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WmkMMWLsM (K früher Wochen- und Nachrichtsblatt ItWsts-AMM für HchiUrs, Kidlih, Kemsttrs, Mulms, K.EOitN, Hemrichssri, Morrsnst« s. MAstn Amtsblatt für den Stadtrat M Lichtenstein. M, 97. Fernsprechstette Nr. 7. S0NNabkNd, tzM Z7. ApNl Fernsprechstelle Nr. 7. 1895. Mese» Blatt erscheint täglich (außer Sonu- Mw Msttags) abends für den folgenden Tag. BierteljShrltcher Bezugspreis 1 Mark 85 Pf. — Einzelne Nummer 1ü Pfennige. —- 'dsßellungeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalte», Poftsoten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltE Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahnre der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BolksbMioLhek Mittwoch rmd SommbenÄ von bis lthe» BelgUNtMSchUKg. Nachdem die Austragung der EipEvmmenstesreNzettEl für das Jahr 1895 beendet, und den Beitragspflichtiger! das Schätzuugsergebnis somit bekannt ge geben worden ist, werden in Gemäßheit von Z 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878, alle Personen, welche ihrer Beitragspflicht am hiesigen Orte zu genügen haben, denen aber die Steuerzufertigung nicht hat behändigt werden können, aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei dsv hiesigen Stadtsteuereinvahwe zu meiden. Callnberg, am 24. April 1895. Dev GtaÄLgememÄerAt. Prahtel, Bürgermeister. LKgesgsschichtze. *— Lichtenstein. Der Kleinhandel in Petro leum verzeichnet eine Preissteigerung auffallendster Art. Von 18 Pfennigen ist der Preis in kürzester Frist auf 25 Pfennige, ja aus 30 Pfennige gestiegen, und es ist nach den Mitteilungen der Händler sogar eins Steigerung bis zu 60 Pfennige zu erwarten — gaez wie Rothschild und Rockefeller wollen, denn beide haben sich des Petroleums der ganzen Welt bemäch tigt und legen sich nun, ganz nach Gutdünken, den Leuten, und auch den ärmsten, auf die Tasche. Die Preissteigerung auf 25 Pfennige bring-' den beiden Milliardären allein aus Deutschland 40 Millionen Mark jährlich ein. Die Börsenpresse sucht den Schwindel zu verdecken. In allerlei Notizen und Artikeln behauptet sie. daß die Gewinnung des Pe troleums einen starken Rückgang erfahren habe; man sucht es so darzustellen, als ob die Herren Großproduzenten selbst sich in übelster Lage befänden und eigentlich das allgemeinste Mitleid verdienten. Nun, dis Sache steht denn doch anders und vor läufig brauchen wir zu unseren übrigen Sorgen nicht noch dis Befürchtung zu gesellen, daß etwa einer der Herren Barone v. Rothschild aus Hunger in die Donau, Themse, Seine ober in den Main springt oder daß einer der Nachkommen des Maier Amschel in das Asyl für Obdachlose eingeliefert wird. Es ist vielmehr die Sorge nahe gekommen, daß alsbald die ganze Welt nur «och zu arbeiten habe» wird, um die den Rothschilds zu zahlenden Zinsen aufzu bringen. Unmäßige Bereicherungen durch Staats- und Hrivatanleihen waren der Anfang des Roth- schild'schen Welthauses, ihnen folgte» riesige Eisen bahnhauten und Eisenbahnspekulationen und die Aus beutung durch Emissionen, man fand kein Genüge hieran. Bis tief hinein in die armseligste Lebens führung greift der gierige Arm, indem er Kohlen, Kupfer, Quecksilber und nun auch das Petroleum an sich zog. — Daß eine Riesenschlange von einer anderen verschlungen worden ist, wie kürzlich im B e r l i n e r Aquarium, passierte schon vor einem halben Jahre im Londoner Zoologische» Garten. Zuverlässige Angaben über diesen immerhin seltsamen Vorfall fin den sich in einem soeben erschienenen Heft der,.Ver handlungen der Zoologischen Gesellschaft in London". Der Vorsteher des Gartens, A. D. Bartlett, teilt mit, daß die beiden Schlangen bald ein Jahr fried lich mit einander in demselben Käfig des Reptilien- hauses gewohnt hatten. Es waren zwei schöne Exem plare der Roa eonstriotor. Sie wurden gewöhnlich einmal in der Woche gefüttert. Am Abend des 5. Oktober 1894 legte der Wärter zwei Tauben in den Käfig. Die größere Schlange ergriff einen der Vögel und verschlang ihn ohne Zweifel, worauf der Wärter das Haus verschloß und fortging. Bei seiner Rück kehr am nächsten Morgen war er erstaunt, in dem Käfig nur eine Schlange vorzufinden, und er schloß aus dem gewaltig vergrößerten Umfang der übrig ge bliebene« sogleich, daß die größere Boa ihre Gefähr tin verschlungen habe. Daß dies thatsächlich der Fall war, daran zweifelte Niemand, der das Haus besuchte. Die Schlange hatte nicht mehr die Fähig keit, sich zu ringeln, sondern lag fast ihrer vollen Länge nach in gerader Linie ausgestrcckt, und ihr Umfang schien wenigstens auf das Dreifache des frü heren gewachsen zu sein. Durch die Ausdehnung der Haut waren die Schuppen über die ganze Mitte des Körpers von einander getrennt Norden. Bart lett erwartete anfänglich, daß die Schlange ihre Gefährtin wieder von sich geben würde. Er täuschte sich indessen. In Erinnerung au einen früheren ähn lichen Fall, in dem der sich zersetzende Körper einer verschlungenen Schlange den Tod des Berschlingers herbeigeführt hatte, setz te Bartlett großen Zweifel in die Verdauungskräfte des Tieres. Aber schon nach vier Wochen hatte die Schlange nicht nur ihre Ge- nossinen verdaut, sondern auch ihren gewöhnlichen Appetit wiedergewonnen. Als der Wärter am 2. November sah, daß das Tier nach Nahrung herum suchte, legte er eine Taube in ihren Käfig. Dis Schlange ergriff und verschlang sie sofort. — Dresden, 25. April. Dieser Tage wurde hier ein Bauspekulaut verhaftet, der eine Witwe brnnen kürzester Zeit um ihr kleines Vermöge» gebracht hatte. Dis Letztere war heiratslustig und erließ deshalb Heiratsgesuche in den Zeitungen. Durch ein solches Gesuch machte sie die Bekanntschaft jenes Spekulanten, der sich ihr der Wahrheit zuwi der als vermögender Mann vorstellte. Die Witwe besaß ein Sparkassenbuch mit etwa 1100 Mk. Ein lage, und dieses suchte Jener nun in seins Hände zu bringe». Dis Eigentümerin widerstand längere Zeit, schließlich gab sie es ihm aber doch auf wenige Stun den, damit er sich 200 Mk. auszahlen lassen könne. Er sei, wie behauptet, in augenblicklicher Geldver legenheit. Sie konnte dann aber ihr Buch nicht wieder bekommen, und am Ende mußte sie zu ihrem Schreck erfahren, daß der verlogene Mensch den ganzen eingezahlten Betrag erhoben und bereits vollständig verthan hatte. Auf ihre Anzeige hin erfolgte seine Verhaftung. — Dresden, 24. April. Unsere Fortbildungs- schüler, die in den meisten Vereinsfachschulen und Mehreren öffentlichen Fortbildungsschulen bisher mit „Sie" angeredet wurden, sollen in Zukunft, mit Ausnahme der ersten Klasse, mit „Du" angeredet werden. Das Dresdner Schulamt ist auf Vorschlag des Schulausschusses hierbei davon ausgegangen, daß in den meisten höheren Schulen des Landes eine gleiche Gepflogenheit existiert und daß in den Fort bildungsschulen anderer Städte in ähnlicher Weise verfahren wird. Die Neueinrichtung soll mit der untersten Klasse der sitzt aus der Volksschule neu eintretenden Fortbildungsschüler beginnen. Die Fon bildungsschüler, welche jetzt in die vorletzte Klasse aufrücken, sollen ausnahmsweise in dieser Klasse im laufenden Schuljahre noch mit „Sie" angeredet werden. — Dresden, 25. April. Ihre Majestät die Königin hat am Montag wieder einen glänzenden Beweis von ihrer Herzensgute gegeben. Dem im Carolahause schwer krank darniederliegenden Feld webel a. D. Schurig wurde nicht nur der Besuch Ihrer Majestät zu teil, sondern die hohe Frau über sandte dem alten Veteranen am Dienstag auch ein prächtiges Blumenbouquet und eine Flasche Wem von 1797. Ihre Majestät erkundigte sich eingehend nach dem Befinden des greisen Soldaten und unter hielt sich namentlich mit ihm über seine Teilnahme am letzten Feldzug. — Dresden, 25. April. Bei der heute stattgefundenen Ersatzwahl im 6. Reichstagswahikreise erhielt Horn (Soz.) 16575, Andrae (kons.) 7774 und Hartwig (Antisemit) 8693 Stimmen. Horn ist so mit gewählt. — Vom Leipziger Missionsseminare gehen wiederum fünf Zöglinge in die weite Welt. Drei davon werden bei Gelegenheit des am Pfingstmittwoch stattsindeoden Missionsjahresfestes in der Nikolai- kirche nach Ostafrika adgeordnet werden, ein werter muß noch seiner Militärpflicht genügen, mährend der fünfte, für Indien bestimmt, noch von einem Geist lichen in die pastorale Amtsthätigkeit eingeführt wer den soll. Die vier für Afrika Bestimmten haben be reits fleißig die Sprache der Suaheli studiert. Nach Abgang der fünf geprüften Missionskandidaten ver bleiben noch 13 Zöglinge in der Anstalt und 12 Nsu- anmeldiwgen liegen vor. — Wie der Handels- und G-werbekammer zu Chemnitz von zuständiger Stells mitgeteilt wird, erachten die deutschen Konsularorgans in Nikolajew und Odessa es als vorteilhaft für den Export deutscher Jndustneerzeugnisse, wenn die Interessenten Prospekte und Prsiskourante ihrer Erzeugnisse de» Unterabtei lungen der Kaiserlich Russischen technischen Gesell schaft in diesen Städten einsenden würden, da selbe Lesezimmer unterhalten, in welchen dergleichen Mate rialien ausgelegt oder ausgehängt zu werden pflegen. Für Odessa würden alle für den technischen Bedarf arbeitenden Gewerbe, für Nikolajew solche Geschäfts zweige in Frage kommen, deren Artikel an Maschinen fabriken, Schiffswerften, Bahnwerkstätten, Lager von landwirtschaftlichen Maschinen rc. abgesetzt werden. Als Adresse genügt die voraugegebene deutsche Be zeichnung. — Chemnitz, 25. April. Die erste Erzge- birgische Gartenbauausstellung, welche unter dem hohen Protektorate Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August seitens des „Erzgebirgischen Garten- bauveretns" und des „Gärtnervereins für Chemnitz und Umgegend" in der Zeit vom 23. August bis 2. September dieses Jahres in unserer Stadt veran staltet werden soll, begegnet allerwärts den größten Sympathien. Das Königl. Sächsische Ministerium des Innern hat seine Zustimmung zu dem umfang reichen Unternehmen, welches unter den Gärtnern und Gartenfreunden des Erzgebirges einen Wetteifer anregen und den Beweis bringen will, daß trotz der rauhen Lage und der ungünstigen klimatischen Ver hältnisse unserer Gegend Natur und Kunst genug des Sehenswerten hervorzubringen vermögen, dadurch gegeben, daß es fünf silberne Staatsmedaillen zur Auszeichnung hervorragender Erzeugnisse im Garten bau ausgesetzt hat, und zwar für dis Abteilungen Warmhauspflanzen, Katthauspflanzen, Freiland pflanzen, Baumschulerzeugnisse und Rosen. Selbst verständlich haben diese Medaillen als die höchsten Auszeichnungen zu gelten. Das Königl. Ministerium behält sich die Mitenfichließung bei der Verteilung dieser Preise vor, welche äußerst wertvoll sind und Veranlassung zu einem regen Wettbewerb geben mögen. Der Handwsrkerverein und der Chemnitzer Gastwiriverein haben ebenfalls Ehrenpreise ausgesetzt. Im Ganzen stehen bis jetzt 25 Ehrenpreise zur Ver fügung der Preisrichter, doch läßt sich bestimmt er warten, daß die Zahl der Auszeichnungen sich weiter vermehren wird, denn Private werden sich voraus sichtlich noch zur Stiftung weiterer Preise entschließen und auch die Vertretung der in dem Ausstellungs- bczirke gelegenen Städte, welche um Ehrenpreise er sucht worden sind, dürften sich bereit finden lassen, die erste Erzgebirgische Gartenbauausstellung zu för dern. Auf dem Ausstellungsplatze herrscht infolge