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A-en-Aussa-e Polnische Krie-spropa-anda Phantasien über öie kommende deutsche Ostossensive - Die Sehnsucht nach Ostpreußen und Pommern Vo» nnaara« o»toi»or»vl»l«»l»<>l»on» dlttardsltar Sattowltz, 31. Januar 1930 Dt« preußischen Ostprovinzen haben in der vorigen Koche dem deutschen Reichspräsidenten eine Denkschrift über reicht, in der die Not des deutschen Ostens geschildert wurde. Daß man dabei, um dieser Not zu steuern, auch an eine Revtsiou der deutschen Ostgrenzen dachte, ist nach Lage der Dinge nur eine Selbstverständlichkeit. Mit keinem Wort wurde in der Denkschrift, jedoch von irgendeinem, auch nur dem leisesten gewaltsamen Borgehen gegen Polen ge sprochen. Auch in den wenigen und kurzen gewechselten An sprachen bet der Ueberreichung der Notschrist war immer nur von der Notwendigkeit einer friedliche» Grcnzrevtsion die Rede. Trotzdem find SriegSfansaren daS Echo der polnischen Presse! Mehrere polnische Blätter bezeichneten die Denkschrift ein fach kurz und bündig als „eine Frechheit". Ein Warschauer Blatt sprach von einem internationalen Skandal! Ucber die immer wieder betonten friedlichen Mittel setzte man sich mit einem kühnen Sprunge hinweg und sprach bann nur noch von der geplanten »Austeilung Polens". Für eine neue Hetzpropaganda hatte man damit das geeignete Stichwort gefunden. Besonders ausführlich läßt sich die ,,Gaz. Warsz." über die angebliche deutsche Po'itik aus. Das Warschauer nationakdcmokratische Blatt meint, daß daS Wichtigste Ziel der deutschen Politik die Aufteilung Pol««» sei, und daß man »wettend seststelien müsse, baß Deutschland dir ersten Schritte zur Erreichung dieses Zieles gleich nach »er endgültigen Räumung des Nhcinlandcs unternehmen werde. Aus diesen gegebenen Boraussctzungen müsse Polen die Konsequenzen ziehen. Bor allem sei es notwendig, oie öffentliche Meinung in Polen zu mobilisieren und zu ver einheitlichen. Für die Grenzbefestigungen und für die mili tärische Bereitschaft seien zweckentsprechende Maßnahmen er forderlich. die im Hceresetat ihren Ausdruck finden müßten. Dann geht das Blatt der Nationaldcmokraten gleich noch einen Schritt weiter und meint, daß es besser sei, weitere starke militärische, von Deutschland in gleicher Weise bedrohte Bundesgenossen zu suchen, als sich auf die Geister von Gens und Locarno zu verlaßen! In ähnlichen Bahnen bewegen sich die AuS'assungen des »Kurs. Poziu" der gleichfalls der Ansicht ist, daß nach der Regelung der Westsragen Deutschland sich mit aller Kraft der polnischen Frage -uwenden würde. Wörtlich heißt es dann: »Ob die beste Vorbereitung einer Abwehr der bevorstehenden Berliner Offensive gegen Polen Zugeständnisse nach rechts oder links sind, oder gar die Stärkung der kolonisatorischen Tätigkeit Deutschlands im Innern Polens? Die politische Offensive Deutschlands werden wir nur abwchren können. wenn wir rücksichtslos unsere nationalen Rechte verteidigen." Klarer ausgedriickt. wird einfach verlangt, daß die deutsche Minderheit Polens noch mehr als wie bisher unterdrückt werden müsse, da man nur aus diese Weise eine nationale Politik treiben könne. An die friedlichen deutschen Erörterungen einerseits und die darauf erteilte polnische Antwort anderseits knüpft die „Katt. Ztg." an, wenn sie schreibt: „Es kann nur zur Beunruhigung Europas und zur fortschreitenden Balkanisie rung des Ostens beitragen, wenn mau als Entgegnung auf solche deutschen Erörterungen von polnischer Seite stärkere militärische Bereitschaft und den Ausbau der Grenz befestigungen verlangt und noch dazu behauptet, daß solche Maßnahmen zweckmäßig seien." Ein Vergleich ist lehrreich genug: Auf friedliche Aus einandersetzungen, die durch schwere wirtschaftliche Nöte zwangsläufig hervorgernsen wurden, antwortet die polnische Presse mit einer widerlichen Kriegspropaganda ohne jeden Wahrheitsgehalt . . . Dieselben Blätter und diesc'ben Par teien. die diese Propaganda betreiben oder doch begünstigen, finden durchaus nichts dabei, wenn polnische Organisationen in Polen immer wieder ans Eroberungen ausaehen und mit allen Lungenkräften das Molto variieren: „Mein Vaterland muß größer sein!" So wurde kürzlich der zehnte Jahrestag der Besitzergreifung Pommerellens durch Polen festlich gefeiert. Eine solche Feier fand auch in Thorn statt, wobei der Redner der vereinigten nationalen Parteien »ach eine« polntfchen Blatte wörtlich erklärte: . . DaS Stückchen Pommerellen, das wir heute erst haben, hört nicht auf, eine Bedeutung für Polen zu haben. Wenn cs zu klein ist, dann muß man zu Gott die Hoffnung haben, daß es einst größer werbe» wird. Wenn Danzig nicht Polen einverleibt wurde, wie man das hätte tun können, so müßte Polen heute alle Anstrengungen machen, damit dieser Zustand eine vorübergehende Epoche sei. Die Weichselmünbung bars keinem anderen wie Polen gehören. Am meisten schmerzt uns die ostprenßtsche Frage. Wenn sich dort auch die Kreuzritter festgesetzt haben, so habe» wir doch unser gutes Recht auf den Besitz dieser Gebiete nicht verloren. Der ist Herr der Situation, der da fühlt, daß er ein moralisches Recht bat. bas wichtiger ist als das. was in diesem Augenblick geschieht." Nach einem jeden dieser Sätze verzeichnen die polnischen Berichte stolz: „Stürmischer Beifall!" Diese ge samte Haß- und Kriegspropaganda erfolgt in einem Anaen- blick, wo die deutsch-polnischen Verhandlungen sich ihrem Ab schluß nähern und die Verträge in aller Kürze dem deutschen Reichstag vorgelegt werden sollen! Fast noch sonderbarer: Diese unsinnige Berbetznngstaktik wird dnrchaestibrt in einem Zeitabschnitt, in dem Polens Außenminister. Herr Zaleski. Vorsitzender des Rates des Völkerbundes ist! Die Politisier»«»- »er Schulju-en» Bon Karl Trinks, Vorsitzender des Sächsischen Lehrervercius In diesen Tagen befaßte sich auch der Sächsische Landtag mit der Krisenerscheinung in unserem Bolkskörper, die gegen Ende des verflossenen Jahres der Oessentlichkeit plötzlich sichtbar wurde, mit den Versuchen von Parteien, die Schul pflichtigen nicht nur aus Parteilehren und Weltanschauungs formeln sestzulegen, sondern sogar die Schulstuben zum Tummelplatz politischer Gegensätze zu machen. Zu welchen bedenklichen Erscheinungen die politische Beeinflussung der Schuljugend führen kann, davon legt die „Note Fahne" Zeugnis ab. Sie berichtet folgendes: „Am 3. November fand eine Konferenz von Arbeiterkindern statt, zu der 150 Dele gierte erschienen waren. Nachdem namhafte kommunistische Führer auch aus Rußland in das Ehrenpräsidium gewählt worden waren, wurde ein Referat gehalten, daS die „Organi sierung des Klassenkampies tn den Schulen" in den Mittel punkt stellte. Ausgehend von dem heroischen Streik der 223. und 125. Schule wurde fcstgestellt, daß die Kinder überall in einem Abwehrkamps gegen Schulsaschismus und gegen ihr Elend sich befinden, daß es aber darauf ankommt, von der Abwehr zum Angriff überzugehen. Begeisterte Zustimmung fand die Parole „Wahl von Vertrauensleuten in allen Klassen und ihre Zusammenfassung zum gemeinsamen Kampf". Wenn nicht Erwachsene mit der bekannten Parole „Wer die Jugend hat, der hat die Zukunst", die Kinder zu politischen Handlungen verführten, von sich aus kämen Schulkinder nicht zu dem, was wir jetzt beobachten. Flugblätter, politische Tchulzeitungen, Umzüge, Verächtlichmachung Andersdenkender, Beschmutzung der Hoheitszeichen des Staates, Kampfstellung gegenLehrerausparteipolttischenundweltanschaulichenGrundcn, diese und andere unerfreulichen Dinge gehen nicht von Kindern, sondern von Erwachsenen aus Die parteipolitische Beeinflussung der Schuljugend bleibt nicht aus die Kommunistische Partei be schränkt. di« Nationalsozialisten begründen neuerdings auch politische Schülergruppen. Die in bezug auf diese jüngsten Ereignisse vom Bolksbtldungsinlntster abgegebenen Er- klärungen vermögen die Lehrerschaft nicht zu beruhigen. ES scheint ihr aber verfehlt, das Kind kür etwas zu bestrafen, für bas es nicht kann und bas es nicht versteht. Das heißt aber nicht, daß der Lehrer die Kinder nicht ernstlich warnen, und wo er kann, ihrem Treiben nicht Einhalt gebieten sollte. Die Haltung des Sächsischen LchrervereinS zu diesen Ge schehnisse mußte jedem, der die sächsische Schulpolitik der letzten Jahre verfolgte, klar sein. Der SLV. kann tn der Abwehr gegen die politische Uebermächtigung der Jugend nicht Rück sicht aus die Mitglieder tn seinen Reihen nehmen, die den schuldigen Parteien angehörcn. Eine Vereinigung von Be rufserziehern würde die Grundlagen ihres Werkes zer stören. wenn sie sich nicht ihrem Berufsgcdanken. in unserem Falle also der Bildungstdec, sondern einem partei politischen Gesichtspunkt unterwerfen wollte. Die Mahnung des groben Schulmeisters. Pestalozzi an die Erzieher: par teiisch zu sein fürs Volk, wäre wirklich sehr äußerlich auf- gefaßt, wenn man darunter die Bindung der Lehrerschaft an eine bestimmte Partei, die angibt, die wahre „Bolköpartei" zu sein, verstehen wollte. Wohl aber muß darunter per» standen werden tiefes soziales Empfinden, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl für den BolkStcil, der Bildnngsnot leidet. Wenn der Lehrerveretn in der Verfolgung seines schulpoliti schen oder pädagogischen Zieles sich nach Bundesgenossen im Lager der Parteien oder anderer Menschengruppcn um sieht, mit ihnen verhandelt und gemeinsam kämpft, so tut er nichts anderes als andere Gemeinschaften auch. Man müßte einer Lehrerschaft dann den Vorwurf der partei politischen Gebundenheit machen, wenn sie bei diesen Bünd nissen ihre Selbständigkeit und ihr Etgcngcsctz vergäße, die ihr im Aufbau der Gesellschaft zuteil geworden sind, und, wenn sie einer außerpädagogtschen Macht ihr gesamtes Han- dein unterordnete. Der Sächsische Lehrerveretn läßt sich nicht einer politischen Partei in die Arme drängen, man mag seinen Namen noch so oft und gern mit ihr zusammen nennen. Worin besteht denn nun die oft genannte Selbstbcsttmmvar- keit des erzieherischen Denkens und Tuns, die Eigengcsetzlich- keit des Btldungsgedankens? Der Begriff der Jugend schließt notwendigerweise den des Willens zum Anderssein und Anderswollen in sich. Der Erzieher soll die Jugend in der Fülle ihrer Wesensmögltchkeiten zu erfassen sich bemühen. Der Lehrer steht zwischen den Zeiten, weder der Gegenwart, in der er erzieht, noch der Zukunft, für die er erzieht, gehört er eigentlich an. Er kann das junge Geschlecht, wenn er eS richtig verpflichtet, nie auf eine gegenwärtige Form ober eine sichtbare Gestalt unserer Gesellschaft und unseres Staates sestlegen, sondern tinmer auf den letztgülttgen Sinn von Staat und Menschheit. Eines Tages wird er die Jugend Wege gehen sehen, die er nicht.gezeigt hat, er hat sie aber schon gehen gelehrt. Es ist ein Mißbrauch der Kinder, wenn der Lehrer durch sie, die zu Werturteilen und politischen Ent» scheidungen noch nicht aufgerufen werden können, politisch tätig sein, die Schule zur Arena der Klasienkämpke machen will. Er soll gewiß auch parteipolitisch für die Schule wirken, aber nicht durch die Schule und nicht durch die Kinder. Die Oessentlichkeit will selbst tn dem außerhalb der Schnlzimmer politisch tätigen Lehrer noch immer einen Träger des Geistes erkennen, der sich vermöge seiner intellektuellen Einsicht und seiner erzieherischen Haltung aus den Niederungen des politischen Tages- und SchlagwortkampseS erhebt, der bet Freund und Feind von einer fragwürdigen Oberfläche znm Kern, der jenseits von Gut und Böse und also jenseits de» Hasses liegt, zu gelangen sucht. Bet politischen MetnungS-l Sie EnlMnmg »er VMM Kulieew bezeugt Die Pariser Rechtspresse -roht mit politischen Folgen vraktdorlckt nnnara» ?»rt»«r Aorronpoackoaton Paris. 81. Jan. Gestern hat sich endlich ein Zeuge ge sunden. der bestimmt gesehen haben will, wie der russische General Kutipow am Sonntag aus dem Weg von seiner ^ ^"">ng zur Kirche durch Gemalt entführt worden sei. Es ist dies ein in einem katholischen Spital beschäftige! 25jähriger elsässischer Hausdiener. Dieser erklärt, er habe Svnntagvormtttag nach 10 Uhr auS seinem Fenster des dritten Stocks einen Teppich ausgeschüttelt und in diesem Augenblick habe er gesehen, wie ein Mann von zwei anderen mit Gewalt genötigt worden sei, i« einen Privatwagen einzusteigen. der vor der Klinik stand. Alles sei sehr rasch vor sich ge- gange,: und nach kurzem Kamps habe sich der Vergewaltigte in sein Schicksal ergeben. Ein P o l i z i st, der an der gegen überliegenden Ecke postiert war, habe den ganzen Vorgang beobachtet und sei dann ebenfalls tn dasselbe Auto einge stiegen und mit weggefahren. Diese etwas geheimnisvolle Aussage hat dieser Zeuge aus der Polizei wiederholt und, als man ihm verschiedene Photographien vorlegte, diejenige ocs Generals Kutipow als die des mit Gewalt tn das Auto genötigten Herrn bezeichnet. Sollte die Aussage zutreffend lein, so ist anzunehmen, daß der angebliche Polizist nur als solcher verkleidet war. Erkundigungen aus den benachbarten Pollzeistationen ergaben auch, daß an dieser Stelle für gewöhnlich kein Polizist stationiert sei. Der S t a a tS a n w a l t selbst, bet dem die »rau deS verschwundenen General» eine Klage wegen Ent ehrung ihres Mannes eingcbracht hat. hat gestern mitgeteilt, bisher «nr folgende drei Punkte seststehen: . 1. Ein Zeuge will den General, den er genau gekannt habe, am Tage seines Verschwindens aus dem Bahnsteig des Gare d'Orsay gesehen haben. 2. Ttn anderer Zeuge will vor kurzer Zelt im Schnellzug Part»—M»»a ein tn lettischer Sprache geführtes Gespräch belauscht haben, in dem von einem Handstreich gegen den General die Rede gewesen sei. 3. Der General hat in einer Bank, deren Direktoren gegenwärtig wegen Fälschung verfolgt werden, ein Depot von 50 000 Iranken. Dieses Depot, ebenso wie eine Summe oen 10 000 Franken die er zu Hause ausbewahrt hat. sind un versehrt Die RcchlSprcffe »erlangt ein energisches Vorgehen der Regierung gegen die russische Botschaft in Paris. Dieser müsse ein Ultimatum gestellt werden, daß sic entweder die Freilassung deS Emsübrten oeranlaffe und die Attentäter auSlieserc oder selbst Paris verlasse. Abreise »er letzten fremden »enlrvlleure Berlin. S1. Ja«. SS ist aelungen. in Verhandlungen der deutschen Regierung mit der Votschasterkonfercnz vor kurzem durchzusetze«. daß die besonderen militärischen Sachverständige« «bbernfen werden, die in den letzten Jahren nach Auflösung der Interalliierten Milit^rkommisfion einzelnen Berliner Vertretungen unserer ehemaligen Kriegs gegner beigegeben worden waren. Diese Sachn-rsti>ndigen werden bereits am Sonnabend, den 1. Febrnar» Berlin end gültig »erlaffen. " Eine Beschimpfung -er ganzen Wett Denkmal des Mörders von Serajewo London, 31. Januar. Die für Sonntag angekttndlgte Ent- hüllung eines Denkmals für den Mörder des Erzherzog, paare» Franz Ferdinand in Serajewo wird vom „Daily Erpreß" als eine Beschimpfung der ganze» Welt bezeichnet Die Serben hätten ihre eigene Ansicht in dieser Angelegenheit, aber eS sei eines Volkes, das im Kriege so tapfer gekämpft und bas Mitleid und die Verehrung der ganzen Welt gefunden habe, unwürdig, einen solchen Anschlag mit einem Heiligenschein zu umgeben. Ten Monn, der ein Verbrechen >nit so fürchterlichen Folgen angestiftet habe, müsse man ver gessen.