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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960328013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896032801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896032801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-28
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
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Bezugs-Prer- N DM ch^RPttlpedsifon >dm de» Im Tttch^ d«I»tt und dm Borortt» erriedtett» An»- «,«MM»>"S-r« «scheint « V.7 Ml. dt» AöwckMnSgab, Awchmwg» « » Uhl. Nüartto« m»ß LrpeLitio«: A»tzan«e»,affe 8. DttUzpHttiMi ist Wochentag» mnmtrröroch« -e-ssnet non früh 8 di» Abend» 7 Uhr. Fittül«: vtt» Vftnnn'» Earttn». (Alfred Hah»^ UntverMtSstraß. 1, r,-t« «sttze, »atharinmstr. 14, Part. nab DönigSplatz 7. ISS. Morgen-Ausgabe. KiWMIagMaü Anzeiger. Rmtsvlatt des königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes «nd Volizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Sonnabend den 28. Mürz 1896. AnzetgemPrstir die -gespaltene Petitzelle SV Pfg. Neclamra unter demRrdactionSstrich l4g- spalten) 50^, vor den Familtennachrichkn (S gespalten) 40^. PrSßerr Schriftm laut nnstrem PrelS» dergeichuiß. Labellartscher und Mssernfatz nach höherem Tarif. lzt), nur mit der ohne Poktbrfürderung Änuahmeschiuß fiir ^ryrigen: Ad end-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge a-An-gabe: Rachmittag» 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeige« sind stet» au die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig SV. Jahrgang. Lin beachlensrverther beitrag zur Vr-ensfrage »wächst i» Württemberg, der aber »gleich zum Weck» und Daruruf für da» ganz« Protestautische Deutschland wird, ist die eben erschienene, mtt erschöpfender Gründlichkeit nach den «artliche» Quellen bearbeitet« Schrift de» württembergischen Pfarrer» Kaller über „Die AuSbreituug de» römisch- katholische» Ord«u»weseu» durch die Frauen klöster in Württemberg 1864 bi» 1896" (Leipzig 1896, E. Braun. —,80 ^-). Au dem Beispiele der wüntem- bergische» Verhältnisse wird hier ei» betrübeude«, aber lehr reich^ Bild der planmäßigen und schleichende» römische» Propagauda gezeichuet. Besonder» werthvoll sind die der Schrift emgefügtea statistische» Tabelle», welche viel zu denken geben. Durch da» Staat»zes«tz vou 1861 ist in Württemberg der Irsultenordeu «»»geschloffen, wahrend andere Orden und geistliche Genossenschaften für ihr« Zulassung der Genehmigung der Staatsregierung bedürfen. Die Orden bilde» gewisser maßen da» Krieg-Heer der römischen Kirche «nd ihr Absehen A vor Allem darauf gerichtet, Protestanten für die römische Kirche zu gewinnen. Nach einem großartigen umfassenden Plärr soll mit Hilfe der Mönche und Nonnen da» ganze protestantische Deutschland wieder römisch werden. Unter großer „Bewegung" de» preußische» Abgeordnetenhause hat der CulkuSminister Bosse rn der Sitzung vom 4. März mitgetheilt, daß in de» Fahren 1891—1893 sich die Zahl der Ordm-niederlaffungea in Preußen vou 1094 auf 1215, die der Ordeu-mitglieder von 12 152 Mönchen uud Nonnen auf 14 044 vermehrt hat, während e» im Jahre 1882 etwa halb so viel waren, nämlich 890 Niederlassungen mit 7248 Ordeu-leutea. Än ganz Deutschland giebt e« rund SO OOS Mö»che und Nonnen in mehr al- 2700 Nieder lassungen. Dazu kommen noch 17 300 Priester. Rechnet man dazu ferner die mehr al- 2000 Zöglinge der Seminare «nd verschiedene Tausende von Mitgliedern solcher Vereine, die »»ter unbedingter geistlicher Führung stehen, so kommt leicht ei»e päpstliche Armee von 50—60 Tausend Köpfe» heran». Doch wmdeu wir uu» besonder» Württemberg zu. Schm» m, -ahn 1868 gab eck dort —-wek -ahr« «duch^ Erlaß de» StaatSaefetze» — ein« auffallend große Zahl Niederlassungen (35) und Klosterfrauen (251). Woher kamen diese alle auf einmal? Sie waren schon lange vorher da, denn längst vor der gesetzlichen Regelung gab e» bereit alle sechs heute bestehenden Klöster (Bonlanden, Untermarch thal, Heiligenbronn, Reute, Rottenburg, Gießen). Diese Klöster ordnen uu» wieder seit vielen Fahren in wohltdatige Anstalten Schwestern ab, welche die dortige Verwaltung leiten. Auf diese Art schießen plötzlich ein paar Hundert neue Schwestern wie die Pilze über Nacht au» dem Boden und die Protestanten merken nicht» davon. So sind allmählich ganz geräuschlo- 145 Klosternirderlaffungen entstanden. Und selbst diese erstaunlich große Zahl giebt noch keine rechte Vorstellung von dem un geheuren Einfluß, den die Klöster in Württemberg au-üben, denn die Tbätigkeit dieser zahlreiche» Ordensschwester» ist sehr vielseittg. Sie find nicht blo« in der Privat krankenpflege und dem Spital, welche- ost da» Bezirk-kranken- hau» für erne überwiegend protestantische Gegend ist, thätig, sondern sie leiten auch «ine Kleinkinder- und Handardeit»- schule oder auch beide- zusammen. Außerdem besorgen sie dir Wirtschaft in einem Gesellenhau». Durch ihre Thätig- keil kommen sie auch vielfach mit Protestanten ,n Berührung, wie fie denn mit besonderer Vorliebe in Gegenden mit Lber- wirgead protestantischer Bevölkerung sich mederlaffen. Fetzt giebt «» i» Württemberg 1210 Klosterfrauen i» 145 Nieder lassung«, und auf 859 Arbeitsfelder». Am Auffallr»dstr» ist di« Ausbreitung der Vinern» tiarrin »en in evangelischen Gegenden; da fiaden wir Aale», Eßlingen, Stuttaart (hier sollen 50 Schwester» sei»), Heilbronn, Tübinge», Wildbad, — lauter Städte, dir ihrer Geschichte »ach z» de» altprotestautischrn gehören. Daraa, daß «aa in der Wildbader Stadt uud Umgegend »hue di« Nv»»ea sei» Ian», erinnert der Name eme» Wildbader Kilial»: „Nvaaeamiß". ES liegt klar am Tage, daß dies« Verhältnisse »ich» da» Resnltat eme» blind spielenden Zufall» find, sondern daß wir hier ei» planmäßige», von geschickten Hände» geleitete» Verrücken auf der ganze» Linie habe». Da ist eia einheitlicher Wille, der Alle» leitet uud dem auf» Willigste entsprochen wird. D,e Zahl der Klöster ist dieselbe geblieben, nar di« Zahl ihrer Angehörigen hat sich stark vermehrt. Besonder» lehr reich schildert Kaller die Entwickelung de» Kloster» Reute. Bo« Fahr« 1876—1886 gründet« dasselbe keine neue» Nieder lassungen, sodann beginnt ein auffallender Aufschwung im Fahre 1886 und hält au bi» 1891. „Da- Fahr 1886 bringt mit einem Schlage 40 neu« Arbeitsfelder, während dir Zahl der Proftßschwestrm in diesem Zeitraum nur um acht gestiegen »«. Ma» hatte also vorder schon di« Kräfte Ar jene 4S Arbeitsfelder; warum behielt man die Schwester» zu Häuft? Vermuthlich weil e» nicht opportun war, vor 1886 viel Rene» auzufangra, da Gmünd sich zwischen 1876 «ad 1884 enorm vergrößert hatte. Fa, Alle» muß ftia successtv« gemacht werd«,, ftast fällt di, Sach, auf. E» geht ,b«, nicht» über eia« ttaheitlich« Leitung, dm Alle» überblickt, z»r rwhtt» Zeit anfmmiwrt »nd zur »echte» Zeit Einhalt thntl" Wen» «an sich »u» fragt, »wa» für Lent, find dean di, Kftstrrfchwesiern ?' ft ist M zunächst deachtm-werth, daß in d« Berreichniffm de» Fahre« 1889 sich kein adeliger Nam« findet. So hat a»ch schon von Schalt, 1872 darauf hi»- gewiesen, daß „gerade an» dieser BrvölftrnngSelafft, welch« «an für -mm«» katholisch hält, sehr wmige Mädchen « tz« OrdmSfiand trete» »nd fast mir al» alt« -»ugftmwn" datzoi erwähnt n, daß der Breslnusr Schematich»^ 25, de» Kölner 7, de» Münstettch« ID der Trierer gar kein, adelißm Name» enthalte. Nicht «»der «nkwürdig ist, daß ei» poAei Drittel der RiMerlaffung-ortt kein rinzfte» Mäd- che» in» Klostr, -ttirftrt hat »nd daß »ater bitt«, Goeinde» solch« Niederlassnnam find, in den«, feit 80 Fahre» Klofier- schwester» toohnrn! Vor Alle« reernttre» sich di« Klöster an» den Dörfer» der katholischen LaadeStheift, »amentlich Ober schwaben». Eia ganz besonder- großer Bruchtheil entfällt auf kleine Weiler mit wenigen Einwohnern und auf Emzel- geböfte. Fn diese» Weilern und Höfen pflegen die Leute recht wohlhabend z» sei», wa» für die Klöster kein Hinderns ist, sonder» ihnen zu Gute kommt, da ihre Insassen m Württemberg re<bt»-, besitz- uud erbfähig find. Daher haben die württembergischen Klöster ihre vielen schönen Häuser, ihren ungeheure» Grundbesitz und ihr bewegliche- Vermögen, Besitzthümer, deren Werth in die Milliouen gebt. So konnte da- Kloster Untermarckthal im Fahre 1895 für den Prer» von 42 000 da- Olgabad übernehmen und noch in dem selben Fahre den Bau einer neuen Anstalt beginnen, obgleich e- kurz vorher mit ebeuso hohen Kosten seinen Besitz iu Mergentheim erweitert hatte. Nachgerade wird selbst den ultramontanen Bauern Angst, wegen der „Ableitung großer vermögen au- bäuerlichen und bürgerlichen Kreisen iu den Besitz eine» solchen Kloster-", welche einer „Schädigung de» Bauernstande-" Lleichkommt und trefflich beleuchtet, inwiefern die Klöster zur Losung der socialen Frage beitragen. So klagt rin guter Katholik im Stuttgarter „Beobachter": „Wo sollen wir Bauern hinkommen, wenn nun auch »och Klöster da- Capital au» dem arbeitenden Bauernstände herau-ziehen? Etwa- bester würde eS sich ausnehmen, wen» die im Kloster Hab-thal sich anhäufenden Vermögen» auf irgend eine Weise der Gesammtheit wieder zu Gute kamen durch Unterricht, Krankenpflege u. dergl. Davon ist jedoch iu HabSthal keine Rede; nicht einmal, daß ein Armer eine Suppe bekäme! — —" Da» Durchschnittsalter, in welchem der Eintritt in- Kloster erfolgt, ist 26»/, Fahr, wa- Wohl die bereit- von v. Schulte ausgesprochene Ansicht bestätigt, daß viele Mädchen sich erst dann nach der Klosterzelle sehnen, wenn sich ihnen keine paffende Partie bietet, dre Kloster also iu gewissem Sinne al» BersorgnngSavstalten zu betrachten sind. Dagegen ließe sich nu» wohl nicbt» «mweadea, aber der socialpolitische GesichlS- punct, ganz abgesehen von der Frage, ob der trotze Besitz dieser Genoffeaschaftea im Verhältniß zu ihrem Nutzen steht, kann doch hier keineswegs allein in Betracht kommen. Denn die Orven-ftauen treiben vor Allem Propaganda für die römische Kirche auf Unkosten de» Protestanti-mu-. Besonder» bedenklich ist die Veräußerlichung der Religio», die ia der vo» den Klöster» »^ solcher BermimHchftGte» M«rient»erehrm»G zu Lag» tritt. Die Marienliebe zeigtfich hier in sehr sinnlichem Gewandt „Man liebt schließlich nur »och, wa« mit Maria zusammen- hängt, kaust nur noch bei Kaufleuten, die Maria heiße», und so weiter. Boa hier ist zur förmlichen Bovcottirung Anders gläubiger nur noch ei» kleiner Schritt, und diesen bat dann da» 19. Äahrhundert gethan. Die andere bedenkliche Seite der modernen Marienverehrung ist der ungesunde asketische Zug derselben: „Keine» Apfel essen" — mag al- blo- abge schmackt hingehen; aber „auf einem Beine stehen" oder „den Namenszug „Maria" in den Staub lecken", oder endlich gar „sich geißeln mit einem Strick um den Hals" — da- find schon andere Dinge. Fene» Küssen de- Boden» ist längst zur stehenden Demuth-probe und Bußübung in den Klöstern geworden, auch ia Deutschland, wie di« beim preußischen Eultu-miaisterium deponirteu Ordensregeln und Constitutionen der in Preußen zugelaffenen Orden u»d Co»grrgatio»ev zur Genüge beweisen." Und Nonnen mit solchen abergläubischrn Anschauvagea wirken besonders al- Schulschwrsteru, wo sie die allerbeste Gelegenheit haben, ihre Art vo» Gotte-andetuna und Mariea- »errhruog den Kindern beizubringrn. Solche Schulschwestern können dem Staat »och theuer zu stehen komme». Sie er füllen auch scho» die Kinder mit dem Geist der Unduldsam keit und de» Haffe» gegen Andersgläubige, und diese Saat trägt bereit» allenthalben traurige Früchte. Sallee schließt seine auch außerhalb Württemberg» beachtrn-werthen Er örterungen mit folgender Nutzanwendung: „Wir verlange» 1) daß der weiteren AuSbreitu-g de» Orden-Wesen- in Württemberg, namentlich in paritätischen Gemeinde», Schranken gesetzt werd«»; 2) daß den Krauenordeu die Befugniß entzogen werde, Unterricht-anstalten und Erziehuna-hauftr zu gründen oder Lehrerinnen an solche zu stellen; 3) daß di« ganze Angelegenheit der di-cretionairen Ge walt der Regierung entzogen und gesetzlich geregelt werd«. E» ist höchst«, allerhöchste Zeit dazal" Deutsches Reich. * Leftzis, 27. März. F» sei»er letzte» Sitzung bat der Vorstand de- Deutschen Kriegerbaade» a>« lOOOOsten Bunde-vereia de» Kriegerverrin Lapow, im Kreise Stolp, ausgenommen. tt Netzschkau, 27. März. Fürst vi-marck hat auf da vor» Stadtgemeinderath nach der Enthüllung de» BiSmarck- deakmal» a» ihn gerichtete Telegramm folgende- Antwort schreiben hierher gerichtet: „Eeiner -ochwohlgch«m, alle» mtt»«» Mitbürgem für dl« bah« Amchttch»»»^ di« Sie mtt dirch «rttchtnu» «t»M Denkmal» erwiefm tzabm, «ttn« verbindlichsten Dank anSznsprechen. v. VtSmarL" «. Bettln, 27. März. Herr Euar, Risch terwm bet sich in semrr „Freis. Zta." arge, die Aufsaffuug, al» ob de» Parteien — außer der Frrifiamge» Vereinigung — «it der Vetheiligang an den Bestrebung«! de» ^Sch»tzv«rba«dr» gegen die Uebergrisfe der Agrarier* gedient stt« könnt,. Der Führer der volftparttt hält offenbar die Politik, di, innerhalb der neue» v«rttnig»»g de« Barth'sche» Frttfin« tt» Gegen gewicht aeben möchte, für verfehlt, «nd wir glaube», daß seine Ansicht auch vom Standpunkt anderer Parteien richtig tst. Bor Alle» deghalb, wttl der Schutzverbaad bei seiner jetzigen Z»sam«r»fetz«tg utt Ohnmacht verdammt ist. Die.Frm.Ztg." bat Recht, tven» sie höhnisch fragt, »h der aeschäft-führeuve Verba»d-aa-schuß, der au» den Herren Famr», Simon, Schrader «ad Weigert besteht, geeignet sn, gleich v«n Herren von Ploetz, Such-land und Rösicke vom Buude der Land- wirthe die Wablagilation unmittelbar in den einzelnen Wahlkreisen zu führen. Aber abgesehen von dieser tech nischen Seite, die Freisinnige Bereinigung, die zur Zeit ohne Frage im „Schutzverband" einen Ableger bat, ist dem offenkundigen Bankerutt anheimgefallen, und mit Recht, denn sie repräsentirt nicht» weiter als em bornirteS, für die wirthschaftliche Entwickelung blinde- Manchestertbum. Sollen nun andere Parteien und namen'lich der gemäßigte Liberali-mu-, der ebenso antiagrarisch al- agrarisch ist, dem jetzt leben-unfähige» Organi-mu- Säfte und Kräfte ruführen, um gegen die Demagogie deS Buude- der Landwirthe im besten Falle wenig, wahrscheinlich gar nicht- zu erreichen, aber sicher da- Odium auf sich zu laden, von den Wählern iu der wirtbschast-politischen Gesellschaft der Herren vr. Bam berger und Barth gesehen zu werden? Da-ist die taktische Er wägung; die höhere, nationale, geht dabin, daß unser öffentliche» Leben nur noch mehr vergiftet werden wird, wenn Handel und Industrie da- vom Bund der Landwirthe gegebene Beispiel der Fntereffengruppenverhetzung nachahmen. Etwa- Andere- wird aber der „Schutzverband", wenn er überhaupt etwa- thuu will, nicht thun können. Er muß einseitig Vorgehen, weil er selbst einer einseitigen Auffassung de- Wirth- schastlichen Lebens seine Entstehung verdankt. Die gegen- theiligen Versicherungen mögen sehr aufrichtig gemeint sein, aber sie verrathen nur die Unkenntniß de- agitatorischen Treibens. Beginnt man mit der agitatorischen „Abwehr", so wird man sehr bald auf da- Niveau der freisinnigen Presse und Flugblätter und dahin gelangen, die Lehre zu verkünden, daß e» gleichgiltig sei, wer den Grund und Boden bebaue, uud zwar nicht nur den im Eigentbum von Groß grundbesitzern befindlichen Boden, sondern auch den bäuer- uchen. Diese Entwickelung ist gar nicht aufzuhalten, auch daun nicht, wenn, wie die „Nat.-Ztg." will, Natioualliberale sich betheiligen. Diese würden binnen Kurzem vor der Wahl stehen, mitzugleiten oder sich zurückzuziehen. Da- genannte Blatt bestätigt übrigen-, allerdings ohne e» zu wollen, die Ansicht, daß der Schutzverband mit den Waffen der Ploetz und Liebermann v. Sonnenberg kämpfen werde. E- befürwortet den Zutritt zum „Schutzverbaad" mit folgender Erwägung: „Da die Sorae um da- Mandat leider eine der hauptsächlichen Trftbftde« s*r d»S Verhalhmmeler modernen Parlame»tarier ist, so mag e-, bi- wieder andere Beweggründe mächtiger werden, gar nicht übel sein, auch jene empfindliche Satt« in Bewegung zu setzen, der Scheu vor dem Bund der Land wirthe ein Gegengewicht zu schaffen ia einer Organisation, welche Rücksichten auf andere Interessen verlangt." Da- ist im Grunde nicht- Andere-, als die Empfehlung der impera tive» Mandate. 6. LI. Berlin, 27. März. Die Aufrollung der rothen Fabne auf einem Kinderwagen und deren rechtliche Folgen beschäftigten gestern deu Strafsenat de- Kammergericht-. Die Arbeiter Rehl'schen Eheleute zu Magdeburg, welche sich selbst al- Anhänger der Socialdemokratie bezeichnen, hatten nämlich am Sonntag den 22. September vorigen Jahre- einen Ausflug nach einem viel von Socialdemotraten besuchten Gartenlocal gemacht und ihre zwei kleinen, in einem Kinder wagen uvtergebrachten Kinder mitgenommen. Frau R. schob diesen Wagen, aa dem sich eine von ihr als Kinderspielzeug bezeichnete gerollte rothe Fahne befand, sowohl vei dem Hm- wie bei dem Rückwege vor sich her. Bei letzterem wurde ia der Facobstraße, wo die Leute wohnten, die rothe Fahne am Kinderwagen aufgrrollt, wa- diese dem Winde Schuld gaben, wahrend e» die Polizei auf die eigenhändige Thätigkeit der Eheleute zurückführte und gegen letztere wegen Uebertretung de- ß 360 k St.-G -B. (grober Unfug) und einer Regierung-Polizeiverordnung vom 21. April 1891, worin da- Entrollen rother Fahnen aus öffentlichen Plätzen und Wegen im Fntereffe de- Verkehr» und der öffent lichen Ordnung verboten wird, die Anklage veranlaßte. Sowohl da» Schöffengericht wie di« Strafkammer zu Magde burg erkannten gegen R. auf drei und gegen seine Frau auf zwei Wochen Hast. E» wurde angenommen, daß die An geklagten gemeinschaftlich eine Demonstration unternommen batte», welche unter Umständen immerhin einen gefährlichen Charakter annehmea konnte und durch die Menschenansamm lungen , welche sie veranlaßte, geeignet war, den Verkehr und die öffentliche Ordnung zu stören und einen großen Theil de» Publicum» zu belästigen, wa» denn auch damals thatsächlich eingetreten stt. — Die hiergegen eingelegte Revision, in welcher sich die Angeklagten n. A. auch auf die Verfassung bettesen, welche die freie Meinungsäußerung durch Wort, Schnst und bildliche Darstellung gestatte, und worin fie die RechtSverbindlichkttt der Polneiverordnuna bestritten, wurde vo« Kammergericht zurückgewiesen. Da» Kammergericht vermochte eine» RechtSirrtbum in der Entscheidung de» Vorder richter- nicht zu finden uud erachtete namentlich auch die rr- wähut« Polizeiverordnuna für rechtSgiltig. Eine Verletzung der di« freie Meinungsäußerung betreffende» Bestimmungen der Verfassung komme schon um deswillen nicht in Frage, weil e» sich um gewußten und gewollten Unfug, um velästi- aung de» Publicum» und Störung de» Verkehr» und der öffentlichen Ordnung grbaudelt habe. * Berlin, 27. März. Der frühere Redaeteur der „Tagl. Rundsch.", Herr vr. Friedrich Lange, will, wie wir mtt- tbeilten, ein antisemitische» Cvncurrenzblatt gegen die,SSgl. Rundsch." unter dem Titel „Deutsche Zeitung" berau-geben. Mit Bezug hierauf schreibt heute die „Tägl. Ruud sch.": ^Von der uulautrre» Geschäft-mache, welch« die neue „Deutsche Zeitung" de» Herrn vr. La»ge betreibt, gebe» wir unseren Leser» folgend« klttve Prob,: Ein Angestellter der .Volk», rundschau", welcher bei der „Deutschen Zeitung' einen Poste erhalte» sollt«, erschien kurz vor Antritt ftiner neune Stellung im Verpackung»«»»« der „Tägliche« Rundschau" »nd er sucht«, wft er «ttthttlt«, i« Auftrage de» Herrn Vr. Lang«, »»fern Beipacker, sich am nächsten Tag, (einem Sonntage) btt Hrn. vr. Sang« mit den d«r Obhut de» Verpacker» anvertrauten Versendungslist«» der „Tägl. Rundschau" ttnzufiudne, in welch«, sämmtlich« Postort« mit der bttaefügten Abonneuteuzabl zusammengrstellt sind. Der Ueberbringer diese» Auftrage» fügte hinzu, daß Herr Vr. Laaq« sechs Schreiber zum Abschreiber! bitter Listen in Bereitschaft halten werde und fragte den Verpacker zugleich, welche Vergütung er für seine Gefälligkeit von Herrn vr. Lauge beanspruche. Der Verpacker, welcher diese Begriffe von Treu uud Glaube» nicht theilte, >at darauf nur erwidert, daß er nicht käuflich sei. Wir ent halten uu- eine- weiteren Eommentar- und bemerken nur, daß wir den Vorfall der Staatsanwaltschaft an gezeigt haben." * Berlin, 27. März. Don Herrn Karl Paasch in Zürich erkält daS „Berl. Tagebl." eine Erwiderung aus die Erklärung deS Frriherrn von Langen. Letzterer hat bekanntlich die Broschüre de- Herrn Paasch mit dem Hinweis auf Paasch'- „gerichtsnotorische" Geistesgestörtheit für ab- zethan erklärt. Hierauf antwortet Paasch u. A.: „Wie tvrnig aber Herr Freiherr von Laagen an meine angeb liche Geistesgestörtheit glaubt, dürfte folgende Torrespoadeu- er» geben, die durch eingeschriebene Britt« ausgewechselt ist: Larnitz bei Garz, Insel Rügen. En>. Wohlgeboren! Der vr. Freiherr von Langen, Sroß- LüderShagen, beauftragt mich, Sie wegen der Beleidigungen, welche die von Ihnen gegen denselben geschriebene Broschüre entdiilt, zum Zweikampf hrrau-zufordern. Ich bitte Sie ergebeast, Ihre Zeugen zu beauftragen, sich mit mir zur Vereinbarung der näheren Bedingungen in» Einvernehmen zu setzen. Indem ich einer gefälligen umgehenden Antwort nach Larnitz eatgegensehe, habe ich die Ehre zu sein, Ew. Wohl» geboren ergebener gez. Frhr. v. d. Lancken-Wackenitz. Zürich, den 16. Mär» 1896. Euer Hochwohlgeboren bestätige ich den Empfang Ihre» ge. ehrten Schreiben» vom 14. d. M., ia dem Sie mich im Auf trag« de- Herrn vr. jur. Freiherr« F. E. v. Laagen zum Zweikampfe hrrau-fordern. Darauf erlaub« ich mir ergebensr za erwidern, daß, nachdem Herr Freiherr v. Lange» mir gegen über fein Ehrenwort gebrochen und mir ia uaqualiflcirbarer Weise zwei Jahre und mehr meine- Lebens geraubt hat, ich denselben vorläufig für satiSfactionSfähig nicht erachten kann. La ich meine Angelegenheit mit Herrn Freiherr« v. Langen den für deasrlben zuständigen Ehrengerichten unterbreitet, uud mich denselben zur Verfügung gestellt habe, so muß ich die Untersuchung und den Spruch dieser Errichte abwartcn. Erst nachdem das Urtheil derselben in einer für Herrn Frei herrn v. Langen hinreichend günstigen Weise ausgefallen ist, kann der Frage eine- Zweikampfes mit demselben näher ge treten werden. Ich habe die Ehre zu seia Lw. Hochwohl geboren ganz ergebe«« gez. Karl Paasch. Lotz Herr v. »agea eine» Seipe-gestörtea zum Zweikampf herautsordera läßt, würde ein« ebenso große Widern atürlichkeit sein, alS wenn ich Jemanden, den ich soeben de» VrrratheS geziehen, als satiSfactionSfähig an«rkannt haben würde. ... Die Ehren gerichte, denen ich mich am gleichen Tage, wo mein« Broschüre erschien — am 9. d. M. — zur Verfügung orstellt habe, sind: Sin Ehrenrath der Wähler deS Herrn v. Langen ia Stralsund, Lommaado deS zweiten Pommrrfchen Ulanenregiments Nr. L in Demmin, EorpS Borussia in Berlin, Lommaado des fünften Pommerschea Infanterieregiment» Nr. 4L in Stralsund." ? Berlin, 27. März. (Telegramm.) Wie „Wolff- Bureau" erfährt, ist auf der hiesigen kaiserlich russischen Botschaft von einer Anweisung de» Petersburger Hofmarschall- amteS, die Räume der Botschaft für die russische kaiserliche Familie iu Stand zu setzen (wie „Hirsch'- Bureau" gemeldet hatte. Red.), nicht- bekannt. (-) Berlin, 27. März. (Telegramm.) Die „National zeitung" meldet: Die Lorstaadssitzung der Berliner ROthtt- lun« »er Deutschen Loftmtalgeftllschast beschäftigte sich am 26. d. nach der Mittheiluna de- Vorstände- mit der Notiz, welche vor etwa 14 Lagen die Prrffe durchlief und über einen angeblichen Beschluß de» AbtheilunaS- Vorstände» in der Angelegenheit Peter» berichtete. Der Vorstand stellte fest, daß weder eine Sitzung statt gefunden, noch ein Beschlußantrag irgendwelcher Art an genommen worden ist, und rttlärte, daß nach den ihm bisher zur Keantniß gekommenen, den Fall Peter- betreffenden Tbat- sacheu er au» Aktenstücken die feste Ueberzrugung gewonnen bade, daß e» Peter» gelingen werde, all« gegen ihn erhobenen Beschuldigungen zu widerlegen. Der Vorstand sprach die bestimmte Erwartung au-, daß im Interesse der colonialen Sacke die ReichSregieruna da» gegen Peter» ein- arltttrte Diüciplinarverfahren ohne Zögern beenden werde. — Ferner geht der „National-Zeitung" von dem Schrift führer der Abteilung Berlin, Herrn Rose, die Er klärung zu, daß die in der Abendnummer de- Blatte- am 16. Marz gebrachte Mittheilung über dm schon oben er wähnten Beschlußantrag au- einem telephonischen Miß- verfständnisse bervorgeaangen stt. Thatsächlich sei von Seiten de- Schriftführer» die Aeußerung ge fallen, die Berliner Abtheilung erwarte, Peter- werde sich von den gegen ihn rHobenen Beschuldigungen reinigen, da nur em intacter Charakter an der Spitze einer solchen großen Abtheilung und colonialen Bewegung stehen könne. Da diese Aeußerung von dem Schriftführer und einem Vorstand-rnitgliede au-gegangen sei, hätte sehr leicht di« Auffassung entstehen können, al» ob hier der Be schluß de» Vorstande« zu Grunde liege. Wie au» der heutigen Erklärung de- Vorstände» bervoraehe, decke sich Wohl der erste Theil mit der vom Schriftführer damal» geäußerten Ansicht. T v-rktt»,27.März. (Telegramm.) Der„Rtich<anz." veröffentlicht dm Wortlaut de- Gesetzentwurf», betr. die H*»tzel»k«»»»r«, nebst Begründung. L. vrrli«, 27. März. (Privattelegramm.) Im Finanzministerium ist der bi-h«rige Hilfsarbeiter Regierung«- rath vr. Leweütz zu« Geh. Finanzrath und vortragenden Rath ernannt wvrdm. — Die „Köln. Ztg." bestreitet, daß gegen sie da» Zeuanißzwang» - Verfahren wegen vorzeitiger Ver öffentlichung von Regierungsvorlagen eingeleitet fti. * Aw» Nordschle-eut», 26. März. Bei der die-iährigen Wahl dreier Gemeinderath-mltglieder ia Totsiund wurde« dir von der deutsche« Partei ausgestellte» Candidaten sämmtlich gewählt. Btt der letzte» Wahl wurden in der drittm Elasft noch zwei dänisch grfinnt» Candidaten durch- «bracht. — Zu dm dänische» Vereine», mit welchen NordschleSwig übersäet ist, wird jetzt geplant, einen neuen biazuzufügrn. Auf Veranlassung de» dänischen Redaeteur» Petersen von Dannevirk« in Hader-lrben soll rin dänischer
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