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Rr. SSV. Neunter Jahrg, Mcheint: LLglich früh 7 llhr. Inserate werden migenommen: bis AbendS S,Sonn tag« b>« Mittag» 12 Uhr: Marienfi^aße 18. Anjeig. in dies. Blatte, daü jetzt io 10,OVO Exemplaren erscheint, finden eine rrsolgreiche Verbreitmig. Oimstag, 1S.Rovbr. 1864. Abonnement: Vierteljährlich 2VS!c" bei unrntgeldlichrrL'/ serung in's HanS. Durch die König!. Ps- »ierteljiihrlich 22 Rgr. Einjelne Skimmern i Ngr. Tageblatt fiir Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum «in« zrspaltenen Zeile: 1 Nzr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 «gr Druck und Eigenthum der Herausgeber: Kltpslh St Nkichürdt. — Verantwortlicher Redactrur: ÄUliUS Rklchardt. Dresden» den 15. November. — Sr. Majestät der König hat den Referendar bei der Krrisdirektion zu Dresden Georg Otto v. Ehrenstein, und den Referendar bei der Kreisdirektion zu Zwickau Bernhardt Heinrich Freiherrn v. Hausen, zu Regierungs-Assessoren bei 'den genannten Kreisdirectionen befördert, ingleichrn den Secre- tair bei der Kreisdirection zu Dresden Ilr. Carl Robert FreieSleben, und den Accessist bei der nämlichen Kreisdiretion, Gerichtsamts-Actuar Friedrich Constanz v. Criegern, zu Re ferendaren ernannt. — Zu Ehren des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin fand vorgestern früh große Neveille seiten der Mili- tärmusikchöre statt und Abends waren die öffentlichen Plätze durch Pyramidenflammen der Gascandelabers festlich erleuchtet. — Mit allerhöchster Genehmigung sind der zeitherige Dirigent der Hilfsstrafanstalt Voigtsberg, Strafanstaltsdircctor Oberleutnant v. d. A. Carl August Mühlhausen zum Direktor der neuerrichteten Strafanstalt zu Hoheneck bei Stollberg und der zeitherige zweite Anstaltsarzt an den vereinigten Landes anstalten zu Hubertusburg vr. Johann George Ehrt zum ersten Anstaltsarztc und ärztlichen Direktor der Heil- und Versorganstalten daselbst ernannt worden. — Aus Dresden wird der „Const. Oesterr. Ztg." unterm 10. November geschrieben: „Herr v. Brust erfreut sich fort während des Vertrauen» unseres König». Ich erwähne dies, Weil neuesten» an seiner Entfernung sehr lebhaft gearbeitet wird. Herrn v. Bismarck ist der sächsische Premier schon längst ein Dorn im Auge, und Fürst Gortschakoff hat direct beim Könige darüber Klage geführt, daß Herr v. Brust sich weigere, gewisse Schriftstücke auSzuliefern, welche geeignet sind, Licht über den polnischen Aufstand zu verbreiten. Der pöbelhafte Ausfall, welchen ein osfieiöse» Berliner Blatt gegen den letz teren au» Anlaß de- Friedensschlüsse» richtete, hat die gegen Preußen herrschende Stimmung noch mehr verbittert." — Aus Wien bringt das „Dr. I." in einem über 1300 Worte zählenden Telegramm (dem größten, welches dieses Matt je gebracht) den Wortlaut der Thronrede, mit welcher der Kaiser von Oesterreich gestern Mittag den Reichsrath eröffnet hat. Die Stelle wegen Schleswig-Holstein lautet: Die Tapfer keit der verbündeten Truppen und der Kriegsmarine Oester reichs und- Preußens hat einen glänzenden Preis erfochten, die weise und gerechte Zurückhaltung der neutralen Mächte das endliche Einverständniß erleichtert. Die Einigkeit zwischen Mir und Meinem erhabenen Bundesgenossen, dem Könige von Preußen, hat ihren hohen Werth durch denkwürdige Erfolge von Neuem erprobt, das gesammte Deutschland aber, Ich zweifle nicht, wird angesichts der ruhmvollen und glück lichen Lösung der Frage, von der es im Innersten bewegt wurde, jene Eintracht wieder finden, welche für seine eigene Sicherheit und Wohlfahrt, wie für die Ruhe und das Gleich gewicht Europas eine so wichtige Bürgschaft bildet. — s. Wenn Etwas dem Publikum anempsohlen zu wer den verdient, so sind es die allabendlich stattfindenden Soireen des Zauberkünstlers Herrn Böning. Herr Böning scheint die Reclame zu verschmähen und sucht auch ohne dies Jeden zu überzeugen, daß er ein tüchtiger und gewandter Künstler ist; ihm mißlingt auch nicht eines seiner oft Stauenerregenden und ohne alle Hülfe von ihm allein ausgeführten Zauberstückchen, und reichen Beifall erringt jedes derselben beim Publikum, dessen Heiterkeit vorzüglich bei jenem Kunststück den höchsten Gipfel erreicht, mit welchem Herr Böning auf so drastische Weise seine Virtuosität auch in der Bauchrednerkunst verbin det, das non plus ultra von Geschwindigkeit ist die Verwand lung eines Herrn in eine Dame, die buchstäblich „im Hand umdrehen" geschieht und in solch' kurzer Zeit bisher noch nicht gezeigt wurde. Jeder Besucher des Salons wird mit uns «nSrufen: „Böning ist ein Tausendkünstler!" — Der Dresdner Orpheus giebt heute im Linckeschen Bade seinen ersten diesjährigen Gastabend mit Unterstützung des Witting'schen Musikchores. — Wie wir hören, treibt die Schwindlerin, auf die die königl. Polizeidirection neulich öffentlich aufmerksam gemacht hat, nach wie vor in hiesiger Stadt ihr Wesen mit Erfolg fort, ohne daß es gelingen will, ihrer habhaft zu werden. Gegenüber der Bekanntmachung der Behörde, die nicht unter lassen hat» auf diese Frauensperson aufmerksam zu machen und das Publikum vor ihr zu warnen, hat nunmehr das alte Sprüchwort: „Wem nicht zu rathen ist, dem ist auch nicht zu helfen" seine volle Berechtigung. — — Ein Feuerwächter und rin Dienstmann die vorgestern Abend selbander die CaruSstraße entlang wandelten, geriethen sich in Folge einer Meinungsverschiedenheit dermaßen in die Haare, daß eine Menge Menschen darob zusammenlief und endlich noch die Behörde einschreiten und die beiden Kämpfer »on einander trennen mußte. — — Concert. Sonnabend den 12. November gab Herr Carl Tausig eine musikalische Soiree im Hotel de Saxe, ganz allein ohne Mitwirkung irgend welcher Art, wie ein General, der Niemanden braucht, um eine Schlacht zu verlieren. Und in der That: das Clavierspiel des Herrn Tausig giebt be- wundernswerthe Aufschlüsse über das, was ein einziger reich begabter Mensch mit seinen blosen 10 Fingern Alles möglich machen kann. Welche kolossale Geschwindigkeit der Finger! Wie befiehlt Herr Tausig über die Claviatur! Wie gehorcht sie seinem Willen! Ließe sich das innere, wahre Wesen der göttlichen Musik ebenso bändigen, wie die Tasten auf dem Claviere, gewiß: Herr Tausig könnte der erste Clavierspieler der Welt sein. So tritt aber schon sein piano in einm merklichen Hintergrund, den süßen Perlen gegenüber, die uns Herr Jaell kaum vorgezaubert hat; und was soll mit dem Kanonendonner da drunten im Baße bei gehobenem Dämpfer sein? Kann man den etwa für schön halten oder auch nur mit gutem Gewissen technisch sauber nennen? Und nun was für ein Geschmack theils in der Auswahl der Musikstücke — theils in dem Abjagen der Tempi? — da ist eine Toccata und Fuge in 11-motl von Sebastian Bach, in welche ein ganzer Wust von ungehörigen, modernen Figurationen hinein gezwängt ist, eine Ballade von Chopin in k-ckur, die aber in ^-moll schließt, ferner eine sogenannte Rhapsodie von Liszt, richtiger gesagt ein Mischmasch von Allerhand, der in Ls-äur anfängt und in ve§-6»r aufhört. Daß die Barcarole von Rubinstein nicht das Geringste von dem Barcarolencharakter hat, kann keinem aufmerksamen Zuhörer entgangen sein, und nach dem rasend schnellen Tempo des Walzers und ingleichen des Galopps von demselben Componisten könnte gewiß kein Mensch zu tanzen versuchen, ohne alsbald in Ohnmacht zu fallen. So liegt in Herrn Tausig's Spiel Großartiges und Ueberstürztes oder Ueberrrchnltts dicht neben einander. Noch einmal: Bewundern muß man den Virtuosen. Er hat unter den Clavierspielern der Gegenwart ohne Zweifel die allerta lentvollsten Finger — aber das innere Wesen der wahren Musik sieht anders aus. Das Herz muß sich noch zu den Fingern gesellen, sonst wird nimmermehr ein wahrer, dauern der Triumph erreicht werden können. Armin Früh. — Heute findet unter Ausschluß der Oeffentlichkeit im hiesigen Bezirksgericht die von uns bereits gedachte Hauptver handlung gegen den Fabrikant und Vorstand des Chemnitzer Handwerkervereins Rewitzer statt. — Vorgestern Abend fand man auf der Fischergasie einen dort wohnhaften Handarbeiter, der mehrere Kopfver letzungen an sich trug, und in ziemlich bewußtlosem Zustande auf der Straße lag. Er wurde mittelst Siechkorbes in das Krankenhaus gebracht. Die Verletzungen hatte er sich un zweifelhaft in Folge des Falles auf das Straßenpflaster zu gezogen. — — Der Hilfsverein allhier hofft seinen Lotterie verkauf am 21. d. M. Mittags beendigen und die Gewinn ausgabe den 28. d. M. früh beginnen zu können und bittet deshalb um geneigte baldige Abnahme von Loosen a 5 Ngr. zu Gunsten der wohlthätigen Sache. Gönner und Mitglieder des Vereins, welche beabsichtigen, die Gewinne durch Liebes gaben zu bereichern, deren Ertrag insbesondere zu einer Weih nachtsfreude für alle in der Vereinspflege befindlichen armen Familien bestimmt ist, werden ersucht, dieselben spätestens bis Sonnabend, den 19. d. M., an eine der bekannten Sammle rinnen abzuliefern. — Auf der hiesigen Hofbühne wird die Dorn'sche Oper: „Die Nibelungen" zur Darstellung vorbereitet. — HerrDawi- son beginnt am 15. Dezember ein Gastspiel zu Wien am Theater an der Wien und Herr Jauner nebst Gattin ein solches auf der Leipziger Bühne vom 15. März nächsten Jahres an. — In dem Gasthof „zum Elrphani" auf der Schäfer» straße gab e» vorgestern Abend während dcs dort stattfinden- drn Tanzes Exeeß an allen Ecken und Enden, so daß endlich dis Behörde sich veranlaßt sah, einzuschreiten, di« Musik auf» hören und de« Hauptllönnfried absühren zu lassen — — Das Pegauer „Amtsblatt" meldet: „Infolge des Vor trags der k. Kreisdirection habm die hohen Ministerien des Innern und der Finanzen den Anschluß der Zeitz-Pegauer Eisenbahn in Gaschwitz hochgeneigtest genehmigt." — Die seit mehreren Jahren hier vorherrschende Bau- speculation scheint jetzt einen Rückschlag zu bekommen, denn immer häufiger werden die nothwendigen Subhastationen ganz- und halbfertiger neuer Häuser, bei denen der Unternehmer kein Geld mehr auftreiben oder Baumaterialien auf Credit nicht erlangen kann. Wohl mag hierzu die jetzige allge meine Geldklemme ihren sguten Theil beitragen, da es schwer ist, Geld zu erlangen. Bei Crediten auf Wechsel nennt man 24 8 mäßigen ZinS und wird zu solchem Zins füße viel Geld verliehen. Andernthrils ist aber auch der zu luxuriösen Bauart, der Manie, nur großartige Quartiere zu 200, 300 — 700 Thlr. und mehr einzurichtrn, die jetzt dutzendweis leer stehen, ein ziemlicher Antheil an verfehlten Häuserspeculationen zuzuschiebcn. Mancher solcher Unternehmer, der noch vor wenig Jahren gar nichts besaß, zählt jetzt zu den wohlhabenden Leuten der Stadt, wenn er irgend etwas Glück und Geschick gehabt hat. (P. A.) — Ein in dem in der Nähe von Dresden gelegenen Dorfe Kautzsch, Gerichtsamtsbezirk Dippoldiswalde, in diesen Tagen vorgekommener größerer Einbruchdiebstahl ist vollkom» men dazu angethan, bei den Landbewohnern gerechte Besorg- niß für die Sicherheit derjenigen Gelder und Werthpapiere zu erwecken, die sie in ihrer eigenen Wohnung haben. In der Nacht vom 11. zum 12. November sind nämlich dort 4 königl. sächsische Landrentenbriefe, a fünfhundert Thaler, 29 Stück alte Ducaten, 3000 Thaler, bestehend in Species-Thalern und > Thalerstücken Courant, und 200 Thlr.» bestehend in Cassenscheinen s 20 Thlr. auf überaus freche Weise gestohlen worden, ohne daß es bisher gelungen ist, den Dieben auf die Spur zu kommen. — — Aus Freiberg schreibt man uns Folgendes: Wenn der Verkehr auf der Tharandt-Freiberger Staatseisenbahn ganz und gar nicht den Erwartungen entsprechen lernen will, welche man an die Herstellung dieser uns nun auch mit der Residenz in Verbindung gebrachten Bahn knüpfte, so läßt sich darüber zunächst in Bezug auf den Personenverkehr sagen, daß dieser Verkehr sicher lebhafter sein würde, wenn man denselben in einer den Bedürfnissen unserer Gebirgsbevölke- rung mehr zusagenden Weise einrichtete, welche es dann auch den Minderbemittelten möglich machen würde, die Eisenbahn zu benutzen. Wollen wir eine Reise von hier nach Dresden machen, so haben wir für ein Tagesbillet Freiberg-Dresden, mithin für rin zur Hin- und Rückfahrt gültiges Billet, in dritter Classe 25 Ngr. zu bezahlen. Wer schon etwas besser bekannt ist, weiß sich nun allerdings wohl in der Art zu hel fen, daß er hier in Freiberg nur ein Billet nach Tharandt löst, von Tharandt aus aber die vierte Classe auf der Alberts- bahn benutzt, und auf diese Weise 3 Ngr. am Reisegeld er spart. Wie gern sich aber Jeder der Mühe des Umsteigens und des nochmaligen Billetlösens in Tharandt unterzieht, so hilft doch das billige Fortkommen auf der kurzen Albertsbahn- strecke nicht viel, so lange der größere Theil der Resse auf der Staatsbahn um so theurer ist. Auf den Staatsbahnen von Dresden nach Görlitz und nach Bodenbach werden für Tagesbillets dritter Classe nur 4 Ngr. pro Person und Dop pelmeile erhoben. Wir hier in Freiberg, mit unsrer ärmeren Gebirgsbevölkerung im Hintergründe, denen die Eisenbahn erst so lange versagt geblieben ist, und die wir an Wohlstand jenen Gegenden so sehr nachstehen, müssen auf unserer Staats bahn nach Tharandt 4j Ngr. pro Person und Doppelmeile zahlen. Warum haben wir allein mehr als alle Anderen zu zah len?! Bei Herabsetzung des Preises um diesen halben Gro schen konnte man doch wenigstens für 20 Ngr. nach Dresden und zurück fahren. Lieber als das wäre uns allerdings die Einrichtung der vierten Classe auf der Tharandt-Freiberger Staatsbahn; allermindestens ist es aber ein billiger der Be rücksichtigung der Hohen Staatsbahnverwaltung werther Wunsch, mindestens in der dritten Classe, wie bei den Tages billets gegenwärtig besteht, nicht länger mehr andern Staatsbahnen nachgestellt zu bleiben. Wolle die Hohe Staatsbahnverwal- tur.g uns die verdiente Abhülfe baldigst spenden. — Am Freitag Nachmittag gegen 3 Uhr ist der 72jäh- rige Handarbeiter Apitz us Dahlen auf der Leipzig-Dresdner Bahn zwischen Oschatz -,.nd Dahlen verunglückt. Apitz, in einer dortigen Sandgrube beschäftigt, ist von einem mit Sand beladenen und im Gabge befindlichen Eisenbahnwagen herab gefallen und unter di, Räder des Wagens gekommen. Dabei wurde er so bedeuten'-)-an der rechten Seite, namentlich am Arm und Bein verleg daß er bald darauf an diesen Ver letzungen starb. — Am 8. Nov. früh ward die Tochter des Gutsbesitzers Laux in Pomßcn beim Oeffnen und Anhängen der Fenster laden von einem tollen, I) Fuß hohen Hunde zuerst in das linke Bein und dann während der Abwehr in das Ge sicht gebissen. Der Hund trug zwar einen Maulkorb von Messing, allein letzterer war nicht gut construirt — es fehlte der untere Querdraht — so daß Fressen und folglich beißen noch möglich war. Es ist sofort ärztliche Hilfe zu Rathe ge zogen und das Kasielt'sche Mittel angewcndct worden. Ge dachter Hund wurde nebst 9 andern Hunden, die er während des Herumlauscns gebissen hatte, getödtet. — -h Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 14. November. Wiederum ist es eine Menge von Einspruchsver handlungen, die heut den Richter beschäftigen. Obenan steht eine Majestätsbeleidigung, das heißt, die Beleidigung eines fremden Regenten. Johann Kocher ist der Angeklagte. Bier