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! 78. Jahrg. Nr. 11« § Donnerstag den 15. Mat 1919 Amtlicher Teil Wilsdruff, am 13. Mai 1919. Der Bürgermeister. 3«4i DMmß tner. flir^ ff. Donnerstag den 15. Mai 1819 nachmittags 6 Uhr öffentliche gemeinschaftliche Sitzung des Stadtrats und der Stadtverordneten. Tagesordnung: 1. Aenderung des Stromlieferungsvertrages mit Deuben. — Antrag der Bahn um Lieferung von Strom zur Beleuchtung der Treppen des Beamten- ^uses zu dem Preise, wie er für den Haltepunkt zugesichert worden ist. — 3. Verschiedenes. Zusatz-Butterverteilung. Donnerstag und Freitag bei Lauer und im Konsum verein, Oelmmke Mai 1919, je 50 Gramm für 60 Pfg. — Kaufbach wird durch die Gemeindebehörde beliefert. Wilsdruff, am 13. Mai 1919. zr«4 Der Stadtrat—Kriegswirtschastsabt. Grumbach. Donnerstag den 15. Mai nachmittags von 3—5 Uhr im Gemeindeamt Fleischmarkeu-Ausgabe. Die Marken werden nur zu der angegebenen Zeit ausgegeben. , Nachträgliche Abholung ist unstatthaft. Grumbach, am 14. Mai 1919. 3«^ Der Gemeiudevorstand. Graf Brockdorff über die politische Lage sie D«rä rrsuche* der tet Ang^' Mohots' »ulte HM Kleine Zeitung für eilige Leser. ' Reichspräsident Ebert wendet sich in einem Appell an das Mexikanische Gewissen. »?,Rach Abzug des Landesjägerkorps haben die Radikalen in Weimar den Generalstreik beschlossen. ?ie stente bereitet einen großen Angriff gegen Rußland dem Ziel Petersburg vor. ' Mr Elsaß-Lothringen ist von Frankreich ein Oberster Rat 32 Mitgliedern eingesetzt worden. Der dänische Reichstag beschloß in geheimer Sitzung, aut /Mr Stellungnahme, Schleswig betreffend, zu beharren. > preisw^ rei». nüsegarl^ chte« bi. 3635 " gefallen. Die Friedensbedingungen aver wouen meie» Mord fortseben. Schon deshalb müßten sie abgelehnt werden und die Mütter aus aller Welt müßten sich, so meint die Rednerin, erheben, um gegen diesen Hunger frieden, der die Zukunft aller deutschen Kinder vernichtet, zu protestieren. So fügte sich Redner an Redner, um immer wieder für seine Person, seine Partei und schließlich für. das ganze Volk den Friedensentwurf, der uns ohnmächtig machen, von der Weltgemeinschaft ausschließen und er drosseln soll, zu protestieren. Nicht wie einst wohl in solchen Fällen, erscholl der Appell an das Schwert. Man weiß, daß das Wunderbare und zugleich das Letzte ge schehen müßte, wenn Deutschlands Mannen noch einmal die Waffen ergreifen sollten, um eine karge Lebensmög lichkeit für unser Volk zu erkämpfen, aber selbst ein Pazifist wie Prof. Quidde lehnte ohne Verklausulierung vielen Friedensvorschlag ab. Er geißelte besonders, daß man in gewissen Bezirken die Bevölkerung durch Ge währung materieller Vorteile bei der Abstimmung zu Landesverrat und zur Verleugnung des nationalen Be kenntnisses verführen wolle. Das deutsche Volk, sc^ührt der Redner unter allgemeinem Beifall aus, will Gleich berechtigung. Wird ihm die nicht gewährt, so müßte eine Tragödie beginnen, in die die ganze Welt noch unheil voller als diesmal verstrickt würde. Der Redner betonte mit Nachdruck, daß er eine Lüge aussprechen würde, wollte er sagen, daß die deutsche Regierung die Schuld am Kriege trage und er setzte sich damit in bewußtem Wider spruch zu manchem seiner'Gesinnungsgenossen, deren Tätig keit während des Krieges in der Schweiz unseren Feinden manche Waffen im diplomatischen Kampfe gegen Deutsch land geliefert hat. So fügte sich auch dieser Redner harmonisch in den Rahmen dieser einzigartigen Kundgebung eines Parla ments, einer Kundgebung, die das getreue Spiegelbild eines Volkes zeigte, das in seiner höchsten Not an das Weltgewissen appelliert, das aber angesichts des ihm an gedrohten Unterganges nicht schwach und verzagt, sondern bereit ist, mit der Oriflamme des Rechtes, als der einzigen Waffe, die ein entsetzliches Schicksal ihm ließ, den Kampf aufzunehmen gegen eine Welt von Feinden, die es mit Rachsucht, Mordgier und Ungerechtigkeit ersticken wollen. Und diese Oriflamme des Rechts schwebt heute über allen Gauen, und in Flammenschrift ist auf ihr das Wort zu lesen, das einst Fichte zum deutschen Volk in gleich tiefer Not sprach und an das Professor Dr. Kahl- die. Nationalversammlung in seiner Begrüßungsrede amj Montag erinnerte: „Es ist kein Ausweg. So ihr versinkt, so ver sinkt mit euch die ganze Menschheit ohne Hoffnung an eine einstige Wiederherstellung." ttt lt ; Küh»'' emühl^ sucht >e teile Das Banner mit den 14punkten Ebert gegen Wilson. Reichspräsident Ebert hat einem amerikanischen Presse vertreter eine Unterredung gewährt und durch diesen folgende Kundgebung an die amerikanische Öffentlichkeit gerichtet: „Die Kundgebung, die ich hiermit durch Sie an die amerikanische Öffentlichkeit richte, bedeutet die moralische Kriegserklärung des neuen Deutschland an das ganze irbriggeblicbcne System der alten internationalen Politik. Das deutsche Volk hat die Herrschaft der Gewalt und der Unwahrhaftigkeit bet sich zu Hause zertrümmert. Es hat das nicht getan, um die Hand dazu zu bieten, daß dieses selbe System in sinnlos gesteigerter Form der ganzen Welt die Zukunft diktiere. Deutschland hat Waffe» und Rüstung abgelegt, als cS vor einem halben Jahre in diese» Kampf eintrat. Desto stärker sittlich gerüstet tritt es heute für diese Ziele gegen eine Welt von Feinden auf dcu Plan. Es pflanzt das Banner mit den 14 Punkten auf, das Wilson anscheinend im Stich gelassen hat. Und es hofft, daß das Eines Volkes Notschrei. Seid dessen eingedenk, Ihr Feinde, daß einst aus unseren Gebeinen ein Rächer uns ersteht! w . Der 12. Mai des Jahres 1919 wird in der deutschen Schichte, wie immer sich das Schicksal wende, wie immer Leidensweg der Nation enden mag, ein ewig denk« Erdiger fein. Zum erstenmal, seit wir von den Höhen Merer Zukunftsträume, die wir mit unser^i Erfolgen er ogen hatten, den schlimmen und entnervenden Abstieg Wonnen haben, hat wieder die deutsche Volksseele ge rochen. Nicht einzelne Vertreter des Volkes kamen ? der Nationalversammlung zu Worte, sondern was da -.der Aula der Universität gehört ward, war der Auf- Mei eines zu Tode gehetzten mit allen zu ertüftelnden Avusamkeiten gemarterten Polkes, war das schluchzende Kenntnis einer Nation zu ihrer Muttererde, war der Meruf der von Unmenschen Gequälten an alle, die noch in der Brust schlagen fühlen, war eine letzte Muung an die Umwelt, die Verzweifelnden nicht zu Men Schritten zu drängen, die sür Europa, für die verhängnisvoll werden müßten. Und es war mehr! Es war das Bekenntnis zu dem, Us wir dem zusammengebrochenen Reiche verdankten, ^asident Fehrenbach, der offenbar ohne jede Vor- Mitung, ganz unter dem Eindruck des gewaltigen Augen- stehend, sprach, gab diesem Bekenntnis, dieser plötzlich allen deutschen Gauen wieder entflammten Heimats- ssbe ergreifenden Ausdruck. Vor unseren dankbaren AUgen, so rief er aus, steht all das Schöne und Große, Ue und Ideale, was unsere Eltern uns hinterlassen ^ben. Wir bitten unsere Kinder und Enkel, es uns nicht Uurechnen, daß wir sie der Not und dem Elend über- ^°en mußten. Sind wir daran schuld? Gewiß, auch Ml waren angehaucht von dem Niedergang der ganzen AI- Unsere Wissenichait hat ihre Kerzen nicht mehr am Mgen göttlichen Licht angezündet: unsere Kunst ist vielfach die Niederungen gestiegen; unier Leden bewegte sich s?" von den Idealen, war vielfach hingegeben der Genußsucht, der Selbstsucht; unserem sozialen Zu- MMenleben fehlte es an Liebe. Aber, wenn sie jetzt auch noch die Schuld am Kriege auf- Men wollen: das weisen wir im Namen der Wahrheit und Gerechtigkeit zurück. Ich weiß nicht, y? die letzten Handlungen der Regierung vor dem Kriege eA Veranlasser des Krieges gegen uns zeugen, aber die ^uld der Ursachen des Krieges lasten auf den Schultern Merer Feinde. Wir hatten einen Frieden der Völker er- Mt. Die Friedensbedingungen sind keine Einleitung Mes solchen Friedens. Das ist die Verewigung des Sieges und ich erkläre unseren Feinden: Aus unseren ^deinen wird uns ein Rächer erstehen! Wenn Mere Feinde es mit ihren Kindern und ihren Enkeln gut ^Men, dann besinnen sie sich noch. Auch in Zukunft Mden deutsche Frauen deutsche Kinder gebären und die Ander, die in harter Fron aufwachsen, werden imstande AN, nicht nur die Hand zur Faust zu ballen; sie werden s dem Willen erzogen, die Sklavenketten zu suchen und die Schmach abzuwaschen, die dem deutschen Eilitz zugefügt ist. Und alle rief Ler begeisterte und begMevnde, Redner in fremden Landen aus: die Vertreter der WMeMwan, sie Diener der Religion, die Leuchten der Kunst, die Politiker und Arbeiter, auf daß sie diesen uns zugemuteten Frieden überprüfen und sich fragen, ob er einem Volke angesonnen werden kann, das sich auf allen Gebieten menschlicher Geistsstätigkeit Verdienste wie das deutsche erworben hat. Der Schluß seiner Rede, die wunderbaren Liedverse, die wir nie als Ausdruck der Überhebung, sondern immer nur in tiefer Liebe und Hingebung an das Vaterland gesungen haben: „Deutschland, Deutschland über alles in der Welt!" fanden ein lebhaftes Echo in der ganzen Ver sammlung. Herr Fehrenbach hatte das Empfinden der: Anwesenden, das Fühlen aller Deutschen in diesen schicksals schweren Tagen in den einen Ltedveis zusammmgesaßt.' Daneben aber war aus seinen Worten auch das Elend sichtbar geworden, das dieser Frieüensschluß über uns bringen müßte. Das Elend eines ganzen Volkes! Ministerpräsident Scheidemann hatte es an der Hand einiger Vertrags bestimmungen schon in allen Einzelheiten geschildert, wenn er u. a. sagte: Überall hängt das Plakat, das für unsere Brüder in der Gefangenschaft werttätige Liebe wachrufen will: Traurige, hoffnungslofe Gesichter hinter Gefängnisgittern. Das ist das richtige Titelbild für diesen sogenannten Friedensoertrag! Das ist das getreue Abbild von der Zukunft Deutschlands! 60 Millionen hinter Stacheldraht und Kerker gittern, 60 Millionen bei der Zwangsarbeit, denen die Feinde das eigene Land zum Gefangenen lager machen! Ich kann aus dem unglaublich seinen Gitterwerk, aus dem uns Luft und Licht, mit dem uns! jeder Ausblick auf Erlösung verhängt und versagt! werden soll, ich kann aus diesem Gitterwerk nicht jedes! Stäbchen oorführen. Bei genauerem Zusehen entdeckt man immer wieder eine Schlinge, in Ler sich die Hand ver fängt, die sich in die Freiheit binausstrecken will. Sie! haben nichts vergeßen, aber alles' hinsugelernt, was Ver«! nichtung und Zerstörung heißt. Mit elementarer Kraft schilderte der Ministerpräsident eiter Deutschlands Abschneidung von aller Welt. .Der Kolonien, der Kabel, der Handelsschiffe, sowie seiner überseeischen Guthaben, Ansprüche und Gerechtsame beraubt,, in der Ein- und Ausfuhr durch feindliche Kontrolle be hindert, in seinem Steuer- und Zollsystem beschränkt, ist Deutschland dem Bankerott preisgegeben und soll trotzdem verpflichtet sein, den Gegnern von heute Milliarden über Nilliarden zu ersetzen. Nach alledem kam Herr Scheide mann zu der selbstverständlichen Feststellung: Dieser Vertrag ist nach Auffassung der Reichsregierung un annehmbar. Aber seine Ablehnung liegt nicht nur im Interesse Deutschlands. Es wird der Welt jetzt immer klarer, daß Deutschland diesen Entscheidungskampf mit England nicht nur für seine eigenen Interessen, sondern auch für alle neutralen Länder ausgefochten hat. Und mit Recht durfte Herr Scheidemann erklären: Wird dieser Vertrag wirklich unterschrieben, so tst'S nicht Deutschlands Leiche allein, die auf dem Schlachtfeld von Versailles liegen bleibt. Daneben werden als ebenso edle Leichen liegen das SelbstbcstimmnngSrecht der Völker, die Unabyänaigkeit sreier Nationen, der Glaube an all dte schönen Ideale, unter deren Banner die Entente zu fechte» vorgab, u»d vor allem der Glaube an die Vertragstreue! Wir wollen uns nicht unsern Verpflichtungen ent ziehen; aber wir wollen nur auf uns nehmen, was wir wirklich zu leisten vermögen. Und in diesem Vorsatz, hoffen wir, wird uns die ganze Welt unterstützen; denn schließlich darf und wird das Weltgewissen nicht schweigen, wenn es sich darum handelt, daß ein 60-Millionenvolk zu dauerndem Siechtum, zu Elend, Not und Tod verdammt werden soll. Mit flammenden Worten rief deshalb die sozialdemokratische Vertreterin Frau Bohm-Schuch die Frauen der gunzen Erde zu Hilfe auf. Die deutsche Frauenwelt habe der Entente eine ganz ungeheure Gegen rechnung zu unterbreiten. Frauen, Greise und Kinder sonder Zabl sind der feindlichen Hungerblockade zum Opfer ve« Bet- e«. Ei» ritscht er. nii tger eiäel, uff Nr. 10- m Vordtt- irr, Habes fachen all Mehrheit 8 Tages c Erkennt Krumbach daß alles rden muß en sich Vie Tememde- beschaffen, mr zu de nk welche' ibsr würde wähnt di< lassen wir M-hrd-i' begrüße" cojekte iB nbacher. in Graw' )ohnungr- beleuchtet langen Schriftltg.! MsdmfferMebla« Amis- Wochenbla« fürWilsdruff und Llmgegend. Erscheint feit dem Jahre Insertionsprets pfg. fü, «.gespaltene Korpuszelle oder deren Naum, Lokalprcis pfg., Reklamen Pf«., alles mli Teuerungszuschlag. Z -raub und tabellarischer Sah mlt L0V Aufschlag. Lei Wiederholung und Iahresun 'hen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen tm amtllchcn Teil snur von Behör. die Spaltzeile so Pfg. bez. pfg. / Nachweifungs- und Offertengebühr ro bez. 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Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614 .Wilsdruffer Tageblafl- erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn« und LM«, übend« s Uhr für hen folgenden Tag. / Bezugspreis bei Eeibstabholung ffvdrr Druckerei wöchentlich Pfg., monatlich Psg., vierteisähriich NN.; »usere Austräger zugetragen monatlich Psg., vierteljährlich Mk.; 2 bm deutschen Postanstalten vierteljährlich Ml. ohne Zusteliungsgebühr. Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen. / Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger Modwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Zjbkderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung Ul Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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