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Rr.Tää. Sechster Jahrgang. Donnerstag, 1v. Oktober 1-11. Ms ck000 »tllltt Bnmtll Muer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. Vits« N»»er t , «ch hl, Die chinesischen RegierungStruvpen stehen bei Han« kau im Gefecht mit den Aufständischen. verantwoellicher Redakteur frllz Lrnkolä. nr 'ie Inserat» verantwortlich! Malte» klr»r>» Leide in Au« i. Lrzgeb. « u « IN »rttue Amt tkklSrl das Gerücht, daß - nfllano die Annexion Ägyplen » p l a n e, für g än zl i ch un bk;; r u n v e i. Der t ü r k t s ch e M i n i ster r a t beschloß, keine Vermittelung«- aktion anzunehnien, sondern den Krieg gegen Ita lien fortznsetzen. Da» Wichtigste vom Lage. Die sächsische Land«»spnode wird am nächste,» Diens tag, den 24. Oktober, geschlossen werden. In Aachen fand am Mittwoch im Beisein d.s Ka'sei- die Enthüllung oe« Kaiser-Artedrich-Denkmals stait. Druck und Verlag üoee veacll- o. Veelsge-oeselleckw^ in. b. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag, nachmittag, von q—s Uhr. — Lelegramm-Adreffei Tageblatt Rneerzgeinrgr Fernst, rech er »r. A,, z. Lrzged. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Reichstag ein außerordentlich trübe. Bild von der Lage im In neren sowohl wie im stleußeren ergeben mutz, man erinnert sich, dah im Grunde keine einzig« Partei dem Reichskanzler wohl- gesinnt ist. .Was wunder, daß sich dies» trüben Betrachtungen >u Gerüchten von einer Kanzlerkrisis verdichten? Wir unsererseits erfüllen eine einfache Thronistenpflicht, indem wir g>on den Ge- rüchten über eine Kanzlerkrilsi» Rott, nehmen. Aus »em »eutsche« AetchStage. X Wie der Sternenchor um die Sonn« sich stellt, so aus d«r Bundesratsempore die leitenden Staatsmänner. An erster Stell» der Reichskanzler in eigener Person, dis bange, .schlanke Figur in den bekannten dunkelgrauen Gehrock gehüllt, neben ihm der wohlbeleibte Lenker de» Auswärtigen Amte», die Staatssekre täre Delbrück, Wermuth rtsw. Es sah fast «so an», al» ob e» gestern ein großer Zag werden sollt«, zumdl auch da» Hau, leih- lich gefüllt war. Auf derTägesordnung stand ja hi» Interpella tion über die Marokkosrage und Hier und da bestand noch immer die Hoffnung, daß es trotz de» Priese» de» Reichskanzler» zu einer großen Debatte kommen würde. Aber hieraus wurde nichts. Der Reichskanzler beschränkte sich im wesentlichen auf Wiedergabe seine« Briefe» im Seniorenkonvent und unter strich den Passus, daß es unbedingt M einer.Aussprache über di« Vorgänge auf dem Gebiet« der Weltpolitik kommen werde. interpeNation für Montag zu. Sprach», klappt» sein» Mappe zu und ging von dannen. Im Hause unterhielt man sich dann auf Grund einer sozialdemokratischen Interpellation über die-Handhabung des Verei »»rechte». Genosse Albrecht begründete diese ausführlich, indem er auf die Maßnahme ein«» langen Reihe von Unterbehörden einging und namentlich di« Polizei in Sachsen und Mecklenburg vorschob. Staatssekre tär Delbrück erklärte in seiner Erwiderung, datz di« Reichs regierung in der Angelegenheit kaum etwas /ruberes tun könne, als sich mit den Behörden der einzelnen Staaten über die Grund züge ins Einvernehmen zu setzen. Dies sei geschehen und damit habe er seine Pflicht erfüllt. Auf die zahlreichen vom Vorredner angeführten .Einzelfälle einzugehen, unterließ der Staatssekretär. Er .erörterte nur einige Grundsätze, namentlich die Ueberroachung von Versammlungen. Das Reichsgericht habe entschieden, daß die Polizei befugt sei, jede öffentliche Versammlung zu überwachen, dagegen geschlossene nicht; freilich gehe es nicht an, die Versamm lung eines Vereins für geschlossen zu erachten, wenn man jeden znlasse Geklärt sei auch nicht die Frage derPolizeistunde. Zum Schluß sagte der Staatssekretär erneut eine genaue Hand habung des Vercinsgesetzes zu. Man trat alsdann in die De- Die Muschel. Skizze von Maurice Menard. <Nachdruck »»rboien > (Der alte Herr Professor Dr. Watteau, nachdem er seinen jungen Hausarzt Hat rufen lassen): Ach, Litt«, bitte, lieber Doktor, nein, also^ wenn ich Ihnen raten soll: stellen Sie die Muschel wieder hin, wo sie gestanden hatl Ich mein' es wirklich gut mit Ihnen, wenn ich Ihnen sage: hallen Sie sie um Himmel» willen nicht allzu lange ans Ohr, um — au» Ulk quasi und jedenfalls nur so lzum Vergnügen — dem Sausen Ihre» Blüte» zuzuhären, <u» ob es em Mee.-o- rauschen wäret — Haben Sie sie -wieder weggetan? — Ja, ja, die Muschel mein' ich! — Na, dann . . . Gott sei Dank ! Nämlich — derjenige, Doktor, den wir heut« morgen begraben haben, dieser geniale Musiker und unser liebster Freund — der wär« heute noch hier mit un, frisch und munter, wenn er nicht so. . . kindisch gewesen wär«, an — gewiß doch — am eben so 'ner Muschel in einem fort zu horchen! Ihren Patienten mein' ich — ganz recht! Unseren guten Nerval! Ach, wa. Sie sagen: an nicht» «it1«r al» an einer Kongestion sei er aestorben? Da» ist schon möglich Bloh — ich kann da» nicht glauben. St« wollen wts. sen, warum? St» sollen'» wissen! Nur. . . erzählen Sie, Litt«, bitte, nitMnd davon. Vergangenen Mittwoch, al» am Vorabend de» Unglück», war ich bet Nerval zu Mittag. Seit zwanzig Jahren waren seine intimsten Freund, all« Mittwoch bet ihm zu Mittag. Fünf Mann stark ursprünglich . . i .. war', diesen letzten Mittwoch aber da» erst« Mal, datz Mr nur mehr tzn zweien «ar«n. Der »in, durch «tnen Schlagflutz, der ackder« durch die Influenza und der dritte gar. . . freiwillig au» dem Lkben geschickten: -lieben als» wirklich nur nach wir beide, Nerval und ich. Und mit unseren höhen Sechzig, di« wir doch ein jeder schon auf seinem Buckel hat, ten, aa»'» da nicht gnade wo» m» lachen, «ie Mr un» so gegenübersatzeu. Denn da fta^t man -ch -ach unwillkürlich: wer machte! Wie der Parthenon! Der Tempel der Jungfrau Athene! Ja — Ja, aber wenn'» -einer kann, so bist doch du derjenige, wel cher —,Keine Schmeicheleien! Ani wenigsten ^.on dir! Es ... . eg . . . es kann'» eben keiner I — Aber da diese Stunde schon eine des unsäglichen Verzichtenmüfsens ist, so sei sie lieber denen geweiht, denen sie gehört: — unseren Freunder!» — Ich werde dieses Diminutiv Freunderln bi» an mein selige» Ende nicht mehr vergeßen, Doktor, ,so sprach irr'» äus. So ... so — ich kann's Ihnen nicht beschreiben. So fern von allem Pa thos; aber gerade darob bi» an» Herz greifend. — Und derweil harte mein guter Nerval einen gelb aus,leuchtenden Phono graphen aus seinem musikantengrünen Ueberzug geschält, und ich verstand natürlich sogleich, u.as er bumit».:»Std" ha.re. Nun denken Sie aber beileibe nicht, daß uns dr dann ein großes Or chester entgegenscholl: Berlioz oder Wagner, Faust» Verdammung oder Tristan und Isolde. Oder gar ein Earuso — oh! ... Ein solches Präzisionsinstrument p>ie da« auch war, ustd von einem so edlen und wirklich reinen Schall da» sang, Hatte «» doch nur ein paar wenige Platten. Und darauf warm nur Stimmen, di« bloß redeten — Wie? Ach, Sie haben'» errat«», wa» uns au» dem Trichter entgegenscholl? — Nun ja, e» war doch unser Mitt woch heut: die Stimm«» unserer lieb«» Verstorbenen redeten zu uns .... Wa» übrigen» etwa« Grausige» -al, Doktor: Wort« von jenseit, de» Grabe» her zu vernehmen! Denn da« ist doch nicht etwa» bloß Photographiert«» oder, wenn St« so lieber wol- ' len, ktnematographiierte» Zurückgelastene»! Sotkd«» da» ist viel- , mehr di« Stimm,, ganz und gar noch am Leben, di« all« ver- wesung .überlebt, alle» Skelett, all«» Nicht» .... Md M«tn , großer, berithmter Musiker, der saß in «in«m L«hnstichl während- dem — nah, am Kamin. Und lauscht«, stt» ftl-«rn«n Augenbraue» schmerzhaft verzogen, auf unser« voranaegangenen Kameraden, di« Freunden», di« wie au» d«r Zelten Grab — di» «l» «ru« ihrer eigenen Grabhöhle heraus sprachen — mancherlei, VG And je» ,, all,» sehr " " " Wissenschaft doch vte -lese «merstegltch» Der Zug de» Neptun. Doktor! Einfach wunder- : — und da quoll .. Unerhört! Ti«ris«h! — Bi» zu der Lrttönenfanfar« — Donnerwetter!! rief ich wie «rschrock«» au». Donnerwett — Ich war keine» anderen Wor te» Mtg. — Ja also — Li» eben hierher. Und d«r Chor aber, der jetzt folgen soll — ««ratzt! Total verratztl Von da an versag?» .... und von da «n versag' ich Nicht nur. s dern von da an v«rsqg«n wir auch zu ... zu schon, weißte -mitt nicht mehr! La» mttz Bezugspreis! Durch unsere Boten frei in, Hau» monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgebolt monatlich qo pfg. und wöchentlich topfg. — Bet der Post bestellt undselbst abgeholt vierteljährlich i.so Mk., monatlich so pfg. — Durch den Briefträger frei ins Hau» vierteljährlich s.-r Mk„ monatlich «-t pfg. — Einzelne Nummer t« pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Die Auslandsvebatte im Reichs) aye vertagt. Der Seniorenkonvent de» Reichstag» hielt am Dienstag eine S-tzung ab. Nach den in Lieser Sitzung gefaßten Beschlüssen soll am Heutigen Donnerstag die erste Lesung desPrivatbeam- ren ver'ficherungSge setze, beginnen, dio man am Sonnabend abzuschließen hofft. Dem Seniorenkonvent wurde ferner die offizielle Mitteilung gemacht, daß di« Verbündeten Regierungen auf eine VerabschiedungderStrafpr'o- zeßnovelke und der .Novelle zum Gerichtriostengesetz kc inen Wert mehr legen. Schließlich wurde ein Schrei ben des Reichskanzlers an den Reichstagspräsidenten Grafen Schu-erin-Löwitz «erlesen, in dem Herr von Bethmann Hollweg seine Bereitwilligkeit ausspricht, die Interpellationen über^auswärtige Fragen später, sobald es die poli tische Situation gestatt«, im Reichstage zu beantworten; im gegenwärtigen Augenblick aber die Beteiligung der Regierung an den Debatten über die Auslandspolittk ablehnt. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: < Berltn, 1L. Oktober. Euer Exzellenz beehre ich mich ergebenst, folgende Mitteilung zu machen: Wie ich höre, ist von verschiedenen Parteien beabsichtigt, Inter ¬ pellationen über Fragen der auswärtigen .Politik, insbeson dere über die tripolitanisch« Frage und unsere Verhandlungen mit Frankreich, im Reichstag einzubringen. ,Jch verstche und teile den Wunsch der Parteien, eins parlamentarisch» Erörte rung dieser Fragen herbeizuführen. Im gegenwärtigen Augen blick jedoch wird sich die Regierung an einer Debatte über die auswärtige Politik nicht ^beteiligen können. Bon einer allge meinen Besprechung der auswärtigen Politik würde sich die Frag, der Haltung der Regierung in per marokkanischen An. gelegenhett nicht trennen lasten. Ueber diese aber könnte sich die Regierung in Anbetracht «er noch schwebenden Berhand. lunge» ohne di« Gefahr «ine, schweren Schädigung deutsch» Jnttresten nicht äußern. Dasselbe wüöde auch von einer Hin. «inziehung »er Tripolisfrage gelten. Wegen jder Beilegung d«, türkisch-italienischen Kriege» findet «in andauernder Mei nungsaustausch unter de» Mächten statt, der jede öffentliche Stellungnahme der kaiserlichen Regierung in dieser Frage un möglich macht. Einer Debatte d«» Reichstags aber ohne Beteiligung der Regierung steht da» Be denken entgegen, daß st« nach der einen oder anderen Richtung hin die Stellung der deutschen Politik erschweren und ihre Aktion beeinträchtigen könnte. Sobald di« politische Situation eine Beteiligung der Regierung gestattet, werde ich Eure Exzellenz davon benachrichtigen und ich werde dann gern bereit sein, dem Reichstag Aufklärungen jiber di« auswärtige »m» vvvr-.rrv »rr Politik zu geben, und mit Hm in eine Debatte einzutreten. Schließlich sagte er noch, die Bsantwort-ungder Teuerung»- Von dem Vorstehenden setze ich Eure Exzellenz mit dem er- — gebenen Anheimstellen in Kenntnis, bei Ihren Besprechungen über die Gestaltung der Geschäfte des Reichstages davon Ge brauch zu machen. In ausgezeichneter Hochachtung Euer Exzellenz sehr ergebener BethmannHollweg. Ueber dieses Schreiben des Reichskanzlers wurde im Senio renkonvent lange verhandelt und allseitig der Wunsch ausgespro chen, daß möglich st bald eine öffentliche Besprechung der ge samten auswärtigen Lage stattfinde. Der Präsident konnte schließlich als die einstimmige Meinung des SeNiorenkoavents feststellen, daß in jedem Falle der Reichstag seinerseits die Mög lichkeit habe, eine Besprechung der auswärtigen Situation s ekb- st ä nd i g durchzusühren. Es scheint jedoch, als solle dem Wunsche des Reichskanzlers, einstweilen von einer Anschneidung der aus wärtigen Fragen ahzüsehen, Rechnung getragen war. Es ist übrigens sehr charakteristisch, daß mit dem Moment des Wieder beginns der Reichstagsvefthandlungen auch wieder die Gerüchte von dem beoorstehenden Rücktritt ves Reichskanzlers auftauchen. Man weiß, daß sich aus Len Interpellationen im Insertionspreis: Vie siebengesvaltene «orpuszeile oder deren,Raum für Inserat« aus Aue und den Geschäften d«> Amtshauptmannschaft Schwarzenberg <o pfg., sonst <s Pfg. Reklamepetitzelle 2ö pfg. Bei größeren Abschlüssen ent sprechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bi» spätesten, Uhr vormittags. Für Aufnahme von grSßrrrn Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn ste am Lage vorher bet »ns eingehen. wurde direkt unheimlich beim Essen. Es war «in richtiger Lei chenschmaus. Und wie dann aNch mein Gegenüber — der ge feierte Komponist — bald überhaupt keinen Ton mehr redete, da wollte ich ihn aufheitern. Mit allem Möglichen und Unmög lichen. — Denn: war's vielleicht, daß ihn ein anderes Leid be drückte? Ein noch tieferes, bittereres vielleicht? Dem war in der Tat so. Wir gingen aus dem Speise- in ^ein Arbeitszimmer hinüber. Der Flügel stand offen; und — vom Notenständer auf die Tasten halb herabgerutscht — «wandte uns das Manuskript eines neuen Musikwerkes just die Seite her, die nur noch bis zur Hälfte herunterbeschrieben — und da» dann aber alles wieder doppelt und dreifach ausgestrichen war. Was arbeitest du denn La, Nerval? Und mü erhobenem Ftilger sagte er — und so wie ein finsterer Prophet La» Nahen sein«» Gottes voraussagt: Amphitrite! An deiner Amphitrite? Endlich wieder einmal! Wann hast du die eigentlich — damals — begonnen? Als ich den Nompreis erhielt. Aber dann ließ ich sie immer uNd immer wieder liegen. Sie sollt« eben .... reifen. Je reifer, Lest» Lester. Di« Er fahrung ünd den Traum «ine» ganzen,Lebens wollte ich da Hin einlegen. — Und nun wurde «» doch allmählich höchste Eisenbahn — oder? — Da» ist «ine Sinfonie, ja? — Und du List doch mit dir zufrieden? — Nein. — Oder vielleicht: da» da, bisse» alle», das könnte schon «in« ganze Portion Kritik vertragen! Nein, also, weißt,du, da» — da» hat schon qva»! — UilL — der virtuale, der er war — spielte er den ersten Satz. — Sie sollten da» bloß gehört halben, Dr voll! Ja, und stehst du — sagte N«rval dann etwa, unter seinen Händen auf: zauberisch! U erschrocken au». Donnerwett — Ich te, fähig. — Ja also -- St» «den hi< jetzt folgen soll ig?» .... uni » «n , eigenen a ... -erjag' ich Nicht nur...., fon- ne», «Ser ! —all«, Vir von Leut« l Da» wär' Wt! Lui Aber da» können wir einfach Die st« sttn, wie ... wie VNdia» da«