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Nr. 4. Beiblatt zu», „Cyrmuttzrr General-Anzeiger" und zun, „Sächsischen Lnnvboteu". ! 189». Erinne r u n g. tindes Nairschen in de» Wipfeln, vöglein, die ihr fernab fliegt, Bronnen von den stillen Gipfeln, Sagt, wo meine Heimath liegt? Heut im Traum sah ich sie wieder, Und von allen Bergen ging Solches Grüßen zu mir nieder, Daß ich an zu weinen fing. Ach, hier auf den fremden Gipfeln: Menschen, «Miellen, Fels und Baum, wirres Bauschen in den Wipfeln — Alles ist mir wie ein Traum. Eine Lylvesterlromö-ie ans dem Eheleben. Drama in 5 Akten. Personen: 4. Er. 2. Sie. 3. Ein Schutzmann. 4. Ein be kannter Restaurateur. 5. Ein Polizei-Inspektor. 0. Stilvestcrbnnunler beiderlei Geschlechts. Ort der Handlung: Eine große Fabrikstadt. Zeit: 31. Dezember 1888. Aktl. (Bureau in dem Dienstgebäude einer Behörde.) E r tritt auf, eine Hand voll Goldstücke und Silberlinge liebevoll betrachtend. Man sieht es ihm an: er hat soeben sein Gehalt erhoben. Schorsch, der Burca»sklave, wird zilirt, und schleunigst nach einer Maaß Bier entsendet. Der frische Trunk mundet dem Herrn Obergewaltigen sichtlich. Schorsch wird abermals zitirt und holt eine zweite Maaß, nach einer Weile eine dritte und so fort. Schließlich kann er sich nicht mehr erinnern, wie oft er im Ganzen den Maaßkrug hin- und hcrgetragen hat. Unmittelbar »ach Schluß der Bnreanstunden empfiehlt sich der Herr „Ober", aus dem Korridor trällert er fröhlich noch ein Liedchen. -,No, so woll' mer mal, well' wer mal, heisserassassa . . ." Der Sylvester- horbulnS, den er mit sich nimmt, erregt die staunende Bewunderung der .College». Akt 2. Platz am Examinatorhause nahe dem Dicnstgebäudc. Sie harrt geduldig ihres Ehehcrrn, um diesen an allzu großer Fidelität, die dem eleu cingcheimsten Mammon gefährlich werde» könnte, zu hindern. Sie kennt ihren Pappenheimer, d. h. sie glaubt ihn zu kennen; thatsächlich kennt sie ihn aber nicht» wie sich bald zeigt; sie würde sonst Legitimationspapkere zu sich gesteckt haben. Er kommt nach einer Weile in bedenklichem Bogen auf das Examinatorhäuschen zu und läuft der Gattin, der ihenren, in die Arme. Sie sucht ihn liebevoll zur Heimkehr zu bewegen. E r weigert sich; sie solle ihrer Wege ziehen, sonst werde sie sehen! Sie wird dringender. Er (ruft): „Schutzmann! Schutzmann!!" Ein Schutzmann erscheint; er kennt den Herrn „Ober" als einen vertrauenswürdigen Mann. Er beklagt sich bitter über die Iran, die ihn ständig belästige. Sie verlange auch jetzt wieder von ihm, daß er ihr nach ihrer Wohnung folgen solle. Schutzmann (zu Ihr): „Es thut mir leid, ich muß Sie zur Wache bringen." Sie: „Aber, ich bin ja seine Frau!" Er: „Das könnte Jede sagen!" Schutz m a » n: „Ja, das könnte Jede sagen!" (Alle Drei ab, gefolgt von den Shlvestcrbummlern beiderlei Geschlechts.) Akt 3. Ein bekanntes Restaurant. Die Drei, Er, Sie und der Schntzmann treten auf. Der Wirth: „Habe die Ehre, Herr „Ober"." Sic: „Herr Wirth, Sie kenne» »ns doch, Sie sollen uns rckognosziren. Wer ist der Herr hier?" Der Wirth: „Aber das ist doch Ihr Mann!!!" Der Schutzmann: „Hol' Euch der . . . .!« (Verblüfft und sittlich entrüstet ab.) Sie: „So, nun komm heim!" (Führt den ernüchterten und geknickte» Gatten davon. Sylvcsterbnmmler -ebe» abermals das Geleit.)