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Dresdner S Zouma!. Ttoniglieh Säehsisehev Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien nnd der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 65. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. Dienstag, 19. März 1S1L Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1», sowie durch die deutschen Postanstalten S Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern »0 Ps. Erscheint: Werktags nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 1S»V, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile SV Pf., die Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) iso Pf. PreiSermäßigg. aus Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Der Retchdtap fetzte gestern die zweite Lesung deS CtatS des Reichsamts des Innern fort und begann dann die Ver handlung über die Anträge der Budgetkommisfion betreffend die Änderung des Kaligesetzes. Das preußische Abgeordnetenhaus begann gestern die Besprechung der Interpellationen über den Streit im Ruhr» rebier. * In Gelsenkirchen sind sechs Personen nach dem Genüsse von felbstbereitetem Branntwein gestorben. Rach der Zusammenstellung des Oberbergamtes zu Dortmund sind gestern von 32241« Bergarbeitern 14« 487 angefahren. Der K K. Österreichische Klngtechnische Verein in Wien veranstaltet in der Zeit vom 18. Mai bis zum 23. Anni d.J. eine Antcrnationalc FlngauSstelluug. In Verbindung damit plant der N. K. österr. Aero-Club zu Wien ein Internatio nales Asiatisches Meeting. » Rach einer Meldung auS Brüx haben gestern im dortige« Bezirke die tschechisch-Rationalen und anarchistischen Berg arbeiter de« Streik besonnen. « Der erste Lord der Admiralität, Churchill, begründete gestern im Unterhause in bedeutungsvollen Ausführungen den britischen Flottcnetat. * Premierminister «sgutih wird hente im Unterhause den Gesetzentwurf über die Gewührnng eines Mindestlohnes an die Bergarbeiter einbringen. In San Antonio (Texas) sind bei der Explosion eines LotomotivkesselS 2S Personen getötet und eine Anzahl ver letzt worden. Amtlicher Teil. A n > a g t. Auf Allerhöchsten Befehl wird den am Königlichen Hofe vorgestellten fremden und einheimischen Herren und Damen, sowie den Herren Mitgliedern der beiden hohen Kammern der Stände- versammlung hiermit bekannt gegeben, daß am Ostermontag, den 8. April 1912, Abends 8 Uhr 30 Min., ein Hof-Konzert in den Paradesälen des Königlichen Schlosses stattfindet. Seine Majestät der König, sowie Ähre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Krau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde werden die ge nehmigten Vorstellungen der angemeldeten Herren und Damen vor dem Konzerte, 8 Uhr 30 Min., im Marmor saal anzunehmen geruhen. (Versammlung des Königlichen großen Dienstes: 8 Uhr 15 Min. im roten Salon.) Anzng: Die Herren vom Zivil: Uniform oder Hofkleid; Die Herren vom Militär: Parade-Anzug; Die Damen: Ausgeschnittenes Kleid, kurze Ärmel. Jede Trauer wird abgelegt. Dresden, am 18. März 1912. Königliches Oberhofmarschallamt. Anfahrt der Wage«: Alle Wagen fahren in daS König!. Schloß durch das nach der katholischen Hoskirche gelegene grüne Tor em. Abfahrt der Wagen: a) Königliche und Prinzliche Wagen vom kleinen Schloßhofe durch das Tor nach der Schloßstraße (Diener erwarten die Herrschaften im II. Stock zwischen der Haupttreppe und der Oberhosmeisterin-Treppe, Aufgang über letztere). b) Wagen der Herren Gesandten, der Häupter des Fürstlichen Hauses Schönburg und der Gräflichen Häuser Sckönburg, Solins und Lippe, der Herren Staat-minister, Generale d. I., d. K. und d. A. vom kleinen Schloßhofe durch das Tor nach dem Taschenberg (Diener erwarte,: die Herrschaften aus dem obersten Absatz der Obcrhofmeisterin-Treppe). o) Alle übrigen Wagen vom großen Schloßhofe durch das Tor nach der Schloßstraße (Diener erwarten die Herrschaften im Garde-Reiter-Wachtsaale I. Stock, Aufgang über die Küchenturm treppe). Für Kraftwagen und Droschken, einschließlich Automobil- oroschken, An- und Abfahrt im K. Mittelpalais am Taschenberg (Diener erwarten die Herrschaften im I. Stock des Residenzschlosses zwischen der Haupttreppe und der Oberhofmeisterin - Treppe. Aufgang über letztere). Für die zu Fuß nach dein Königliche» Schlosse kommenden Herren wird die Pforte Ecke der Schloßstraße und des Taschen bergs geöffnet sein. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer an der Bürgerschule in Waldheim OScar Emil Reutet anläßlich seines Übertrittes in den Ruhe stand das Verdienstkreuz zu verleihen. Eine Anzahl Geschäftsinhaber in Marienberg hat auf Grund von 8 139 k der Reichsgewerbeordnung den Antrag gestellt, den Achtuhrladenschlutz für alle Ge schäftszweige mit offenen Verkaufsstellen in Marienberg und für alle Werktage anzuordnen. Ausgenommen sollen bleiben: 1. alle Sonnabende, 2. die in der Bekanntmachung des Stadtrats vom 18. Oktober 1905 festgesetzten Tage, sowie 3. die gemäß 8 139e Absatz 2 Ziffer 2 der Reichs gewerbeordnung von der Polizeibehörde weiter festzusetzenden Ausnahmelage. Zur Absetzung des nach 8 139k Absatz 3 der Reichs gewerbeordnung vorgesehenen und in der Bekannt machung des Reichskanzlers vom 25. Januar 1902 (Reichs gesetzblatt Seite 38 flg.) geregelten Verfahrens wird Herr Bürgermeister Carl in Marienberg als Kommissar bestellt. 648 iv Chemnitz, am 14. März 1912. 1974 Dir «reishauptmannschaft. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil ) Richtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 19. März. Se. Majestät der König empfing mittags die Hofdepartementschefs zum Rapport. Dresden, 19. März. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg wird heute abend 8 Uhr das vom Lehmann-Osten-Chor im Ausstellungspalaste veranstaltete Konzert zum Besten des Freistellenfonds der Ehrlichschett Musikschule mit Höchstihrem Besuche auszeichnen. Dresden, 19. März. Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Mathilde wurde heute früh 8 Uhr aus Anlaß ihres Geburtstags eine Morgenmusik vom Hornisten korps des 2. Jägerbataillons Nr. 13 dargebracht. Um 12 Uhr empfing Ihre Königl. Hoheit die früheren Hof staaten und daran anschließend die im Dienste befindlichen Damen und Herren zur Entgegennahme ihrer Glück wünsche. 1 Uhr fand bei Ihrer Königl. Hoheit Familien tafel statt, an der Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses teilnahmen. Deutsches Reich. Bundesrat. In der am 16. d. M. unter dem Vorsitz des Staats sekretärs des Innern vr. Delbrück abgehaltenen Plenar sitzung des Bundesrats wurde, wie nachgetragen sei, auch der Vorlage, betreffend Abänderung des Musters zu dem Quittungsbuche für Invaliden und Renten empfänger, und der Vorlage, betreffend den Entwurf einer Bekanntmachung über die Pauschbeträge, die von den Versicherungsträgern zu den Kosten der Oberver sicherungsämter zu entrichten sind, die Zustimmung er teilt. Die gleiche Beschlußfassung erfolgte über die Vor lage, betreffend den Besoldungs- und Pensionsetat der Reichsbankbeamten auf das Jahr 1912. Darauf wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. Die Deutschen in Argentinien. In Kreisen, die sich die Förderung des Deutschtums im Auslande angelegen sein lassen, begegnet man nicht selten der Ansicht, daß die Ausländsdeutschen selber für diese Aufgabe, obwohl sie ihnen am nächsten liegen sollte, nur geringe Opfer brächten. Um so bemerkenswerter dürften folgende Angaben sein, die der „Köln. Ztg." aus zuverlässiger Quelle über die Leistungen der deutschen Kolonien in Buenos Aires und Rosario zugehen. In Buenos Aires unterhalten unsere dortigen Landsleute fünf große deutsche Schulen, die evangelische Kirche, ein deutsches Krankenhaus, das deutsche Seemannsheim, den deutschen Frauen- und den deutschen Hilfsverein. Für diese Anstalten und Vereine hat die deutsche Kolonie der argentinischen Hauptstadt im vergangenen Jahre ins gesamt, die Schulgelder eingerechnet, nicht weniger als 882724 M. aufgebracht (gegen 747708 M. im Jahre 1910). Verhältnismäßig kaum weniger beträchtlich sind die entsprechenden Aufwendungen in Rosario. Sie be trugen im Jahre 1911 64739 M. und im Jahre 1910 sogar 106203 M. Ähnlich anerkennenswerte nationale Leistlingen werden aber, ohne daß sie bekannt werden, auch an vielen anderen Orten im Auslande zu ver zeichnen sein. Jnlerpellationsdebatte im preußischen Abgeordneten hause wegen des VergarbeiterstreitS im Ruhrgebiet. Berlin, 18. März. Auf der Tagesordnung stehen die Interpellationen der Konservativen, Frei konservativen, Nationalliberalen, Freisinnigen und des Zentrums betreffend den Bergarbeiterstreik im Ruhrkohlenrevier. Nach der Begründung der Interpellation nimmt das Wort: Handelsminister Dr. Lydow: Der Stellvertreter des Reichs kanzler» hat bereits im Reichstag erklärt, daß es sich bei dem Streik in erster Linie um eine preußische Angelegenheit handelt, für welche die preußische Gesetzgebung und der preußische Laud tag zuständig sind. (Sehr richtig! recht?.) Aus die Lohn bewegung wird als eine der Ursachen des Streiks hingewiesen. Das Ende des Jahres 1907 und der Anfang des Jahres 1908 werden als der Höhepunkt in bezug aus die Löhne gegenüber der ganzen früheren Zeit angesehen. Im Jahre 1908 kam die Kon- junktur ins Stocken und die Löhne sanken. 1910 wurde die wirtschaftliche Lage wieder besser, und die Arbeiterorganisationen traten deswegen mit der Bitte um Lohnaufbesserung hervor. Da diese Forderungen mit dem Hinweis aus ein weitere» Sinken der Kohlenpreise abgelehnt wurden, beschloß der christliche Ge werkverein, sich abwartend zu verhalten, während der sogenannte Dreibund auf Gründ einer von dem internationalen Arbeiter- komitee am 27 Januar 1911 in Dover gefaßten Resolution be schloß, die Lohnbewegung weiter zu verfolgen. (Hört, hört!) Da im Jahre 1911 die steigende Konjunktur anhielt, kam Ende dieses Jahres die Lohnbewegung wieder in Fluß. ES kamen die bekannten Eingaben der drei Arbeiterverbände an die Zechenverbände und die Zechenbesitzcr. Am 7. März haben wir uns mit den Zechenbesitzern in Verbindung gesetzt und sie ersucht, diese Fragen mit den Arbeiterausschüssen zu behandeln. Zu derselben Zeit fand die bekannte Besprechung des Staatssekretärs vr. Delbrück mit Reichstagsabgeordneten statt. Bei den Verhandlungen der fiskalischen Zechen mit den Arbeiter ausschüssen sind diesen Lohnerhöhungen nach Maßgabe der Art der Arbeit in Aussicht gestellt worden. Eine Erhöhung freilich um 15 Proz. haben wir mit den wirtschaftlichen Interessen der fiskalischen Zechen für unvereinbar erklärt. Wenn ci.' Verhand lungen mit den Arbeiterausschüssen nicht zum Resultat gefübrt haben, so trifft die fiskalischen Zechen nicht die Schuld daran. Mit einer schematischen progressiven Lohnsteigerung können wir nicht vmgehen. Bei den verschiedenen Verhältnissen aus den ver schiedenen Gruben fehlt uns dazu jede feste Basis. Deshalb haben die fiskalischen Zechen nicht mehr in Aussicht gestellt, al» eine allgemeine Lohnerhöhung zuzusagen. Der Hauptgrund für den Streik liegt nach meiner Ansicht darin, daß die Bergarbeiter die durch den englischen Streik geschaffene günstige Lage ans nutzen wollten, um gegenüber den Werkbcsitzern Forderungen durchzusetzen, die sie sonst nicht zu erreichen hoffen konnten. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Anwalt der Zechen!) Jawohl, ich bin Anwalt von Zechen, sie sind mir nachgeordnet. NbrigcnS erkläre ich, daß ich dem Abg. vr. Liebknecht zum letzten Mal ge antwortet habe. Ich würde es dem Hause gegenüber nicht ver antworten können, mich mit ihm weiterhin in Privatgespräche einzulassen (Lebhaftes: Bravo! rechts; großer Lärm und Unruhe bei den Sozialdemokraten. Abg. vr. Liebknecht ruft nach rechts: Sie sind alle zusammen Kinder! Rufe rechts: Unerhört! Glocke des Präsidenten). Präsident Krhr. v. Erffa: Hr. Abgeordneter, ich rufe Sie wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung. Minister Vr. Sydow (fortsahrend): Im allgemeinen kann man sagen, oast wir jetzt mit dem Streik über den Berg sind. Wenn die Konjunktur jetzt umfchlägt, dann ist es fraglich, wie man zu einer Erhöhung der Löhne kommen soll Wir möchten den Streit gern bald beendet f hen; aber solange wir es mit den Bergarbeitern zu tun haben, die unter dem Einfluß der Arbeiter organisationen stehen, haben die Bergwerksbesitzer es nicht ein seitig in der Hand, den Streik beizulegcn. Wir müssen deshalb die weitere Auseinandersetzung den beiden streitenden Parteien überlassen. Die Regierung wird das Ihrige tun, um den Streik nicht unnötig zu verlängern und um die Freiheit der Arbeits willigen zu schützen. (Bravo! recht» ) Unzeitiger Einmischungen müssen wir uns enthalten. Ich hoffe, daß die Streikenden bald zu der Einsicht kommen, daß niemandes Interessen durch den Ltreik mehr leiden, als derjenigen, die man fördern will, die Interessen d r deutschen Bergarbeiter. (Lebhaftes Bravo! recht» und im Zentrum.) Minister des Innern v. Dallwitz: Bereits im vorigen Jahre habe ich hier erklärt, daß e» die vornehmste Aufgabe des Staates ist, die erwerbstätige Arbeit so zu schützen, daß jeder Staats bürger ungefährdet und ungestört seiner Arbeitstätigkeit »a - gehen kann. (Bravo! rechts ) In erster Reihe kommt eS darauf an, rechtzeitig Polizeiaufgebot zum wirksamen Schutz der Arbeits willigen und zur Aufrechterhaltung der Ordnung bereitzustelle«