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WkMMWckr TWÄ Anzeiger Hokenstein Gr«sttha1> Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Hernsdorf, Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger Lio Quartal Ml. 1,öb durch die Post Mk. 192 frei in's Haus. Infernte nehmen außer der Expekrtis« anch die Austräger ach dem Lande entgegen, auch befördern die Anmmceu- Expeditionen folche zu Originalpreifen. Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für das Königliche Amtsgericht und den Äadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Grgcrn aller OeinernöesVerwaltungen öer »inliegenden Ortschaften. Nr. 14. Freitag, den 19. Jamar 1906. 56. Jahrgang. Der Kanonier der Landwehr I Valentin Rozmarynowsky, geboren am 1. Februar 1872 in Bagna, Gemeinde Lippe, zuletzt in Oberlungwitz aufhältlich, wird beschuldigt — als Wehr mann der Landwehr — ohne Erlaubnis auSgewandert zu sein, — Uebertretung gegen Z 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf de« 13. März 1SVS, vormittag- S Uhr vor daS Königliche Schöffengericht Hohenstein-Ernstthal zur Hauptoerhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird er auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Bezirkskommando zu Glauchau ausgestellten Erklärung verurteilt werden. Hoheaftein-Erastthal, den 17. Januar 1906. Der Königliche Amtsanwalt. Wch- mil MnsSm-WMW. Montag, de« 22. Januar 1006, sollen im Hotel znm Deutschen Kaiser in Zwickau tEnde der Bahnhofstraße) von Vormittags 11'/, Uhr an die pro 1905/06 auf nachgenannten Fürstlichen Forstrevieren zum Einschlag kommenden Stämme und Klötzer, und zwar ca. 4340 Festmeter Nadelholz^zumeist noch anstehend, sowie die nach stehend aufgeführten Nutzrindenmasten ca. 124 Festmeter oder 412 Rm. Nichtenrinde, und zwar auf: Nutzholz. Nadelholz. Festm. Nutzrinde. Fichte. Festm. oder Rm. Niederwaldenburg-Remse 910 — — Oberwaldenburg 1400 40 133 Lichtenstein 598 19 63 Oelsnitz-Streitwald 762 40 134 Stein 285 — — Pfannenstiel 385 25 82 unter den vor der Versteigerung bekannt zu machenden Bedingungen und gegen entsprechende An zahlung meistbietend verkauft werden. Die vorstehende Reihenfolge wird bei der Versteigerung beibehalten werden. Sämtliches Material kann an Ort und Stelle besichtigt werden und wollen sich die Herren Käufer deshalb mit der betreffenden Revier-Verwaltung in Verbindung setzen. Holzkäufer, denen noch kein Verzeichnis über obige Hölzer zugegangen sein sollte, wollen sich gefälligst an unterzeichnete Stelle wenden. Waldenburg, den 7. Dezember 1905. Fürstlich Schönburgische Forstiuspektion. Forstrat Gerlach. kill Klemmrr mit Futteral als gefAckn abgegeben ja litt PcheireMrallir. hinreißen läßt, wie sie auch auf andere mäßigend I Wohlerzogenheit stolz sein konnten. Im Elysee wirkt. Der neugewählte Präsident übt bis zum end- wird ein Mann offenen Auges dem Gang des Re- gültigen Antritt seines Amtes keinerlei Pflichtendes gierungsapparates folgen; sein lauteS Kommando Staatsoberhauptes aus und zieht erst am 18. Feb- wird zwar nicht zu hören sein, aber man wird ruar ins Elysöe, wo bis dahin Herr Loubet wohnen wissen, daß er auf dem Posten ist. So will eS auch die Konstitution, die den Präsidenten über die Par- FaMeres — Präsident der Republik Frankreich. Das französische Volk hat durch seine Vertreter gesprochen: die auS sämtlichen Abgeordneten der Deputiertenkammer und den Mitgliedern deS Senats bestehende National-Versammlung hat den Advokaten und Senatspräsidenten FalliereS gestern mit 449 Stimmen zum Präsidenten der Republik gewählt, während 371 Stimmen auf D 0 u m e r, den Präsidenten der Deputiertenkammer, fielen. Dieses Resultat war zwar schon seit einigen Tagen ziemlich sicher vorauszusehen, aber da in FalliöreS kein wirklich hervorragender politischer Name im Vordergründe stand, hatte auch sein Gegenkandidat, Doumer, nicht unbedeutende Chancen für den Präsi- dentenstuhl. Mit Fälliges hat der fortschrittliche RepublikanismuS über die nationalistisch - klerikal, Reaktion, die in Doumer verkörpert ist, gesiegt. 78 Stimmen Mehrheit bedeuten zwar keinen glänzenden Erfolg, aber immerhin — Fälliger ist jetzt Präsident der französischen Republik. Die Wahl deS neuen Präsidenten ging diesmal nicht allein Frankreich und seine innere Politik an, sondern begegnete auch im Ausland, besonders in Deutschland, einem weitgehen den Interesse: handelte eS sich in gewissem Sinn- doch auch um Krieg oder Frieden, denn in AlgeciraS ist trotz aller Friedensbeteuerungen noch immer genug Zündstoff angehäuft, der leicht zur Explosion führen kann. Von diesem Gesichtspunkle auS ist die Wahl FalliereS mit Genugtuung zu be- grüßen, denn mit ihm zieht ein Mann ins Elylö- ein, der von ruhigem, besonnenem Temperament ist und mit jenen 65 Jahren die Reife des Alters besitzt, di, sich selbst nicht zu übereilten Entschlüssen bleibt Die Republik hat mit Falliäres also wieder einen Republikaner erwählt, denn auch Loubet war Republikaner. Die offene und maskierte Reaktion sah ihren schönen Kandidaten Doumer in der eigenen Maulwurfsarbeit untergehen. Kein Zweifel kann darüber herrschen, daß die große Mehrheit der Fran zosen das Verdikt in Versailles freudig willkommen heißt. Erfolgten nicht die Präsidentenwahlen in ge heimer Abstimmung, wären alle Volksvertreter so ehrlich, auch ohne die Kontrolle der Oeffentlichkeit zu handeln, wie es ihre Wähler von ihnen er warten, das erzielte Resultat hätte nicht einen Augenblick in Frage stehen können. Der Triumph des bescheidenen Demokraten, den seine Ehrlichkeit, eine Gutherzigkeit und sein Wissen ganz von selbst «mitten der Bürgerschaft der Stadt, der Provinz und schließlich deS Landes emporgehoben bis zu den höchsten Lhrenstellen, die Niederlage, in welcher Form ie sich auch präsentierte, seines Gegners, dieses ,komme cie tortune", bereit zu jedem Handel dank einem wunderbar elastischen Gewissen, — zu diesem Ergebnis der Wahlkampagne muß sich die Republik gratulieren. Auch im Ausland wird man eS, wie chon angrdeutet, gern sehen, daß ein ruhiger und roch keineswegs der Energie entbehrender Mann tatt des Helden der turbulenten Parteien anS Ruder gelangte. Von der gesainten internationalen Presse bekundete nur die konservative englische für Paul Doumer, als der Delcassiischen Richtung näherstehend, große Sympathien, und sie ging so weit, zu be haupten, der Beifall, mit dem man in Deutschland die Kandidatur Fälliges ausgenommen, habe den Senatspräsidenten um alle Chancen gebracht. DaS war ein Irrtum. Glücklicherweise ist der „verderb liche Einfluß" Deutschlands in der Republik nicht groß genug, daß sein Beifall im selben Maße ge nügt, einen braven Politiker unmöglich zu machen, wie sein Protest einen gefährlichen. ES ist das friedliebende Deutschland, daS den Amtsantritt eines klugen und besonnenen Franzosen begrüßt, gerade in einer Zeit, die einem „zivilen Boulanger" Be legenheit geboten hätte, sich auszuzeichnen. Man hat zu gute Erfahrungen mit dem pa triarchalischen Charakter der Präsidentschaft Emile Loubets gemacht, um nicht eine Fortsetzung deS bie deren bürgerlich-väterlichen SouveränentumS imElysöe zu wünschen. FalliereS wird diesen patriarchalischen Charakter der Präsidentschaft wenn möglich noch akzentuieren. Hinter Falliere«' offensichtlicher Gut mütigkeit ist dabei aber doch eine absolute Willens- stärke zu finden. Zum achten Male hatte ihn der Senat vor einigen Tagen zum Vorsitzenden gewählt; im hohen SeniorenhauS sind gewiß niemals ähnliche Radauorgien zu befürchten, wie mitunter in der De- putiertenkammer; aber FalliöreS wußte die Debatten stets in so musterhafter Ordnung zu halten, daß die Herren Senatoren nicht anders als auf ihre eigene teien st llt, ohne ihm das Recht zu geben, legislativ mit Ausschluß der Parlamente Einschneidendes zu unternehmen. Falliöres ist ein geschätzter Advokat, Südfranzole wie Loubet und seit 30 Jahren als Politiker be kannt. Er war schon siebenmal Minister und ein mal Ministerpräsident; von Gesinnung ist er radikal, ohne jedoch zu den Ultras der Partei zu gehören. Wie französischen Blättern zu entnehmen ist, ist Fälliges sowohl in Sprache ivie im Auftreten und äußerer Erscheinung Loubet ziemlich ähnlich, und auch seine bürgerliche Stellung ist fast völlig identisch mit der Loubets. Seiner Gemahlin wird nachge- rühmt, daß sie es verstehe, mit viel Geschmack und großer Diskretion ihren Platz in der offiziellen Welt einzunehmen. DaS ist keine gleichgültige Sache, denn die Repräsentationspflichten deS Präsidenten der französischen Republik sind erheblich gewachsen. Die Zeiten der früheren Einfachheit und Etikette- losigkeit sind dahin. Erst lachte man in Frankreich über daS Zeremoniell, daß sich der ehemalige Gerberei besitzer Felix Faure durch seinen „Oberhofmeister" Crozier hatte ausarbeiten lassen, nachher schickte man ich drein und fand eS endlich in Ordnung. DaS erste Haus der Republik wird von FalliäreS gut geführt werden ohne Dünkel mit Würde. Die Volksvertreter, die daS Land im Frühjahr neu wählen wird, werden wissen, daß der Präsident der Republik, wenn er auch schon nicht mehr laut das Wort ergreifen wird, um sich in die Politik zu mischen, kurz vor der Nationalversammlung in Versailles, auf dem Wahltag in Agon, sich für die Trennung von Kirche und Staat, zu deren Zustandekommen er durch seine feste Leitung im Senat nicht wenig beigetragen und für daS radikale ZukunfiSprogramm — Einkommensteuer und Arbeiterversicherung — erklärt hat. Nach außen hin wird FalliereS LoubetS Werk fortsetzen; was an ihm liegt, wird er tun, um die Beziehungen zu den fremden Staaten immer freundschaftlicher zu gestalten und den HandelSauS- tausch zu heben. * * Ueber den Verlauf des Wahlaktes sind folgende Telegramm? etngegangen: Versailles, 17. Januar. Seit heute früh herrscht eiu lebhaftes Treiben in der Stadt Die letzten Vorbereitungen für den Kongreß werden getroffen. Die Absperrung-Maßregeln an den Zu gängen zum Kongreßsaal sind äußerst streng. Die ersten Parlamentarier trafen um 10 Uhr vormittags ein, auch Falliöres und Doumer sind erschienen. Alle Gruppen halten um 1 Uhr nach mittags gesondert Beratungen ab. Vertreter der Gruppen der Linken äußern die bcstimmle Zuversicht, daß Fälliges im ersten Wahlgange gewählt wird, und rechnen auf mindestens 435 oder 440 Stim men für ihn. Versailles, 17. Januar. Schon von 12'/^ Uhr an hatte das Publikum die zugänglichen Tribünen des Kongreßsaales dicht besetzt. Viele Damen in großer Toilette waren anwesend und beobachteten mit Interesse, wie sich der Saal allmählich mit den Mitgliedern des Kongresses füllte. Die stürmische Begrüßung, mit der Fälliges bei der Uebernahme deS Vorsitzes empfangen wurde, wiederholte sich mehrere Male. Von der Linken und dem Zentrum hörte man Bravorufe; auf der Rechten Lärm. FalliereS verlas das Dekret, durch welches die Nationalversammlung zusammenberufen wird, unter allgemeiner Spannung. Danach begann die Ab stimmung für die Präsidentenwahl. Versailles, 17. Januar. Beim Besteigen der Tribüne zur Abgabe des Wahlzelle!« sind die be kannten Persönlichkeiten der Gegenstand mannig facher Kundgebungen. Brisson, Combe« und Ranl werden mit lebhaftem Beifall begrüßt; einige Protestrufe werden im Zentrum laut. Ribot wird mit Beifall empfangen: D e l c a s s e! , DeSchanel, Ministerpräsident Rouvier und die Minister geben ihre Wahlzettel ohne Zwischen fall ab. Doumer wird bei der Abgabe seiner Stimme von der Rechten und einem Teil deS Zentrums mit Beifall empfangen, während ein großer Teil der Linken lärmende Rufe anSstößt. Beim Erscheinen Falliöres bricht die Linke in leb hafte Beifallsrufe auS. Versailles, 17. Januar. Die A b st i m. mung war 3'/^ Uhr beendet. ES wurden 850 Stimmen abgegeben; die absolute Mehrheit betrug also 426. Falliöres erhielt 53 Stim me n mehr. Außer dem deutschen Botschaftsrat 0. Fl 0 t 0 w waren in' der Diplomalenloge noch anwesend der englische und der österreichisch-ungari- sche Botschafter und der japanische und portugiesische Gesandte. Versailles, 17. Januar. Das Resultat der Wahl wurde dein 1. Vizepräsidenten des Senats, Dubr 0 t, bekannt gegeben. Von den 849 abgegebenen Stimmen entfallen 449 auf Falliöres, 371 auf Doumer. 28 Stimmen waren zersplittert und 1 Stimme war ungültig. Die gesamte Linke begrüßte daS Ergebnis mit lebhaften Rufen auf FalliereS und am die Republik. Die Sitzung wurde unter einer begeisterten Kundgebung der Linken ge schlossen. FalliereS ist auf 7 Jahre, vom 18 Februar, dem Endtermin der Präsidentschaft LoubetS, ab ge wählt. Als Dubrot Fall:ereS das Protokoll über die Wahl in seinem Zimmer in Gegenwart zahl reicher Mitglieder des Parlaments überreichte, richtete er an ihm eine Ansprache, in welcher er er klärte, durch die Erhebung FalliereS zu der Stelle des Präsidenten der Republik habe der Kongreß der Hoffnung des r> publikanischen Frankreich entsprochen, welches nur den Willen hätte haben können, an einer Spitze einen ergebenen und treuen Diener )er Verfassung und der Gesetze zu sehen und einen klarblickenden und festen Geist, der im Stande sei, alle politischen rind sozialen Notwendigkeiten zu er kennen und durch seinen Rat und die Wahl ge eigneter Persönlichkeiten den Gang der Regierung