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Ausgabe 1t Sonnabend» 1. September 1934 Verla»—»t »«««»«» Ua>eI»eiipr«II«: dl« tspaltt»« U mm breit« g«ll« I Vktz, — sll« FamUIenanzelgen und 8t«lleng«such» b VI«. — Für Platzvorlchrlltei, ttnnea »tr kln« Dewl-r Kist«» LüchUche volksseuuns Nummer 292 — 33. Jahrgang Erscheint 0 mal wSchentlich ml« der Illustrierte« Gratis beilag, „D«r Feuerreiter' und mehreren r«rtbellage» Manaltich« ve,us«»««is«, Uus,. A mit S». vennablatt und Feuerrell«, M. «,70 «us«. B. ahne EI. vennablatt u. mit Feuerretter M. «,«0 «u^. T ahn« St. vennablatt «. ahn« Feuerrelter M. 1,7g UI»t«lnu»mtt 10 Ps«.. Sannabend- ». S«nnta«>Xr. «0 Pf«. ««»altianr Dre«d«n-N., v«lterstr. 17, gernr. rv'lt u. «Illi« SeschLstistell«, Druck nud Verla«: Germania Buchdruckerel ». Verlag Th. ». D. Winkel, Pallerstr. 17, Fernr. «101«, Postscheck: Nr. 10«», Bank: Sladtbank Dresden Nr S17S7 Gül* RI. KuIGun Im Fall, von »Sherer Gewalt, ererbst, Streit »d« B-irl-bsslSrungen hat der Bezieher oder Jnsvent tel« «nsprllch«, sall, dl, Zellung tu beschränktem Umsan««, verspälel oder nicht erichein« - ErltlNungeor« Dr,»d«> Mkger Eisenbahnanschlag °»Lharbin Banditen übersatten einen Personenzug Zweistündiges Gefecht mit japanischen Bahnwachen — Vis jetzt: 13 Tote, 2« Verwundete Schanghai, 81. August. Ein sch nie rer E i s e n b a h n a n s ch l a g ist etwa 48 Kilometer südlich von Chardin verübt worden. Die 'Verluste an Menschenleben lassen sich noch nicht übersehen. Nach den letzten Meldungen sol-i len 18 Japaner getötet und etwa 20 verwun « d et worden sein. Die Banditen hatten die Schienet aufgerissen und brachten einen Personenzug zur Entglei« sung. Darauf eröffneten sie ein wildes G e w e h r feuer auf die um gestürzte,, Eisenbahn-: wagen, wobei zahlreiche Personen getötet und ver wundet wurden. Die Banditen ergriffen daraus die Flucht und entführten 6 japanische Reisen » d e, und, wie verlautet, zwei A in e r i b a n e r und einen Dänen. Japanische Bahnwachen lieferten den Banditen ein zweistündiges Gefecht, konnten jedoch nicht verhindern, das; die Räuber mit ihrer Beute entkamen. An die Stelle des Berbrechens ist ein Lazarettzug ent sandt worden. Die Rettungsarbciten und die Beugung der zum Teil entstellten Leichen wurden durch molken- bruchartigen Regen stark beeinträchtigt. Geheimnisvoller Drohbrief an Frau Aooseoelt London, 31. August. Nach einer Reutermeldung aus Neugork war an die Gattin des Präsidenten Roose velt ein Brief gesandt worden, in dem mit dem Raub ihrer Enkelkinder gedroht wurde, falls sie »richt ein Lösegeld von 108 ONO Dollar (etwa 420 ONO RAI.) bezehle. Auch wurde ein Anschlag auf den Prä sidenten selbst angedroht. Ter Bries ist aber- gar nicht in die Hände von Frau Roosevelt gelangt, da In dem Hochverrats- und Sprengstoff- Prozeh gegen die 15 Kommunisten aus Freienwal de und Umgebung, die Sprengstoffe und Handgranaten in einem Kindersarg versteckt hatten, stellte Landgerichts rat Duwe, der Vertreter der Reichsanwaltschast, heute vormittag nach anderthalbstündiger Anklagerede die Strafanträge. Sie lauteten auf die nach dem Sprengstoffgesetz zu lässigen Höchststrafen von 10 Jahren Zuchthaus ge gen den 31 Jahre alten Hauptangeklagten Iessel, der als im Dienst des illegalen Apparates der KPD. tätiger Hauptfunktionär die moralische Verantwortung trage. Gegen den kommunistischen Ortsgruppenleiter Ha »ne in ann wurden 7 Jahre 8 Monate Zuchthaus und gegen den Sprengstoffdieb Walter Bricke und seinen Helfershelfer Jankowski je 6 Jahre Zuchthaus beantragt. Bei den drei Schändern des Erbbegräbnisses, den Brüdern Ernst und Paul Seeger und Wilhelm Sie wert, ging der Antrag neben empfindlichen Zuchthaus strafen auch auf Aberkennung der bürgerlichen Ehren rechte wegen ehrloser Gesinnung. sVergl. auch den Bericht über den 2. Verhandlungstag aus S 8.) Simon informiert sich Außenminister Simon ist planmäßig am Donners tagabend zu einem kurzen Aufenthalt in London einge troffen, um sich im Außenamt mit den laufenden Geschäften bekanntzumachen. Zum Wochenende wird er wieder zur Fortsetzung seiner Ferien nach Schottland zurückkehren. Veröffentlichung der Skwlsly-Akten Paris, 31. August Der Vorstand des parlamentarischen StaGskn-Auoschusses hat sich an, Donnerstag nut den von, Justizministerium ihm zur Vertilgung gestellten Berichten über er von einem Geheimpolizisten angehalten und geössnet wurde. Unter dem Verdacht, den Bries geschrieben zu haben, wurde im Neuyorker christlichen Verein junger Männer ein ehemaliger Monteur der Marinesluggruppe namens Venjamin Zorn verhaftet. Er wird heute vor dem zuständigen Vundesrichter erscheinen. Großfeuer bei Hildburghausen Erfurt, 31. August Das im thüringischen Landkreis Hildburghausen gelegene Dors Marisfeld ist durch eine verheerende Feuersbrunst heimgcsucht worden. Wäh rend eines schweren Gewitters schlug der Blitz in die Scheune eines Landwirts nnd zündele. Zu allem Unglück waren die Fcriisprechlcitungcn während des Gewitters zerstört worden, so daß die Nachbarwehren nicht zu Hilfe gerufen werden konnten. Da die Ortswehr allein zu schwach war, um des Feuers Herr zu werden, fraßen« sich die Flammen mit unheimlicher Schnelligkeit weiter und erfaßten drei Wohnhäuser, fünf Scheunen und zehn 'Nebengebäude, die in Schutt und Asche gelegt wurden. Die gesamte Ernte, landwirtschaftliche Maschinen und viele Geräte sowie Kleinvieh wurden ein Raub des Brandes. Flugzeughalle in Karlsruhe abgebrannt Karlsruhe, 31. August. Freitag früh gegen 1 Uhr brach in der dem Deutschen Luftsportverband gehörigen Flugzeughalle auf dem Karlsruher Flughafen Feuer aus, dem die Halle zum Opfer fiel. Die Brandursach e ist «ioch nicht sestgestellt. Der Jnstizminisler bot in einem Schreiben an den Aus schuß erklärt, dos-, er liegen die BerässenUichuug nicht--- einz.i- ivenden höbe, vorausgesetzt üob verschiedene Stellen Ser Be richte, durch die die Ehre von le n Mversonen oder ranzen Fa milien augelastel werde» konnte, vorlänfia ausgeschalte! werden. Der litauische Staatspräsident in einer eucharistischen Prozession In der vorletzten Augustwoche Hut hier unter ge waltiger Anteilnahme der katholischen Bevölkerung ein eucharistischer Kongreß stattgcsuudeu. Der erste Tag war den Kindern gewidmet, von denen sich 12 000 in dem großen Park der Stadt versammelten, um dort einer im Freien zelebrierten Messe beizuwohnen. Am zweiten Tage nahm nach der Messe der Staatsprä sident Smetana, der Vertreter des Heiligen Stuh les und der gesamte litauische Episkopat den Vorbei marsch von 15 000 Mitgliedern der Verbände der Katho lischen Aktion ab Ja der letzten Nacht vor dem Ab schluß des Kongresses zog eine F a ck e l p r o z e s s i o n durch die Straßen der Hauptstadt. An ihr nahmen 00 000 Personen teil, die eucharistische Lieder sangen. Der Schlußtag brachte den Höhepunkt mit einem Ponti fikalamt im Freien, dem 150 000 Andächtige beiwohn ten. Neben zahlreichen anderen weltlichen und geist lichen Spitzen bemerkte man auf der Ehrentribüne auch den Staatspräsidenten. Nach dem Pontifikal amt setzte sich die Schnlprozession in Bewegung, deren Umzug fünf Stunden dauerte. Im letzten Abschnitt der Prozession schritt der Staatspräsident unmittelbar hin ter dem Baldachin. Zwei Reden Schachts IV. kl. In dieser Woche hat sich der Reichswirtjchasts- minister und Neichsbankpräfident Dr. Schacht in zwei grundlegenden Reden mit den wirtschaftlichen Schwierig keiten Deutschlands besaßt. In beiden Reden stand nicht mehr das Problem der Arbeitslosigkeit so sichtbar im Vor dergrund, wie das bis vor kurzem noch bei jeder umfassen den wirtschaftspolitischen Ausführung unvermeidlich der Fall war, beide Reden befaßten fich vielmehr mit den internationalen Hemmnissen, die einer sortschreitendeu Besserung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands und der Welt enlgegensteheu. In seiner Leipziger Rede am letzten Sonntag zeigte Dr. Schacht, welche Möglichkeit Deutschland bleibt, diese Hindernisse zu umgehen, da es sie nicht allein be seitigen kann. In Eilsen, vor der internationalen Konfe renz für Agrarwissenschaften, aus der Gelehrte zahlreicher Länder versammelt sind, ging er aus die Mittel zur Heilung der weltumspannenden Wirtschastszerrüttung ein. Beide Reden ergänzen sich also. Rach der Bekanntgabe der für Deutschland unausweichlichen Notlösung zur Ueber- windung seiner akuten Schwierigkeiten folgte die Auszeich nung der wünschenswerten D a u e r l ö s n n g. die eine an haltende Besserung der wirtschaitlichen Verhältnisse der ganzen Welt verspricht. Beide Schacht-Reden befaßten sich mit internationalen Problemen der Währung, des Kredits, des Außenhandels und der Nohftossmärkte. Aber in Leipzig war der Blickpunkt in erster Linie aus die Folgerungen für Deutschlands Binnenwirtschast gerichtet, während in Eilsen der weltwirtschaftliche Gesichtswinkel angelegt wurde. Welcher Betrachtungsweise man aber auch folgt, »n allen Fällen ist an dem Ernst der Situation nicht vorbei zugehen. Der Reichsbankpräsident Dr. Schacht ist in der Welt bekannt siir seine schonungslose Darlegung der Dinge. Der Neichswirtschastsminister Dr. Schacht ist dieser Uebung treu geblieben. Die Welt sträubt sich gegen den deutschen Export. Dadurch macht sie Deutschland nicht nur unfähig, seine alten Schulden zu bezahlen, sondern man verhindert auch, daß es als Käufer aus dem Weltmarkt aus tritt und zwingt es damit, gegen seine n Willen in dieAutarkie hinein. Da dem so ist, hat Dr. Schacht in Leipzig klar und bündig die Folgerungen hieraus ge zogen und die W endu n g u nierer I m p o r t - u n d Devisenpolitik nach dieser Richtung angekündigt. Sie ist unvermeidlich geworden und war vorauszuseheu, nach dem die bisherigen Methoden das Defizit unserer Devijen- bilanz nicht guszugleicheu vermochten. An Stelle der De visenrepartierung. die weder dem deutschen Käufer noch dem auswärtigen Lieferanten die Sicherheit gab, daß die ein geführte Ware am Fälligkeitstage auch gezahlt werden kann, wird in Zukunst eine Einsuhrdrosselung treten. Das Ziel ist dabei, die Eins u h r soweit z u s a m m enzupress en, daß sie durch die Aussubr von Waren und Dienn'.eistungen bezahlt werden kann. Was nicht mehr eingeiühri werden kau, muß durch die Herstellung inländischer Roh stoffe ersetzt werden. Das ist der Zwangsweg, aus den uns das Ausland drängt. Es ergeben sich selbstverständlich die Fragen, ob diese Methode der Einsuhreinschräntung nicht zwangsläufig zu einer neuen Schädigung der deut schen Ausfuhr durch das Ausland führt nnd ob die Erwei terung der deutsche» Rohslossgrnndlage ausreichend gelingt. An beide Schwierigkeiten denkt die Regierung, und beiden sucht sie entgegenzuwirken. Die Erfinder- und Versuchs tätigkeit in der genannten Richtung wird staatlicher'"'ts mit allen Mitteln gefördert und nach wie vor wird die Ne gierung der Steigerung der Ausfuhr mit den bekannten Mitteln ihre besondere Aufmerksamkeit schenken. Gleichwohl ist eine Einschränkung des Außenhandels volumens, wenn die Wendung der deutschen Einsuhrpolitik erst beginnt wirksam zu werden, kaum vermeidlich. Dir Welthandelsumsätze, die sich bisher lanm erholt haben, werden wieder schrumpsen und die Weltkonjunktur dadurch erneut beeinträchtigt werden. In Eilsen hat Dr. Schacht dargelegt, daß der tiefste Kern all dieser Schwierigkeiten nicht in der Währung- und Kreditpolitik, sondern in der unwirtschaftlichen politische» 'Verschuldung der Welt zu suchen ist, die ans dem Kriege resultiert uud die die Wirtschaft Deutschlands erdriiäte. Die 'Beweisführung Dr. Schachts für diese These ist zwingend und wird von jh n mit Tatsachen und zahlreichen Aeußcrungen internationaler Gremien in ihren einzelnen Gliedern belegt. Ebenso zwingend ist dann aber seine Schlußfolgerung, wenn er siir Deutschland ein in ehrjähri g e s V o l l w o r a t o r i u m zur Erholung und eine R e d u z i e r u n g u nserer A uslandss ch uIde n auf ein dauernd erträgliches Maß verlangt. Das sind gewiß drastische Mittel, die lur sicl'ti'en Gläubigern nicht angenehm sind Die Folg.» werden für sie aber noch draitiicber sein, je länger sie zögern, die 'Neati. Oie Strafanträge im Sprengstoff—Prozeß die bisherigen Untersuchungen der Angelegenheit Ttavisku nnd des Falles Prince beschäftigt. Der Ausschuß ist für den kom menden Dienstag einberufen morden, damit er über die Verö°- sentlichung dieser Berichte Beschluß faßt.