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Großenhainer MkchMW- md AnzchMÄ. Amtsblatt des König!. GerichtsamtS und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. 126. Sonnabend, den 28. October 1865. Bcehattungsmaßvegertt beim Heran nahen und beim Auftreten der Cholera. Wo immer die Cholera auszubrechen droht, ist die Erhaltung einer reinen Luft in den Häusern, be sonders in den Wohn- und Schlafstuben von der größten Wichtigkeit. Daher sorge man dafür durch fleißiges Oeffnen der Fenster. Stuben oder Werkstätten, in welchen sich viele Personen aufzuhalten pflegen, lasse man, wenn es nicht erst vor kurzem geschehen ist, baldigst weißen. Man dulde keine Anhäufung von Unrath, Küchen abfällen, Kehricht u. s. w. im Hause, sondern entferne sie sobald als möglich. Abtritte, Schleußen und Gräben, zumal wenn sich aus ihnen stinkende Ausdünstungen entwickeln, müssen oft desinsicirt und geruchlos gemacht werden. Düngergruben und dergleichen Haufen, sowie Ansamm lungen von Unrath aller Art sind ebenfalls zu desinsiciren und bald zu reinigen und beziehendlich fortzuschaffen. Doch lasse man die Desinfektion immer der Fortschaffung vor ausgehen, um bei dem unvermeidlichen Aufrühren des Un raths dessen schlimme Ausdünstungen so unschädlich als möglich zu machen. Die Desinfektion kann aber das Fortschaffen des Unraths nicht überflüssig machen. Nur wo letzteres durchaus nicht ausführbar ist, muß man durch häufiges, wo möglich täglich zu wiederholendes Zuschütten des Desinfektionsmittels vor den schädlichen Dünsten sich zu schützen suchen. Niemand vernachlässige diese Maßregeln, er wird sonst nicht nur sich, sondern auch die übrigen Mitbewohner des 'Hauses und die Nachbarn großer Gefahr aussetzen. Das Wasser, welches man zum Trinken benutzt, prüfe man oder lasse es prüfen. Wenn die Brunnen durch pflanzliche oder thkerische Zersetzungsftoffe, insbesondere von benachbarten undichten Schleußen oder Düngergruben her verunreinigt sind, vermeide man das Wasser daraus auf das Strengste. In Betreff der Kost bleibe man bei seiner gewohnten Lebensweise. Unmäßigkeit im Essen und Trinken ist ebenso schädlich, als zu ärmliche Kost. In Betreff der Kleidung halte man den Körper und zumal die Füße warm, so wie es der Jahres- und Tages zeit angemessen ist, aber nicht mehr, als nöthkg. Ist die Cholera am Orte wirklich aufge treten, so beobachte man noch Folgendes: Da dem Erkranken an der eigentlichen Cholera fast immer für einen oder einige Lage eine anscheinend leichte Diarrhöe vorausgeht, welche, wenn sie beachtet wird, in der Regel leicht heilbar ist, so vernachlässige man nie diese Diarrhöe und wende sich bei dem ersten Auftreten derselben an den Arzt, dringe auch bei allen Personen, die zum eigenen Haushalte gehören, auf die gleiche Auf merksamkeit. Diese Vorschrift ist von größter Wichtigkeit und kann, genau beobachtet, viel Kummer und Elend verhüten. Da die Ausleerungen der Cholerakranken, und zwar auch der an einfacher Choleradiacrhöe Leidenden die Träger des Ansteckungsgiftes sind, so müssen sie stets desinsicirt werden, ehe sie in den Abtritt oder die Düngergrube ge schüttet werden. Ebenso ist die Leib - und Bettwäsche der Kranken sorg sam zu desinsiciren, ebe sie zum Waschen gelangt, und zwar sofort, nachdem sie verunreinigt und dem Kranken abgenommen worden ist. Nie lasse man sie undesinsicirt hinlegen und trocken werden. Desgleichen sind die Stubendielen und Gerätbe, wenn sie durch jene Ausleerungen zufällig verunreinigt sind, baldigst mit einem Desinfektionsmittel zu reinigen. Im Krankenzimmer lasse man nicht mehr gesunde Personen sich aufhalten, als durchaus nothwendig ist, und lüfte dasselbe oft und reichlich durch Oeffnen der Fenster. Wird das Krankenzimmer als solches nicht mehr ge braucht, so desinsicire man es durch mehre Stunden lang fortgesetzte Chlorräucherungen, und lasse dann die Wände mit chlorkalkhaltigem Wasser, alles Holzwerk mit Seife abwaschen. Wollene Kleider oder Betten, die nicht gewaschen werden können, werden zugleich mit dem Zimmer durch Chlor räucherung desinsicirt und dann im Freien oder auf einem luftigen Boden gut ausgerüstet. In den Häusern, in welchen Cholerakranke sich befinden oder befunden haben, desinsicire man die Abtritte besonders fleißig und beobachte in der Lebensweise alle sonst schon angegebenen Regeln. Ueber die in jedem Falle passendsten Desinfectionsweisen befrage man den Arzt, der nach den vorhandenen Um ständen und Verhältnissen am besten Rath ertheilen wird. In der Regel wird man Folgendes anwenden können: Zur Desinfektion von Abtritten, Schleußen und Abzugs gräben nimmt man eine Lösung von Eisenvitriol, auf 5 Kannen Wasser 2 Pfund. Dieser Lösung kann man noch Pfund Chlorkalk unter Umrühren zusetzen. Man gießt von dieser Flüssigkeit in die Abtrittsschlotte oder die Schleußen und zwar, wo ein übler Geruch sich fand, soviel, bis der Geruch verschwunden ist; wiederholt dies auch täglich. Ebenso verfährt man mit Ansammlungen von Dünger und ähnlichem Unrath vor dem Fortschaffen desselben. Können diese Ansammlungen nicht fortgeschafft werden, so bedeckt man sie, nachdem sie mit Eisenvitriol übergossen sind, noch mehre Zoll hoch mit trockner Erde. Leib- und Bettwäsche weicht man V2 Stunde lang in einem Gefäß mit Wasser, dem man eine Handvoll Chlor kalk zugesetzt hat, und bringt sie dann in kochendes Wasser. Mit chlorkalkhaltigem Wasser wäscht man auch die ver unreinigten Dielen u. s. w. ab. Die Ausleerungen von Cholerakranken übergießt man in den Gefäßen, welche sie aufnehmen, sofort mit Eisen vitriol und Chlorkalk. Zum Desinsiciren des leeren Krankenzimmers stellt man darin eine Schüssel mit Wasser auf, schüttet 1 Pfund Chlorkalk in dieselbe, übergießt diesen mit 2 bis 3 Loth Schwefelsäure und hält Thüren und Fenster mehre Stunden lang geschlossen. Hierbei kann man zugleich wollne Kleider und Betten mit desinsiciren, indem man sie in das Zimmer vor Beginn der Chlorräucherung bringt und von dem sich entwickelnden Chlorgas durchziehen läßt.