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MKdmfferÄMatt Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags 18 Uhr Bezugspreis monatl. 2 NM frei Saus, bet Postbestellung t.öu RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 18 Rps Alle Postanstalte». Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle »ehmen zu jeder Zeit Be- st-llung-n entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblattsur Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebsstörun. Gen besteht kein Anspruch ans Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücks erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Anzeigenpreise laut ausllegender Preisliste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: 2g Npf. — DorgcsKri«- bene ErscheinungStage und Platzwünsche werden nach Möglichleit berücksichtigt. — A n z - t g e n-A n n a h m e durch Acrnrus übermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 tcNen^Anzeiqcn'übernc" men wir keine Gewähr. - - — Bel Konkurs und Zwangspergleich erlischt feder Anspruch aus Nachlaß. Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters z« Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Nr. 110 — 98. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 13. Mai 1939 Großdeutschland seht sich durch Geballte Wirtschaftsenergie im Vicrjahresplan. — Zufrie denstellendes Schissahrtsjahr. — Die Ostmark hat nach zuholen. So sehr sich auch die Westmächte im Bunde mit Ame rika bemühen, Großdeutschland Schwierigkeiten auf dem Weltmarkt zu bereiten und es von der Weltwirtschaft mög lichst auszuschalten, so wird sich die gewaltige wirtschaft liche Energie des 86^-Millionenvolkes doch mit elemen tarer Wucht durchsetzen. Als Käufer wie als Produzent ist Großdeutschland für die Entwicklung der Weltwirt schaft von entscheidender Bedeutung. Seine Entfaltung hemmen zu wollen, ist vergeblich. Diese Feststellung stellt Staatssekretär Paul Körner, der ständige Vertreter des Beauftragten für den Vierjahresplan, in der Zeitschrift des Oberkommandos der Wehrmacht an den Anfang seiner Betrachtung, mit der er nachweist, daß Großdeutschland nicht nur ein-machtpolitisch, sondern auch Wirtschaf t- lichent scheidender Faktor in der Welt ist. Gewiß haben wir, so gibt der Staatssekretär zu, als volkreichstes Land ohne Kolonien mit schweren Widerstän den zu kämpfen, aber wir werden mit diesen Widerständen fertig werden, wie das Ergebnis der bisherigen Leistung und der beispiellose deutsche Wirtschaftsaufstieg beweisen. Staatssekretär Körner zählt dann die im Rahmen des Vierjahresplanes von allen Wirtschaftszweigen erzielten großen Erfolge auf, weist auf die Leistungen der Land wirtschaft hin, die uns der Sorge nm das Brotgetreide enthoben, unterstreicht, daß Deutschland heute der bei wei tem größte Roheisen- und Rohstahlerzeuger Europas ist und in der Welterzeugung als zweiter hinter USA. folge, erwähnt weiter, daß die Erzeugung von synthetischem Kraftstoff allein im Altreich in den letzten zwei Jahren der Menge nach verdoppelt wurde und vermerkt schließlich, datz sich die Produktion von Leichtmetallen und die Her- siellung von Zellwolle seit 1936 im Altreich auf rund 350 bom Hundert erhöht habe. Wie die jetzt vorliegenden Reedereiabschlüsse für das Schiffahrtsjahr 1938 zeigen, hatte die deutsche Seeschiffahrt in zahlreichen Fahrtgebieten eine erhöhte Beschäftigung, die sich allerdings gemäß der struk turellen Veränderung des deutschen Außenhandels stärker in der heimkehrenden als in der ausgehenden Fahrt zeigte. Im ganzen aber reichten die anfallenden Ladungen aus, um für die meisten Reedereien mit erhöhten Verschiffungs mengen auch erhöhte Umsätze zu erzielen. Zwar sind die Selbstkosten nicht unbeträchtlich gestiegen, aber die Ver dienstspanne ermöglichte doch noch eine beschränkte Finan zierung der Flottenerneuerung. Ein Teil der Reedereien hat auch die Aktionäre an dem Gewinn beteiligt, und im allgemeinen können die Gewinnausschüttungen das in der Schiffahrt angelegte Privatkapital befriedigen bzw. zu neuen Anlagen reizen. Das gilt namentlich für die Ge winnverteilung der mittleren und kleineren Gesellschaften. Wenn das Schiffahrtsjahr 1938 zufriedenstellend war, so ist das um so höher zu veranschlagen, als gerade die über seeische Schiffahrt besonders empfindlich gegen die gering sten Veränderungen im überseeischen Warenaustausch ist und jede politische Störung sofort verspürt, da sie eine Verzögerung oder eine Unterbrechung des Ladungsanfalls bedeutet. Weitere Schwierigkeiten entstehen durch die teil weise Ueberalterung der Flotte, durch den Währungs abstand und durch die aus politischen Gründen gegen Deutschland gerichteten Handelserschwernisse zahlreicher überseeischer Länder. Die Ueberseeschiffahrt wird in Zukunft alle Kräfte an zuspannen haben. Der Flottenpark mutz erneuert werden und es gilt, die vielen Verlustmöglichkeiten auf Grund der politischen und handelswirtschaftlichen Störungen, denen die für den deutschen Außenhandel so wichtigen Gesell schaften infolge von Boykotthetze und Mißtrauen ausge setzt sind, Herauszuwirtschaften. Wie die Ostmark in der Systemzeft infolge Ver sagens der öffentlichen Stellen gegenüber dem Altreich ins Hintertreffen geraten ist, und was sie nach ihrer Rück gliederung ins Reich nachzuholen hat. ist an einem Bei spiel, an der Schweinezucht, zu ermessen. Im Alt reich ist es dank der vielseitigen Förderung im Laufe von fünf Jahren gelungen, die Jnlandserzeugung um 420 000 auf 2,21 Millionen Tonnen zu steigern. Diese Aufwärts bewegung konnte Oesterreich in der Systemzeit wegen der verfehlten Handelspolitik nicht mitmachen. Die Schweine zählungen 1934 und 1938 zeigten das, denn sie brachten keine nennenswerten Unterschiede. Notwendig ist es, daß die Schweineerzeugung der Ostmark durch Sicherung der Futtergrundlage, Verbesserung des Zuchttyps, Verbesse rung von Schweineställen nnd entsprechende Fütterung den Aufschwung des Altreichs nachholt. Ein Lehrgang, der am 20. Mai in Salzburg durch Minister Ing. Reinthaller für die drei österreichischen Landcsbauernschaften eröffnet wird, ist als Auftakt der Gemeinschaftsarbeit der Landes- fllÄveinezuchtverbände Donauland, Südmark und Alpen land gedacht. Der Lehrgang soll das Wissen über die günstigsten Voraussetzungen für den Einsatz des wert esten Zuchtmaterials vermitteln. Wehrhaft und stark durch das SA.- Wehrabzeichen! Paradedsrsiegreichen Luftwaffe Feierliche Auszeichnung der deutschen und italienischen Freiwilligen durch Franco Aus dem Madrider Flugplatz Barajas fand vor Gene ral Franco die große Sicgesparade der Luftwaffe des neuen Spanien statt. Es handelte sich um die bei weitem größte Luftwaffenparade, die Spanien jemals gesehen hat. Die Veranstaltung erhielt eine besondere Note durch die Teilnahme der deutschen und italienischen Freiwilligen-Flieger sowie des gesamten Diplo matischen Korps. Nach einer Ansprache des Oberbefehlshabers der spa nischen Luftwaffe, General Kindelan, heftete General Franco persönlich den deutschen und italienischen Freiwilli- gen-Fliegern die Militärmedaille an, wobei er jedesmal den Satz wiederholte: „Für bewiesene Tapferkeit und technisches Können innerhalb der Luftwaffe im Kreuz zug gegen den Kommunismus zeichne ich Sie aus." Die verdiente Auszeichnung der tapferen Mitstreiter gegen den Bolschewismus aus dem befreundeten Deutsch land und Italien durch den Caudillo wurde von den unge zählten Tausenden, die dieser Ehrung beiwohnten, mit ge waltigen Beifallskundgebungen begrüßt. Kranco über die Zukunffsaufgaben der Lustwaffe Anschließend betrat General Franco die Redner tribüne und hielt, immer wieder von stürmischem Jubel unterbrochen, eine kurze Ansprache. Er erinnerte an die ersten Wochen des Krieges, als auf nationaler Seite die ersten Flieger mit ungeheurem Heldenmut den damals aus sichtslosen Kampf gegen die rote Luftwaffe eröffneten und dabei Beweise einer Tapferkeit gaben, die schon legendär geworden ist. Während das nationale Spanien zu diesem Befreiungskampf antrai, seien zu seiner Unterstützung alte Frontsoldaten aus den Ländern Europas — Deutschland und Italien — herbeigeeilt, die selbst die Zerrissenheit und den Befreiungskampf ihres eigenen Vaterlandes miterlebi hatten, um nun uneigennützig Seite an Seite mit den spa nischen Kameraden gegen den Kommunismus zu kämpfen. General Franco ging dann aus die Zukunft der spani schen Luftwaffe ein, die weiter ausgebaut werden solle, so daß dereinst Spaniens Verteidigung in der Luft in jeder Weise gesichert fein werde. Die Luftwaffe des neuen Spa niens solle ihrer unvergeßlichen Pioniere stets eingedenk sein, von denen so viele im Befreiungskampf gegen de« Bolschewismus gefallen seien, wie Garcia Morale und andere, deren Namen in die Geschichte Spaniens eingegau- gen seien. Franco forderte von der Luftwaffe Disziplin nnd jeder zeitige Einsatzbereitschaft, denn nur eine solche Luftwaffe könne Spanien groß machen. Der spanische Staatschef schloß seine Ansprache mit dem Kampfruf „Arriba Espana" und mit Hochrufen auf Deutschland und Italien. Eine ViertelmiMon paradiert in Madrid Zehntausend Palmen schmücken Francos Einzugsstraße Der nationalspanische Propagandachef Manuel Augusto gab die Einzelheiten der geplanten Sieges- Parade in Madrid bekannt. Die Feier zerfällt in drei Teile: Dank an den Allmächtigen; Dank an de« Caudillo und die Wehrmacht; Dank an befreundete Nationen. In allen Madrider Kirchen wird ein Dankgottes dienst abgehalten, in dem aller traditionellen Schutzheili gen Spaniens gedacht wird und die historischen Waffen taten der Armee Spaniens gefeiert werden. Die Ein zugsstraße des Caudillo wird besonders festlich ausgestaltet. Zehntausend Palmen, ein Geschenk Valen cias, nmsäumen den Weg. General Franco wird von Rittern des San-Fernando-Ordens, der höchsten Kriegs auszeichnung, begleitet werden. Als Herolde werden ihm Vertreter aller Waffengattungen voranziehen. Mehrere hundert Brieftauben steigen beim Beginn der Parade aus und überbrinaen die Nachricht in alle Teile des Landes. An der Parade werden rund 250 000 Mann teil- nehmen. Die Luftwaffe wird in dieser Zeit einen Blumen regen über Madrid niedergehen lassen. Die befreundeten Nationen werden beson ders geehrt. Den Botschaftern dieser Länder werden Oelzweige als Symbole des ewigen Friedens zwischen Spanien und ihnen übergeben. Sie werden dann diese Zweige an den Gräbern Gefallener niederlegen, die durch ihr Blut die Verbundenheit dieser Völker besiegelt haben. Den Abschluß des Tages bildet ein großes Volksfest. Auf den Straßen spielen Kapellen zum Tanz auf. Die Kleinen tragen die Lasten Scharfe Kritik an Daladiers Wirtschaftspolitik Der französische Ministerpräsident Daladier, der mit seiner großen außenpolitischen Rede, die auch für die Linken und die Kommunisten gehalten war, die Einmütig keit der französischen Nation demonstrieren wollte, sah sich bei der Parlamentsaussprache über die Wirtschaftspolitik der Negierung bereits wieder im Kreuzfeuer einer scharfen Kritik, die alles andere als ein Beweis von Einmütigkeit war. Trotz der Versuche Daladiers und seines Finanz- Ministers Reynaud, die Finanz- und Steuerpolitik zu ver teidigen, gelang es ihnen nicht, die Linke von der Gerech tigkeit der Finanzpolitik zu überzeugen. Der Abgeordnete Honel beschwerte sich darüber, daß die kleinen Leute, die Gewerbetreibenden und Kleinkausleute den Interessen der Privilegierten geopfert würden. Die Rüstungs gebühr beeinträchtige die Lebensbedingungen der breiten Masse. Das Volk sei jedoch nichi gewilli, zugrunde zu gehen zugunsten der Schmarotzer der Landesverieidigung. Auch der Abgeordnete Croizai erklärte, es sei noiwendig, daß Opfer von allen verlang! würden statt sie allein den kleinen Lemen, dem Mittelstand und der Arbeiterschaft auszubürden. Die Regierung habe nie daran gedacht, die Gewinne der Kanonen fab r i k a n l e n einzuschränken Der Abgeordnete Regis führte ebenfalls heftige Beschwerde darüber, daß alle L a st ausdie Kleinen abgewälzt werde Der Abgeordnete suchte nach- zuweisen, daß die Rüstungsgebühr eine zehnprozentige Steige rung der Lebenshaltungskosten zur Folge haben werde. Finanzminister Reynaud versuchte die Finanzpolitik zu verteidigen Er verwahrte sich dagegen, daß man die öffentliche Meinung nervös mache durch unrichtige Behauptungen, und wies die einzelnen Vorwürfe zurück Reynaud bestritt die Mög- lichkeii einer Jnflaiion und wies darauf hin, daß es weniger Arbeitslose als im vorigen Jahre gebe. (Zwischenruf: Wegen der Mobilmachung!) Sozialdemokraten gegen die Regierung In der Nachmtttagssitzung verlas der Kammerpräsident Herriot die Entschlietzungsentwürse der radikalsozialen und kommunistischen Kammergrüppe. Ldon Blum beantragte hier auf eine kurze Sitzungspause. Dem Antrag wurde stattgegeben. Dir sozialdemokratische Kammergrüppe trat zusammen, um sich über ihre Haltung schlüssig zu werden. In der Sitzung beschloßen die Sozialdemokraten mit knapper Mehrheit (48 gegen 42 Stimmen bei 9 Enthaltungen), gegen die Regierung zu stimmen. Dieses Abstimmungsergebnis zeigt erneut die große Zersplitterung innerhalb der Sozialdemokratischen Partei. Dlum stellt Einkreisungspolitiker blos Bel Wiederzusammentritt der Kammer vertrat 8 So« Blum die Auffassung seiner Partei. Er erklärte, daß, seitdem die Kammer auseinandergegangen sei, schwerwiegende Ereig nisse eingetreten seien. Vor einigen Monaten in München habe Frankreich die „Politik des Zurückweichens" betrieben, heute jedoch sei die Politik der kollektiven Sicherheit in vollem Maße wiederhergestellt. Schon mit dieser Erklärung gab Blum zu, was amtlich in Paris und London immer wieder zu bestreiten versucht wird, daß die Einkreisungspolitik gegen Deutschland als Fort setzung der Versailler Diktaturpolitik mit allen Mitteln be trieben wird. Er unterstrich dieses Eingeständnis noch, indem er erklärte, ein „Garantiesystcm" umfaffe nun eine beachtliche Anzahl von europäischen Nationen, zu denen, wie er hoffe, (!) auch demnächst die Türkei und Sowjetrutzland gehören werden. Es sei eine vollständige Aenderung der französischen Politik erfolgt. Seine Partei sei bereit, der Außenpolitik der Regierung zu zustimmen. Die schlimmste Aussicht für Europa wäre es, wenn Europa in eine Katastrophe durch eine Art Mißverständnis hineingesührt würde, das darin bestehen würde, daß die Chefs , der autoritären Staaten sich vorstellen, daß nichts geändert sei. England und Frankreich hätten ihre Politik voll und ganz ge ändert. Aber es sei nötig, daß diese Politik mit Festigkeit ge führt werde. Die Bündnispolitik habe gewisse Gefahren; die geringste Schwäche würde verhängnisvoll sein. Das sei gewiß auch die Ueberzeugung der Regierung, aber diese Ueberzeugung habe nicht immer Anwendung gefunden. Die „Wichtigkeit der Rolle der Tschecho-Slowakei" (nämlich als Flugzeugmutterschiff für Angriffe gegen Deutschland. Die Schriftleitung.) sei erst verstanden worden, nachdem die Tschecho-Slowakei verschwand. Das gleiche gelte für die Rolle der Sowjetunion, deren Bedeutung man ermessen habe nach dem Abgang von Litwinow-FinkelsteiN In dem innerpoliti- schen Teil seiner Erklärung wies Blum darauf hin, daß di« Sozialdemokraten bereit seien, für die Außenpolitik der Regie rung zu stimmen, nicht aber gleichzeitig für die Sozial- nnd Finanzpolitik. Daladier vertuscht . Ministerpräsident Daladier ergriff daraus das Wott, um zunächst aus die beiden vorliegenden Entschlietzungsent würse Bezug zu nehmen, einen kommunistischen und einen radikalsozialen, der die Regierungserklärung billigt und der Regierung das Vertrauen ausspricht. Daladier gab deutlich z« verstehen, datz er den radikalsozialen Entschlietzungsentwurf be vorzuge. Er wehrte sich ferner gegen die Behauptung Leon Blums, datz die Politik Frankreichs sich geändert habe und