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Lohnabbau wirb abvelehnl Die Sozialisten zur Preissenkunssaktion Die Gewerkschaftsvertreter haben sich bei den Verhandlungen mit allem Nachdruck gegen eine Lenkung der LSHn« gewandt Berlin, 6. Juni. (Eigene Drahtmeldung.» Zu den Berhandlnngen über die Lohn- und Preissenkungsaktion, die zwischen Arbeitgeber- und Arbettnehmerverbänden in der letzten Zeit gepflogen worden sind, ergreift eigentlich zum ersten Male das führende Organ der sozialdemokratischen Ge werkschaften, der „Vorwärts", das Wort. Das Blatt er klärt folgendes: ,„Jn den Beratungen, die in den letzten Tagen zwischen führenden Kreisen des NeichSvcrbandeS der Deut schen Industrie und der Gewerkschaften stattgefunden haben, ficht ein Teil der Unternehmerpresse eine Art neue Zen tralarbeitsgemeinschaft. Der praktische AuSgang der neuen Arbeitsgemeinschaft soll der Oeynhausen er Schiedsspruch sein, der ein Opfer der Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Eisenindustrie zur Ermöglichung einer Kosten- und Preissenkung vorsehc. Diese beiden Kombi nationen sind völlig abwegig. Sine neue Arbeitsgemeinschaft ist von beiden Leiten von voruherel« außerhalb der Diskussion gestellt worden, nnd der Oeynhausener Schiedsspruch wurde bei den Beratun gen bisher überhaupt nicht erwähnt. Die Verhandlungen, die von Vertretern der Industrie eingeleitet wurden, hatten den Zweck, durch einen gemeinsamen Appell an die Oefsentlichkett. möglichst getragen von der Autorität des Reichspräsidenten, fördernd auf die Ankurbelung der Wirtschaft einzuwirkcn. Die Bereinigung des Etats, die Be hebung der Notlage der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung and Arbeitslosenversicherung und damit zugleich eine dauernde Einschränkung der Arbeitslosigkeit waren Gegenstand ein gehender Besprechungen. Die Einzelheiten sollten in weiteren Beratungen geklärt werden. und sich für durchgreifende Senkung der Preise, besonders der Kartellpreise, ausgesprochen. Die Aktion wurde dadurch unter brochen. daß der Reichsverband noch zu keiner einheitlichen Stellungnahme gelangen konnte." Wenn diese Verlautbarung etwas Endgültiges darstellt, dann kann man nicht sehen, wie die von industrieller Seite an geregten Verhandlungen zu einem provisorischen Ergebnis führen könnten. Denn wenn die A r b e i t n c h m e r s e i t e gegen eineSenkung der Löhne ist, dann entfallt auch die Möglichkeit auf der anderen Seite, zu Preissenkungen zu kommen. Immerhin bemerkt der „Vorwärts", bah die Aktion nur unterbrochen worden sei. Er rechnet also selbst mit einer Wiederaufnahme der Besprechungen. Bayrisches Demonstrationsverbot für Anisormierte München, 5. Juni. Das bayrische Staatsministcrium hat infolge der zahlreichen Zusammenstöße der letzten Monate mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres für bas ganze Land alle Versammlungen unter freiem Himmel, besonders alle Ausmärsche, an denen sich Mitglieder von politischen Ver einigungen in einheitlicher Kleidung beteiligen, verboten. Versammlungen unter freiem Himmel, Aufzüge uird Kundgebung«« »s«., «One di« Beteiligung von Uni formierten sind nach wie vor gestattet. absurde Idee gekommen, eine „Fluhmarine" zu schassen,- ohne Zweifel ist das eine Verirrung des Wehrwillens einer Nation, aber man muh doch ans solche Symptome achten, weil sie zeigen, wie rings um uns her die Völker aufrüsten und sich bis an die Zähne wappnen. Nutzt es, angesichts solcher Tatsachen, zur „Vernunft" zu mahnen und freiwillig die wenigen Waffen, die man noch hat, aus der Hand zu geben? Polnische ren-enzmel-ungen Vrakrttuvlcknng uavsrvr AvrUnvr Soürlttloitnvg Berlin. 5. Juni. Zu der polnischen Behauptung, in einem aus Deutschland kommenden Waggon sei eine Ladung gistiger Gase, die als Getreide deklariert gewesen sei, sestgcstellt worden, erfahren wir, daß die deutschen Behörden sofort eine Nachprüfung vorgenommen haben, und daß sich nicht das geringste ermitteln lieh. Die Sache scheint also aus reiner Ersindungzu beruhen. Polen versucht offenbar durch der artige Meldungen, die dann in der französischen und sonstigen deutschfeindlichen Presse gern ausgegrtsfen werden, eine deutsch feindliche Stimmung im Ausland hervorzurusen. Die Untersuchung Uber den deutsch-polnischen Grenz- zwischensall bet N e u h ö f e n steht vor ihrem Abschluß, und der Bericht wird alsbald herausgegeben werden. „Gras Zeppelin" kommt nach Berlin Berlin, 5. Juni. (Eig. Drahtm.» Für den Besuch des „Gras Zeppelin", der vom 31. bis 24. Juni in Staaken stationiert werden soll, sind bereits umfangreiche Vorberei tungen getroffen. Gas- und Wasserleitungen sind bis an den Ankermast verlegt, der dem Luftschiff schon bei seinem früheren Berliner Besuch zur Verankerung diente. Von Berlin aus sollen auch Fahrten nach Hamburg, Breslau und Rundfahrten über Berit n und Umgebung durchge führt werden. Für die Unterbringung der erwarteten Zu- schaucrmassen ist ebenfalls bereits alles vorbereitet. RiMzettmitz m Nvr» See „Amerika" Paris, 6. Juni. Wie „Chicago Tribüne" aus Neuyork meldet, wirb an Bord des heute nachmittag nach Europa auS- laufenden Ozeandampfers „America" zum ersten Male eine tägliche radtophotographtsche Uebertragung von ganzen Zettungssetten vorgenommen werden, so daß die Passagiere jeden Morgen eine vollständige Zeitung samt Inseraten und Photographien lese« können. 13 Liften für den Sachsenlandtag Am Donnerstagabend wird die Frist zur Einreichung der Wahllisten für den Sächsischen Landtag ablaufen. Bet der Wahlleitung für den Kreis O st s a ch s e n (Dresden-Bautzeni sind folgende Listen eingegangen: 1. Sozialdemokratische Partei, 2. Deutsche Volkspartet, 3. Kommunistische Partei, 4. Reichspartei des Deutschen Mittelstandes sWirtschasts- Partei», 5. Deutschnationale Volkspartei, 6. Sächsisches Landvolk, 7. Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, 8. Deutsche Demokratische Partei, 9. Reichspartei sür Bolksrecht und Aufwertung iVolkS» rechtpartei), 10. Alte Sozialdemokratische Partei, 11. Volksnattonale Reichsoereinigung, 12. Kommunistische Opposition, 13. Christlich-nationaler Volksdienst. Die von der Zentrumspartei eingereichtc Wahl liste ist am Donnerstagmittag wieder zurückgezogen worden. Sicherem Vernehmen nach sind in den beiden andere» sächsischen Kreisen, Leipzig nnd Chemnitz-Zwickau, die gleichen Listen eingereicht worden. Nächsten Sonnabend. 10 Uhr, findet in der Kreishauptmannschast Dresden die Prüfung und Festsetzung der Wahlvorschläge unter Vorsitz des Landeswahl leiters Oberregierungsrat Dr. K nutze statt. Wahlbündnis Zentrmn-Wirtschaftspartei Wie wir erfahren, ist heute mittag das Wahlabkomme» zwischen Zentrum und Wirtschastspartei nach Ueberwtnduug einiger Schwierigkeiten unterzeichnet worden. Danach kandi diert aus der wtrtschastsparteilichen Liste in den Wahlkreisen Dresden und Leipzig der Zentrums vertreter Müller, Dresden, an fünfter Stelle, während im Wahlkreis Chemnitz-Zwickau an erster Stelle Kaufmann Fasel, Zwickau, steht. * Die Kandidaten der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei sind: 1. Volkswirt Dr. F r t tz s ch - Plauen: 2. Tischler D ö n i ck e - Leipzig,- 8. Landwirt Meyer-Wein böhla,- 4. Kapitänleutnant v. Killinger - Dresden,- S. Hand lungsgehilfe Kunz-Zwickau: 6. Stadtv. Schreiber- Chemnitz: ?. S t u d e n t k o w s k i - Leipzig,- 8. La sch-Chem nitz: 9. Schriftleiter Dr. Benneckc - Dresden: IN. Schlegel- Chemnitz. Die Sozialdemokratische Partei hat im Wahlkreis Leipzig an den ersten Stellen wieder den bisherigen Abg. Liebmann aufgestellt, ferner Frau Thiel, die bisherige« Abgg. Mucker, Landgerichtsdirektor Neu. Ncbrig- QuaSnitz, Müller- Mittwcida, Ferkel- Leipzig, Vogel- Obcrranschütz. Sic haben sämtlich bisher schon dem Landtag angehürt. Sie sächsische WS. - ein Trümmerbausen! Der dieser Tage aus der KPD. ausgetretene Zwickauer Parteisekretär Nischwitz hat seinen Austritt mit einem längeren Schreibe» begründet, worin er betont, daß man praktisch von zwei Parteien in einer Partei bei der KPD. sprechen könne. Ihre Taktik führe zu einer völligen Niederlage der Partei in den Massenorganisationen und Betrieben. Die Masscnausschliisse von Mitgliedern hätten zu einem furchtbaren Mangel an geschulten Funktionären ge führt. Die Kaltstellung der Abgeordneten Opitz, Mildenstrey usm. sei mit Methoden durckigefllhrt worden, die in der Ge schichte der kommunistischen Internationale einzig dastündc«. Das Zentralkomitee sei unfähig gewesen, beim Verbot des Roten Frontkämpferbundes den Massen eine entscheidende Parole sür die Fortführung der Arbeit zu geben, was zur Folge hatte, daß diese Riekcnorganisation in wenigen Wochen zu einem Trümmerhaufen zusammengesallen sei. Dasselbe Zentralkomitee habe den ehemals führenden Bezirk Sachsen zu einen ebensolchen Trümmerhaufen verwandelt. Um einige führende Genossen, die unbequeme Kritiker waren, politisch schachmatt zu setzen, wurden die drei Bezirke zu einem einzigen Bezirk in solch überstürztem Tempo zusammengeworfen, daß daraus organisatorisch und finanziell eine Katastrophe sich entwickeln müsse. Die KPD. in Sachsen stehe heute schlechter als je zuvor. Solche Methoden müßten zum Zusammenbruch der Partei treiben. Die Kan-t-aten -er kommunistischen Opposition Wie wir erfahren, hat die kommunistische Opposition im Wahlkreis Dresden als Spitzenkandidaten den srüheren Abg. Böttcher und den Bürgermeister Schr etter in Zschach- witz ausgestellt. M das Seddin« Luttschiss vermisIMe Stolp, 8. Juni. Das Seddtner Klctnluftschiff, das, wie gemeldet, gestern aus der Fahrt von Stockholm nach Seddin auf der Ostsee Havarie erlitt, ist in der vergangenen Nacht um 12M Uhr in den Wellen versunken und dürste endgültig verloren sein. Wie hier verlautet, tst der Unfall des Luft schiffes darauf zurückzusühren, daß während der Fahrt der Motor plötzlich aussctzte. Der Führer hatte keine Möglichkeit. Hilfe herbetzurufcn. da das Kleinlustschiss keine Radioanlage besitzt. Um zu verhüten, daß der Ballon hilflos aus das Meer Hinausgetrieben würde, hat der Führer, Kapitän Thomas, durch Ablassen von Gas bas Kletnluft- schiss langsam auf die See ntcdergehen lassen. Da die Funkstation aus der Insel Oland die Havarie bemerkt hatte, gelang cs, den deutsche» Dampfer „Wartburg" und den dänische» Dampfer „N a n c y" sofort zur Hilfe zu schicken und die drei Insassen des Luftschiffes »» rette«. Tschechische KeieiSmmine ms »er Elbe Aussig. S. Juni. Seit einiger Zeit hat sich die Tschecho slowakei eine Kriegsmarine auf der Elbe beigclcgt, die iu Gestalt von sechs Monitoren in der Größe der Elbpersonendampser und in blaugrauem Anstrich bei Lcitmeritz vor Anker liegen. Die Schisse find recht flink und saliren fast lautlos. Leichte Geschütze und mehrere Maschinen gewehre bilden ihre Bewaffnung. Die Schisse manövrieren meist während der Nacht und kommen dabei wiederholt auch bis an die Staatsgrenze bei Hcrrnskretschcn. Bei den nächsten Manövern werde« die Monitor« eine „große Rolle" spielen, denn die Truppenübungen wurden ihretwegen in den Raum Leitmeritz — Herrnskretschen verlegt. « Man ist zunächst geneigt, die hier gemeldete Tatsache ledig lich als eine lächerliche Soldatenspielerei anzusehen: und weiter nichts ist Grunde ja auch diese „tschechoslowakische Kriegs marine" auf der Elbe, denn kein Mensch könnte sagen, gegen wen eigentlich die Tschechen etwas zu verteidigen haben. Aber bezeichnend ist doch zweierlei an dem Fall: Einmal die Un freundlichkeit der Geste gegenüber dem benachbarten deutschen Volk, und zweitens der fanatische und aktive Wehrwille dieser kleinen Nation, der sich auf jedem Gebiet, und sei es noch so sernltegend, betätigen will. Kein Deutscher wäre auf eine so „Graf Zeppelin über Lissabon Lissabon, 5. Juni. Das Luftschiss „Gras Zeppelin" er reichte um 1ü,ä» Uhr mitteleuropäischer Zeit die portugiesische Lüste bei Cascaes an der Mündung des Tcjo nnd überflog bald daraus die im Hasen von Lissabon ankxrnben deut sche n Kriegsschiffe. Es nahm dann südöstlichen Lurs in der Richtung aus Sevilla. Vorher lagen folgende Standortmeldungcn vor: Donnerstag 1 Uhr früh mitteleuropäischer Zeit 38,30 Grad Nord, 18,30 Grad West. Wegen ungünstiger Wetterlage Halte punkt Sevilla noch unentschieden. Landung vor aussichtlich nicht vor 18 Uhr. Kurs vorläufig Lissabon. 6 Uhr früh mitteleuropäischer Zeit: 38 20 Grad nördlicher Brette und 12,80 Grad östlicher Länge. Kurs auf Lissabon. Der angegebene Standort befindet sich etwa 380 Kilometer west, sich der portugiesischen Küste. In einem verstümmelt etngetrosfene» Funkspruch von Bord des „Gras Zeppelin" wird die Meldung bestätigt, bah das Luftschiff vorläufig nicht in Sevilla landen wird, da die Wetterlage zu ungeklärt ist und eine Landung aus dem infolge des starken Regens völlig auf- aewetchtcn Bode» bei der wenig geübten Haltemannschast nicht annängig erscheint. Das Luftschiff scheint die Absicht zu haben, vorläufig auf der Linie Lissabon —Oporto zu kreuzen.