Volltext Seite (XML)
Wochenblatt ' für WilS-mf, THE»-, Stoffe», Sieve»leh» «n- -ie Umgegendm. Vierter Jahrgang. Freitag, den 1. März 1844. 9. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redactcur und Verleger: Albert Reinhold. von dies« Z'«schritt «rschrin« alle FreUaae «IN« Nummer. Der in. , K'nigt. Pesiümlrr de« Inland'« nehmen Bestellungen daraus a» Bekanntmachunaen betragt 10 Ngr. Sämmtlich. d.n in W.<-druf d.« Montag Abends 7 Uhr in Thärand nächst... so°.„, wer. s crmiitags I I Uhr angenemmen. Auch «.UI.» bt« Min.rrch emaebe.ch, . br ""dm Nossen l'is Mittwoch an den Druckort befördert werden, sodaß sie in ter nächste» Nummer erscheinen ""t verlangen durch di- Post » edaction des Wochenblattes in Wilsdruf," „an di« Agentur des Woclnwb^ ""'7?.'" "c ch.nblattS-Erpedition in Nossen." In Meißen nimmt Herr Buchdrucker«!^ SUinM-t iun AMrüa^m'b steuumgen an. «twaige Bri.räge , .»rlche der r.nden. dr« Blatte« entsprechen, Die Redaction. Ein Abentheuer auf der Lampers- dorfer Anhöhe. Es war am 25, Februar 18-1-1, am Sonntag Jnvocavit, al^ ich vom hohen Plossen aus meine Blicke über die zu meinen Füßen liegende Stadt Meißen schweifen ließ. Ich bin kein Dichter, labe mich vielmehr stets mit der gewöhnlichsten Prosa des Lebens begnügt, und die zwei Zeilen, die sich etwa reimen würden wie „Hildebrand" und „Mauer", sollen als von mir geschaffene noch geboren werden. Obschon nun die freundlichen Leser dieser Zeilen unschwer errathen werden, daß die edle Poesie nachgerade nicht zu meinem Stek- kenpftrd gehört und daß das feurige Roß Pega sus, waren alle Leute von denselben Gesinnungen wie ich lxsiklt, vergebens in der Welt umherga- lopiren würde, den Reiter suchend, der es besteige, so muß ich doch gestehen , daß der Anblick der ^tadt Meißen mit seinem altergraucn Dome, den romantische» Hauserterraffen, dem dahinwo- gcndcn Strome und dm weinfröhlichcn Bergen mich stet«' auf eine eigentümliche Weise bewegt. Es ist dabel mcht zu verkennen,, daß in der Re gel Meißens „Ausbruch" das seinige redlich dazu beitragt, den ionst etwas tragen Lauf meiner Phantasie zu beschleunigen, sodaß dieselbe aus dem gemächlichen Schritt in einen Hundetrab verfällt, der bis Riemsdorf oder Ullendorf aus halt. So war cs auch heute. In dankbarer Erinnrung an die genossenen Freuden suchte mein Blick aus den verworrenen Hausermasscn die lic« ben freundlichen Wohnungen hcrauszusindcn, in deren innerstem Heiligthum Gott Bachus thront und nie versiegende Genüsse spendet. Dann rich tete sich mein Auge der Gegend zu, wo die Gie bel der „Gifthütte" kühn den Wolken entgegen streben, und ich sann darüber nach, was für Gründe wohl die Meißner bewogen haben möch ten, das klassische Wort „Gifthutte" in die pro saische Bezeichnung „Meißner Bierhalle" umzu- wandcln. Ich behaupte keck und frei, daß man sehr unrecht daran gethan hat. Denn das Wort „Gifthütte" erinnert an den Tod, und daß man sich nicht oft genug seiner Sterblichkeit erinnern kann, möge man mir erlassen zu beweisen. Daß aber ein nicht geringer Theil der geehtten Be wohner Meißens täglich von Sterbe- und Grab gedanken befallen werden würde, lvrnn man noch „Gifthütte" statt „Bierhalle" sagte, davon kann sich Jedermann überzeugen, wenn er einmal das treffliche Felsenkellerbicr in der mehrgedachten „Hal le" an der Quelle trinken will. Durch die Bei behaltung des Wortes „Gifthütte" würden und