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Meißeritz-Zeitung' scheint wöchentlich drei» rar: Dienstag, Donners- ra und Sonnabend und >ird an den vorhergehen' »inWenden ausgegeben, »treis vierteljährlich 1M. ZS Pfg., zweimonatlich '4 Pfg., einmonatlich 42 Wg. Einzelne Slummern - Pfg. — Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. MHmtz-MlNlg Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend. Aiterate, welche bei d«k> bedeutenden Auflage d« Blattes 'ine sehr wirk same Verbrelung finden, werden mit 12 P'g., solch« aus unserer Amtshaupr- Mannschaft mit 10 PfA die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — T«d bellarische und komM- «irrte Inserate mit enL- sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Telle, die SpalteK» zeile 20 Pfg. Amtsblatt für die MiMe Amlshauptmams-ljast, das Migliche HlmtsgerW md den Stadtrat M Mwaldiswalde Verantworlluhrr Nedakleur: Paul JelM — Druck und Verlag von Carl Jehne in DixxoldiswalM Mit achtfottigs« „SllvstriertrN An1rrhaltnng«»l«tt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme einer Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. M. 61. Dienstag, den 29. Mai 1906. 72. Jahrgang. - - — . H'.—i iüiH-i ü'" L-NSISI Vsspe^n» wird bis 2. Juni dieses Jahres die Bezirksstraße nach Reinhardts grimma. Der Fährverkehr wird währenddessen über Hausdorf beziehentlich Hirschbach gewiesen. 593 Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 18. Mai 1906. In Pflicht genommen worden sind die Herren Franz Bruno Reinhold Herre als Bürgermeister der Stadt Altenberg und als Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Altenberg, Karl Paul Rudolf Kubenke als Gemeindeoorstand für Kreischa, sowie als Standesbeamter sür den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Kreischa» Emil Hermann Liebschner als Gemeindeoorstand und Clemens Theodor Schwenke als Gemeindeältester für Naundorf. 488c Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 18. Mai 1906. — _ —---—- 7-> - j I' IHM Die wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten der Sozialdemokratie. Jeder deutsche Bürger hat das Recht auf Aktions- und Koalitionsfreiheit in wirtschaftlichen und politischen Fragen, und die Arbeiter machen davon, wie ihre Streikbewegungen, Gewerkschaften und politischen Organisationen beweisen, den größten Gebrauch, und das Recht dazu soll ihnen nicht genommen werden. Wie kommt nun aber die Sozialdemokratie dazu, dieses Recht den Arbeitgebern ab- zusprrchen und das gesetzliche Recht der Arbeitgeber auf Aussperrung der Arbeiter als Unrecht und Umsturz zu be zeichnen. Die Arbeitgeberschaft hat sich, gedrängt durch die fortwährende Beunruhigung bezweckenden gewerkschaft lichen Machtproben, genötigt gesehen, sich ebenfalls eine leistungsfähige Organisation zu schaffen und, nachdem dies überraschend schnell geschehen ist, sich zu der Taktik zu be kennen, die gewerkschaftlichen Angriffe durch Gegenangriffe zu beantworten. Dadurch fühlen sich die Genossen in ihrer Aktionsfreiheit beeinträchtigt. Sie, die für sich keinerleiBewegungseinschränkungen leiden wollen,verlangen, daß den Unternehmern die Koalitionsfreiheit unterbunden werde, sie verlangen, daß der Staat seine Macht dem Unternehmertume zu fühlen geben solle. Welche Zu mutung der Sozialdemokratie an den Staat und die Ge setzgebung!! Die von dem Ehepaar Braun herausgegebene „Neue Gesellschaft" gibt diesem Verlangen mit beachtens werter Deutlichkeit Ausdruck. Das Blatt knüpft an die, übrigens später dementierte Mitteilung, an, daß die Metall industriellen beschlossen hätten, ihre Arbeiter, dreimal hunderttausend an der Zahl, auf unbestimmte Zeit aus ihren Betrieben auszusperren — tatsächlich ist vielmehr nur beschlossen worden, bei Eintritt gewisser Vorbedin gungen 60 Proz. der Arbeiter auszusperren — und fährt dann unter Berufung auf eine Betrachtung in der National-Zeitung fort: Damit werden anderthalb Millionen Menschen (die Arbeiter mit ihren Familien) außer Brot kommen, d. h. von 40 deutschen Reichsangehörigen je einer. Da aber diese Aussperrung auch andere Industrien in Mitleidenschaft zieht, könne man die Zahl der Be teiligten auf zwei Millionen, oder den dreißigsten Teil der deutschen Gesamtbevölkerung veranschlagen. Auf welchem Wege dieses Erempel entstanden ist, gibt die „Neue Ge sellschaft" nicht an, daß es richtig sei, wird das Blatt wohl selbst nicht annehmen. Jedenfalls aber sollen solche unkontrollierbaren Riesenzahlen dazu dienen, die „Bruta lität" des Unternehmertums ins rechte Licht zu stellen. Dabei vergessen die sozialdemokratischen Klassenkämpfer, daß sie direkt darauf ausgehen, ganze Industrien, so kürz lich in Berlin die elektrische Industrie, die Kohlen- und Textilindustrie lahm zu legen und willkürlich hundert tausend« von Arbeitern zum Feiern zu zwingen. Wenn die Unternehmer Gleiches tun, so geschieht dies doch nur zur Abwehr. Die „Neue Gesellschaft" schreibt weiter, die Durchführung des großen Aussperrungsplanes der Metall- industriellen würde selbstverständlich für den Staat eine «norme Schädigung seiner Interessen bedeuten. Er müßte mit verminderten Einnahmen rechnen und sein ganzer an geblicher Zweck, der Wohlfahrt aller zu dienen, würde vereitelt und eine politische Stimmung geschaffen werden, die ihm höchst unbequem, ja sogar gefährlich werden könnte. Diese Bedenken treffen noch weit mehr bei großen gewerkschaftlichen Machtproben zu, die auf Kommando der Gewerkschaftsleitungen angezettelt werden. In solchen Fällen werden derartige Bedenken jedoch von der sozial- demokratischen Presse in den Wind geschlagen. Hiernach mißt also die Sozialdemokratie wieder mit zweierlei Maß. Was den Arbeiterorganisationen gestattet sein soll, soll den Arbeitgeberverbänden untersagt werden. Schreibt doch die „Neue Gesellschaft", der Beschluß, jeden vierzigsten Deutschen außer Brod zu setzen, könne jetzt schon von just soviel Leuten gefaßt werden, als in einem mittelgroßen Saale Platz hätten. Der Staat habe gar nichts weiter dabei zu tun, als zu protokollieren und den Urhebern des Be- jschlusses die Sicherheit von Leben und Eigentum zu garantieren. Man muß in der Tat über die Naivität, mit der solche Sätze geschrieben werden, staunen. Die Arbeitgeber machen aber nur Gebrauch von ihrem Rechte und zeigen dadurch nur noch recht deutlich, daß die Sozial demokraten noch nicht die Herren des wirtschaftlichen Lebens sind. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Geburtstag S. M. des Königs wurde von der Stadtschule wie üblich durch Festaktus ge feiert, an dem sich Vertreter der königlichen und städtischen Behörden, die Herren Geistlichen und noch andere Gäste beteiligten. Choralgesang und Schriftverlesung stimmte die Herzen zu rechter Geburtstagsfeier. Deklamation einer Schülerin pries unser Sachsenland, und dies Lob wurde bekräftigt vom Schülerchor durch den Gesang: „Heil Dir, mein Sachsenland!" In der Festrede wies Herr Lehrer Krüger nach, wie der Geburtstag der Könige schon im Altertum festlich begangen wurde, nicht minder im Mittel- alter, dessen Merkzeichen ja die Vasallentreue sei. Redner hob nun einige sprichwörtliche Redensarten und Rede wendungen hervor, die ihre Abstammung in der Zeit des Rittertums haben und uns die Tugenden der Ritter, in sonderheit die Treue zur Nachachtung vor Augen stellen. In die Rede eingefügt war die Schülerdeklamation „Der Graf von Habsburg". Königshymne, Gebet und Schluß choral bildeten den Ausdruck unverbrüchlicher Treue zu König und Vaterland. — Am Abend versammelten sich im Rathaussaale gegen 70 Herren zu einem Festmahle, bei welchem Herr Oberamtsrichter Kraner das hohe Ge burtstagskind mit folgenden Worten feierte: Dankbaren und freudigen Herzens begrüßen wir heute die Wiederkehr des Tage-, an dem unser geliebter König in das Leben eingetreten ist. Als dieser Tag in dem vergangenen Jahre zum ersten Male festlich begangen wurde, da war die Festfreude noch getrübt durch die Erinnerung an die schmerzlichen Ereignisse der letzten Jahre, durch die Erinnerung an das kurz hinterein ander erfolgte Dahinscheiden zweier geliebter Könige. Schon damals aber sah das sächsische Volk hoffnungsvoll und mit fester Zuversicht aus zu seinem neuen König, der in der Vollkrafl des Mannesalters den Thron seiner Väter bestiegen hatte. Und wenn wir heute zurücksehen auf das Jahr, das dahingegangen ist im Leben unseres Königs, so müssen wir dankbar bekennen, daß wir in unserer Zuversicht nicht getäuscht worden sind, daß sich unsere Hoffnungen und Erwaitungen in vollstem Mage er füllt haben. Durch Wort und Tat hat unser König bewiesen, daß es sein ganzes Streben ist, das Wohl seines Landes und seines Volkes zu fördern und jeden seiner Untertanen glücklich und zufrieden zu. machen, wie er dies bei seinem Regierungs- antritle in dem Erlasse an sein Volk angelobt hat. Durch Wort und Tat hat er aber auch gezeigt, welch hohe Auffassung er hat von seinen Pflichten als Bundesfürst und wie er in treuer Er füllung dieser seiner Pflichten bestrebt ist, das seinige beizutragen zu der Erhöhung der Macht und der Herrlichkeit unseres großen deutschen Vaterlandes. Mit innigem Danke und vollem Vertrauen richten wir daher heute unsere Blicke auf den Thron und den erhabenen Träger der Krone, den ein festes und inniges Band der Liebe und der Treue verbindet mit seinem Volke. An uns aber ist es, dahin zu wirken, daß dieses Band der Liebe und der Treue sich immer inniger und fester gestalte, daß das Gefühl der Liebe und An hänglichkeit an den König und an das angestammte Königshaus auch in den Kreisen, in denen es mehr und mehr geschwunden ist, wieder erweckt »nd gefestigt werde. An diese unsere Pflicht mahnt uns der heutige Festtag ganz besonders und ihrer wollen wir immerdar eingedenkt sein. Lassen Sie uns bei unserer Fest- feier das Gelöbnis erneuern, daß wir allzeit, in guten und in bösen Tagen, fest und treu zu unserem Könige stehen wollen, lassen Sie uns geloben, daß wir, ein Jeder an dem Platze, an den er gestellt ist, dem Könige und dem Vaterlande mit unserer ganzen Kraft dienen wollen. Unserem Könige aber möge es beschicken sein, noch ,'ange Jahre in voller körperlicher und geistiger Frische seines könig lichen Amtes zu walten zum Glücke und zum Segen unseres Vaterlandes. Diesem Wunsche, von dem wir alle beseelt sind, lassen Sie uns Ausdruck geben, indem wir unsere Gläser erheben und «instimmen in den Ruf: Seine Majestät, unser allgeliebter König Friedrich August lebe hoch, hoch, hoch! Am Sonntag versammelten sich auf Anregung des K. S. Militärvereins die Korporationen des Kirchspiels zu einem Kirchgänge, und bald war das Gotteshaus gefüllt. Vom Chore herab erscholl ein Festgesang von Gluck, und Herr Pastor Sieber widmete nach Verlesung des Textes. Eph. 2, 4—10, den ersten Teil der Festpredigt der Begründung, daß die Bezeichnung „König von Gottes Gnaden" kein leerer Wahn sei. Sowohl die Herrschaft des Königs, von dem das Wort „von G. G." das größte Pflichtbewusstsein und das höchste Verantwortungsgefühl fordern, als auch die Liebe des Volkes sei eine Gnade Gottes, die dem Herrscher Licht und Trost in seinem Walten gäbe. Zu allem möge der König aller Könige Ja und Amen sprechen. Der zweite Teil der Festpredigt baute sich auf folgendes Thema auf: „Aus Gnade seid ihr selig worden." „Siehe, wie dies Wort uns tief demütigt; siehe, wie dies Wort uns hoch erhebt; siehe, wie dies Wort uns ernst verpflichtet." — Am Nachmittage fand ein vom hiesigen K. S. Militär verein veranstaltetes Volksfest am Huthause statt, dem unter Vortritt der Stadtkapelle ein Auszug voranging. Im Garten und auf den Wiesengrundslücken des Huthauses entwickelte sich ein ungemein lebhaftes Treiben. Vogel schießen, Gesänge des Militärvereins-Sängerchores und allerhand Belustigungen für groß und klein boten Unter haltung sür die zahlreichen Gäste des Festes, die sich am Abend auch am allgemeinen Einzuge beteiligten. Nach 8 Uhr abends fanden sich die Festteilnehmer im Rathaus saale zu einem Festballe wieder zusammen. — Wir verweisen auf die Anzeige des Albertzweig vereins Dippoldiswalde in heutiger Nummer, wonach die unentgeltlichen ärztlichen Sprechstunden für Kinder unbe mittelter Eltern aus Dippoldiswalde und den umliegenden Ortschaften künftig im Hause 159 Obertorplatz (Gemeinde diakonie) Mittwochs nachmittags 2—3 Uhr abgehalten werden. — Von dem Direktorium des Landesverbandes der Sächsischen Fechtschule wurde der Vorsitzende des hiesigen Vereins, Herr Artur Reichel, zum Oberfechtmeister ernannt. Elend, 25. Mai. Gewissermaßen als Ergänzung des früheren allgemeinen Wettinjubiläums nun auch für unsern Ort vollzog sich heute am Geburtstage unseres geliebten Königs, wenn auch in nur bescheidenem Rahmen, hier eine trotzdem nicht minder erhebende patriotische Feier. Bekanntlich gelangte, zugleich mit der einstigen Herrschaft Dippoldiswalde, bereits um das Jahr 1221 zunächst als Lehen der Krone Böhmen, auch das hiesige Vorwerk in den persönlichen Besitz des Fürstenhauses Wettin, verblieb auch mit wenigen Unterbrechungen bis zum Jahre 1710 bei demselben. Zur Erinnerung hieran hat nun der der zeitige Besitzer, Herr Zimmer, an geeigneter Stelle eine Linde gepflanzt und davor als Denkmal einen gegen 30 Zentner schweren Steinblock ausgestellt, an welchem eine Tafel mit Inschrift an jene historische Tatsache erinnert. Zur Weihe dieses Denknials hatten sich heute Mittag nicht allein Verwandte und Freunde des Hauses von nah und fern, sondern besonders auch die Herren Amtshauptmann vr. Mehnert und Superintendent Hempel, ferner die Mit glieder des Gemeinderats und Militärvereins eingefunden. In längerer Ansprache mit begeisterten Worten an König- Geburtstag, den Tag der Sachsentreue, anknüpfend, pries der hochgeschätzte Redner, Herr Superintendent Hempel, die Liebe und die Treue als die ersten Tugenden jedes Christen und guten Menschen. Der ränge Zeitraum, während dessen das Fürstenhaus Wettin bereits mit seinen Sachsen verbunden und viele Jahrhunderte auch gleich zeitig im persönlichen Besitz der umliegenden schönen Fluren und des hiesigen Vorwerkes gewesen sei, erinnere immer von neuem daran, daß zu verschiedenen Zelten wiederholt unsere angestammten Fürsten Retter und Schützer des Reiches, wie ja auch Luthers und unseres freien evange lischen Glaubens gewesen und allezeit und bis heute wahr hafte Väter des Vaterlandes geblieben seien. Wäre auch dieses neue Denkmal kein so gewaltiges, wie man solche anderwärts vielfach errichtet habe, die Gesinnung der Treue und Dankbarkeit bleibe dieselbe. Auch der schönen Linde, welche das Denkmal beschattet, wünschte der Herr Redner, als einem echt deutschem Baume, unter welchem unsere Urväter bereits beraten und Recht gesprochen haben, fröh liches Gedeihen und weihte sodann das Denkmal als er hebende Erinnerungsstätte an die Vergangenheit und ernster Mahner zu fernerer Treue zu unserem teuren Fürstenhause