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61. Jahrgang. M 121. Freitag. 4. Mai 1V17. Drahtanschrift: Nachrichten Dresden. Fernsprecher Sammelnummer: 2» »LI. Rur sitr Siachtgesprächc: LOVlt. Sq»U.»««d*tzr »teeiellltrlich in Dr«»«n »et p»»im»Ii,«r Zutra^m, <»n Sonn, und Montegen nur ein. ma>> a.2L M., In den Vororten s.so M. Bei einmeltger Zustellung durch die Post :!,M M. lohn« Bestellgeld). «ngetD»»»V»^k». Dt» einsMltige Zeile <et»e 8 Siide«) lld Pf.. DorzugcpIHge und «Njelgen i» Nummern noch ».an- und A«t»rt»-«n laut Tarif.—«uswärtigeBustriige nur gegen Borauodezahlung. - Beiegbloit IVPf. Schriftleitung und Hauplgeschästrstelle: Marienstrafte At/4«. Druck u. Verlag von tziepsch » Meichardi in Dresden. Nachdruck nur mit deutNcher Ooellenan«»»« (.Dreedner Nachr.') sulchst». — Unoerlaagte Schrisistllcke »erden nicht aulbewabrt. Usut-Vleickci'eine ^Otrloi-o" bleickt Oesickt uncl tiSncie in Icurrer ^eit rein veit!. V^irlcsani erprobtes unscftScttickes Mittel eexen un schöne ttantfurbe, Somniersprossen, Leberflecke, xelbe bleche, liauwiireiiiixkeiten. Lebt bube l,20 disrk. Vresävv, Kskkee 1^3511^0 Leestr klarttmlttsgs: Salon- unck Opernmusik, sdencks: Netteres Programm. k»»ino Kapelle, l-eitung Konzertmeister kost. Im beliebten Weinsston „Irisnon": 2eitgemäl)e^usilrvorträge. A!»öö«r-K»n«- Mutfvinigungs-Iee altbevttbrtes diittet rur ^uktriscftunx «tes klutes onck fteinixonx cker 83kte. Paket 1,50 dl. bciit mit Sctiutrm. »diutter ^nns>. Ocncratvcrtrieb: »iililllvlie »ormlUille. llnilen-k.. oiismloi'. knglischer Lurchbruchsversuch bei Arras erneut gescheitert. Re englilche Gewaltherrschaft l» Nahlaad. — Vie englische» Schiffrderlafte im Adril. — Ae SinschrSalaage» ia Saal««», ltailaad» »dichte» aas Palikftiaa. — Wilsaa» »arhaaieraairvlaa. — Ae Frage der »erwattaag Belgiens im Haadtaarschah. Ser deatsche Adeadbericht. Berli«. ». Mai. abends. sAmttich. «. T. ».) An derArraS-Frvnt ist ein er«enter eng, lischer D« rchbrnchsversnch «nter schwersten Berlnfte« fite de» Feind gescheitert. An der Aisne «nd nördlich ReimS anhaltend starker Artilleriekampf. Fm Oste« nichts Wesentliches. Lestmeichisch-a»,arischer Nri^adericht. Wie«. Amtlich wird verlantdart den S. Mai 1S17: --»»«front da« »»««raloberslen l»r,h»r,o>s Iosaytz Sin Vorstoß mehrerer feindlichcr «omvagnien gegen «nseri! Stellnnge» imPnina.Tale wnrde «Mer dl» ti, ge« Keindoerlnfte« adgewiese«. An den «bri- «e» Teile« der Front stellenweise lebhaftere Artillerie- tiktigkeit. Tüdwestliiher und Südöstlicher Kriegsschauplatz, «eine besonderen Ereignisse. Der Stellvertreter des Ehess des GeneralftabeS: sW. T. B.) ». HSser. Feldmarschall,Lentnant. -en Smutr üb« „Freiheit". Daß Renegaten sich leicht zu Fanatikern entwickeln, ist eine alte und psychologisch wohlbegründete Erscheinung. Deshalb liegt auch in dem Auftreten des früheren Buren- gencrals Smnts durchaus nichts Erstaunliches. Er hat vor »7 Jahren gegen England gekämpft und die Freiheit der Bureurepublikc» mit verteidigen geholfen. Seitdem ist es ihm gut gegangen. Er kam an Sir Spitze der ehe maligen burischr» Freistaaten nnd wnrde zum Lohne für sei» Wohlverhalte» mit Ehren nnd Geld überhäuft. Ist es nicht verständlich, wenn dieser Mann heute alles ver brennt, was er früher angebetet hat? Auch zum Scheiter haufen, auf dem nach englischem Willen das Deutsche Reich « Flammen aufgehcn sollte, hat er getreulich sein Scheit let» beigetragen, hat in Südwest tm Kampfe gegen die Handvoll deutscher Schuhtruppen „Heldentaten" vollbracht, wofür er beinahe zum Earl ernannt worden wäre, und in Ostafrtta „Siege" erfochten, wenigstens nach Reuter. Heute Nest man es freilich auch in England anders, heute hat «an ganz besonders in Südafrika erkannt, wie die Dinge in Dcutsch-Ostafrika wirklich liegen, und was alles der Kommandant der deutschen Strcitkräftc, der „noch nicht ein mal General ist", zu leisten vermochte. Es ist nicht aus geschlossen, bah die in vieler Hinsicht für England nnan- genehmen Verhältnisse in der deutschen Kolonie dem alten KriegSmann SmutS Len Entschlich erleichtert haben, seine Heldenlaufbahn vorläufig ab,uschlieben und nach London zu reifen, um sich dort in seinem Ruhm zu sonnen. Offiziell ver tritt er die südafrikanische Kolonie bei der englischen RcichS- konferenz und erprobt nun, nachdem seine militärischen Fähigkeiten nach seinem Gefühl offenbar genugsam bekannt geworden sin-, sein« Kunst als Staatsmann, als britischer Staatsmann. Dazu gehört u. a.. dab mau bei passenden Gelegenheiten Reden halten kann, und so hat Herr Smuts denn anläßlich seiner Ernennung zum Ehrenbürger -er Londoner City eine Rede geredet, so schön und so schwung voll, wie es Lloyd George kaum besser fertig ge bracht hätte. Er hat sich an Las Ciceronianische Schema gehalten und. begonnen mit einer lanäatio alle- dessen, was britischen Namen trägt. Großbritannien -er Hort -er Freiheit auf den Inseln und jenseits der Meere! Kür Freiheit kämpfen die Söhne Old-Englan-S ldie »affern und Gnaheli-Neger»!-te GnrkhaS und die Männer von den Fidschi-Inseln inbegriffen), die Freiheit ist -er gxöße.Alliierte der Briten. Sagt SmutS. Auch in den Burenttaaten kst ste wieder erstanden, wie ein Phbnix auS der Asche, sagt wieder«« SumtS, und gehr großmütig darüber hinweg, baß dieser neuen Freiheit der Buren einst 2V OM Fr«»«» und Kinder geopfert werden mutzten, dah noch wSdr«d bk- Krdoge» ein Mann wde Christian Dewet a»f- gestanden ist. um sein Land wieder wirklich frei zu machen. Er kam ins Zuchthaus — um der britischen Freiheit willen. Jetzt ist sie wieder in Gefahr, und deshalb haben sich alle Völker deS britischen Reiches erhoben, nur deshalb, der Kampf ist wirklich nicht nur ein Kampf der bloßen Selbst sucht, versichert uns Smuts mit edlem Pathos. Weil das so ist. deshalb hatte auch Amerika gar keine andere Wahl, als in den Krieg einzutreten. Die Freiheit der alten n»d der neuen Welt wäre sonst in Gefahr gewesen, sagt Herr Smnts. Er sagt noch mehr und ersteigt damit einen Gipfel, den selbst Lloyd George, selbst Winston Churchill nur selten er reicht haben: Großbritannien muß kämpfe», damit nicht Deutschland selbst für immer verloren gehe, damit Deutsch lands Seele gerettet werde. Für unser Seelenheil kämpft England lmit -cm Hungerkrieg und Aschantis und Fidschi- Insulanern). für unser Seelenheil hat Smuts die Kasfern mvbilWert! Die klare Erkenntnis dieser Sache wird Groß britannien stärken nnd ihm die Kraft verleihen, durch zuhalten in den schweren Gefahren, die noch bcvorstelren. Wir frenrn uns anfrtchffg, daß nun auch einmal auS briti schem Munde, sogar ans dem des Herrn Smuts, der briti scher ist alS Llvyb George nnd Winston Churchill zusammen, anerkannt wird, daß wir Deutschen nicht bloß „Hunnen" sind und nur hunnische Eigensclmffcn haben, sondern auch eine Seele, eine Seele sogar, die so wertvoll ist. daß Eng land für ihre Errettung zu kämpfen sich gedrungen fühlt... Freilich, heute liegt die deutsche Seele noch in den Banden des Despotismus, aber schon beginnen sic, nach Herrn Smuts, zu zerreißen. „Das Ende naht!" Heil uns! Schade, daß wir die Illusionen des wortgcwaltigcn Generals etwas stören müssen. Das Ende naht, daS glauben wir auch. Wenn aber der neue Ehrenbürger der Londoner City meint, es würden sich in Deutschland Bundesgenossen für Großbritannien nnd seinen Kampf nm die Befreiung der deutschen Seele und der ganzen Welt finden, bann irrt er. Für die Freiheit, die er meint, hat man in Deutschland keinen Sinn. Wir kennen eine andere, eine edlere, die wahre Freiheit, die nicht mit dem Golde der Londoner Eitn- männer erkauft werden kan», und die verteidige» wir bis znm Letzten gegen Großbritannien und gegen die ganze Welt. Herr: SmutS rühmt die britische Freiheit wir haben nichts dagegen, wir gönnen sie ihm und all seinen Ge sinnungsgenossen, möchten ihm aber, da er nun einmal die gewaltige Leistung Großbritanniens als eine Auswirkung -er Freiheit htnstellt, zur Erwägung anheimgeben, wie viel edker, wie viel wertvoller die deutsche Freiheit sein muß, wenn sie, wie es doch der Fall ist. das deutsche Bolk in den Stand gesetzt hat. nicht nur dem einigen großbritanni schen Weltreiche, sondern einer ganzen Reihe weiterer großer und kleiner Mächte nahezu drei Jahre lang siegreich die Spitze zu bieten. Glaubt er, das wäre einem Despotis mus möglich gewesen? Nein, das kann er nicht glauben, denn er sagt eS ja selbst, daß in einem Kampfe der bloßen Selbstsucht solche Leistungen nicht möglich gewesen wären. Despotismus ist aber doch stets irgendwie selbstsüchtig. Ohne cs zu wollen, hat General Smuts das Lob der den t s chen Freiheit gesungen, hat durch seine Rede den bündigen Nach weis erbracht, daß unsere deutsche Freiheit der englischen mindestens ebenso überlegen ist, wie die deutschen Waffe» den englischen, wie der deutsche Soldat und Heerführer dem britischen, wie Hindenburg Haig oder Lettvw-Borbcck, der tapfere Verteidiger Deutsch-Oftafrikas, Herrn Smuts selber. Wir sind'» zufrieden und erwarten mit gutem Mute das Ende, das den Sieg der deutschen Freiheit nnd der deutschen Kraft über englische Machtgier bringen wird. Dte englische Gewaltherrschaft in Nuhland. Das Stockholmer „Aftonblad" veröffentlicht einen aus- schlnßreichen Artikel über Englands Gew alt herr sch« ft in Rußland. Darin wird ausgeführt, daß die 'englischen Bemühungen, einen Sonder frieden zwischen Rußland und Deutschland z« verhindern, sich zunächst nur vorsichtig ans Licht gewagt hätten, t e tz t a b e r g a n z f r c i an die Oeffent- lichkrtt träten. Unzählige Summen britischen Geldes, heißt es meiter, Md in rufftfche Taschen geflogen. Die russischen T?legraphe,linien »erden von den Engländern beaufsich tigt. Durch ein völliges, rvvhlorganisterteS Astern hat man auch gewisse Ergebnisse erzielt. Indem man die Friedens freund« verdächtigt«, konnte man die Ablehnung eines Sonderfriedens durchsetze«. Bekanntlich gingen hierbei die englischen Behörden jo wrtt. -aß sie die rnMben Revaln- tionärc in Halifax zurückhalten ließen und peinliche Ver höre mit ihnen anstellten. Die russischen Klagen beant wortete man durch Ausflüchte über angebliche Verkehrs schwierigkeiten. So gelang es, den Arbeiterrat zn der Er klärung zu bringen, daß er nur einen allgemeinen Frieden gutheißen könne. Die Fortsetzung des Krieges liegt jedoch allein im Interesse der eng lischen groben Kapitalisten, die sich durch Ver nichtung Deutschlands zu Herren über die ganze Welt machen wollen. Für diesen Zweck müssen die Bundesgenossen ihr Blut vergießen und um jeden Preis aushaltcn. Seit eini ger Zeit versucht man auch, durch Schreckmittel zu wirken. So malt man jetzt den Russen das japanische Ge spenst an die Wand, obwohl Japan nicht daran denkt, sich in die europäischen Fragen einzumischen. Dabei behindert ein demokratisiertes Rußland keineswegs die imperialisti schen Bestrebungen Japans, während im Gegenteil die Ver hinderung des Sonderfriedens den Sieg des imperialisti schen Miljukow bedeutete, dessen Politik Japan noch un angenehmer sein dürfte, als die des früheren Zaren. Ein anderes Schreckmittel sind die Lügenmeldungen über deutsche Flottenoperationen und Truppenzusammenziehun- gen an der Ostfront, die einer Osscnsivc gegen Petersburg gelten sollen. Zu gleicher Zeit ist man in London eifrig be schäftigt. sich russische Gebiete an der Ostsee an zu eignen. Es ist allgemein bekannt, daß englische Agenten umfangreiche Land an kaufe nm Reval gleich denen bei Calais vorgenvmmen haben. Als dies bekannt wurde, beeilte man sich, cs in Abrede zu stellen. Bezeichnen dcrweise bestreitet man russischerseits nur, daß Verpfänd»» gen russischer Ländereien in Zusammenhang mit der Kriegs anleihc stattgefunden hätten. Dies ist besonders auffallend und zeigt, daß das Abkommen an und für sich nicht be stritten werden kann. Wie neutrale Beobachter erzählen, herrscht augenblicklich in London in vermögenden Kreisen eine reine Fastnachtsstimmung. So sicher nnd siegesgcwiß fühlt man sich in der Ucbcrzcugung, daß man den russischen Koloß fester denn je im Schlepptau hat. Jedoch ist es nicht ausgeschlossen, daß die Engländer bald die Vergänglichkeit alles Irdischen wieder erkennen müssen. Gewisse Anzeichen deuten darauf hin. daß der Tag eher kommen kann, als man ahnt, an dem die englische Gewaltherrschaft in Rußland vor über ist. lW. T. B.) Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, daß Englands Ziel in Rußland in erster Linie die Verhinde riing eines Sonderfriedens war. Die Meldung des schwe dischen Blattes bestätigt, daß dieses Ziel vorläufig von Herr» Buchana» erreicht worden ist und daß vorläufig auch noch Aussichten vorhanden sind, zur Verwirklichung der kapitalistischen »nd politischen Pläne Englands in Ruß land. Es ist möglich, daß ans die „Fastnachtsstiinninng" der englische» Ftnanzleute, die offenbar der Ansicht sind, daß der Krieg für England gewonnen ist, wenn auf die eine oder andere Weise zwar nicht Deutschland, dafür aber R n ß land erobert, eines Tages einer Aschcrmittwochsstimmiing weicht. Dazu ist freilich erforderlich, daß den Engländern in Rußland nicht länger so in die Hände gearbeitet wird, wie es in letzter Zeit von deutscher Seite aus, insbesondere durch die Kundgebung der Sozialdemokratie, geschehen ist. Diese Kundgebung hat offenbar Herrn Buchanan den letzten Trumpf in di« Hand gegeben, mit dem er die bis dahin immer noch lebendigen Sonderfriedens-Ideen des russischen Arbeiter- und Soldatenrats hinwegdiSkutieren konnte. Das; die jetzige Haltung des Arbeiter- nnd Soldatenrats trotz, sa gerade wegen seines Strebend nach einer allgemeinen Friedenskonferenz England nnangenehm sein kann, liegt auf der Hand und sollte auch in Deutschland verstanden wer den. Jedenfalls darf es als anSgcschlossen gelten, daß in Rußland der Frledensgedankc irgendwie Form und Gestalt anninnnt, solange sich England dort breit machen kann. Dabei muß berücksichtigt werden, daß der gewichtigste Grund, den Herr Buchanan auch heute noch in Petersburg gegenüber aller Friedenssehnsucht ins Treffen führt, der des angeb lich nahe bevorstehenden deutschen Zusammenbruches ist. Er hat ihn, wie das ganze Ausland, der sozialdemokratischen Kundgebung entnommen. Anerkennung der englischen Kriegsziele dnrch Rußland. d. Die vorläufige Regierung bestreitet amtlich, daß. ivi« dieser Tage verkündet worden war, sic an die Staaten «ine Note über die Kriegsziele richten wolle. Die russische» Blätter legen diese Nachricht in dem Sinne aus, daß die vor läufige Regierung di« englischen Kriegsziele voll- an fanerkenne. Die Heimfahrt nevtraler Schiffe aus England. Unser Berliner Mitarbeiter meldet uns: Die deutschen Unterseeboote waren angewiesen, unter bestimmten Voraussetzungen und auf festgestellten Wegen die bisher in englischen Häfen zurückgehaltenen oder zu rückgebliebenen neutralen Schiffe aus dem Sperr gebiet ungefährdet herauszulassen. Die Neu tralen haben ausgiebigen Gebrauch von dies«« Zugeständnis gemacht. ES sind allein zwanzig holländische Dampfer ab gefahren. Die Norweger verhielten sich ablehnend. St« behaupteten, sie könnten tu der kurzen Frist ihre Schiffe nicht Herrichten nnd dtc notwendigen Reisevorberettnnge« treffen. In -er Tat hatten sie sich mit -en Engländern v er-- tragisch geh nnd an nnd konnte» deshalb nicht ««S hex