Volltext Seite (XML)
«rrd Anzeiger «» jßW-tti TrlegranM-Adresfe: ,,Lage-latt", Ri.' Rr A, Her Wnigl. MMMptVMnMaft - K 246. Sonttkbend - ^-< ichr<-- Md ne» M Ak yL t.' Daö Riester Tageblatt erscheint jeden Tag abends mit Ausnahme der Sann- und Festtage. Bierletiala1>a>el ^egigopreid bei Äblialnng in der Expedition in Riesa 1 Mark 5>0 Psg., diuch nnsete Ttager srrt ins Haus I Mark 6S Psg.. bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstaltcn 1 Mark 65 Psg., durch den Briestrüger frei ins Hans 2 Mark 7 Psg. Auch Monatsabonnements werden angenommen. Anzrigeu-Anuahme für die Nummer des Ausgabetage« bis vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und «erlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethestraße 89. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. - Neber die L c s ch äft-slage auf der Elbe schreibt das „Schiff" aus Aussig uutcrm 17. Oktober: In Ocrttrches und Sächsisches. Riesa, 21. Oktober 1906. — Einen sehr bemerkenswerten JubiläumStag hatte heute unsere Gasanstalt. Vor 40 Jahren, am 21. Oktober 1805, ebenfalls einem Jahrmarkt-Sonnabend, gab die Anstalt „das erste glänzende weithin strahlende Gaslicht" — so berichtet das damalige „Elbeblatt" — an Privatkonsumenten ab. „Die Freude darüber war allge mein. Am folgenden Sonntag fing dann auch die äußere Stadt an, an einigen Stellen mit Gaslicht sich zu schmücken und am Montag sollten die Straßen der ganzen Stadt zum ersten Male im Gaslicht glänzen" — so bemerkt das zitierte Blatt weiter. — Man war damals ganz erheblich bescheidener in den Ansprüchen. Heute wird fast nur noch bei Gasglühlicht gearbeitet und selbst dieses wird vielfach noch nicht als genügend empfunden. Zum Ruhme unserer heutigen Jubiläumsanstalt muß aber anerkannt werden, daß sie allzeit auf der Höhe erhalten worden ist und daß die damaligen Hoffnungen, „daß sie sich bewähren und daß sie rentieren möge", sich voll erfüllt haben. Die Anstalt arbeitete bei ihrer Betriebseröffnung mit 75 Konsumenten bez. Gasuhren und hatte im ersten Jahre einen Verbrauch von 33 000 obm. Jetzt sind 1035 Konsumenten bez. Gas- uhren vorhanden und der heurige Jahreskonsum wird 650 000 obw erreichen. Die Anstalt wurde zunächst ge leitet 6 Jahre von einem Herrn Dietrich; dessen Nachfolger war der gegenwärtig noch und zwar seit 33 Jahren am tierende Herr Direktor Stork. — Zur Feier des Tages hatte heute die Anstalt Flaggenschmuck angelegt. — Theater. Wenn wir das Spiel des „Berliner Residenz-Ensemble" schon immer günstig beurteilen konnten, so hat doch Herr Direktor Peinert gestern abend mit der Aufführung von Gerhard Hauptmanns Märchendrama: „Die versunkene Glocke" eine künstlerische Tat vollbracht. Zunächst ist ihm daS hiesige Publikum sicher dankbar, daß er dieses Drama — sonst nur Repertoirstück der Großstadt bühne — hier aufgesührt hat; sodann ist es aber auch sehr erfreulich, daß ein vollbesetztes HauS seine Mühe lohnte. Die Schauspieler, denen der Dichter in dem Drama eine große Aufgabe zu lösen gibt, führten ihre Rollen sämtlich gut durch. Große Anerkennung verdienen wieder: Fräul. M. Wolf als Rautendelein, Fräul. Skavellen als Magda, Herr Betz als Glockengießer und besonder« auch Herr Schmitz als faunischer Waldgeist. — Auch die Dekorationen und Kostüme entsprachen vollständig den Forderungen.des Dichters. — Der hiesige Zweigverein des Evangel. Bundes wird nächsten Mittwoch abends 8 Uhr im „Wettiner Hof" seine erste Versammlung im laufenden Winterhalbjahr hatten und zwar wird in dieser Versammlung Herr Pastor Weichelt auS Zwickau über daS sehr zeitgemäße und gewiß allseitiges Interesse erregende Thema sprechen: „Die kulturelle lieber- legenheit des Protestantismus über den Romanismus." Wir verfehlen nicht, unsre evangel. Mitbürger heute schon darauf aufmerksam zu machen. — Die Zeit der Stadtverordneten-Ergän- zungSwahlen kommt wieder näher. Es haben mit Ablauf dieses JahreS aus dem Stadtverordneten Kollegium auszuscheiden, sind aber wieder wählbar, die Herren Braune, Kretzschmar, Müller und Nitzsche als Ansässige, sowie die Herren Fischer und Schütze als Unansässtge. An Stelle des verstorbenen Herrn Oehmichen hat Ersatzwahl stattzufinden. — DaS Kaiser-Panorama bietet diese Woche interessante Ansichten auS unserem Kolonialgebiet: Aus Ostafrika, wo gegenwärtig bekanntlich ein Aufstand durch unsere deutschen Krieger niedergeschlagen werden muß. Die Vorführungen find also von aktuellem Interesse und eS ist Gelegenheit geboten, Land und Leute in natur wahrer Darstellung kennen zu lernen. — Wir wollen nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß mit heute die Frist zur Entrichtung der Einkommen- und der ErgänzungSsteuer abgelaufen ist. Wegen der Rück- stände wird nunmehr das ZwangSoollstreckungSverfahren «ingelettet werden. — Den ersten scharfen Frost — 1,5 " brachte die vergangene Nacht. Es find ihm all die Herbstblumen, die noch die Gärten schmückten, erlegen und auch daS Laub, da« sich bislang noch auf* den Bäumen hielt, fällt nun massenhaft zur Erde nieder. der vergangenen Wockp haben di« Draunkehlen Verladung.'n am hiesigen Platz« ein tägliches Durchschnittsqnantum von etwa 750 Waggons^erreicht. Auch! für die nächste Zeit ist mit annähernd gfwickM Ziffern zu rechnen, es würde sogar möglich sein, noch höhere Ziffern zu erreichen, wenn die Schichte nicht unter, dem so ungeheuren Wagenmangel z!u leiden hätten, sondern flott fördern könnten; so müs sen die Werke oft viertel und halbe Tage stehen, wegen Mangel an leeren Waggons. Dieser Waggonmangel ist in diesem Jahre ganz! außerordentlich stark, so das; die Kundschaft sich auf längere Lieferfristen, Per Wasser so gut wie per Lahn, einrichien must, da es" den Werken ganz! unmöglich ist,, die geforderten Quantitäten prompt zu schaffen. Der Laderaum:' an der Elbe ist nicht über mäßig groß, so daß die Nachfrage, namentlich in Elb- kähnen vollkommen gedeckt wird, wogegen kleine Fahr zeuge immer noch gesucht sind. Gegenwärtig sind die Frachten folgende: Nach Dresden 180—200 Pf., je nach Kahngröße, Dessau 260 Pf., Magdeburg 270 Pf./ Tanger münde 290 Pf., Wittenberge, Tömitz^Hamburg 320 Pf., Brandenburg 375 Pf., Potsdam 395 Pf., Genthin 315 Pf., Oranienburg MO Pf., Zehdenick 590 Pf. per Tonne pro 1000 Kilogramm. Die Obst- Und Getreideverladungen sind immer noch sehr lebhaft, doch dürsten die Obstjver- laidungeu binnen kurzer Zeit ettvas^ schwächer werden, weil die Gefahr des Erfrierens auf den: Transport sehr nahe rückt. Dagegen ist das vollschisfige Wasser dem Getreidetransport direkt von den oberen Elbe- und Mvl- daushalionen sehr dienlich weil die Fahrzeuge von dsort mit voller Ladung schwimmen können. — Die nächste Feldpost für Briefe nach Afrika geht wieder am Freitag, den 27. Oktober von Berlin ab. Sie benutzt wie die letzte Feldpost einen englischen Dampfer der Union-Castle Mail Steamship Company. Schon am 17. d. M. geht von Kapstadt ein Reichspostdampfer auf der Heimreise in See. Er legt fahrplanmäßig am 19. November in Swakopmund an. An demselben Tage geht auch von Hamburg der Reichspostdampfer „Feldmarschall" ab. Er ist fahrplanmäßig am 21. November in Swakopmund. Der „Feldmarschall" wird deshalb nur für Feldpostpakete be nutzt, die über England nicht befördert werden. Pakete, die mit der Feldpost für die ermäßigte, einheitliche Gebühr von 1 M. für 5 Pfund befördert werden sollen, müssen späte stens am 25. oder 26. Oktober der Post übergeben werden. Feldpostpakete dürfen nicht erheblich über 35x15x10 cw groß sein und müssen dauerhaft in Kisten oder feste Kar tons verpackt werden. Die äußere Umhüllung muß aus haltbarer Leinwand oder Wachsleinwand mit fester Um schnürung bestehen. — Es kommt vielfach vor, daß im Spätherbste den Taubenbesitzern die während des Sommers mit großer Mühe ausgebildeten Tauben zum großen Teil fortge- schoffen werden. Häufig ist noch die irrige Ansicht ver breitet, daß jede im Felde angetroffene Taube geschossen werden darf. Daher sei besonders darauf aufmerksam ge macht, daß nach dem Reichsschutzgesetz für Brieftauben vom 28. Mai 1904 das Töten oder Festhalten einer Militär brieftaube strafrechtlich verfolgt wird. Auch die gewöhn- lichen Tauben genießen jetzt gesetzlichen Schutz. Militär brieftauben tragen unter jedem Flügel dcn Schutzstempel, daS kaiserliche Wappen und den VerbandSring. Die wenig sten haben eine Ahnung davon, waS eine Brieftaube kostet, bis sie als Kriegsbote ausgebildet ist. Wenn nun ein solches Tierchen, daS schon seit mehreren Jahren von entfernten Gegenden prompt seine Heimat immer wieder gefunden und seinem Besitzer so manchen Preis gebracht hat, geschossen wird, so ist das ein sehr empfindlicher Verlust. Dem Staate aber wird ein wichtiges Werkzeug für den Fall einer Lan desverteidigung geraubt. Die vielfach in landwirtschaftlichen Kreisen noch verbreitete Ansicht, daß die feldernden Tauben nur schaden, ist längst widerlegt. Es ist festgestellt, daß sie eine Unmasse Unkraulsamen und Schnecken vertilgen, und daß von einem geringen Schaden nur zur Zeit der Saat die Rede sein kann. Darum ergeht auch an die Landwirte die dringende Bitte: Schützet die Tauben! — Nach dem amtlichen Bericht der Kgl. Kommission für da« Veterinärwesen über die am 15. Oktober 1905 im Königreiche Sachsen herrschenden ansteckenden Tierkrank ¬ heiten waren verseucht durch Milzbrand 6 Gemeinden und 6 Gehöfte, Rotz 2 bez. 2, Bläschenausschlag der Rin der 3 bez. 6, Rotlauf der Schweine 5 bez. 5, Schweine seuche einschließlich Schweinepest 11 bez. 11, Geflügelcholera 25 bez. 38, Hühnerpest 1, Brustseuche der Pferde 2 bez. 2, Rotlaufseuche der Pferde 2 bez. 2, Gehirnrückenmarkscut zündung der Pferde 13 Gemeinden bez. 13 Gehöfte. )( Gröba. Vergangenen Dienstag brachte die Feuer wehr des Eisenwerks ihrem scheidenden Kommandeur Heren Oberingenieur Ohler ei: cn Fackelzug, trug einige Lieder vor und überreichte zum Andenken ein Bild der gesamten Wehr. Döbeln. In nicht geringes Staunen wurde eine Familie versetzt, als sie beim Zubettgehen wahrnahm, daß es sich in einem ihrer Gastbetten eine fremde Person ge mütlich gemacht und dem sanften Schlummer hingegeben hatte. Der ungebetene Gast entpuppte sich als ein neun jähriger Schulknabe aus Gadewitz, der seinen Eltern ent laufen war und sich in das Zimmer eingeschlichen hatte. Der jugendliche Ausreißer wurde der Polizei übergeben, die ihn vorläufig in Verwahrung nahm und später für die Abholung durch die Eltern sorgte. Dresden. Neber den geplanten Empfang des Kai sers in Dresden schreibt der „Tresfdn. Anzeiger": „Zu dem Besuche Sr. Maj. des! Kaisers! in Dresden am 25. Oktober, dem ersten, den er unserem jetzigen König av- stiattet, sollen die Prager Straße, der Altmarkt nnd die Auaustusbrückc festlich geschmückt werden. Ter Kaiser wird voraussichtlich um 11 Uhr auf dem Hauptbahnhofe ankommen. Nach dem Empfange im Kahnhofe soll Se. Majestät dnrch die stüdt. Behörden am Eingänge der Prager Straße feierlich begrüßt werden. Dazu werden zunächst beim Kaiser-Cafs zwei sieben Meter Hohe Py lone errichtet, die ein Reichsandler, auf dem Reichs apfel stehend, krönen wird. Dann folgt der Ehrenhof, innerhalb dessen die Begrüßung vor sich gehen wird. Die Ehrenpforte wird 13 Meter hoch sein und die ganze Straße bis auf ein Meter links und rechts' einnehmeu; die Durchfahrt wird 7 Meter hoch 6^ Meter breit und 6 Meter tief sein. Den Giebel schmückt ein mächtiger Adler, die Pylone linksi und rechts davon tragen auf der Südseite das sächsische und das Dresdner Wappen, auf der Nordseite die Wappen: der Wettiner und der Hohen- zollern. Obenauf stehen mächtige, Posaunen blasende Engel, zwischen ihnen erhebt; sich je eine mächtige grüne Pflanzenkugel von 3 st- Meter, Durchmesser mit vergoldeten Kugeln, und über dem Giebel steht ein Feuerbecken. Von der Ehrenpforte werden weitere sechs große Blumenkübel aus kraftvollen Postamenten stehen,ugtüne Bäume mit gol denen Früchten tragend. Auf der Stadtseite erhalten die Pylone Flamrneubeckeu zur Beleuchtung für die abend liche Rückfahrt des! Mi fers' nach dem Theatre parö. Der ganze Ehrenhof mit dem Triumphbogen wird sich' durch große Formen aus'zcichnen und ist; ganz auf eine ruhige und monumentale Wirkung berechnet; in den Farben wer den gold und grün vorherrschen. Das; Rathaus soll nur durch echte persische Teppiche mit großen goldenen Krän zen geschmückt jverden. Längs der Straße am Rathaus werde« wiederum sechs! Blumenkübel shehen; an den drei anderen Seiten des! Marktes Mastfen, von denen je zwei mit dazwischen sehenden kleineren Maibäumen durch Ranken zu einer Einheit verbunden sind." Dresden, 19. Oktober. Um den vielfach zu hohen Taxierungen der Baustellen und Grund stücke in Zukunft vorzubeugen, hat die Innung Dresdner Baumeister Grundsätze für Grundstücks-Schätzungen aus gearbeitet und sie den Behörden und Darleihungs-Ir,sti- tuten zngehen lassen. AuS diesen Grundsätzen sind folgende Punkte von besonderer Bedeutung, weil sie geeignet sino, dem vielfach beobachteten Ueberbieten von Baustellen nnd Wohnhäusern entgegenzutreten. Tatsächlich bringen die zu hohen Schätzungen nicht nur den Gelddarleihern und Hypo thekengläubigern Gefahr, sondern auch dem soliden, seßhaften Grundbesitz. In diesen Grundsätzen heißt eS u. a.: Grund stückseinschätzungen sind mit größter Gewissenhaftigkeit und Soigkalt vorzunehmen, da Schätzungen stets von großer Bedeutung sind, insbesondere wo sie Unterlagen für die Beleihung von Grundstücken bilden. Grundstücksschätz ungen müssen vom Beauftragten selbst ausgeführt werden und nicht durch einen Vertreter, weil hier rein persönliches