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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Ps„ Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 2S1L. -——. »Kd MMM sSr ks AMO II UslhMhAß. Filialen: in Altstadiwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Langcnchurs- dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasss ; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Emil Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. —— Zugleich weit verbreitet in den Städten Perrig, LsmzetLSU, 8iHte«Keiu-C«ll»berg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: R'Wrdt-WaldenbMg, Braunsdorf, EaÜenSerg, St. Lgidien, Ghrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdsrf, Langen« ^«La-Riederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederziers, ObergrLfsnhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. G., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, Schlsgwitz. Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolksnburg und Ziegelheim. Donnerstag, den 7. November 1MS. WitternugsausstÄten für den 7. November: Kühleres, theils heiteres, theils wolkiges Wetter mit Neigung zu Niederschlägen. Barometerstand am 6. November, nachmittags 3 Uhr: 766 mm. Gestiegen. Durch Hagel etwas beschädigte Gehölze bis zu 5 m. hoch im Preise bis z« 2b Uk. pr. hört., kleine Ziersträucher - - - - 13 - - verkauft Fürstliche Gartenverwaltung zn Waldenburg in Sachsen. "WsiSeudnrg, 6. November i Stanley und Emin Pascha sind nach den Berichten ; des deutschen Reichscommissars Wißmann, die als ganz feststehend betrachtet werden können, nun wirklich auf 1 dem Marsche zur ostafrikanischen Küste, wobei sie das f deutsche Schutzgebiet durchschreiten müssen. Stanleys § Zug hat im Ganzen rund zwei Jahre gedauert und f wesentliche Vortheile für die Kenntnisse des inneren ! Afrika, für die Ziele gebracht, welchen die verschiede- ; nen Colonialmächte zustreben. Vor allen Dingen ist durch Stanleys Zug vom Kongo bis zum südlichen Sudan festgestelll, daß dieser Weg gangbar ist, was bisher vielfach bezweifelt wurde, daß nach Erbauung der ' gegenwärtig in den ersten Anfängen begriffenen Kongo- eisenbahn die Beförderung von Handelsartikeln von der Mündung des Kongoflusses bis hinein zum Su dan keine sonderlich schwierige Sache mehr ist. In verhältnißmäßig kurzer Zeit wird diese Wegestrecke überwunden werden können und dem afrikanischen Han- ' del eröffnen sich somit günstige Aussichten. Daß Afrika ' ein gutes Absatzgebiet für europäische Producte bildet, ist außer Frage: bisher war nur immer hinderlich, daß zu wenige Thore erschlossen waren, welche dem Kaufmann zum Eintritt in den dunklen Welttheil of- s fen standen. In den letzten Jahren war hierin schon ' eine Besserung eingetreten, und Stanley gebührt nun das große Verdienst, auch die innersten Geheimnisse der gewaltigen Ländermasse aufgedeckt zu haben. ! Stanley gehört zu den rücksichtslosesten, aber auch zu s den erfolgreichsten Afrikaforschern. Aus seinen bishe- s rigen Berichten ist bekannt, daß er unsägliche Strapa zen auf seinen Märschen durch die Wildniß hat über- s winden müssen, bis es ihm gelang, zu Emin Pascha vorzudringen, der jetzt mit ihm heimkehrt. Beide ausdauernde Männer werden in Europa den verdien- ten Willkommen finden. Es ist Stanley gelungen, Emin Pascha zurückzufüh- ' ren, aber der Hauptzweck seines Zuges war nicht diese Rückführung. Emin Pascha hat ja oft genug gesagt, daß er sich in seiner Aequatorialprovinz sehr wohl be- finde und nicht daran denke, sie zu verlassen. So dringend war das Bedürfniß, ihm Hilse zu bringen, also nicht. Es ist ein öffentliches Geheimniß, daß Stanley im Auftrage und im Solde der englischen ostafrikanischen Gesellschaft auszog, um Emin Pascha zu bewegen, in deren Dienste zu treten. Dieses Ziel ist nun nach den neusten Nachrichten vereitelt worden, unser Landsmann hat seine Provinz Wadelai vor den immer heftiger auftretenden Angriffen der Sudan- Araber, nachdem er dieselben zuerst mehrfach geschlagen, zuletzt doch räumen müssen. Ueber die Einzelheiten dieser Kämpfe fehlen bisher alle Nachrichten, nur die Thatsache ist feststehend, daß Emin nicht freiwillig, sondern gezwungen mit Stanley fortgegangen ist. Von einem Erwerb von Wadelai für die Engländer kann also heute nicht mehr gesprochen werden. Die Araber sind aber nicht die einzigen Gegner ge- s wesen, mit welchen Emin und Stanley zu kämpfen hatten, weit gefährlichere Feinde scheinen sie auf dem s Wege zur Küste iu dichten Schwärmen kriegerischer j Eingeborener gefunden zu haben. Unter erheblichem ' Verlust an Menschen und Vorräthen haben sie ihren Marsch fortsetzeu können, sie sind direct verhindert worden, britisches Gebiet zu betreten und haben sich dem deutschen Territorium zuwenden müssen. Der deutsche Reichscommissar hat alle Anstalten getroffen, damit die Hilfsbedürftigen eine gute Aufnahme finden. Die letzte Etappe im Zuge Stanleys und Emins scheint also die dornenreichste gewesen zu sein, und ziemlich von Allem entblößt kehren die Jrrfahrer an die Küste zurück. Nach diesen Kämpfen scheint eine sorgfältige Bewachung der Grenzen des deutschen und englischen Schutzgebietes in Ostafrika um so mehr geboten, denn die nach Beute lüsternen Central«frikaner werden den Spuren Stanleys und Emins jedenfalls soweit folgen, wie nur möglich. Daß diese wilden Stämme kriegslustig und räuberisch sind, ergiebt sich schon aus der bekannten Thatsache, daß Buschiri mit Hilfe eines solchen Stammes die deutsche Provinz Usaramo grau sam plünderte, bis er total geschlagen wurde. Eine Beruhigung dieser innerafrikanischen Gebiete ist so leicht nicht zu erwarten, weil die Kämpfe in diesen entfernten Bezirken schwierig sind. Haben doch selbst die gewiß erfahrenen Reisenden Stanley und Emin mit ihrer ziemlich bedeutenden Mannschaft den Kür zeren ziehen müssen. Deutsche wie Briten müssen sich vorläufig auf die Küste beschränken und diese sichern. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Aufenthalt unseres Kaiserpaares in Kon stantinopel gestaltete sich zu einem äußerst unge zwungenen. Der türkischen Sitte entspricht es nicht, daß der Sultan sich häufig seinem Volke zeigt, und so haben der Kaiser und die Kaiserin allein alle Se henswürdigkeiten der türkischen Hauptstadt und die herrliche Umgebung in Augenschein genommen. Kon stantinopel ist reich an berühmten Bau-Denkmälern, und sämmtlich sind sie von den Majestäten besucht. Die Kaiserin hat außerdem ihr besonderes Interesse den deutschen Wohlthätigkeitsanstalten zugewendet, der Kaiser den türkischen Truvpen, denen er auch bei ihren Exercitien seine volle Anerkennung ausgesprochen hat. Daß die Türken vorzügliche Soldaten sind, ist ja vom letzten Ruffenkriege her allgemein bekannt. Auch den Schiffsausflug nach Therapia, an welchem der Sultan ursprünglich hatte theilnehmen wollen, machten der Kaiser und die Kaiserin am Montag Nachmittag allein; Montag Abend waren der Bosporus, die Hauptstraßen von Pera und der Jildiz-Palast glänzend illuminirt, die Majestäten fanden auf ihren Fahrten allenthalben die herzlichste Begrüßung. Der Besuch der Kaiserin im Harem des Sultans dauerte '/i Stunden. Zwei Töchter des Sultans trugen auf Wunsch der Kaiserin Musikstücke vor. Der Kaiser und die Kaiserin reisen, wie schon bekannt, zu Schiffe nach Italien zurück, während ihr Gefolge mit der Orientbahn sich direct nach Berlin begiebt. Der Insel Korfu soll ein Jn- cognitobesuch abgestattet werden, alsdann wird die Kai serin noch die Sehenswürdigkeiten von Venedig in Augenschein nehmen, während der Kaiser mit dem Könige Humbert von Italien einen Jagdausflug un ternimmt. Ueber den Brenner erfolgt alsdann die Weiterreise nach Berlin. Am Montag Abrzid fand in Konstantinopel bereits die Abschiedstafel zu Ehren des deutschen Kaiserpaares statt, die mit verschwenderischer Pracht ausgestattet war, aber der Kaiser hatte dem Wunsche des Sultans nachgegeben und seinen Aufenthalt in Stambul bis Mittwoch Nachmittag 4 Uhr ver längert. Zahlreiche Orden sind verliehen. Die Bos porusfahrt des Kaiserpaares am Montag Abend er streckte sich bis zur Mündung des Schwarzen Meeres. Alle Häuser der 21 Kilometer langen Strecke waren feenhaft beleuchtet. Das heimkehrende Kaiserschiff ward überall mit Geschützdonner und Feuerwerk begrüßt, bis in die Nacht hinein herrschte das bewegteste Stra-- ßenleben. Am Dienstag besuchten die Majestäten den Bulgurluberg in Kleinasien, von welchem eine groß artige Aussicht ist, sowie Skutari. Daran schloß sich eine Jagd. Truppen waren zur Bedeckung aufgeboten. Die Bevölkerung begrüßte das Kaiserpaar allenthalben sehr herzlich. Der Sultan erhielt ein neues deutsches Gewehr zum Geschenk. Der Kaiser hat dem Sultan die Kette des Groß- komlhurs des königlichen Hausordens von Hohenzollern persönlich um den Hals gelegt. Der Sultan war durch diese Auszeichnung auf das Höchste erfreut. In der Adresse, welche die Deutschen Konstan tinopels am Sonntag dem Kaiser überreicht haben, heißt es wörtlich: „Ew. Kaiserliche Majestät nahen sich als ein Hort des Friedens diesem Lande, in wel chem die friedliche Arbeit deutscher Unterthanen, ihr Glaube und ihre Sitte die Achtung und den Schutz eines großherzigen Herrschers gefunden haben, des hohen Gastsreundcs unseres Kaiserpaares, Sultan Abdul Hamid II. Die deutsche Arbeit hat hier an den ent legenen Grenzen europäischer Cultur Erfolg und An sehen gewonnen. Das Erscheinen Eurer Kaiserlichen Majestät, indem es die vor mehr als hundert Jahren von dem großen PrcußenkönH zuerst angebahnten und seit damals nie gestörten Freundschaftsbande mit dem osmanischen Reich und seinen Herrschern noch enger knüpft, wird für die in diesen Landen wirkenden Deut schen und ihre Arbeit künftiger Tage von segensvollster Wirkung sein. Unter den machtvollen Schwingen des deutschen Aars, die, über die Welt reichend, jeden Deut schen schirmend decken, fühlen wir, und mit uns die stamm- und sprachverwandten Schweizer Bürger, welche hier unter diese Obhut sich begeben haben, für jetzt und immer uns wohlgeborgen. Und wenn bis heute jeder von uns hier erzielte Fortschritt mit Dankes- empfindungen begleitet war, für den uns von dem Vaterlands gewährten, nie versagenden Schutz, so wird in späteren Tagen, uns und unseren Nachkommen, neben jedes glückliche Gelingen die lichte Gestalt Eurer Majestät sich stellen, als die uns vor das sehnende Auge getretendeVerkörperung unseres theueren Vaterlandes und seiner uns gespendeten Wohlthaten. Indem wir so vor Ew. Kaiserliche Majestät huldigend uns neigen, tragen wir der Vergangenheit den Dankeszoll ab, prei sen wir die Stunde und geloben Treue für alle Zu kunft. Gott segne, Gott schütze, Gott erhalte Ew. Kaiserliche Majestät und deren Haus bis in die fern-