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erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn« u. Festtage. ! Bezugspreis: Vierteljahr!. 1 Mk. 50 Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 8858. Sei auszerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht nnd Freiheit. vucbaruclttrel. beaaktion um! kescbättsrieller Dresden, Pillnitzcr Straße 4!i. MsMilg Inserate werden die 6 gespaltene Petitzcile oder deren Raum mit 15 Pf, berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Ncdaktions-Sprecbstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. 1586. Nr. 111. Katholiken: Johann v.Nep. 16. 1903. Protestanten: Pcrcgrin. Ä. Jahrgang. Gedenket des Wahlfonds! Die Kaisertage in Lothringen. Am Donnerstag nachmittag Uhr traf der Kaiser, von Slraßbnrg kommend, in der Hauptstadt Lothringens. Äey, ein. Die Straßen, welche der Kaiser zn Pferde nach der Kathedrale zurücklegre, waren ans das glänzendste gcichmückt. Die Kosten des Portales, dessen Einweihnng vergenoinmen wurde, belaufen sich ans D/,, Millionen Mk. Aor dein Dome begrüßte ihn der Vertreter des Papstes, Cardinal Fürstbischof Dr. Kopp. Außer dem Gefolge des ßaisers nahm an der Feier teil: der kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe-Langenbnrg, der Erzbischof von Köln, Dr. Fischer, der Staatsminister Freiherr von Hammerstein, der Staatssekretär für Elsaß- Wchringen, v. Koller, der Bischof Benzler von Metz M dem Domkapitel nnd den katholischen Stadtpfarrern ! m! Ä'etz, der Gouverneur, die Generalität und die Re- ipimitokommandenre von Metz, der Unterstaatsstaatssekretär, der Lezirksprüsident voir Lothringen nnd einige andere Miere Beamte, das Präsidium des LandcSansschnsses von Elsaß-Lothringen, der Präsident des Bezirkstages von Wiliriiigen, der Präsident des reformierten Konsistorinms, der Bürgermeister und die Beigeordneten der Stadt Metz, der Borstand des Dombanvereins, Dombanmeister Tor- new Mid Bildhauer Dnjardin. Bei seiner Ankunft schritt der Kaiser die ans der süd lichen Seite des Domplatzes ausgestellten Ehrenkompagnien ab lind nahm dann neben der Kaiserin unter einem Fest zelt Platz. Bischof Benzler trat mit der Geistlichkeit vor das Festzelt. Der Kaiser erhob sich und hielt folgende Ansprache an ihn: „Es gereicht Mir zur besonderen Freude, Ihnen, hoch würdigster Herr Bischof, das Portal übergeben zn können. Ein Meisterwerk der Architektur wie der Bildhauerkunst, bat seine bildliche Darstellung die freudige, bewundernde Anerkennung Sr. Heiligkeit des Papstes gefunden. Die Anwesenheit seines Stellvertreters ist eine besondere Ehre iür das Bistum und das Lothringische Land, zn der Ich Fhnen Meinen herzlichsten Glückwunsch ansspreche. Mögen durch diese Pforte fromme Christen nnd treue deutsche Untertanen znm Dienste des Herrn Eintritt nehmen. Tas walte Gott!" A'nnmehr verlas der Statthalter die Urkunde. Ter .Nasser gab dann Befehl, daß die Hülle vom Portal falle. Hierauf folgte die Rede des Bischofs Benzler, die folgenden Fnhalt hat: Ter heutige Tag werde immer denkwürdig sein in der blcschichte der Stadt und Diözese Metz. Der neue Portal- ban zeuge von dem hohen christlichen Sinne des kaiserlichen Micen. Der Kaiser erstrebe den Nnhm, das Volk in Frieden zn beglücken. Des Kaisers Werke seien die Werke des Friedens und Segens. Eine ans die Feier bezügliche Urkunde wurde von den Majestäten, den: Fürstbischof Dr. Kopp, dem Statthalter nnd weiteren Persönlichkeiten unterzeichnet. Hierauf nahm der Biscyof die kirchlicherseits vorgesehene Feier des Por tals vor. Hierauf begaben sich die Majestäten in den Dom, wo selbst von den Lehrerseminaren, den Alumnen des Priester- seminars und den gesamten Pfarrchören eine musikalische Feier veranstaltet wurde. . Die Feier schloß mit der Er teilung des Segens durch den Bischof. Nach dem Festakt fand zn Ehren des Kaiserpaares im Bezirks-Präsidium ein Festmahl statt, an welchem außer den Herren Kardinal- Fürstbischof Kopp, dem Statthalter, Erzbischof Fischer, Minister v. Hammerstein, Staatssekretär v. Köller, Bischof Benzler von Metz etwa 60 Personeil teilnahmen. Der Komman dierende von Metz, Generaloberst Gras Häseler konnte wegen nicht unbedenklicher Tarmerkranknng an der Feierlichkeit lischt teilnehmen. Ter Kaiser gedachte ihm anläßlich einer großen Uebnng der Garnison eine besondere Ehrnng zuteil werden zn lassen. Ter Rücktritt des Grafen vom Kom mando des XVI. Korps ist mm beschlossene Sache; er ist in dem körperlichen Zustande des greisen Offiziers be gründet. Als seinen Nachfolger hat er selbst den bisherige» Gouverneur von Metz, General von Stötzer dem Kaiser empfohlen. Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß der Kaiser seine Stellung als Monarch eines Reiches mit gemischter konfessioneller Bevölkerung so gewissem,aft vor Augen be hält nnd respektiert. Den konfessionellen Hetzern ist dieses Selbstbewusstsein nnd Pflichtgefühl des Monarchen zwar unangenehm, allein in einem Reiche, in de», Millionen Protestanten 20 Millionen Katholiken gegenüberstehen, kann der Wunsch des Ev. Bundes nach Proklamiernng eines Protestantischen Kaisertums nur hohle Phrase bleiben. Der „Tr. Anz." sieht natürlich in der Anwesenheit des Kaisers bei der Enthüllung des Metzer Domportals und in der Ernennung des Kardinal D. Kopp znm Vertreter des Papstes hierbei ein neues Zugeständnis an die kath. Kirche. Da das Blatt sich eben nicht recht mit dem wahren Grunde heranstrant, warum es dem Kaiser das übel nimmt, so führt es die französische Empfindlichkeit ins Tressen und schreibt: Wenn man bedenkt, wie sehr sich die französischen Ehanviniüen nnd Revanchepolitiker über dieses Fest ärger» werden — ein Um stand, der im Vatikan recht wohl bekannt ist — fragt man sich un willkürlich: Wie lener wird dieses Zugeständnis das'Tenlsche Reich zu stehen kommen? In diesen Zeilen liegt eine reckst widerliche Ver dächtigung der „Politik des Vatikans". Man sielst in dem Metzer Tag eine gewisse Intrigne der „Franzosenfrenndlich- keit" Nampollas. Der Ehanvinismns wird damit heraus gefordert, meint das Blatt, nnd wenn es im ersten Teil des Artikels betreffs des Vatikanbesnchs des Kaisers hierbei eine Rücksichtslosigkeit gegen die italienische Regierung sielst, so erblickt es in dem Kaisertage in Metz eine „religiös politische Demonstration", die ihre Spitze gegen Frankreich richtet. Man wird den Lesern in den nächsten Tagen ver schiedene Preßanslammgen der französischen Revanchevresse gewissenhaft servieren, um damit zn zeigen, wie die Bülow'sche nnsrenndliche Politik Deutschland der Gefahr eines Krieges anssetzt. Man lache nickst darüber, wenn der „Dr. Anz." diese Schlußfolgerung mit dein ernstesten Gesicht von der Welt mackst. Ans dem i. sächs. Wahlkreis Hittari-^strilr schreibt uns ein Wähler: In Nr. l«»'> vom 0. Mai bringt das „Zittaner Amtsblatt — vielfach jetzt „Scheiterhansen" -Amtsblatt genannt in der Beilage einen Arutel. der „Die Zweimaligen" Zoll heißen Freisinnigen, überschrieben und mit dem Pseudonym „Dr. Rolf" unterzeichnet ist. Dieser „Dr. Rolf" ist selbst sehr „zweisinnig", darum mutet er dies auch andern zn; er schreibt,'als wäre ec ein Freisinniger, versteht aber das Versteckenspielen und Ver stellen so schleckst, daß man ihm den verbissenen national liberale» Katholikenfresser von echtem Schrot und Korn nur allzusehr anmelkl. Zwei Tinge besonders sind chm ein Dorn jim Auge: die Organisation der Katl,oliken in Zittau und Umgegend, und die minmehr proklamierte Stellnngnalime der organisierten nnd nickst organisierten Katholiken zur nächsten Reichstagswahl. Bezüglich der Organisalion der Katholiken, er ficht noch hinzu: besonders der katholischen Tschechen «!, von Zittau nnd Umgebung muß selbst sein Feindesnnmd dem Geschäftsführer des Volksvereins, und mit ihm allen Ver trauensmännern, für die in den ganzen letzten Monaten geleistete, stille, rastlose Arbeit „ein großes Verdienst um die katholische Sache" znsprechen. Aber dann gehts los, sodaß man denkt, Zittau ist unrettbar verloren: „Freisinnige Zittaner, fragt einmal Eure Väter, fragt die alten Zittaner, was man vor :'.0—st> Jahren in unserem freien Zittau von katholischer Organisation wnßte! Und heute verkünden es stolz nnd siegesbewußt die Herren selbst!" <Hn.. Hi,.'!, Tschechen werden förmlich mit Gewalt nach Zittau gepolt, damit die katholische Organisation hier tim so mächtiger ^ werde!" dann heisst es weiter: katholisch tschechisches Nest; ^ wer isl's, der unser freies dentscheS Zittau verraten hat an jene katholisch-tschechische» Dunkelmänner nnd überliefert hat den tschechischckatholischen Wühlern? .w. Das klingt echt nationalliberal! „Ist-. Rols" selbst ist über den Volks verein für das katholische Deutschland nnd dessen Zittaner Mitglieder, wie sein Geschreibsel zeigt, nickst im Mindesten orientiert; aber er bringt den Zittanern „Aufklärung" nnd macht sie gruseln vor der Organisation der Tschechen! Nim so soll er es erfahren: Eingezogene Erkundigungen haben ergeben, daß beim Volksverein, der hier im Zittau Ostritzer Wahlkreis bald >d«i Mitglieder hat. noch kein Dutzend Tschechen sind. Man vergleiche damit die Bepamstimg des „Ist-. Rolf". Man sollte es nicht für möglich palten! Das Der australische Lrbe. Roman von Edgar Pickering. Deutsch von Franz Paul. Fortsetzung.) (Nachdruck Vorboten.) „To will ich Ihnen folgenden Vorschlag machen," er widerte Sylvester. „Sie sollen den Nest des heutigen Tages frei zur Ueberlegnng haben und sich die Sache durchdenken. Ihr Bureau ist überhaupt nicht der passende Lrt, nni in der Angelegenheit zn verhandeln. Ich werde bis heute abend 8 Uhr zn Hanse sein. Hier ist meine Adresse. Und wenn Sie sich entschließen können, mich zn besuchen, schön nnd gut. Ferner erwarte ich von Ihnen Ausklärnng über das Geheimnis Ihres Rockes nnd Mit teilung über alles, was Sie inbezng ans Mr. Dormann und Fean Kedar wissen, nnd ich erwarte von Ihnen, daß Sie mich in der Ermittelung des Mörders des Mr. Gifford unterstützen werden. Ich bin fest überzeugt, daß Sie es vermögen; ob Sie es wollen, ist eine andere Frage. Aber ich werde kein Mitleid haben, Mr. Mörder, mit Inen nicht und mit niemand anderem, der die Hand in einer so schändlichen Verschwörung hat." Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Stuhle. „stieben Sie mir Zeit." keuchte Mr. Mörder. „Ich höre Tcripps Stimme draußen; verschweigen Sie unsere Unterredung vor ihm; er ist ein Mensch, der vor nichts zurückschreckt." „Aber hören Sie doch, es handelt sich ja nicht um Scripps Nock, über den ich Auskunft haben will." erwiderte Sylvester. „Immerhin gebe ich Ihnen Zeit zur Ueber- legnug. Ich bin aber 5 Minuten nach 8 Uhr ansgegangen, wenn Sie bis dahin nicht gekommen sind." Und mit diesen Worten ging er. Mr. Scripp, der einige Minuten später seines Sozius' Zimmer betrat, fand Mr. Mörder in einem derartigen Zustande der Hilflosigkeit, daß er ihm empfahl, nach Hanse zu gehen. „Sie bringen sich selbst um, Mörder," sagte er. „Was Sie brauchen, ist etwas Zerstreuung und Anregung," worauf V(r. Mörder seufzte. Er hatte eben mehr Anregung ge habt, als er sich wünschte. Ans seinem Wege nach Hanse begegnete Sylvester Mr. Nicholson, der, wie er von Mortimer wnßte, der Vertreter des Dr. Evarest, Ticks Chef, war. „Haben Sie in letzter Zeit etwas von Ihrem Freund gehört?" fragte er Sylvester. „Seit langer Zeit nicht," war die Antwort. „Er muß verrückt geworden sein," fuhr Mr. Nicholson fort. „Ein Mensch mit Sinn nnd Vernunft kann nicht so handeln, wie er es tut. Gestern bekam ich ein Telegramm von ihm: „Senden Sie jemand anderen an meine Stelle, ich reise ab." Hübsche Handlungsweise das, wie? Uns so im Stiche zn lassen?" „Das bin ich bei Mortimer nicht gewöhnt. Wohin ist er abgereist?" ..Weiß ichs?" erwiderte der andere ärgerlich. ..Alles, was ich weiß, ist, daß ich sofort jemand anderen nach Bastia schicken soll. Nach Bastia, das ist nicht jedermanns Sache. Möchte selbst nicht dorthin gehen." „Ich wundere mich selbst darüber, was das bedeuten soll und was mit Mortimer los ist." „Verrückt, sagte ich," erwiderte Nicholson, ans die Stirne tippend. „Hat das Klima nicht vertragen, wahr scheinlich getrunken. Ich täte es auch, wenn ich ans eine wüste Insel versetzt würde." „Das wusste ich bisher nicht, daß Korsika eine wüste Insel sei." „Ganz einerlei, ganz einerlei," erwiderte der andere. „Dr. Evarest mnzz seine Praris dort anfgeben, »venu er sie nicht selbst versehen kann. Die Leute werden nicht nach Bastia gehen, so lange sic eine halbwegs vernünftige Stellung in England finden. Ich würde auch nicht hin gehen." Und damit verabschiedete sich Mr. Nicholson. „Ich möchte gerne wissen, was dies alles bedeutet," sprach Sylvester vor sich hin. „Warum hat Dick Korsika verlassen? Und dieser Verdacht von Selby — schrecklich! Immerhin vielleicht gelingt es mir, das Geheimnis zu enthüllen. Wenn Mr. Mörder Pente Abend nicht kommt, so übergebe ich ihn dem Gericht." Ein Viertel vor » Uhr saß Sylvester, ans seinen Be sncher wartend, die Angen ans die Uhr gerichtet, deren Zeiger der entscheidenden Stunde immer näher rückten. Dann klingelte es draußen, und einige Sekunden hernach öst'nete sich die Tür. nnd Mr. Mörder erschien atemlos, als ob das Stiegensteigen ihn so erschöpft hätte. Er trat mit schweren Schritten näher, und Sylvester fiel dieanßer- gewöhnlickie Blässe ans seinen Wangen ans, als er sich mühsam in einen Lehnstuhl niederließ. „Ich bin zur rechten Zeit hier. Mr. Eonrtney." be gann er. „Fünf Minuten, nachdem Sie unser Bureau verlassen hatten, war ich entschlossen, zn kommen. Ich hätte ohnedies dieses Leben, wie ich es führe, nicht länger mitmachen können, nnd Sie haben das Unausweichliche nur beschleunigt. Verzeihen Sie mir die Frage, haben Sie etwas Whyskey? Ich wäre Ihnen für einen Schluck sehr verbunden." Sylvester trat znm Schrank, nahm eine Flasche heraus und stellte sie mit einem Glas vor seinen Besucher, der dieses bis an den Rand füllte nnd den Brandy ohne Wasser ans einen Zug hinnntergoß. „Wir haben keine Eile. Mr. Mörder," sagte Sylvester. „Sie können mir Ihre Mitteilungen machen, in welcher Form es Ihnen beliebt. Ich bat Sie um eine Aufklärung, nicht um ein Bekenntnis!" „Ich weiß es," erwiderte Mr. Mörder. „Es wird aber ein Bekenntnis werden. Ein Geständnis der Rolle, die ich zn spielen hatte in einem schändlichen Plane. Ich hatte die Aussicht, den vollständigen Zilsammenbrnch von mir abznwehren; die Entehrung meines Namens, die Ver nichtung meiner Familie, und deshalb habe ich die Dinge zngelassen, die mich im Innersten empörten. Ich bin hier, um Ihnen alles zn sage» nnd alles zn tun, was in meiner Macht liegt, um ein großes Unrecht wieder gut zn machen." (Fortsetzung folgt.)