen Herzschlag, wie man sich gewöhn lich au-drückt, eine apoplektische Erscheinung, die bei einer Achtzigjährigen auch ohne vorhergehende beäng stigende Symptome sehr wohl Vorkommen kann." Der Physik»-, ein großer, breiter, stattlicher Mann mit lebhaftem, stark gerötetem Gesicht, sprach sehr laut, be stimmt und nicht ohne einige ironische Schärfe bei den allerletzten Motten. Seines Herzens allerivverste Meinung war nämlich, daß die ganze Vergiftung»- grschichte dumme- Zeug sei, wie er sich in» engsten Vertrauen au-drückte. „Ich muß Sie bitten, die Ergebnisse Ihrer Be sichtigung der Leich«, soweit Ihnen dieselben noch deut lich erinnerlich find, hier zu wiederhole»*, sagte der Vorsitzende Doktor Böhmer «klärte darauf: »Der fragliche Fall hat sich vor nunwehr zwei Monate» zugetragen. Derselbe ist mir da»»!- i» keiner Weis« uarchisten und Boulangisten. welche sich zum Sturze der Republik verschworen haben, gelingen sollte, ihren Gegnern bei den Stichwahlen da- Heft wieder au» den Händen zu winden. Der Vorsprung, den die Republikaner im ersten , Wehlgauge gewonnen haben, ist ein so beträchtlicher, daß diese Möglichkert wohl al» ausgeschlossen gellen darf. In dem Lager der Opposition scheint man sich euch keinen Täuschungen hierüber hinzugrben. Nach einer Mitteilung des offiziösen TelegropbenbüreauS rechnen die antirepublikamschen Pariser Blätter selbst nicht mehr auf einen vollen Sieg, sie hoffen nur noch, den Republikanern eine Anzahl von Mandaten zu ent reißen und es auf eine noch stärkere Minderheit al» bisher in der Kammer zu bringen. Wenn, was freilich nicht mit Sicherheit anzunehmeu ist. das Ergebnis der Stichwahlen dasselbe Gesicht zeigen sollte wie da- der Wahlen vom Sonntage, so würde diese Rechnung ungefähr stimmen; die Monar chisten und Boulangisten würden es dann auf etwa 240 Sitze, die Republikaner auf 340 Sitze bringen. Die republikanischen Pariser Blätter wollen freilich von einer solchen Möglichkeit nichts wissen, sie rechnen für die eigene Patter aus mindestens 380 Sitze uud gestehen den Gegnern nicht mehr als etwa 200 Sitze zu. Die Wahrheit wird, wie gewöhnlich in derartige» Fällen, wohl in der Mitte liegen. Die Republikaner werden vermutlich eine Einbuße von einigen zwanzig Sitzen erleiden uud in einer etwa» geringeren Stärke als früher — bei den Wahlen von 1885 wurden 381 Republikaner gewählt — in die neue Kammer einz'ehen. Sie werden oller Wahrscheinlichkeit nach also zahlen mäßig al» Sieger aus dem Wahlkampfe hervorgehen. Freilich aber werden sie nicht besonder» stolz auf ihren Erso'g sein können; denn e» ist außer aller Frage, daß die gewählten Anhänger der Regierung durchaus nicht alle derselben Rrch'ung angehören uud somit weit davon entfernt sind, eine geschlossene Regierungs partei darzustellen, wie sie zur gedeihlichen inneren Eutwickelung Frankreich» vor allem erforderlich wäre. Es werdeu vielmehr vermutlich die Männer vom Schlage Goblets und Lockroys, welche da» Schlag- wott „Revision der Verfassung* sich zu eigen gewacht haben, unter den Republikanern wieder ebenso wie früher in recht ansehnlicher Zahl zu finden sein und nicht- eiligere» zn thun haben, al» bei dem Zusam mentritt der neuen Kummer den Gegnern der Repub lik in jeder Weise Vorschub zu leisten. Die Miß wirtschaft, welche die alte Kammer kennzeichnete, wird in noch verstärktem Maße wieder lehren, alle unzufrie denen Republikaner werden sich mit den Monarchisten verbinden und die zerstörende Wühlarbeit der Feinde der Republik wird kein Ende nebm?n. Die Aussicht, daß da- Ministerium Tirard—Constans auch nachdem Siege der Republikaner noch lange am Ruder bleibe, ist darum äußerst schwach. Es ist sehr leicht möglich, daß die erste That der neuen Kammer darin bestehen wird, das Ministerium zu stürzen, welche» durch sein entschlossenes Vorgehen gegen Boulanger und seinen Anhang Frankreich vor unabsehbaren Wirrnissen be wahrt hat. E» drohen dem Lande also noch schwere innere Krisen und die vorgestrigen Wahlen werden kaum eine Periode de» Fortschritts bezeichnen. Auch ist die Thatsache nicht außer acht zu lassen, daß in Pari» selbst, wo man den BoulangiSmu» im vollsten Niedergänge wähnte, die Regierung eine schwere Niederlage erlitten hat. Denn nicht nur wurde — trotzdem der Minister de- Innern den Wahlkommifsaren eingeschärft hatte, die mit den Na men Boulanger versehenen Stimmzettel al- ungiltig anzusehen uu> in den Papi«r»orb zu werfen — der „brare General* im Wahlbezirke Montmartre mit er heblicher Mehrheit gewählt, es errangen auch vier ausfällig erschienen. Wenn eine Greisin von achtzig Jahren rasch stirbt, so ist dies ein Vorkommnis, wel ches keiner — hm — weit hergeholten Erklärung be darf. Erhält der nach erfolgtem Tode herbeigerufene Arzt nun noch von einer intelligenten Person einen in jeder Weise glaublichen Bericht über die näheren Umstände deS Todesfalles, so wird er sich mit einer in den gewöhnlichen Grenzen gehaltenen Besichtigung der Leiche begnügen; ich bin fest überzeugt, alle meine Kollegen hätten die- ebenso gewacht * Der Doktor pausierte und sah sich herausfordernd i« Saale um. Der Vorsitzende neiqte, wie in höf licher Zustimmung, da- Haupt, und Böhmer fuhr fort: „ES wird auch keinen derselben wundern, wenn ich jetzt keinerlei Angaben über den Zustand der Leiche zu machen vermag, welchen unter diesen kritischen Um ständen eine schwerwiegende Qualität beizumessen wäre." Wieder eine Pause, aber eine Pause sozusagen kampf lustiger Natur, als erwarte der Doktor von irgend woher einen Widerspruch, dem er zu Leibe gehen könnte. Der Vorsitzende ergriff diese Gelegenheit, um zu bemerken: „Da- Gericht würdigt Ihre Vorsicht vollkommen. Lassen Eie un- abrr, ehe wir weiter gehen, einen U«. stand imzweiselhast srststrllen. So wie ich Sie ver standen hab«, haben nur die Angaben der Frau v. Löwrnfteru üb«r den Tod de- Frä»leins Sie zu der Annahme geführt, daß ei» sogenannter Herzschlag statt- gefunden hab«?* „Gewiß, da- habe ich ja schon deponiert," sagte der Krei-phyfiku». „Dann hat sie der übrige» Krankheitäerscheinuugea, über w«lche wir heut« eine» weitläufige» Bericht vo» seiner hervorragendsten Anhänger im erste» Anlaufe Pariser Mandate und in den streitig gebliebenen Stichwahlbezuken erzielten die Boulangisten fast aus nahmslos sehr starke Minderheiten. Für da-Geschick Boulanger» dürste dieser Sieg in der Hauptstadt zwar brdeutungslo» sein. Ter „Retter* Frankreich» ist, nachdem es den Antirepublikanern nicht gelungen ish einen entscheidenden Sieg davonzutrageu, ohne alle Frage politisch tot; immerhin ab-r ist der Erfolg seiner Anhänger nicht ohne Bedeutung für die weitere Entwickelung der Dinge in Frankreich. Tagesgeschichte. * Berlin, 23 Sepiember. Se. Majestät der Kaiser wohnte heute vormittag den Schießübungen des Garde jägerbataillon- bei. Später nahm der Monarch Vor- näge entgegen vnd erteilte Audienzen. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Schon seit längerer Zeit hat sich der Mangel einheitlicher, für da- ganze Reich giltiger Grundsätze über das Ver fahren bei der Vollziehung der auf Grund der ZK 39, 284 und 362 de- Strafgesetzbuch- (wegen gewerbs mäßigen Glücksspiels, Landstreichen», Bettelns rc) ver fügten Ausweisungen von Ausländern au» dem Reichsgebiet fühlbar gemacht. Insbesondere ist eia Bedürfnis zum Erlaß von Bestimmungen hervorgetreten, welche für eine planmäßige Abschiebung der Ausge wiesenen aus dem Reichsgebiete Gewähr bieten uud eiaem nutz- uud erfolglosen Hin- uud Herschieben der Aus länder iouerhalb des Reichsgebiet» entgegenwirken. Es besteht deshalb in maßgebenden Kreisen die Ab sicht, da» gesamte Vollzug-verfahren auf diesem Ge biete durch eine im wesentliche» in die Form einer Anweisung an die beteiligten Polizeibehörden gekleidete Vorschrift zu regeln. Nach dieser Vorschrift soll die Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete auf Grund der genannten Paragraphen des Straf gesetzbuchs entweder mittels Transportes oder durch Erteilung eines Zwang-passeS oder durch Bekannt machung der AutweisungSverfügung erfolgen. Im Wege de» Transportes soll die Ausweisung stet- dann zu vollziehen sein, wenn anzunehmen ist, daß der Au»- gewiesene der Ausweisung nicht ohne Anwendung körperlichen Zwange» Folge leisten werde. Tie Für sorge für die thatsächliche Entfernung des Ausgewie senen au» dem Reichsgebiet soll ferner nicht den in der Regel mit den Grenzverhältnissen.nicht vertrauten Transporteuren überlassen werden, sondern es soll der von dem Eintreffen des Transport» unterrichteten Grenzpolizeibehörde die Verpflichtung auferlegt wer den, den Übertritt de- Ausgewiesenen über die Reich»- grenze herbeiiusühren. — Mit der Beratung de» Entwurf» dieser Vorschrift dürfte sich demnächst der Bundesrat zu beschäftigen haben. Stuttgart, 23. September. Se. Majestät der König hat an den Finanzminister vr. v. Renner anläßlich dessen 25 jährigen Jubiläum» al» Finanz minister ein sehr huldvolle» Handschreiben gerichtet und dem verdienten Mann ein Andenken zufehrn lassen, das in einer wertvollen Silberkassette mit Silberzeug jeglicher Art besteht. O Wien, 23. September. Der Rücktritt de» Priuzen Liechtenstein, der Führer» jener Parier, die sich die VerwiiEichung der konfessionellen Schule al- Ziel gesteckt, wird zweifellos einen tiefgehenden Einfluß auf die Entwickelung de» parlamentarischen Leben» in der diesseitigen ReichLhälfte au-üben, wenn man auch vor der Hand sowohl hinsichtlich der ferne- ren Haltung des Prinzen, wie der Parteien und ihrer künftigen Gruppierung bloß auf Vermutungen ange wiesen ist. Daß da» Baad, welche- die Klerikalen bisher mit den Tschechen verknüpst hat, nunmehr ihr erhalten haben, des wiederholten Erbrechen», der anscheinenden Unfähigkeit de» Körper», die gewöhnliche Nahrung aufzunehmen, bei Ihnen nicht erwähnt?" „Mit keiner Silbe*, sagte Doktor Böhmer nach drücklich. „Und e» scheint, daß der Zustand der Leiche Ihnen auch keinerlei Anlaß gab, eine vorhergegaugene längere Krankheit, oder sagen wir lieber einen abnormen Kräftezustand, anzunehmen?* Hier zögerte der Arzt, ehe er zur Antwort gab: „Der Körper war sehr abgemagert. Aber da» ist in jenem hohen Alter nicht unbedingt ein Zeichen vorher- gegangener Krankheit. Da» Alter an sich kann man ja beinahe schon eine solche nennen, da e» die normale Thätigkrit fast aller Organe stetig zu reduzieren pflegt." Wieder besan» er sich; die-mal unterbrach ihn der Vorsitzende nicht, und so fuhr er »ach einige» Augenblicken fort: „Daun hatte die Lote, wie ich mich deutlich erinnere, an der linke» Simse de- Halse» ei»ig« Stellen, wie sie ein äußerer AÄaiß, irgend eine Kon tusion, erklären würde, oder auch eine sehr heftige krampfhafte Anspannung jener Teile selber, bei eine« mit Würgen verbundenen Erbreche» zum Beispiel." „Also doch ein, wean auch kleiaer besouderer Um stand, der Ihnen im Gedächtai» geblieben ist," sagte der Vorsitzende gemütlich. „Wollen Eie »n» ge fälligst diese letztere Beobachtung etwa» näher de- schreiben?" „Ich kau» heute, »ach zwei Monaten, unmöglich mehr darüder sage», al» ich eben schon »»«ged« habe," ließ der cholerische Herr sich «U so viel Un geduld i« Tone, »ls hier nur irgend zulässig war, vernehme». „Ein p«»r »sitzt sehr deutlich« Flecke
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