Volltext Seite (XML)
für Unterhalts W Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobifch. Sonnt«!,, den 24. Juli 1864. M«. S«« Dresden, den 24. Juli. — Se. Majestät der König hat dem Assistenarzt Eißnxr vom Sanitätscorps die nachgesuchte Entlassung aus der Armee, mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform be willigt. — Se. Excellenz der Herr Kriegsminister Generalleutnant v. Rabenhorst hat sich auf allerhöchsten Befehl nach Altona be geben. — Ihre Majestät die verwittwete Königin Elisabeth von Preußen ist gestern Nachmittag gegen 3 Uhr mittelst Extrazugs nach Berlin zurückgekehrt. — Auf die Auseinandersetzung deS Herrn Minister v. Betzst betreffs der Vorgänge in Rendsburg sprach sich der Abgeordntte v. Nostitz-PaulSdorf in der Zweiten Kammer folgendermaßen aus: Er spreche der Deputation seinen Dank aus, daß sie den Gang der schkeSwig-holsteinschen Angelegenheit seit dem Schluffe der Londoner Conferenzen mit mißtrauischem Blicke verfolgt habe. Ebenso bezweifle er nicht, daß die Regierung durch ihr Verhalten in dieser Angelegenheit die deutsche und die sächsische Ehre wahren werde Wenn nun aber aus den eben gehörten Mittheilungey unzweifelhaft die Thatsache hervorgehe, daß preußische Truppen an einem Orte, wo sie gar nichts zu suchen gehabt, wenn nich bereits eingerückt seien, so doch jedenfalls einzurücken gedxöht hätten, so frage er, welche Consequenzen ein solcher Schritt haben könne? Es sei zwar immer so gewesen, daß der Große den seinen unterdrückt habe, von jeher habe das rohe Faust recht gegolten, aber gegen einen solchen Gewaltakt müsse man feine Stimme erheben. ES habe ihn schon damals, als man auS politischen Rücksichten die Altonaer Oceupation mit Still schweigen übergangen habe, dieses Stillschweigen tief gekrärsit. Sollten uns denn diese Rücksichten, die niemals und von keiüer Seit« anerkannt würben, immer weiter rückwärts bringen? Wollte man hier stillschweigen und solchen Gewaltschritten nicht energisch entgegentreten, so wisse er gar nicht, wohin man koni znen könne. Denn wenn man dann in Preußen die Ansicht zu haben beliebte, daß wir in Sachsen nicht so handelten oder sprächen, wie es in Berlin genehm sei, so würde man einfach preußische Truppen nach Dresden werfen und, sich zum Herrn des Platzes machen. Er sei der Ansicht, man müsse sich wehren, so lange man könne, nur MPH könne zum Siege verhelfen, wie das Beispiel des Herrn v. Beust auf den Londoner Conferenzen bewiesen habe. Deshalb möge man nicht immer nach Instructionen fragen, sondern handeln, und obgleich er das Verhalten des BundeSgeneralS keineswegs tadeln wolle, so hätte er doch ge wünscht. daß derselbe der Uebermacht nicht so ohne Weiteres gewichen wäre und erst abg^wartet hätte, wie weit die bundes freundliche Gesinnung der Preußen noch gehen werde. — Im Plauenschen Grunde hat sich auS den Arbeitern der Gußstahlfabrik ein Gesangverein gebildet, der am verflösse, nen Spnntage seine Taufe und den Namen „Vulkan" erhielt. Da die Sänger lauter Feuerarbeiter sind, wird auch die feu rige Sange-lust nicht fehlen. — s- Dem Vernehmen nach ist gestern Mittags dem Mör- der Joseph Schönfelder durch Herrn Apprllationsrath und Be« zirksgertchtsdirector v. Criegern in der eigenen Zelle publieirt worden, daß Se. Majestät der König von dem Allerhöchste« Recht der Begnadigung dieses Mal keinen Gebrauch gemacht und die Hinrichtung durch das Fallbeil künftigen Donnerstag früh 7 Uhr im zweiten Hofe des König!. Bezirksgericht-(Land- hauSstraße Nr. II) stattfinden solle. Bereits sind gestern die nöthigen Berichts und Weisungen an die betreffenden Behörde« und Aemter brieflich abgegangen. Schönfelder soll sich bei dev Publikation sehr ruhig benommen haben. — Vorgestern Abend sprang der Kutscher E. von der alten Brücke in die Elbe hinab und ist bi» jetzt noch nicht auf gefunden worden. Mißliche Verhältnisse verschiedener Art solle« die Ursache zu der unseligen That bilden. — Als an vergangener Mittwoch ein Landmädchen ihre« Weg durch das große Gehege nahm, wurde sie plötzlich von einem kräftigen Menschen gepackt und zur Erde nirdergewmfen. Al- selbiger ihr den Kober und die Kleidertaschen durchsucht, aber Nichts darin vorgefunden, eilte er davon und flüchtete sich in ein Kornfeld. — Die durch den Tod des unvergeßlichen Hoforganist Schneider offen gewordene Organistenstelle an der evangelischen Hofürche wird, wie wir hören, durch einen Ausländer besetzt werden, einen gewissen Herrn Berthvld au- Petersburg, welcher am letztvergangenen Sonntag Probe spielte. Man glaubte all gemein, die Stelle durch einen befähigten Schüler Schneider- besetzt zu sehen und ist man nicht wenig durch diesen unerwar teten Entscheid deS h. CultuSministeriumS überrascht. — Wie wir aus einem vor uns liegenden Programm er sehen, beabsichtigt Herr A Arno, unter Mitwirkung mehrerer tüchtigen Kräfte aus der Schule des Herrn Fr. Wieck, im Laufe der kommenden Woche ^Donnerstag) eine mufikalisch-declamatorische Simse in Tharandt zu veranstalten. Unter dm vorzuführendrn Piecen finden wir Clavier-, Solo- und EnsemblegesangSflücke, welche wohl geeignet erscheinen, das Interesse des Publikum- für den Coneertabend wach zu rufen. — Vor eimgen Tagen wurde durch unsere Stadt ein Kessel IranSportirt, der bezüglich seines seltenen Metalle» und seines hohen LLeriheS kaum in Sachsen seine- Gleichen finde« dürfte. Der Kessel war ohngefähr 2 Ellen lang und 1 Ellen weit, auS reinem Platinablech in ohngefährer Weißblechstärke und repräsentirte einen Werth von ca. 20,000 Thlrn. Er wurde nach den Muldner Hüttm bei Freiberg IranSportirt. — Ueber ElbcorreetionSarbeiten soll eine am 8. Augusts d. I. in Hamburg zusammrntretende Konferenz berathen, zu welcher außer den verschiedenen Elbuserstaaten auch die drei ElbdampfschifffahrtS-Gesellschaften, die Norddeutsche, Magdebur ger und Prager, Vertreter abordnen. Für die Hamburgische Ejlbstrecke liegen bereits qusführliche Pläne vor, um die Ufer in regelmäßig«, genau dem Laufe drS Stromes sich anschließende Lim?« Aid Kurven zu vektvandeln. M -Ä'