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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 178. «jrscheint »" «»«nahm» der Sonn« und Festigt tLgllch Abend» und ist durch alle Postanstaltrn zu beziehen. Mittwoch, den 5. August. Preis für da» Vierteljahr Ihaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltene« Zeile l Neugroschrn. 18S7 --- Amtlicher Lheil. Dresden, 4. August. Seine Majestät der König haben Sich gestern Abend Uhr nach Leipzig begeben. Dresden, 27. Juli. Se. König!. Majestät haben dem gelverkschafliichen Oberförster Johann Carl Schmidt zu Bärenburg in Anerkennung seiner langjährigen verdienstlichen Wirksamkeit in verschiedenen Anstellungen die zum Verdienst orden gehörige Medaille in Gold zu verleihen geruht. Dresden, 30. Juli. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Director der Blindenanstalt zu Dresden t)r. piul. Carl August Georgi das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Dänemark verliehene Ritter kreuz des Danebrog-Ordens annehme und trage. - — », » » »-M — —. Nichtamtlicher Theil. ' Aedersicht. Tagrtgeschichtr. Telegraphische Nachrichten. — Leipzig: Zur Anwesenheit Sr. Majestät des Königs. — Berlin. Die Königin von Griechenland abgereist. Der französische Gesandte nach Paris. Die Reorganisation der Polizeianwaltschaften sistirt. — München: Prinzessin Adalbert. Minister v. d. Pfordten beurlaubt. — Darm stadt: Die Ernennung Neidhardt's zum Oberstudien- director. — Oldenburg: Der Landtag wieder einbe rufen. — Altenburg: Truppenübungen Kirchenrath Hempel -j-. — Lübeck: Verordnung in Auswanderungs angelegenheiten. — Paris: AuS dem Programm zur Feier deS 15. August. Nachrichten von den nach China bestimmten Schiffen. Prinz Napoleon zurück. Der König von Württemberg. Audienz des neuen spanischen Ge sandten. — Bern: Die Freiburger VerfassungSangelegen- heit. — London: Aus dem Parlamente. Dir Verstär kung der Truppen in Indien. — Neapel: Unruhen in Jsernia. — Stockholm: Das Befinden deS Königs. — Kalkutta: Der Stand der Dinge vor Delhi und die Maßregeln zur Unterdrückung des Aufstandes. Die Versammlung Gabelöberger'schrr Stenographen in Dresd«». Local- u. Provinzialangelegenheiten. Dresden: Da« neueStaatShandbuch erschienen. Vermischtes. — Leip zig: AuS den Verhandlungen der Stadtverordneten. — Chemnitz: Vom Gustav-Adokph-Verein.— Elsterberg: Unglücksfall. — Lößnitz: Viehmarkt. Feuilleton Inserate. Tagetkalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. London, Montag, rr. August, Nachts. In der soeben beendigten Sitzung deS Unterhauses beantragte die Regierung die Einkleidung der Milizen in der- selben Weise wie in dem jüngsten Kriege mit Ruß land. Zur Verstärkung der Truppen in Indien will die Regierung Mann anwerben lassen. Der Antrag Lord John Russell s auf Bildung eines Ausschusses zur Erwägung der von ihm einge brachten Judenbill wurde genehmigt. Feuilleton. Zur Schilderung des neuen Paris. (Schluß au« Nr. 177.) . .. Da, wo brr positiv Militärische Geist alS da- Absolute sich geltend macht, als herrschender Zeitgeist auftritt, ist cs eine unausbleibliche Folge, daß die schönen Künste und Wissenschaften verkommen. Nicht die vielfältige Zerrissenheit der bürgerlichen Gesellschaft, nicht die rohe Geschmacklosigkeit der neuen Kunst gönner, nur jene realistische und Militärische Tendenz der »ffent- lichen Meinung ist der wahre, wenigstens geistige Grund ihres jetzigen Verfalls ; denn für den Zeitgeist dieser Tendenz stellen sich die schönen Künste und Wissenschaften unter den Jegriff eines Ueberflüsfigen und werden unter dem Namen gleichMger Dinge preisgrqeben oder höchstens als Abarten feiner Gnverbe behandelt, die LuruSartikel und Zeitvertreibarbeitrn für di« AuS- mdblirung reicher Zimmer und die Ausfüllung müßiger Augen blicke liefern. Denkt man sich unter der Welt nur eine große Börse, wo man im Verkehr mit Menschen nur darauf sieht, waS man für Geschäfte macht, so verlieren natürlich die Künle und Wissenschaften ihren hohen und unbedingten Werth und verden, wie alle andern Maaren, mit einem kaufmännischen Mrßstabe gemessen und einem Marktpreise unterworfen. Kein unbefmgener Franzose wird e» sich verbergen können, daß die- jetzt mchr als jemals in seinem Vaterlande der Fall ist. Mit jedem llugen- blicke scheint sich daS Gewühl des geschäftigen Lebens zu ver stärken , der Markt zu vergrößern und der Eifer der Käußr und Verkäufer zu verdoppel«. Wie kann man es nützen? waS bringt eS ein? Zu diesen Fragen hält man sich bei allen Gegrntänden *** Leipzig, 4. August. Gestern Abend kurz nach 9 Uhr langten Se. Majestät unser allergnädigster König in Beglei tung AllerhöchstihreS Grneraladjutanten und Oberstallmeisters Generalleutnants v. Engel und des Flügrladjutanten Majors v. Fritsch mittelst Separatzugs hier an und geruhten im Hotel zum „Großen Blumenberg" abzusteigen. Obwohl auf allerhöchstem Befehl besondere Empfangsfeierlichkeiten unter blieben waren, hatten sich doch sowohl Se. Excellenz der Herr Staat-Minister v. Falkenstein, welcher bereit- gestern Mittag hier ring,troffen war, als auch die Spitzen der obersten Mi litär- und Civilbehirden und des Stadtralhs, der Hector Iblagnilicus der Universität und das Direktorium der Leipzig- Dresdner Eisenbahncompagnie zur ehrfurchtsvollsten Begrü ßung Sr. .Majestät am Bahnhofe ringefunden und auch außerhalb de« letzter»,, sowie auf dem mit Gascandelabern erleuchteten Platze vor dem königlichen Absteigequartier harrte ein zahlreiches Publicum der Ankunft des theuern Landesfür sten entgegen. ES bestätigt sich das schon gestern umgegan gene Gerücht, daß dieser allerhöchste Besuch vorzugsweise eine Besichtigung der Universität, ihrer Institute und Sammlun gen zum Zweck hat, denn bereit« heute Morgen 7 Uhr be gaben sich Se. Majestät nach dem der Universität gehörigen botanischen Garten, welcher namentlich durch seine reichhal tige Sammlung exotischer Farrengewächse eine ganz hervor ragende Stellung unter den bekannter» derartigen Instituten Deutschlands einnimmt; auch nahmen Allerhöchstdieselben das akademische Herbarium in Augenschein. Von 8 Uhr an wohnten Se. Majestät verschiedenen Vorlesungen im Univer- sitälSgebäude, namentlich denen des Professors Dr. Osterloh, HofrathS Albrecht, Professors vr tkeol. Brückner und Hof- rathS Vr. y. Wächter bei (über sächsischen Proceß, StaatS- recht, praktische Theologie und Criminalrecht) und geruhten sodann daS archäologische Museum zu besichtigen. Se. Ma jestät waren hierbei allenthalben von dem Staalsminister v. Falkenstein und dem Hector Kaßnikcu, Professor vr Tuch begleitet. Die Universität und sonstige öffentliche Gebäude sind mit Flaggen geschmückt. Dem Vernehmen nach ist für heute Nachmittag 5 Ubr eine Besichtigung des neuen königl. Gericht-Hauses nebst Dependenzen, sodann des zoologischen Museums und des physikalischen Laboratoriums beabsichtigt. 3. August (B. BlJ Ihre Maj. die Königin von Griechenland hat sicy gepern ...» schiedet und ist heute früh 8 Uhr von der Wildparkstation aus mit einem Ertrazug über Hannover nach Oldenburg ab gereist. Dem Vernehmen nach kehrt Ihr« Majestät in einiger Zeit wiederum zum Besuch an unfern Hof zurück. — Der französische Gesandt« am hiesigen Hofe, Marquis de Moustier, ist am Sonnabend Abend H7 Uhr zu seiner Familie nach Pari« abgereist und wird erst in einiger Zeit vom Kaiserhofe auf seinen hiesigen Posten zurückkehren. — Die „Schl. Atg." theilt folgende von dem Landrath deS Breslauer Kreises am 28. Juli erlassene, die Organisa tion der ländlichen Polizeianwaltschaften betreffende Bekannt machung mit: „Die Inhaber der OrtSpolizeiverwaltungen deS Kreises beeile ich mich zu benachrichtigen, daß von der Ausführung deS RescriptS vom 15. September v. I., be treffend die Reorganisation der Polizeianwaltschaft, vorläufig Abstand genommen worden ist und eS bis zum Erlaß einer anderweiten generellen Instruction bei der vor Erlaß jenes RescriptS bestandenen Einrichtung sein Bewenden behält." München, 2. August. (A. Z.) Die Erkrankung der Prinzessin Adalbert erregt hier allgemeine Theilnahme, um so mehr, da sich Ihre k. Hoheit seit einigen Monaten in gesegneten Umständen befindet; daS Befinden der hohen Frau ist indessen, wie man heute auS Nymphenburg vernimmt, ein der Kunst und Wissenschaft berechtigt. Wo sich der unmittelbare Nutzen einleuchtend zeigt, da drängt sich Alles im fröhlichen Tumultherbei. Man krönt den Erfinder, man preist seine Ge schicklichkeit, Ehre und Reichthum lohnen sein Bemühen. Ist eS ein Wunder, daß diese« Schauspiel mächtig auf die Zuschauer wirkt, daß die Meisten sich berifern, dasselbe Ziel zu erringen, daß jede- andere Streben gering erscheint und daß der unverwrlkliche Kranz, den die stillen Musen darreichen, von Wenigen geschätzt wird, weil ihin der goldne Schimmer fehlt.... Die Sucht der Eleganz und Auszeichnung, deS LuruS und Wohlleben-, anstatt durch die Abschaffung der bevorrechteten Stände sich in immer engere Grenzen zusammenzndrängen, ver- breitet sich von Tag zu Tag in immer weitern Kreisen. Wie viele gequälte Eitelkeiten, wie viele unbekannte Schmerzen und geheime Entblößungen stecken in den liefern Schichten dieser Ge sellschaft, die auf der Oberfläche heitern Glanz und reichen Schmuck in Hülle und Fülle zeigt! Wie viel wirkliche- und beißendes Elend bei dieser zügellosen Luru-concurrenz! Die Armuth, sogar die Mittelmäßigkeit ist heutzutage eine tausend Mal grausamere und drückendere Lage, al- sie je gewesen. Man leidet davon wie von einer Schmach oder wenigsten- wie von einem demüthigrnden Mißgeschick. Man hat jetzt mehr al« sonst die Herrlichkeiten, die so wilde Begierden in den Gemüthern an fachen und womit der Strudel de- Leben- un- beständig in Be rührung bringt, dicht vor Augen und meint sie mit Händen er reichen zu können. Da- Glück dreht jetzt sein immer bewegliche- Rad so schnell herum und spendet seine Gaben mit so vieler Laune auS, daß dir Meisten im Stillen sich eine Gunstbezeigung von ihm versprechen. Thörichle- Mißbehagen an unscheinbarer Äußerlichkeit, ohnmächtige Scheelsucht, ungesättigter Heißhunger befriedigendes. — Der k. Ministerpräsident hat heute zum Gebrauch einer Badekur einen mehrwöchentlichen Urlaub an getreten ; während der Abwesenheit des Frhrn. v. d. Pfordten werden dessen beide Ministerien von dem k. Staatsrath Frei herrn v. Pelkhoven verwaltet. 0 A«S Hrffen - Darmstadt, 3. August. Durch die Erhebung d,S Oberconsistorialraths Neidhardt zu dem bedeu tenden Posten eines Oderstudiendirectors hat unsre Regierung »S in der überzeugendsten Weise documentirt, daß es ihr tiefer Ernst sei, da« Band zwischen Schule und Kirche, welche- daS Revolutionsjahr und die ihm gefolgte neue Organisation bei uns, wie anderwärts, zerrissen hatte, wieder herzustellen. Ist nun auch jene Erhebung für die Kirche, deren Interessen N. auch in der deutsch - evangelischen Kirchenconferenz zu Eisenach warm vertrat, ein schmerzlicher Verlust, so darf man doch auf der andern Seite hoffen, daß ihm seine neue Stel lung Gelegenheit geben werde, auch für die Kirche von dem jenigen Gebiete au« zu wirken, wo der Geist einer einigen Religiosität am fruchtbarsten sich erweist, dem der Erziehung und des Unterrichts. Oldenburg, 1. August. Mit den heutigen „Oldenb. Anzeigen" ist «in Gesetzblatt ausgegeben worden, enthaltend eine Verordnung vom 31. Juli, nach welcher der Landtag bereits auf den 10. August d. I. wieder rinberufen wird. <5 Altenburg, 3. August. Zu den diesjährigen Herbst- manövern d,S hiesigen ContingentS werden am l6- d. M. so viel Beurlaubte «ingezogen werden, daß da« Regiment eine Stärke von 1263 Mann erhält. Die Uebungen selbst be ginnen bereits am 10-, zunächst in der Nähe der Residenz stadt. Am 30. wird daS gesammte Contingent über Lucka, Lützen und Merseburg nach Halle abmarschiren, um an den Corpsmanöoern d,S vikkten preußischen Armeekorps Lheil zu nehmen. Dem Vernehmen nach wird die Rückkehr von dort erst am 12. oder 13. September erfolgen und in der Zwischen zeit auch Se. Hoheit der regiereude Herzog, welcher in der preußischen Armee den Rang eine- Generalmajor« bekleidet, so wie auch Se. Hoheit der Herzog Joseph sich ebenfalls nach Hall« begeben, um namentlich der Einweihung der re- staurirten Kirche auf dem Petersberge beizuwohnen. — Gestern Abend starb hier infolge Altersschwäche der Senior aller Geist lichen dz< Landes, der als Verfasser des „Bolksschulenfreun- ve« , des „xinvel,»ru«vro , V,» altenburgischen Bauern" und vieler anderer, besonders popu lärer Schriften auch in weitern Kreisen wohlbekannte Kirchen rath Hempel von Stünzhain im 88. Lebensjahre. Lübeck, 1. August. (L. Z.) Vom Senat wurde heute eine Verordnung publicirt, durch welche, um die Auswan derer vor den Nachtheilen sicher zu stellen, denen sie sich dadurch aussetzen, daß sie schon vor ihrer Ankunft in einem überseeischen Hasen mit BillrtS zur Weiterbeförderung von dem Landungsplätze nach dem Bestimmungsorte im Innern sich versehen, hier der Verkauf solcher Billeis bei einer Geld strafe vom 15 Mark bis 100 Mark, und im Fall, des Un vermögens bei verhältnißmäßiger Gefängnißstrafe verboten wird. I, PariS, 2. August. Heute veröffentlicht der „Mon." da« Programm des Feste« am 15. August. Di« Haupts,st- lichkeit besteht, wie schon gemeldet wurde, in einem großen militärischen Schauspiele auf dem MarSfelde, ein Stück aus dem letzten Feldzug« gegen die Kadylen (nicht, wie früher gesagt wurde, die Erstürmung des Malachoffhügels) darstellend. Diese „große Pantomime" wird Mrimal ausgeführt, einmal von 3—4 Uhr und einmal von 5—6 Uhr Nachmittag«. Die Zwischenzeit wird mit Voltigirübungen u. sdergl. ausgefüllt. An der Barriere-du-Trüne werden zwei Theater errichtet nach Mehr, hochmüthige Blähungen, fieberhafte Millionärgelüste, rasende Spielwuth find hervorstechende Züge und Data der sorialen Psychologie und Pathologie. ES ist begreiflich, daß dabei die Geselligkeit sehr gelitten hat. Alle Franzosen gestehen, daß Paris, in Rücksicht seiner geselligen Vergnügungen, bei weitem nicht mehr Dem gleichkommt, waS eS noch vor zehn Jahren gewesen, und daß, wer eS vor zwanzig Jahren gesehen, über die au-nehmenden Veränderungen erstaunen müßte, die sich im geselligen Leben seit diesem Zeitraum zuge- tragen. Die Zahl der Personen, die ein offene-, gastfreie» Hau halten, hat sehr abgenommen. Vieles thut dazu wohl die immer wachsende Theuerung und die ausschweifend üppige Leben-weise der großen Welt, welcher sich doch Jeder, der Gäste einladet, mehr oder weniger nähern will; wozu denn freilich weit mehr gehört, alS zu den ehemaligen, ziemlich frugalen, aber doch sehr angenehmen Diner- und Soireen. Die ersten Namen der Juli dynastie haben neuen Koryphäen Platz gemacht, die theil» in zu verwickelten Geschäften und zu aufgeregten Gefühlen leben, um viele Zeit und Aufmerksamkeit den Vorgängen Anderer widmen zu können, theil- sonderbare Liebhabereien oder Prätenstonen haben, die Viele akhalten, sich einer ganz veränderten Salon welt anzuschließen. Die seit den letzten fünf Jahren hervor gewachsenen neuen Reichen find e-, welche jetzt in Paris vermöge ihrer schnell gewonnenen Millionen eine der glänzendsten Rollen spielen. Wo die fabelhaften Rrichthümer herstainmen, die in den heutigen Pariser Salon- prunken, danach fragt Niemand. Man genehmigt sie wie augenscheinliche Tbatsachen und läßt sie gelten wie unbestreitbare, unwiderstehliche Mächte. Die öffentliche Meinung ist sehr spröde und kitzlich in Betreff der Reichthümrr, die erst im Ansatz begriffen find und fich zu einem Eoaglomerat