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Dresdner Journal : 31.08.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187508316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-08
- Tag 1875-08-31
-
Monat
1875-08
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 31.08.1875
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^§201 Dienstag, den 31. August. 1875. I» I»»,«» »«toll»: ^Ldrlioku... 18 ^jLvrllvk: 4 00 kf Livrvlv« ktumuivri»: 10 kk. L»»»»rIuUd Uv» äendiet»«» ksivd«» tritt 1'o»t- ^u»a 8tewp«tru»otlt»^ Via««. L»»vr»t«oprel8»r d'ür U«o U»um eiosr ^«ip»Itelivii kstittoilv: 20 kt. Votvr Ui« 2vil«: bO kk. AreMmIonmal. Lr«vUeiue»r Hlicd mit Au»vl»tuL« <1«r 8oa» - ru»<1 ksisrt»^«, ^bsnü» kür äsu kol^vltUvQ Verantwortlicher Redakteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 11»»«r»t«i»»u»»t>mv »»»Mkrt»» l^lxitU: Lra^rtettor, 6omoü»»iooLr <t« vr««äo« ^ourmU»; «tx-oü»».: n>»2, S»iodarU->»rU» ViOLl^tP-jG- >»»«I-8r»»t«il-kr»»kt«rt » H.: kkaaZoittt«»«» c« >»rtt» Vt»»- L»»d«^ - ?r»U-I.»jp»t^ - kr»»k1art ».». »Silrd«»^ /tu<t LkoE, L»rU»: />»«xUt<jon // L Hc/Ut-tt«, - .''täiA-'-V tjürvtlU; LdiwLtr»: /<>. t^oiat, »r»a1ltart o M L ./uk^^ek« u. / t? ^/orr»x»n»»'«!l>« ktoodd, V>ui»Le>-t,'v., SvrUt»: /xv -D , L»L»»»»r: (,'.^<^«1«-,- k»ri»: ?/ar«, Fa/itt«, Leiter <s 6»., ?><r««L« F t^o., L»md«rL: Z' Vt«! Ät. U«r»ii8x«d»rr LSui^I. Lrpvciitioo ä«» ttrvxtoor ^o«rv»I», 1)r«U6o, HlilrßurvtUellHtr»»« Ho. 1. Nichfainrüchtr Theil. Ucdersiibt. Telegraphische Nachrichten. Tage-geschichte. Erneunuuaeu, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. Vermischte-. Statistik vnd Lolk-wirthschast. Eivgesavdtes. Tkltyr.tvhtsche Nachrichten. Wien, Sonntag, 2V. August, Morgens. (Eorr.- Bur.) Die au- Belgrad gebrachte Nachricht vou der Coustituirung einer bosnischen Nationalregie- ruUg entbehrt nach den vorliegenden Berichten bis jetzt der Begründung. Ragusa, Sonntag, 29. August, Bormittaas. (W. T. B.) Hier eingegangenen Nachrichten zufolge sollen circa 1WV serbische Freiwillige nnter Zarco die Herzegowinagrenze überschritten haben. Der türkische Division-general Mehemed Ali Pascha, welcher von Janina hier eingetroffen war, um sich zur Uebernahme de- Commandos der türkischen Truppen nach Gerajewo zu begeben, soll telegraphisch zurückberufen worden sein Nach weitern Mittheilungen, welche jedoch noch der Bestätigung bedürfen, hatten sich auch in Al banien aufständische Bewegungen gezeigt. 2WV Manu türkischer Truppen find zur Entsetzung TrebinjeS abgesandt worden. Agram, Montag, 3V. August. (Tel. d. Dresd. Journ) Der Landtag hat gestern die von dem Ausschuss« beantragte Ädresse al- Antwort auf die Thronrede mit Abänderung deS Gchlußsatze- angenommen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Hiernach drückt der Landtag seine Sorge aus wegen der in nächster Nachbarschaft ausgebrochenen traurigen Ereignisse und deren Folgen, nachdem Kroatien bereits ein Asyl für Tausende geworden sei. Diese Sorge werde gemildert durch das lebhafte Vertrauen auf die ritterliche Großmuth des Kaisers und durch die schon bisher ge wonnene Ueberzeugung, daß die gemeinsame Regierung Oesterreich-Ungarns mit fester Hand und mit Hilfe mächtiger Verbündeten die höchsten Interessen der Mensch heit wahrt und bestrebt ist, nicht nur der Monarchie, sondern auch allen übrigen Culturstaaten Europas einen beständigen Frieden zu sichern. Perpignan, Sonntag, 29. August, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der AuSzug der Carlifti- schen Garnison auS Seu de-Urgel ist heute früh erfolgt. Die Zahl der Gefangenen beträgt 8t»V, darunter 1VV Offiziere. Kerner wurden 2 Krupp sche Kanonen und 2V ältere Geschütze er beutet. Dagegen wurde nur wenig Proviant und Munition vorgefunden. Die Capitulation ist hauptsächlich durch Wassermangel herbeigeführt worden (Vgl. die „Tagesgrschichte" unter Madrid.) Konstantinopel, Sonntag, 29. August. (Ngence Havas.) Wie es heißt, hätten 3000 bi- 4000 Serben die Grenze überschritten, bei Novi ein Lager aufgeschlagen und befänden fich im Be- sitze der Telegraphenlinien. Mehrere andereserbische Haufen sollen bemüht sein, eine Erhebung in Bul- garien und im Balkan herbeizuführen. Tagesgeschichte. Dresden, 30. August. Ihre Majestäten der König und die Königin haben gestern (Sonntag) Mittag mit Ihren königlichen Hoheiten dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen, dem Prinzen August vou Portugal, dem Prinzen und der Frau Prinzessin Georg nebst der Prinzessin Mathilde und dem Prinzen Friedrich August, Feuilleton. Redigirt vou Ott» Banck. Bel der Lecture französischer Schriften. Was von Litern und neuern französischen Edittonen durch Uebersctzungen in unsere deutsche Literatur allge mein und vielfach eingedrungen ist, gehört meistens der Belletristik an. Diese Unterhaltungsschriften aus der Sündfluth der Romane und Novellen, vermischt mit den pikanten leidenschaftlichen Essays raisonnirender Tages und Modeschriftsteller, können bei der gebildeten Masse der deutschen Leser nicht dazu beitragen, das Urtheil über den französischen Literaturgeist, über den Werth oder die Verirrung seiner Production zu orientiren und gerecht ,u machen. Werden auch im Allgemeinen die Schwächen und Fehlgriffe der Franzosen richtig getroffen — eine Actton, die durch fortdauernde politische Rei bungen und Erregungen auch bei den ruhigsten Köpfen nicht an Objectivität gewinnen kann —, so leidet dieses abfällige Urtheil doch an Einseitigkeit. Kann es doch nur zu wenig gestützt und rectificirt werden durch das mangelhafte Eindringen hochstehender wissenschaftlicher französischer We ke in die deutsche Leserwelt. Wenn es irgend Etwas geben kann, das uns enger und inniger mit den Franzosen verbrüdert, als es be reits die Handelsverbindungen und die Eulturbrstrebungen nachbarlicher Nattonen thun, so sind es die gediegenen wissenschaftlichen und schöpferischen Persönlichkeiten, welche in alter Zett leuchtend für Frankreich dastanden und auch wieder in der Gegenwart so mannichfach hervor- getreten sind. Wir werfen nicht mit Unrecht — und die Englän der schließen sich unserer Ansicht an — den Franzosen sowie Sr. Hoheit dem Herzoge Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin eine Partie nach der Festung Königstein (von Pillnitz bis Pirna zu Wagen und von Pirna sodann mittelst Extrazugs) unternommen. Die Rückkehr von Königstein erfolgte per Dampfschiff. Während der Fahrt wurde das Diner auf dem Dampfer eingenommen, und die Musik des Leibgrenadierrrgiments unter Musikdirector Ehrlich concertirte. Abends 8 Uhr trafen die allerhöchsten und höchsten Herrschaften wieder in Pillnitz ein. Heute (Montag) sind Se. Majestät der König mit Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen Morgens 26 Uhr von Niedersedlitz aus mittelst Extrazugs zur Truppenbesichtigung nach Zittau gereist und werden von-dort über Warnsdorf und Bodenbach Nachmittags gegen A 5 Uhr nach Dresden zurückkehren, worauf im hiesigen königl. Schlosse 26 Uhr das Diner stattfindet, zu welchem auch Se. Ex- cellenz der Kriegsminister General der Eavalcrie v. Fabrice und mehrere Generäle mit Einladungen beehrt worden sind. — Leipzig, 28. August. Heute hat die durch Sc. Majestät den König allerhöchst anaeordnete Besichtigung der 4. Jnfanterirbrigade Nr. 48 (<. Jnf.-Reg. Nr. lOv, 8. Jnf.-Reg. Nr. 107), welcher die 1. Batterie des 2. Feldartillerieregiments Nr. I" zugetheilt ist, stattge- ftmden. Se. Majestät der König erschienen hierzu in Begleitung Ihrer königlichen Hoheiten des Grneralfcld- marschalls Prinzen Friedrich Karl von Preußen und des commandirenden Generals Prinzen Ge org, sowie Sr. Excrllenz des Herrn Kriegsmi nisters Vormittags 9 Uhr auf dem Brigadeexercir- platze. Nach dem Abreiten der Fronten der in zwei Treffen ausgestellten Truppen führte die Brigade zuerst einige Evolutionen aus. Hieran schloß ein Manöver, zu welchem die Brigade in 3 Treffen mit flügelweisrr Formatton der Regimenter ausgestellt wurde. Die Bri gade, im Vonnarsche gegen Probsthaida, formirte sich zum Angriffe in dieser Richtung, als sie — der unter- aelegtcn Idee nach — plötzlich in der rechten Flanke von Meusdorf her von feindlicher Cavalerie und, nachdem diese abgeschlagen worden war, auch von Infanterie angegriffen wurde. Die nächsten Bataillone nahmen sofort das Gefecht in der rechten Flanke auf, und gegen Probsthaida blieb nur 1 Bataillon zur Beobachtung stehen. Darauf veränderte die Brigade die Front nach Süden, und ging sodann in dieser Richtung vor, indem zugleich 2 Bataillone gegen den feindlichen linken Flügel dirigirt wurden. Mit einem allgemeinen concentrischeu Angriffe endete das Manöver, während dessen die Batterie erst auf dem linken und sodann auf dem rechten Flügel der Brigade Position genommen hatte. Die Brigade sammelte sich hierauf und marschirte in Regimentscolonnen bei Seiner Majestät dem Könige vorbei. Nach beendeter Besichtigung fand ein königliches Frühstück auf dem Ucbungsplatze Statt, zu welchem sämmtliche Offiziere befohlen waren. Seine Majestät begaben Sich gegen 12 Uhr zu Wagen nach dem Dresdner Bahnhofe und traten, in der bereits erwähnten höchsten und hohen Begleitung, von da 12 Uhr 30 Min. die Rückreise nach Pillnitz an. Vorgestern (26. August) Vormittag 9 Uhr trafen Se. Majestät der König in Begleitung Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Georg in Zwickau ein und begaben Sich sofort vom Bahnhofe nach dem Exercir- platze behufs Besichtigung der combinirten 3. Jnfanterie- brigadc Nr. 47 (5. Infanterieregiment Nr. lO4, 1. und 2. Bataillon des Schützenregiments Nr. I« 8 und 2. Jägerbataillon Nr. 13). Nachdem Se. Majestät die Front der in einem Treffen aufgestellten Brigade abge- ritten hatten, erfolgte ein Parademarsch mit Compagnic- fronten, worauf die Brigade, in zwei Treffen formirt, einige Bewegungen in der Rendezvousstellung und so dann eine Ängriffsbewegung ausführte. Daran schloß sich ein Manöver, wobei das 2. Jägerbataillon Nr. 13 zuerst als Vortreffen dem Feinde cntgegenging. Das 2. und 3. Bataillon des 5. Infanterieregiments Nr. 104 rückten sodann links »eben dem Jägerbataillone in die Gefechtslinie ein, während die beiden Bataillone des Schützenregiments Nr. 108 und das 1. Bataillon 5. Infanterieregiments Nr. 104, letzteres in Reserve- ftellung, gegen den feindlichen linken Flügel dirigirt wurden. Nachdem letztere Bataillone ihr« umfassende Bewegung beendet hatten, erfolgte von allen Bataillonen «in allgemeiner Angriff, mit dem das Manöver beendet wurde. Die Brigade marschirte zum Schluffe bei Sr. Majestät in Regimentscolonnen vorbei. Auf dem Exer- cirplatze fand sodann ein königliches Frühstück Statt, zu welchem sämmtliche Offiziere befohlen waren. Gegen 12 Uhr begaben Sich Se. Majestät zu Wagen wieder nach dem Bahnhöfe und traten die Rückreise nach Pill nitz an. * Berlin, 28. August. Der „S1.-A." meldet amt lich, daß Sc. Majestät der Kaiser gestern Nachmittag im hiesigen königl. Palais den großherzoglich mecklen burgischen geheimen Legationsrath v. ProlliuS eine Privataudienz ertheilt und aus dessen Händen ein Schreiben Sr. k. Hoh. des Großherzogs von Meckenburg- Schwerin und ein Schreiben Sr. k. Hoh des Groß herzogs von Mecklenburg-Strelitz cntgegcnzunehmen ge- ruht hat, wodurch derselbe in der Eigenschaft eines außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mini sters bei Allcrhöchstdenselben beglaubigt wird. Als Ver treter des auswärtigen Amtes war der Staatssecretär v. Bülow bei der Audienz zugegen. — Der Prinz Leopold von Bayern trifft, wie nunmehr definitiv bestimmt, zur Beiwohnung der Truppenübungen am Montag Mittag, begleitet vom Adjutanten Premier lieutenant Graf Pocci, hier ein und steht im königlichen Schlosse ab. Während der Anwesenheit desselben am hiesigen Hofe ist der Chef des Generalstabes des XIV. Armeccorps, Oberst v. Lcszczynski zum Ehrendienst zu demselben commandirt. — Prinz Arthur von Groß britannien, Herzog v. Connaught, wird zur Bei wohnung der großen Parade am 1. September hier erwartet. In der Begleitung desselben befinden sich der HofmarschaU Sir Howard Elphinstone und die Adju tanten Major Pickard und Lieutenant Peel. — Die „D. R.-C." schreibt: Durch die Zeitungen gehen in neuerer Zeit vielfach Notizen, welche von den Beschlüssen und von den bevorstehenden Anträgen zu erzählen wissen, die von der einen oder der anderen Partei für die bevorstehende Reichstags- oder Landtags- scssion vorbereitet sein sollen. Zum besseren Verständniß aller dieser Nachrichten dürste es wohl angezeigt sein daraus hiozuweijen,, daß hervorragende Abgeordnete sich augenblicklich gar nicht oder nur in sehr geringer Zahl hier befinden, und daß diese eben bis jetzt noch nicht im Entferntesten daran gedacht haben, sich mit einander über etwaige Maßnahmen zu verständigen, welche bei dem bevorstehenden Zusammentritt des Reichstages oder Landestages ihrerseits zu ergreifen wären. Die erwähn ten Notizen sind deshalb höchstens als die Wünsche Einzelner zu bezeichnen, welche doch erst noch einer weiteren Besprechung in den Fraktionen zu unterwerfen sind. — Ucber die Schulpflichtigkeit auf dem Lande ist soeben eine Verordnung ergangen, welcher wir nach der „K. Z." folgende Bestimmung entnehmen: Kinder ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses, welche nicht zu Hause oder privatim den erforderlichen Unter richt empfangen, sind, falls nicht gewichtige Gründe ent- gegenstehcn, worüber den Kreisschulinspcctoren die Ent scheidung zusteht, mit Vollendung des fünften, resp. in Dorfschaftcn welche über eine Viertelstunde vom Schul orte entfernt sind, des sechsten, oder in zerstreut liegen den Ortschaften des siebenten Lebensjahres in die öffent- liche Schule zu schicken. Die Schulpflicht dauert bis zum Entlassungstermin nach zurückgelegtem 14. Lebens jahre, cvent. bis dahin, wo nach dem Urtheil des Kreis- schulinspcctors das betreffende Kind die für seinen Stand erforderlichen Kenntnisse erworben hat. Aufnahme und Entlassung des Kindes finden im Jahre nur einmal Statt. Der Uebergang von einer Schule zur anderen kann im Laufe des Scmestcrs nur mit Genehmigung des Kreisschulinspectors geschehen, es sei denn, daß dieser Uebergang durch den Wohnungswechsel geboten ist. Kinder, die bis zum 1. Octobcr dieses Jahres das 6. oder 7. Lebensjahr vollenden, sollen schon zu Ostern in die Schule geschickt, und solche, wrlchr bis zum 1. October das 14. Lebensjahr vollenden, falls sie nach acht jährigem Schulbesuch zufolge der Entscheidung des Kreisschulinspectors die nöthigen Kenntnisse erworben haben, schon zu Ostern entlassen werden. Anderwette Dispensationen finden auf Grund dringender Umstände nur durch die Regierungen Statt. Frankfurt a. M., 28. August. Heute Morgen wurde, wie bereits telegraphisch gemeldet, der eben vom Journalistentag in Bremen, bez. von Köln zurückgekehrte Eigenthümrr der „Frankfurter Zeitung", Herr Sonne mann, wegen Zeugnißverweigerung verhaftet. Die „Franks. Ztg." berichtet folgendes Nähere: Heute früh 28 Uhr wurde der Herausgeber der „Franks. Ztg.", Herr Sonnemann, der eine Viertelstunde vorher von Köln angekommen war, in seiner Wohnung verhaftet und „zu den Uebrigcn" ins Klapperfelo abgeführt. Aus dem ihm vorgezeigten Haftbefehl ist nicht zu ersehen, ob das bei dem Obertribunal eingcrrichte Sisttrungsgesuch abschlägig beschicken worden, oder ob ein Bescheid darauf gar nicht erlassen worden ist. In dem Beschlusse heißt es: daß der Zeuge rc. Sonnemann in das Untersuchungs- gefängniß abzuführen und daselbst bis zur erfolgten Er füllung seiner Zeugnißpflicht — event. auf die Dauer von 6 Monaten — zu venvahren sei. Es handelt sich, nachdem die Geraer Affaire für die zum Zeugniß Auf gerufenen durch Verjährung erledigt ist, bei Herrn Sonnemann wie bei den seit dem 2. August in Hast befindlichen Redactcuren Curti, I)r. Holthof und Sewigh um den Leitartikel vom 30. März über den „Reptilien fond", für den die Verjährung, waS die Untersuchung gegen den unbekannten Autor betrifft, erst am 30. Sep tember eintritt. X. Nürnberg, 27. August. Nach der gestrigen Plenarsitzung sowie heute hielten sämmtliche Abtheilun- gcn des XII. deutschen Juristentags Sitzungen. Die combinirte I. und 2. Abtheilung erledigte unter dem Vorsitz des Reichsoberhandclsgerichtsprästdenten vr. Drechsler sämmtliche ihr zur Verathung überwiesenen Fragen, und zwar zunächst die Frage: „Ist cs wüuschenswerth und ausführbar, das eheliche Güterrecht für ganz Deutschland durch ein «inhettlichtS Gesetz zu modificiren und auf welcher Grundlage?" Die 3stündige Verhandlung wurde durch ein aus führliches, die zahlreichen Gutachten beleuchtendes Re ferat des Prof. vr. Schröder aus Würzburg eröffnet. Die große Mehrzahl der Redner sprach sich jedoch im Sinne des vom Correfercntcn Handelsgerichtsprästdenten vr. Albrecht (Hamburg) gestellten Antrags aus, und erhob die Versammlung denselben mit überwiegender Majorität zum Beschluß. Derselbe, welcher also lautet: „Das eheliche Güterrecht ist für das ganze Reichsgebiet auf einheitlicher Grundlage zu codificiren, und zwar nach dem System der Berwaltungsgemeinschaft. Es ist jedoch zugleich festzusetzen, daß das Vermögen der Fra«, insoweit dasselbe nicht auf deren Namen angelegt ist und beständig angelegt bleibt, für die Schulden des Mannes haftet", soll dem Plenum zur Kcnntnißnahmc überwiesen werden — Die zweite Frage: „Soll die väterliche Gewalt, insbesondere alS Grund der Beschränkung der Handlungsfähigkeit, kraft des Gesetzes mit der Großjährigkeit des Hauskindes erlöschen?" wurde in Ucbereinstimmung mit den darüber erstatteten Gutachten und den Anträgen der Referenten Adv. l)r. Kißling aus Linz und Rechtsanwalt Leonhard aus Breslau, von der Abtheilung ohne Debatte einstimmig bejaht und Mittheilung dieses Beschlusses an das Plenum zur Kcnntnißnahme beliebt. — Den Schwerpunkt der Verhandlungen bildeten die auf die Vormundschaft be züglichen Gesetzbuchsfragen: „1) Soll die Obervormundschast, soweit sie dem Staate obliegt, durch Einzelrichter oder durch Collegialrichter aus geübt werden? vor, daß sie sich durch eine gewisse Sucht zu äußerlichen Effecten gern einer leichtfertigen Manier im Schaffen hingeben und auch ihren halb oder streng wissenschaft lichen Darstellungen gern jene Schminke verleihen, welche der Musen wie der Minerva nicht würdig ist. Nur zu häufig tritt da eine Wortmusik ein, wo es sich um eine ernste, einfache Aeußerung der Ansicht handeln sollte. Die meisten französischen Schriftsteller gleichen Malern, denen die verzierenden und leider auch verzierten Arabes ken ihrer Gemälde zur Hauptsache gcwordeu sind, wäh rend ihre, eigentliche Kunstaufgabe auf eine dürftige Weise von ihnen behandelt wird. Eine solche Methode hat in Frankreich die Phrase zu einer virtuosen Equilibristin herangcbildet, die auf dem gespannten Seile der Ostentation vor- und rück wärts tanzt. Leider ist sie dabei nicht selten als Bajazzo gekleidet und erregt bei den Verständigen des Publicum» mehr bedenkliche Heiterkeit, als Bewunderung. In der Neuzeit, in welcher der französischen poetischen Literatur viel solider Inhalt abhanden gekommen ist, hat diese Phrase eine solche Entfaltung gefunden, daß man ein ganzes Buch, augrfüllt mit französischen Redensarten - renommirter Schriftsteller, herausgrbrn könnte, deren Tiradenaufbau fabelhaft ist, deren Sinn hingegen weniger als nichts bedeutet. Diese in der französischen Geschichtschreibung und Politik so nachtheilig florirende Methode gestaltete jene Erscheinung der Nationaleitelkeit, welche zu einem wür digen Völkerwetteiser untüchtig macht, die Begriffe ver wirrt und das Urtheil über die eigenen Fehler verblen det. Es hält dabei sehr schwer, Liebe bei den Nachbarn zu erwecken, selbst wenn diese so bereitwillig wie die Germanen sind, alle fremde Bedeutung anzuerkennen. Wir gingen in dieser Anerkennung bekanntlich so weit, daß wir in den entgegengesetzten Kehler verfielen und über unserer Theilnahme und Freude an ausländischer Größe die Beachtung vaterländischer Thaten vernach lässigten. Das konnte jenseits des Rheins niemals geschehen. Es gab für die dortige Weltausfassung nur eine große Nation, und das war die französische. Die Sonne der Vollendung sckien nur über französischer Erde. So ruhte Alles und leider auch die Sclbsterkcnnt- niß auf oem Lorbeer des Ruhmes, ja und noch mehr, sie schlief sanft darauf ein. Dies ist ein sehr wichtiges Moment, welches man nicht scharf genug ins Auge fassen kann. Es wurde die Ursache schwerer Folgen, es entwickelte eine Zeit- krant^eit, die erst gegenwärtig in Frankreich ihre Acrzte findet. Ob auch ihre Heilung, ist eine andere Frage, eine der Zeit. Durch die französische Literatur zieht sich nämlich eine Erscheinung hindurch, welche in solcher Regelmäßig keit und Ausdehnung nirgends ihres Gleichen hat: cs ist die Kritiklosigkeit gegen das eigene Volk und seine Schwächen, welche aus der cingeschlafenrn Selbsterkcnnt- niß, aus der Verblendung über französische Gloire, aus der zu geringen Würdigung der übrigen europäi schen Culturbcstrcbungcn, aus der einseitigen Auffassung der Weltgeschichte, aus dem Hang zur Bespiegelung des eigenen Jchs mit logischer Consequrnz hervorgeht. Dadurch degradirt sich der Nationalstolz zur Natio naleitelkeit, welche die Schwächen der eigenen Nation übersieht. Wir finden dieses kritiklose Sichsell stgcnügen unter den französischen Schriftstellern, von denen immer nur wenige eine Ausnahme zeigten, so ausgcpräg:, daß es einen förmlichen Kultus der Nationalschmeichelci bildet. Das französische Publicum hat sich an diese Toleranz, die Honig selbst aus gemachten Blumen saugt und für alle kleine und große Blößen und Schamlosigkeiten ein clegantes Feigenblatt bereit hat, dergestalt gewöhnt, daß es in derselben gar keinen Jndiffercntismns, sondern nur noch eine Pflicht der Höflichkeit, einen Cultus gegen den französischen Genins erblickt. Die Schriftsteller selbst scheuten ihrerseits die Verletzbarkeit dieses verwöhnten Publicums; sie nahmen sich vor drm vermeintlichen Zorn dieses Publicums in Acht und brachten ihm Sühn opfer dar durch Verspottung des Fremden, wie der Hirt Abends in der Wüste gern dyn Könige der Thiere ein Lämmlein hinwirft, um seine eigene Haut verschont zu sehen. Wir wiederholen, daß die Folgen dieser leichtfertigen Toleranz für Frankreich sehr schwere gewesen sind. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß die Diplo matie und verschiedene Organe und Vertreter der Ne- gierungsgcwalt diese Phrase mit einer Vorliebe gepflegt haben, welche zu den lächerlichsten Resultaten führte. Gerade in diesem Felde bewährte cs sich, daß oft ein Wort zur rechten Zeit sich einstellt, wenn feste Begriffe fehlen oder — nicht ausgesprochen werden dürfen. Die Neigung zu solchen Surrogaten ist auch in gleichen Kreisen anderer Nationen vorhanden; nur fehlt ihnen zur gelungenen Ausführung das glückliche, oder wenn man will unglückliche Material der französischen Sprache. Die Engländer und die Deutschen sind schlimm daran; sie können, ohne selbst den Kindern in der Schule albern zu erscheinen, keine Sätze und rhetorische Perioden con- struiren, von denen man schließlich nichts weiter als einige Vocabelu in der Hand behält. Bei uns will man stets wissen, was ein Ausspruch eigentlich heißt; in Frankreich oft nur, wie er klingt. Mit Zunge und Lunge kann der Franzose bis zn einem gewissen Grade das Gehirn ersetzen, wenn er kcins hat oder keins ge brauchen will. (Forts, folgt.)
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