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Erscheint wöchentlich zwei Mal und zwar Mittwoch und Sonn abend. — Der Abonnemcntspreis beträgt vierteljährlich i Mark prsonumsranäo. AlyeiM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Redacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 7. Sonnabend, de« 10. Juni 1876. l.Jahrg. Alle Poftanstalten des deutschen Reiches nehmen Bestellungen auf den Anzeiger für Zwönitz und Umgegend an. Bekanntmachung. Die hiesige Rathskeüerwirthschaft soll auf 6 hintereinander folgende Jahre, vom 1. Juli d. I. ab, auf dem Wege des Meist-- geboteS, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, anderweit verpachtet werden. Zum Bietungstermin ist der 14. Juni l. I. anberaumt worden. Pachtlustige werden daher eingeladen an diesem Tage Vormittags 11 Uhr au hiesiger Rathsstelle sich einzufinden und ihre Gebote zu eröffnen. Die Pachtbedingungen liegen an Rathsstelle zur Einsichtnahme bereit und können gegen Erstattung der Schreiblöhne abschriftlich erlangt werken. Zwönitz, den 2. Juni 1876. Der SZ üdtgeM ei N berat h. , Schönherr. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Jahrmarkt wird den 19. Juni dieses Jahres abgehalten werden. Zwönitz, am 9. Juni 1876. D e r S t a d t g e m e i n d e r a t l). Schönherr. Tagesgrschichte. Berlin, 4. Juni. Die „Nordd. Allg. Zlg." von gestern Abend widmet ihren Leitartikel den türkischen Reformversuchen und der Ans- sicht auf deren Gelingen. Sie fragt: „Werden die Männer der „jungen Türkei", welche sich der StaatSregierung in Konstantinopel bemächtigt und einen neuen Herrscher gleichsam mit einem mauüut iwperatif eingesetzt haben, mächtig genug sein, den Islam mit den Ideen auSzusöhnen, welche förtan grundlegend für die Gestaltung der türkischen Slaatsverhättnisse werden sollen und inmitten einer allge meinen Gährung im Reiche, umwogt von centrifugalen Elementen aller Art, eine Umgestaltung durchzusetze», welche gleichzeitig religiöser, po litischer und socialer Art ist und zu ihrer Fundamentirung selbst in vollständig civil'sirten Staaten vor allen Dingen der Ruhe und des Friedens bedürfte? Und ist die Gesammtheit der Bevölkerung, welcher diese Segnungen zugedacht sind, auch nur in ihrem überwiegenden Tbeile für dieselben reif?" Sie zweifelt, ob diese Fragen sich so zu versichtlich bejahe» lassen, wie die Sympathien,, welche daö Abend land auS den verschiedensten Beweggründen entgegenbringe, wünschen Mögen. In Bezug auf die^Politik des Reichs denselben gegenüber heißt es zum Schluffe des Artikels wörtlich: „Deutschland steht den Wandlungen, welche sich am Bosporus vollzogen haben, völlig un- interessirt gegenüber. DaS Hnmanitätsgefühl legt auch hier die Wünsche für das Gelingen der großen schöpferischen Pläne nahe, mit denen das neue Regiment sich augekündigt, aber näher liegt uns der Wunsch, Frieden und Einvernehmen zwischen den großen Mächten er halten zu sehen. Fürst Bismarck hat es im Reichstage bereits be- tont, daß das deutsche Reich die letzte Macht ist, deren Frieden durch eine weitere Entwickelung der Dinge im Orient bedroht werden könnte, und die Nation darf vertrauen, daß die deutsche Politik cs nicht nur als ihre oberste Aufgabe betrachten wird, den eigene» Frieden, sondern auch den des gejammten Europa zu wahren und allen auf die Her« beiführung dauernd geordneter Zustände absielenden Bestrebungen ihre Unterstützung zu leihen". Berlin, 6. Juni. Der Reichskanzler ist am ersten Pfingstfesttage von Lauenbnrg hier eingctroffen unv wurde bereits am Abend des Ankunftstages vom Kaiser zu einer Besprechung empfangen. Gestern hatte er eine Konferenz mit verschiedenen hohen Beamten, namentlich auch mit dem neu?» Präsidenten des Neichskanzleramtes. He»te ward ein Ministerralh abgehalten. Gegenstand der Beralhung, welche unter Vorsitz des Fürsten-ReichSkanzlers statlfand, war die Lage der parlamentarischen Arbeiten. — Der Kaiser wird seine Reise nach Ems um einige Tage später antreten, als bestimmt war, weil Kaiser Alexander seine Abreise von dort um einige Tage verschoben hat. Fürst Bismarck, von dem cS hieß, daß er den Kaiser nach EmS be gleiten würde, begleitet den Kaiser nicht nach EmS, ein Umstand, den man damit erklärt, daß die politische Lage eine günstige Auffassung gestattet. Jedenfalls ist dieselbe durch den Tod des abgesetzteu Sul tans verursacht worden. Die Besorgniß wegen der Differenz zwischen Rußland unv England soll keinen Boden haben. In unterrichteten Kreisen behauptet mau, daß die nächsten politischen Phasen den Be weis bafüt liefern würden. — Aus der BundeSralhSsitzung vom 31. Mai, in welcher der bis herige Reichökanzleramlspräsioent Delbrück sich verabschiedete, schreibt man von Berlin folgendes Nähere: „Delbrück's Abschiedsrede machte auf seine Kollegen einen tiefen Eindruck, denn Delbrück sprach nicht ohne innere Erregung: ,Wenn die Herren, die im BunkeSrathe ver bleiben, unv die, welche später hier sitze» werden, von mir noch ein mal sagen, ich habe bei meinem Arbeiten und Denken dcö Reiches Wohl im Auge gehabt, so wird mich das sehr glücklich machen. Nenn Jahre voller Streben und Mühen — sie waren die schönsten meines ganzen Lebens, und ich scheide in dem Bewußtsein, daß der Bundes- rath mir half, für das Reich eine feste NechlspraxiS zu schaffen. Bewahren Sie mir ein freundliches Andenken? ,Wir hoffen/ so er- wiedcrte der bayerische BundeSbevollmäcktigle Frhr. v. Perglaö, ,eö werde dem geehrten lieben Kollegen Or. Delbrück gefallen, nicht für immer dem NeichSdienste sich zu entziehen, den» seine Kräfte sind kaum zu entbehren. Jbm schulden wir Dank für Belehrung, für Aufmunterung, für Nachsicht; es war eine Freude, mit dem scheiden den Kollegen zn arbeite», denn so oft er angegangen wurde; sich zu äußern, so oft sahen wir unsere Kenntnisse, unsere Erfahrungen sich erweitern. Wir werden des liebe» Kollegen immer i» Dank und Liebe gedenken? Minister Hofmann bemerkte: ,ES ist begreiflich, daß ich mein neues Amt mit dem Gefühl der Schüchternheit antrele, denn wer einen Amtsvorgänger hat, wie ich, der kann nicht ebenbürtig werden. So bleibt mir nnr übrig, ihre Rücksicht zu erbitten, deren ich in so bohem Maße bedarf?" Wien, 3. Juni. Der „Politischen Correspondenz" wird auS Belgrad von amtlicher Seile gemeldet, daß etwa 500 Türken in der Nacht vom 30. zum 31. Mai auf serbischem Gebiete die Karanka (Wachthaus) bei StupSka TscbcSma am Javor Gebirge-in dem Distrikte Uzica an der Grenze deö PaschalikS von Novi Bazar anaeariffen babc». Der Kampf währte bis zum Morgen. Auf dem Rückzüge nahmen