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Nummer 21V — 29. Jahrgang Erscheint «mal wöchll. mit Illustr. Gratisbeilagen.Heimat un» Welt' und der Ninderbeiiage.Frohmut', sowie den Textbeiiagen ,St. Benno-Blntt'. .UutcrhaNnna »nd Wisse»'. .Die Weit der Frau", .«erzincher Ratgeber'. .Das gute Buch'. .Filmruud. schau'. Monatlicher «czugSPrriS 3 X cinschi. Bestellgeld, liuizeinummer 1» Z, Sonnabend- u. Sonntagnummer !»U ^. Hauptichrlstieuer^ Dr. G. DcScztik, Dresden. Donnerslag, 11. September 193V tverkagSort» DreSde» Slnzetgenprets«: Die Igesbattene petttzeiie »U 4. Familien» angeigen ».Stellengesuche 2« 4. Die pelltrellumegeile. SU mn, breit. 1 X. Für riuzeigen aukerhaib des Verbreitungsgebiete» 4« z. dic petitreklamezeile l.tr«>«. Brtesgeb.noz. Im Fall, höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowi, Ersitilung v. Anzeigen. Austrügen u. Leistung v. Schadenersatz. GeschüsUicher Telli Frau« «ungary, Dresden. «teichastsiietlr. Drillt II.Bering i Germania !".<>« iür Verlag und Druckerei, Filiale Dresden, Dresden-A.t. Poliersirnhe IV. FeniriUlllNie. Voslictiecklonio Dresden 77a.!. Vankkmna Lknbtbanl Dressen Vr c.IVI Für chrisNiche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen BotkSzeitnng DreStnui-AItstadi t, Potierliratze >1. Fernem '.MI! und »1012. Brüning cnilwvrlel Wie stellen lich die Parteien, die in die Regierung wollen, zum Nolprogramm 7 Berlin, 10. September. In dem bis auf den letzten Platz gefüllten Berliner Sport palast hielt gestern abend die Zentrumspartei eine Versamm lung ab, iu der der Reichskanzler das Wort ergriff. Dr. Brü ning führte u. a aus: Je mehr der Wahlkampf sich seinein Ende zuneigt, um so mehr bemühen sich verschiedene Parteien, über den Sinn des Wahlkampfes ihren Wühlern überhaupt nichts mehr zu erzäh len. Wer es so darstellt, als hätte die Zentrumspartei nur den einzigen Wunsch gehabt, in einer Zeit, wo Deutschland zum Teil auf Grund der Fehler der Vergangenheit, zum Teil wegen der Folgen der ungeheuren Weltwirtschaftskrise vor Aufgaben stand, wie wir sie selbst im Jahre 1023 nicht zu lösen hatten, als hätte gerade in dieser Zeit irgend jemand von der Zen trumspartei sich vordrüngen wollen, um alle Last der Unpopularität, um alle Bürde der Fehler der Vergangenheit auf seine Schultern zu nehmen, wer einen solchen Gedanken äuszert, der sollte sich lieber als Verfasser von Detektivromanen betäti gen. Wir haben uns bemüht, in der Großen Koalition zwischen zwei Extremen, der Deutschen Volkspartei und der Sozialdemo kratie, jeweils Kompromisse herbeizuslihkiM, dis eine grad linige Politik bezwecken und gleiMeitigHus TtnÄiität der Re gierung begründen sollten. Wir Mid inMHmal sorgenvoll der einen Partei entgegengekommen, haben der anderen immer nur aus dem einen Gesichtspunkt Konzessionen gemacht. Es hat keinen Zweck, jeden Augenblick eine Regierungskrise her» beizusühren. Es hat für das deutsche Volk nur einen Zweck, zu arbeiten, zu schaffen und solide Grundlagen für den Wieder aufbau unseres Vaterlandes zu legen. Für das Vaterland kommt es im entscheidenden Augen blick immer nur darauf an, den M u t zu zeigen zur Verant wort u n g Wenn die Geschichte der vergangenen zehn Jahre geschrieben wird, dann wird man erkennen, in welch unend lichem Maße die Führer der Zeulrumssraktion des Reichstages sich bemüht haben, immer und immer wieder sowohl die großen Parteien auf der Linken ivie auf der Rechten in feste Koalitio nen hineinzubringen, und zwar nur aus dem Interesse der De mokratie. aus dem Interesse der Gesundung des Parlamenta rismus, denn das geht aus die Tauer nicht, das; es jedesmal, wenn es brenzlich wird, nur Minderheitsregicrungen gibt. Bei den Mißtrauensvoten gegen das Kabinett Müller waif die Zentrumspartei geschlossen dagegen, aber nicht geschlossen war die Sozialdemokratische Partei und die Deutsche Volks- partei. Nichts hat uns im Auslande so geschadet ivie die Tat sache, das; zweimal die Finanzminister, die an die Sanierung der Finanzen herangingen, von ihren eigenen Parteien gestürzt worden sind. Das hat letzten Endes auch die starke Ver trau e n s k r i s i s herbeigesührt, die heute den deutschen Parlamentarismus belastet und auch der beste Voden gewesen ist für das Gedeihen radikaler Strömungen auf der äußersten Rechten und äußersten Linken. Radikale Strömun gen werden auf die Dauer in Deutschland nicszt hochkommen, wenn es Mehrheiten im Parlament gibt, die jeAerzM den M^ haben, ohne Rücksicht auf Agitation das zu tun, was im Inter esse des Volkes, vor allem auch im Interesse seiner Zukunft notwendig ist. Ich verstehe an sich sehr gut, wenn an mich allerhand Fragen gestellt werden, die ich sehr einfach mit der Gegen frage beantworten könnte: Wie stellen sich die Parteien, die nach den Absichten der Rcichoregierung im neuen Reichstag fragen, zur Not verordnung und zu den Reforinplänen der Reichs regierung? Sagen sie heute schon ja, dann ist der Wahlkampf sehr einfach, und die Regierungsbildung wird nur einen Tag in Anspruch nehmen. Aber auf diese Fragen bekommt man leider noch keine Antwort. Das ist auch verständlich. Wenn ich die Parteien frage, was sie im nächsten Reichstag zu tun gedächten, und wenn die Parteien mir wirklich antworteten, dann würden sie ja ihre Agitationsmöglichkeiten km neuen Reichstage aufgebcn. Manche der an mich gerichteten Fragen sind etivas nervös» manche ruhig und kühl. Auf die nervösen und ängstlichen ein zugehen, hat überhaupt keinen Zweck. Aber auf die. Kühle und ruhige Frage duL pceußischen Ministerpräsidenten Braun: „Ge denkt die Regierung unter allen Umständen gegen die Sozial demokratie zu regieren?" »nd auf ähnlich^ Fragen, die von deutschnationnler Seite in gewissen Versammlungen gestellt worden sind, erkläre ich einfach: Auf diese Fragen habe ich be reits in meiner Schlußansprache bei der Verfassungsfeicr im Reichstage eine klare Antwort gegeben. Ich habe damals dem Sinne nach gesagt, daß es darauf ankommt. alle Kräfte, die positiv sein wollen, zusaniinenzusnsscn im Dienste des Vater landes, und daß ivtr die Arme nusmachen für alle, die air der Verantwortung für eine schwere Arbeit teilnchmen wollen. Ich habe dieser Antwort heute zunächst nichts hinzuzu fügen. Anders ist es nach den Wahlen, aber auch nicht in dem Sinne, daß nun erwartet werden könnte, daß in den ersten acht Tagen nach der Wahl eine vollkommene Klärung der Situation eintreten könnte und würde. Tenn ich persönlich be absichtige, nach dem Wahltag zunächst nach vielen Monaten mir für einige Tage etwas frische Lust um die Nase wehen zu las sen und dann in aller Kühle, Besonnenheit und Verantwortung dein Herrn. Reichspräsidenten Vorschläge zu unterbreiten. Mein Ziel war. den Krebsschaden einer wirklichen Dcmokratk« abzu stellen: Mangel an Initiative, und um so mehr Kukissenbera- tungen der Parteiführer. Ich mar der Ansicht, daß eine Demo kratie nie gefährdet ist» auch nie gefährdet werden kann, wenn eine Regierung da ist, die dem deutschen Volke jederzeit klaren Wein einschenkt und es nicht in Illusionen wiegt und die dann die Parteien auffordert, zu dem klaren Programm in der Öf fentlichkeit Stellung'-zn nehmen. Seite 2t Niiu tzdaß sich Arbei- schon weit 4, Das zusätzliche ^aupr l Amtlich wird inilgeteilt: Ein deutlicher KM zusätzliche R eichswo h n nngsba u p r ^ in der Bauwirischajt bereils stark auswirkt und len zur praktischen Anführung dieses Program vorgeschritten sind, ist die Tatsache, daß die Bauherren, Gemein den und Länder um rascheste Bereitstellung der vom Reich für die Durchführung des Vauprogramms vorgesehenen Nüttel dringend ersuche» Das Reich hat rechtzeitig dafür gesorgt, das; solchen Gestichen sc-sort Rechnung getragen werden Kanu, und es hat für die Länder Preußen, Bagern und Sachsen die c»slen Raten in einer Gesamthöhe von 16 Millionen Mark so eben 'zur Verfügung gestellt. Den Ansorderungen der anderen Länder wird in gleicher Weise entsprochen werden. Die recht zeitige Bereitstellung der Mittel zeigt, das, die Reichsregierung cs sich außerordentlich angelegen sein läßt, das znsäßüche Bnu- prograinm so schnell wie niögtich durchzusührcn. Inzwischen haben in Preußen unter Führung des preußischen Wohlfahrlsministeriums im Benehmen mit dem Reichskommissar für das zusätzliche Wohnungsbauprograimn in Berlin und in Königsberg Besprechungen mit de» S-achbearbei- tern der Regierungspräsidenten der Provinzen Brandenburg, Pommern, Schlesien, Grenzmark und Ostpreußen stattgfuude». Diese Besprechungen dienen der einheitlichen Durchführung des Bauprogramms und der Beseitigung non Unklarheiten, Zwei fel,, und Unsicherheiten über einzelne Bestimmungen, z, B. über Art der Finanzierung, Wohnungsgrößen, Banausivand, Mieten, über die Mitwirkung der Gemeinden und Arbeitsämter sowie über die Auszahlung der Gelder — sämtlich Fragen, deren schriftliche Beantwortung zeitraubend, schwierig und umständlich der praktischen Arbeit auchallen würde. difemMspreckYtlgeii wurde fftgftellt. daß unter latkrös- Lünder bereils eine Senkung der rcten ist und daß die Reichsrcgierung in Augenblick mit ihrem Programm heraus- ImnienMBv mit ihren praktischen Vorschriften für den Woh- llngsbaMVnem von der Bauwirtichaft selbst erkannten Be dürfnis mtgcgengekommen ist. Weitere Besprechungen für die westlichen Provinze» werden am 12. und 13. dieses Monats in Köln und Hannooer stails! »de». 2,8 Mi!1 onen Arbeils!o:e Berlin, Ist. September. Nach dem Bericht der Reichsanstait tür die Zeit vom 16. bis 61. August 1060 hat i» der zweiten Augusthölste die Be lastung der Arbeitslosenversicherung und der Kriseusürsorge etivas zugcnom neu. Der Zugang an HauplunterslützungS' cmpstingern in der Versicherung hält sich mit rund 11 MB Kopse» tu de» Grenzen der vorjährige» Bewegung. Die Zahl der Kriseuuutcrstützten ist um etwa 20 000 gestiegen. Damit hat die Belastung beider Unterstützungseiiirichuiuge» zusammen einen Stand von rund 1617 OVO Unterstützten erreicht. Die Zahl der verstigbaren Arbeitsuchenden ist gleichfalls weiter gestiegen. Nach Abzug derjenigen, die noch in gekündig ter oder »»gekündigter Stellung oder in Notstandsarbeiten beschüstigl waren, mußten von den bei den Arbeitsämtern ge meldeten Arbeitsuchenden seinschließlich der üblichen Fluk tuation des Marktes und eines gewissen Bestandteiles Erwerbs- Lcschränkter) am 31. August rund 2 873 000 als arbeitslos gelten. MMiü aus Münster „Erdenfreuden werden Himmelswonne. wen» zu uns Dein Wort voll Liebe spricht." v. Diese Worte Agricolas aus der von Michael Haydn vertonten „Hymne an Gott" erschollen während der Schlußversammlung der Hundertfünfzigtausend am ver gangenen Sonntag über den Hindenburgplatz in Münster» bevor Kardinal Faulhaber seine bedeutsame Rede hielt,. Diese Worte kann man getrost als Motto über die gesamte» als großes Erlebnis hinter uns liegende 6 9. General» v e r s a m m l u n g d e r K a t h o l i k e n D e u t s ch l a n d s> schreiben. Das alte deutsche Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" ist nicht überall am Platze. Es gibt Zeiten — und eine solche durchleben wir — da die Sirenen gesänge des Zeltengeistes durch die Lande heulen, Zeilen, in denen es Sünde wäre, wenn d i e Eeistesmüchte, die den Schlüssel zur Rettung und Gesundung in Händen halten, iir resigniertem Schweigen verharrten und beiseite stünden. Und wenn die Kirche zehnmal in stillem, opservollem Dienen, in Arbeit und Gebet ihre Ausgabe erblickt, so kann sie doch heutigentags weniger denn je neben der Kanzel des Gotteshauses der Reichweite jener öffentlichen Lehr kanzel entraten, die ihr der deutsche Katholizismus in seinen großen Generalversammlungen zur Ver fügung gestellt hat. „Erdenfreuden werden Himmelswonne, wenn zu uns Dein Wort voll Liebe spricht." Und wenn in Münster in diesen Tagen nur eine Rede gehalten worden wäre, nämlich die groß« Schlußrede Kardinal Faulhabers auf dem Hindenburgplatz. dann hätte diese 69. General versammlung der Katholiken Deutschlands ihre bleibende geschichtliche Bedeutung. Es soll gewiß keine Zurücksetzung der anderen wichtigen und vortrefflichen Reden sein, die in Len geschlossenen und öffentlichen Versammlungen dieser Tagung gehalten wurden, wenn wir die Schlußrede hier herausgreifen und an den Anfang unseres Rückblickes stellen. Aber es ist nun einmal so: Das letzte Wort klingt am längsten nach. Und wenn dazu die Schlußrede eine qualitative Zusammenfassung der gesamten Tagung be deutet, wenn die Ideen der Ä u g n st i n i s ch e n Staat s- l« hre und Ethik in ihr zusammcnfließen mit den Erken»«- nissen der Auseinandersetzung mit den Zeitdümonen Sozialismus und Kapitalismus, wie es in Münster der Fall war, dann wird diese Rede und dieser Redner eo ipso zu dem großen Exponenten dieser General versammlung, die im deutschen Katholizismus in dem gärenden Auscinandersetzungsprozeß der Gegenwart durch alle Wirrnisse und Verdunkelungen hindurch den geraden Weg in eine lichtere Zukunft weist. Es hat in den vergangenen Jahren mitunter auch Katholikentage gegeben, auf deren geistiges Ringen der Gärungsprozeß im staatlichen und gesellschaftlichen Leben gewisse Schatten warf, eine Tatsache, die man vielleicht selten so offen anssprach, die aber viele von uns im innersten Herzen fühlten. Diese Zeit liegt nun schon Jahre zurück. Heute kann sie, Münster hat das gezeigt, als end gültig überwunden angesehen werden. Wo bisher in den großen staatlichen und gesellschaftlichen Fragen (für das moralische Gebiet traf das nie zu) noch eine gewisse Zurück haltung zutage trat, die nur als Ausdruck nicht genügender Klarheit und Sicherheit gedeutet werden konnte, stehen heute die klaren Richtlinien eines der ersten und berufe n d st en Repräsentanten des deutschen Episkopates, die für manchen eine Um stellung bedeuten müssen: „Wir müssen unsere Zeit be jahen. Ob wir zu dem heutigen Kurs unseres Volkes Ja oder Nein sage», wir haben als Katholiken aus unserer Weltauffassung heraus die heilige Pflicht, für unseren Teil uns für die Rettung unseres Volkes einzusetzcn, den Mächten der Finsternis und des Todes zu wehren, den guten Geistern die Tore aufzutun. Die kirchliche Staatslehre ist so weitherzig, daß sich an dieser Frage die deutschen Katholiken nicht in verschiedene La gerteilen dürfe n." Denn „nicht der Sowjetstern und nicht das Hakenkreuz, sondern nur das Kreuz Jesu Christi wird unser Volk retten!" Es war kein Zufall, daß gerade diese Sätze Kardinal Fanlhabers und daneben die Stellen seiner Rede, in der er den Führern des katholischen Deutschlands im öffent lichen, parlamentarischen Leben den Dank der deutschen Kaiboliken abstatteie in der Nieseuschlußversammlung das stärkste Echo fanden. Das katholische Volk hat immer die Wahrheit und Klarheit seiner Kirche überaus wohltuend empfunden und hochgeschätzt. Es ist auch dank bar für die Wahrheit und Klarheit in den sicher nicht zum kirchlichen Lehramt, wohl aber zum Bereich der kirchlichen Autorität gehörigen Fragen des staatlichen Lebens. Haben Die heutige Rümmer enthält die Beilage „U nler> haltungundWilie n".