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Alemlmnü: »krteljLhrl«ch»0«Pk. dri-Niutgrldlichrrkt«« frruv- in'» Hau«. Durch dir LSntgl, P»ft vierteljährlich rr Ngr. Liozelue Nummer» 1 Ngr Dresden, den 3 November. — Ee. Majestät der König hat in dm letzten Tagm zahlreiche Audienzen an Deputationen und einzelnen Herren er- theilt, desgleichen hat Ihre Majestät die Königin deren Auf wartungen angenommen — — Se. Excellenz der Herr Staatöminister v. Nostitz- Wallwitz hat die Leitung de« Ministeriums de« Innern über- «ommen. — Ihre Excellenz die Frau Baronin von Brust hat da« Ministerhotel verlassen und eine Privatwohnung bezogen. — — Da» Befinden der prinzlich Georg'schen Kinder wird er!« höchst zufriedenstellend angegeben und können Augenzeugen die normale Entwickelung de« Prinzen Friedrich August nicht günstig gmug schildern. — — Der zettherige Gerichtsrath beim Bezirksgericht Anna- -erg, Gustav Adolph Vodel, ist zu« Gerichtsamtmann bei dem Gerichtsamte Burgstädt ernannt worden. - Auch eine Deputation der evangelisch. lutherischen Geistlichkeit Dresdens haben bei Sr. Maj. dem König eine Audienz gehabt, wobei deren Führer, Herr Oberhofpredigrr De. LiÄner, an Ee. Majestät eine Ansprache richtete. — Die „Schles. Ztg." schreibt: Herr von Wurmb ist in dem Augenblicke, wo er nach Ratification de« FriedenSoertra- -e« von Dresden abreisen wollte, telegraphisch von Berlin au« angewiesen worden, hier zu bleiben, bis der preußische Gesandt- schaftSposten in Dresden wieder besetzt sein wird. Man ist hier sehr gespannt darauf, ob Graf Schulenburg denselben wieder «innimmt. In sächsischen Kreisen und in dem diplomatischen Lorpl glaubt man e« nicht, die Persönlichkeit de« Grafm gilt nämlich in dieser Sphäre als compromittirt. Man erinnert sich bei Gelegenheit der Besprechung dieser Frage de« folgmdm dip lomatischen Vorfall«: Am Tage vor der Eröffnung der letzten außerordentlichen Ctändeversammlung, welche in den Faltm ihrer Toga die Entscheidung über Krieg und Frieden hatte, «suchte der preußische Gesandte den Herrn von Brust um Mit theilung der Thronrede, indem er sich auf die Wichtigkeit des Wortlaute« derselben für seine Regierung beruse. Herr von Deust schlug dies ab und zeigte nur dazu seine Bereitwilligkeit, an dem Tage der Eröffnung selbst im Laufe der Vormittags stunden vor Beginn der Feierlichkeit die Thronrede dem Ge sandt« mitzutheilen. Graf Schulenburg verlangte aus der ihm vorgelezten Thronrede den folgmdm Passus zu streichen: „denn auch der minder Mächtige würde sich entehren, wmn er unbe rechtigten Drohungm nrcht mit männlichem Muthe entgegm- träte". Herr von Brust erklärte, die Thronrede sei vom König selbst verfaßt und dulde keine Aenderung, worauf der preußische Gesandte bedauerte, der Feieilichkeit der Eröffnung nicht bei wohnen zu können oder dieselbe in dem Augenblicke, wo die seiner Regierung mißfälligen Worte gesprochen würden, ver lassen zu müssm. Indem Herr von Beust ihm dies anheim- strllte, sorgte ,r dafür, daß der Vorgang im diplomatischen Corps bekannt wurde. Als letzteres sich im Paradesaal des königli chen Schlosses zur Eröffnnng der Ständeversammlung einfand, war e« auf da« Verhalten des preußischen Gesandten äußerst -»spannt. Derselbe erschien wenige Minuten beo»r der König Len Thron bestieg und alle Augen warm aus ihn gerichtet, als Lie beanstandeten Worte, welche einen stürmischen Beifall der Versammlung hervorriefm, gesprochen wurden. Graf Echulen- burg verließ die Diplomatenloge — nicht und seine hiesigen Eoliegen wivorom gentium sahen diese« Verhalten, welche« ihnm mit der vorauSgegangenen Drohung nicht im Einklang zu sein schien, welche« aber durch inzwischen von Berlin eingegangme Depesche geboten war, al« einen Grund an, der die Rückkehr Le« Grafm unwahrscheinlich macht. — Wir verfehlen nicht, die Nachricht zur öffentlich« Kennt- niß zu bringm, daß Se. Kgl. Hoheit unser ritterlicher und tapferer Kronprinz am gestrigen Tage eintreffen sollte. Dem Vernehmen nach wird Hochderselbe am heutigen Festlage gleich fall« zur Stadt kommen und bei der bekannten Leutseligkeit de« hohm Herrm sich mannigfache Gelegenheit darbieten, dem »irlgeliebtm Obe>b sihlshaber unsrer tapferen Krieger Bewe se Le« freudigsten Willkommen« in unserer Mitte darzubringen. Ob I. K. Hoheit die Frau Kronprinzessin zugleich mit ihrem hohm Gemahl in'S Vaterland zurückgekehrt, ist uns Bestimmtes -n erfahren nicht möglich geworden. — Der Kgl. Hofmarschall von Zezschwitz ist gestern hier wieder eingetroffm. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, am 1. Novrmber Dem RathSarbeiter Mai wird wegen dessen SSjähriger Dienstzeit eine Gralification von 25 Tvalern be willigt. — Der Stadtrath macht die Mittheilunq. daß er be. absichlige, im nächsten Jahre im Leihhrute die Einrichtung zu trrffen, daß Vor> und Nachmittags alltäglich der Vorsitz ftatt- sinden könne. — Bei der Wahl rine« urbeolreten Sladtraths- mitgliedet siel von 53 Stimmen dt« Wahl mit 40 Stimmen auf den stellvertretenden Vorsitzenden des Collegiums, Herrn Nedacteur Walther. Derselbe erklärte die Wahl annehmen zu wollen, dankte für das ihm zu Theil gewordme Vertrauen und versicherte, daß er wie bisher so auch in der neuen, ihm zuge dachten Stellung da» Wohl seiner Mitbürger im Auge behalten werde. — Es wurde nun die Berathung de« Bericht« über das Elementarschulwesen (Berichterstatter Kretzschmar) fortgesetzt. Punkt 2 beschäftigt sich mit dem Plane und der Mthode des Unterrichts in den Elementarschulen und giebt der Deputation Anlaß zu erheblichen Bedenken. Die Art und Weise, wie man vielfach dm Unterricht in der Religion und Bibelkunde aus- dehne und behandle, wie man Sprüche aus der Bibel und dem Gesangbuche auswendig lernen lasse, ohne da« zu Lernende zu erklären, sei nicht zu billigen. Die Unterrichtsweise sei zu me chanisch. Hinsichtlich des Lehrstoff« und des Schulziels gehe man üi andern Fächern zu weit. Schwer zu rechtfertigen sei e«, den Unterricht in fremden Sprachen auf den Lehrplan zu setzen, weil nicht« Ganze« erreicht werde, man solle lieber die Kenntniß der Muttersprache fördern. Die Kinder seien auch nicht zu sehr mit Hausarbeiten zu überlasten, jedoch schade auch das Zuwenig in dieser Beziehung Die Reorganisation der Elementarschulm vom Jahre 1855 sei verfehlt, denn die Lei stungsfähigkeit derselben sei damal« beschränkt worden, und die Folgen davon seien jetzt schon sichtbar. Viele Kinder der Ge meindeschulen könntm hinsichtlich de« Rechnens, der Rechtschrei bung, ja selbst der Fertigkeit de« Schreiben« beim Austritt aus der Schule kaum mäßigen Ansprüchen genügm. Jene Verirrung der fünfziger Jahr« müsse daher gesühnt werden. Die Depu tation kommt zu dem Anträge, dahin zu wirken, daß in dm Schulen betreffs der Lehrmittel, de« Lehrstoffs und de« Lehr ziel« dm Anforderungen der heutigen pädagogischen Wissenschaft und de« Leben« allenthalben möglichst gleichmäßig entsprochen und daß vornehmlich auf Hebung der Bezirks- und Gemeinde- schulen Bedacht gmommm wer dm möge. Stadtv. Krenkel wünscht, daß zu dm Berathungen der Stadtrath Sachverstän dige zuziehm möchte. Stadtv. Berthelt: Jeder werde die hie sigen Schulen hinsichtlich d«L Stoffes und der Methode nach den besten pädagogi'chm Grundsätzen eingerichtet wünschen, aber schwer sei e«, da» Richtige im Betreff dc« Zuviel und Zuwenig zu finden. Walther l. «klärt sich gegm da« Amendement KrmkelS, da nach der neuesten Gmeralverordnung des CultuS- ministeriumS auch Schuldirectorm in der Schuldeputation Sitz und Stimme haben sollen. Die Zuziehung der Fachmänner sei auch nicht allemal gut, denn durch diese sei im Jrhre 1854 die Beschränkung des Unterricht« in dm Gemeindeschulen an geregt worden, eine Einrichtung, die jetzt vielfach und mit Recht beklagt werde. Stadtv. Ritz betont al» Grund der großm Erfolglosigkeit des Unterrichts in den Gemeindeschulen dm Mangel an Arbeitsfähigkeit der Kinder zu Hause. Redner stellt daher dm Antrag, daß vor Allem aus Einrichtung von Ar beitsstunden in dm Gemeindeschulen Bedacht genommm werden solle. Der Deputationsantrag und die Einführung von Arbeits stunden in dm Gemeindeschulen wurde einstimmig bejaht, auch g-gen 7 Stimmen beschlossen, die Zuziehung von Sachverstän digen dem Stadtrathe zu empfehlen. — Bei Punkt 3 spricht die Deputation sich gegen die jetzige Einrichtung der Drcithei- lung in Bürger-, Bezirks- und Gemeindeschulen aus; sie sei unnöth'g und der gedeihlichen Entwickelung de« öffentlichen Leben» nicht zuträglich Ein Unterschied in den geistigen Fähigkeiten der Kind«, der diese Einrichtung rechtfertigen könnte, ließe sich schwer a'S vorhanden annehmen, auch der Unterschied in der moralischen Art und Führung der Kinder dürfte mehr in der Einbildung a'S in der Wirklichkeit bestehen. Der finan zielle Grund sei nicht stichhaltig, aber so lange die Dreitheilung noch bestände, sei darauf zu dringen, daß bei den Bürgerschulen die Reste mit Strenge eingezogen würden. Die Deputation stellt den Antrag, daß die zeiiherige Dreitheilung unserer Schulen verlassen und dafür eine Zweitheilung (in Bürger und Gemeindeschulen) angenommen werde. 1>r. W gard: Seine Ansicht gipfele in dem Satz, daß die Gmi-inde die Verpflich tung habe, Gemeindeschulen für Alle ohne Ausnahme zu grün den, in diesen Gemeindeschulen müsse das Beste gelehrt werden, so daß sie den Prioatschulm nicht nachständen. Für fremde Sprachen sei er nicht eingenommen, daß sie in denselben gelehrt würden, dazu seien die höheren Schulen da. Die Beibehaltung der Dreitheilung fuße auf dem Geldpunkte und dem Kasten geist, und diesen könne er das Wort nicht reden. Ihm wäre es recht, wenn ein Proletarierkinv neben dem Knae eines geheimen Hofraths sitze, denn beiden könne dies von Nutzen sein. Deshalb strlle er den Antrag auf Ein führung einer allgemeinen Gemetndeschule. Stadtverordn. Ritz meint, wenn man gegen eine D eithei ung sei, so dürfe mrn auch ein- Zank Heilung nicht wünschen. Redner weist auf die SchuloeihUtnisse in der Schweiz und nanuntlich im Kanton Bern h n, welche Nachnahmen seien. — Als b-re t r Ber'h i- d^er Uitt für die Dre.tzeitung Stadt»erordneter Be.th.lt Inseratenpreise: ^ ' Für den Raum ei«e gespaltenen Zctl«: 1 Ngr. Unter „2ir«g»-> sandt" die Zeit» r Ngr. au ES sei unrichtig, wenn gesagt würde, daß di« Kinder aus den niederen Ständen eben so im Unterricht geför dert werden könntm, wie die der mittleren Stände. Bei erster« fehle im Allgemeinen die Anregung zum Lernen im Hause, oft seien auch wegen der Armuth der Eltern keine Materialien zur Fortbildung vorhanden. Durch Aufhebung der Dreitheilung begünstige man die Prioatschulm, die dann wie Pilze au» dar Erde wachsen würden, was man doch nach dem Beschlüsse vor acht To gm nicht wolle. Er sei mit der Deputation einverstan den, jedem Kinde die möglichst beste Schulbildung zu geben. Dies könne auch erreicht werden ohne Aufhebung der Drei theilung, ja besser bei deren Bestehen. Deshalb empfehle er im Deputationsbericht zu sagen: Wir sehen ab von einer Anf- hcbung der bisher au« dem Bedürfnisse herausgewachsmm Drei theilung der hiesigen Schulen und von einem Anträge auf eine weitgehende Vermehrung der Unterrichtsstunde« der ober« Klassen der Gemeindeschulen, wünschen aber um so dringend« eine erhebliche Erweiterung der Unterrichtszeit in dm unter« und theilweffe auch in dm mittleren Klaffen dieser Schul«. Wegm der Restanten von Schulgeldern mahnt Redner zur Melde im Hinblick auf die jetzigen Z?itVerhältnisse. Für Zwei- theilung vr. Schaffrath unter Anerkennung der Berthrltsch« Einwendungen, aber Gleichheit vor dem Gesetz und gleiche Schul» bildung gehörten zu seinen Grundsätzen. Knöfel: man könne für die Bildung der Armen nicht genug thun, dafür dürfe kein Opfer zu groß sein. Der Antrag der Deputation wegm Auf hebung der Dreitheilung der Schulen wird mit 25 gegm 24 Stimmen abgelehnt, der Bertheltsche Antrag aber einstimmig angenommen. — Das Collegium beschloß, dm Directoren Waa» ner, Lansky und Reichardt, sowie dem Lehrer Walther me Amtsprobe zu erlassen und hatte auch gegm Lehre, Leben und Wandel der Vorgenannten Nichts einzuwenden. — Ado. Grün« berichtet über die Einquartierungsentschädigung der Hausbesitzer. Der Vorstand der EinquartierunzSbehörde hat Verdingung so wohl der sächsischen als preußischen Truppen mit Bezahlung au« der Stadtkasse vorgeschlagm, worauf der Stadtrath eingegangen ist. Die Verfassungs- und Finanzdeputation ist hiermit nicht einverstanden. Die Einquartierung der sächsischen Trupp« sei nach dem Regulative von den Ansässigen zu tragen und diese denselben aus der Serviskasse zu vergüten. Hinsichtlich der preu ßischen Truppen fehle es an einer Bestimmung im Regulativ«. Denn der vorliegende Fall, daß Truppen de« früheren Feind« als Garnison in dm Städten des nun in Frieden lebmd« Staates Garnison bezögen, sei noch nicht vorgekommm. Der ^ Frieden sei zwischen den Fürstm der betreffenden Staat« ge schlossen wordm, es könntm daher Last« des Staate« nicht auf Einzelne oder Kommunen übertragen werden; die Unter bringung und Versorgung der preußisch« Trupp« sei daher lediglich Sache des sächsischen Staates. Es hätte daher sofort nach Bekanniwerdm des FriedensvertragS der Stadtrath mit einer desfallfizm Vorstellung sich an die Landescommission wen den müssen, um dieselbe zu veranlassen, da eine Lücke in der LandeSgesetzgebunz vorlieg«. Die Deputation hofft, daß der Stadtrath jetzt sofort entschiedene Schntt« in dieser Sache thun werde, für das Collegium bliebe aber nichts übrig, al« die stadt» rächlichm Anträge abzulehnm, was auch einstimmig geschah. Zum Schluß hielt der ansässige Theil der Stadtverordneten noch eine Separatfitzung ab, um über die Höhe der Entschädigung für die Verdingung der sächsischen Truppen Beschluß zu fass«. — Nach dem Friedensschluß zwischen Preußen und Sach sen wird jeder Vernünftige sich bestreben, dm maßgebenden Ver hältnissen Rechnung zu tragen. Leider ist aber Mancher sehr unvernünftig und gefällt sich darin, den Samen der Zwietracht da zu streum, wo Eintracht dringend geboten erscheint. Die unsinnigsten Gerüchte werden mehr oder minder böswillig auss- gesprengt und leider nur zu gern qeglaubt. Von d« viele« fabelhaften Nachrichten, welche uns in den letzten Tagm zu Ohrm gekommen, sei nur die eine von der blutigen Schlägerei, we'che zwischen preußischen Infanteristen und sächsischen Artil leristen auf de. Festung Königst in stattg fanden haben solltch erwähnt und gleichzeitig einfach als Lüge bezeichnet. Fast täg lich hat man Gelegenheit, sich von dem wahrhaft kameradschaft lichen Einvernehmen sowohl der Offiziere, als auch Unteroffiziere und Soldaten beider Cont ngmte zu überzeugen, nicht die ge ringste Mißhelligkeit zeigt sich in Folge der nunmehr achttägige» gemeinschaftlichen Besatzung unter dem Kommando de« ebm se twtoollen als humanen preußischen Gouverneur« — Das 14. Jnfanieriebataillon wurde vorgestern Aberch mit endlosem Jabel empfange '. Wenn wir sagen, fünfzigtausmb Menschen warm auf den Beinen und diese Alle riefen ihr un aufhörliches Hoch und Hurrah, so ist dies nicht zu viel gesagt. Der Zug langte um 7 Uhr an, a f dem Perron standen die Massen, »lter ihnm die Vertreter der Staot, höhere Verm e drPolizä und einige Damen m t Körbchen in denen die für d e Soldaten best mnlen Eich nnoe ge m l Sinn pcüchen lagen. Eme Ad» therlung Gardereuer tum,ne te vor dem Bahnhose dis muchigM.' '1 !t