Volltext Seite (XML)
Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die egelpallene Pelttzeile vder deren Raum mU 18 »icklamen mit 80 z die Zeile berechnet, bei Wtederbein-i^en entsprechenden RadiUI Buchdrnikeret, Redaktion and Geschästtiftrlle, TreSden, PMuttzer Strafte ^8. - sserniprecher 188« Jür Rückgabe anverlangt. Schriftstücke kelne Verbiudltchkri« RedaklionL-Sprechslundet II blS IS Uhr, Mariä Geburt. Wir haben keine ausführliche Urkunde über die Ge- buxt der seligsten Jungfrau. Sangen Engel Gloria, jauchzten Frieden himmlische Chöre, schmückten mit Rosen sie Wohnung und Wiege? — Wir wissen es nicht. Das aber wissen wir: Das Kind, das heute geboren ist, soll werden ein Tempel des Allerhöchsten. Der in Galiläa predigte, auf Golgatha siegte, uns alle erlöste — war der Sohn Ma riens. „Mutter" hauchten des Christkinds Lippen, „Mutter" flüsterte des Sterbenden Mund. Mutter Gottes ist geboren. — „Dies ist meine Ruhestätte ewiglich, da will ich wohnen, denn ich habe sie erkoren." sPs. 131. 14.) „Alles in der Kirche ist Christi." Marienverehrung ist Christusverehrung. Es geht nicht an, den Heiland göttlich zu preisen, ohne die Mutter zu grüßen. Jener kann nicht steigen, wenn diese fällt. Hat die Christologie des Prote stantismus an Wahrheit und Wert gewonnen, seitdem er dem Marienglauben den Rücken kehrte? Bei welchen Unge heuerlichkeiten ist die liberale Theologie angckommen in ihren Vorurteilen gegen den Kultus der heiligen Jung- sraul ') Die Worte, die der göttliche Meister im Hause Simons zur Verteidigung einer anderen Maria sprach, ge winnen in Anwendung auf uttsere Gegner neuen, treffen den Sinn: „Warum kränket ihr dieses Weib? ... W hr- lich, ich sage euch, wo man immer in der ganzen Welt dies Evangelium verkünde» wird, da wird man mich zu ihrem Andenken sagen, was sie getan hat." (Matth. 26, 10, 13.) Wohl scheint, als habe der Sohn seine Mutter gering geachtet, verleugnet und gemieden: Im Tempel, zu Kana, in den bekannten Schilderungen bei Markus und Lukas. Aber es scheint nur so. Alle Disharmonien lösen sich bei tieferem Nachdenken in wunderbare Akkorde, das Aergernis, das man nehmen könnte, ist das Aergernis des Kreuzes, die harten Worte sind Prüfungen, die mn wenigsten der „Trösterin der Betrübten" erspart werden dursten. Die er habenste Krone, die ans Erden getragen ist, das Diadem der Muttergotteswürde, war eine Dornenkrone, umstrahlt vom Feuerscheine eines Martyriums, das keines Menschen Wort beschreiben wird. -« „Tod durch Eva, Leben durch Maria!" Dieses Motiv kehrt immer wieder in den Reden und Betrachtungen der Väter. Wenn wir uns Hinsehen in der Schar jener, die das Bild der Hochgebencdeiten bekränzt haben, finden wir Män ner, vor deren Riesengeist die Kritiker unserer heiligen Re ligion armselig verschwinden. Maßloser Dünkel hat den Modernen eine Binde vor die Augen gelegt, sonst möchten sie Wohl mit Geibel bekennen: „Die groß geschaut und groß gebaut, Sie schlummern in den Särgen; Auf ihren Gräbern kriechen wir. Als ein Geschlecht von Zwergen " „Die Toten kehren nur zurück, wenn sie den Lebenden etwas zu sagen haben." Was die unsterbliche Weisheit der Kirchenväter über die Jungfrau Maria geschrieben hat, ist in seiner ganzen Wahrheit Bedürfnis der Menschenseele, die rein sein will und voll Liebe wie das Madonnenideol des katholischen Volkes. In der Lichtgestalt der „lstk-^in-i Vir^inum", die sich scharf vom düsteren Hintergründe der sündigen Welt abhebt, ist uns die überirdische Heiligkeit des Gottessohnes menschlich nahe gekommen, verbunden mit der *) Bergt. Dr. Bernhard Batmana: „Christ»j ein Aegner des Marienkuttus?' F'eibura Ift ft 8. ft?> ». ff. Aussicht auf eine Hilfe, deren mütterlicl>e Treue unter dem Kreuze die Probe herrlich bestanden hat. Treue um Treue! So stehen wir fest im Glauben an die Mutter unseres Herrn. Wir stehen in der Morgenröte und im Glanze einer stillen großen Hoffnung. Da wir Pilger sind, haben wir keinen anderen Wunsch, als heim zufinden ins Vaterland des ewigen Friedens. Dorthin ge leite uns — „o clcmoiw, c» o cknlci« Vir^o lAnrin"! kl. Zu den TNaroktoverhandlungen Dresden, den 7. ?ept>!mber 1811. Das Organ der Regierung hat über die Marokkover- handlungcn eine kleine, aber vielsagende Notiz veröffent licht; sie lautet: „Den Umständen nach kann init einem glatteren Fort gang der Unterhandlungen gerechnet werden, als vor der Pause." Diese Kundgebung der Negierung besagt, daß alle Hoff nung auf die Aufrechterhaltnng des Frieden? besteht; es ist zwar nicht von einem „glatten" Fortgang die Rede, da immerhin noch Komplikationen eintreten können, sondern man rechnet mit einem „glatteren" Verlaufe. Diese Hoff nung stützt sich nicht nur auf die französischen Vorschläge, die die Basis für eine Verhandlung bilden können, sondern noch weit mehr auf bestimmte Erklärungen, die der englische Botschafter in der letzten Woche abgebcn konnte. Da war eigentlich die Kriegsgefahr im Kerne beseitigt. Wir wollen nur hoffen, daß auch die Beratungen der Einzelfragen zu keiner vermehrten Verwickelung des Knotens führt, sondern daß nunmehr die Geschicklichkeit der Diplomaten den Aus weg findet, selbst wenn inan neuerdings in Frankreich stark auf die Rüstung hinweist. Noch ist nicht jede Wolke am poli tischen Limmel verzogen: wohl aber besteht die Hoffnung, daß sieMch nicht mehr zum Gewitter ballen werden. Tie Aktion unserer Regierung wurde lebhaft unterstützt durch die Geschlossenheit der deutschen Presse und des deut schen Volkes: nur die Sozialdemokratie hatte keinen Sinn für Deutschlands Ehre, sondern stand mit ihrem landesver räterischen Treiben abseits. Dadurch wurde im Auslande der Eindruck erweckt, als könne Deutschland nicht mobil machen, als stehe es vor der inneren Revolution, wenn ein äußerer Krieg entbrenne. Zur rechten Stunde kommt nun die mannhafte Erklärung des Ausschusses des Deut schen A r b e i t e r k o n g r e s s e s, der rund l^ Millio nen Arbeiter vertritt und dem Vaterlande einen hohen Dienst leistet durch folgen! ? kernigen Sätze- „Wir betrachte» den versuch, eine so kritische Lage wie diejenige, in der sich das deutsche Volk gegenwärtig befindet, ausznnutzen, um eine sozi !e Revolution vorzubereiten, als einen Verrat an Volk und Vaterland. Wir schätzen die Segnungen des Friedens, der uns seit -10 Jah ren beschiede» ist, und wiiii Heu di? Aufrechterhaltnng dieses Friedens. Um so meln legt allen deutschen Volksgenossen die gegenwärtige kritiswe Lage die Pflicht auf, die deutsche Nation einig »nd gescb w:?n zu erhalten in dem Bestreben, unsere Volkswirtschaft zu mtwickeln und dem Deutschen Volke Arbeit und Brot zu sichern, sowie die Würde und das Ansehen des deutschen Volkes zu wahren. Das Gebaren der Sozialdemokratie ist leider nur zu 'ehr geeignet, im AnSIande den Eindruck zu erwecke», als würde im Falle einer kriegerischen Verwickelung !» Tentschiand die soziale Revolution ansbrechen »nd die Widerstandskraft unserer Nation geschwächt sein. Es ist zudem im höchsten Maße eine Gefährdung des Friedens und ein indirekter Anreiz für das Ausland, die friedliche Entwickelung Deutschlands und seiner Weltwirtschaft gewaltsam zu hindern, nickt zu letzt zum schwersten Schaden der deutschen arbeitenden Stände. Wir erheben gegen dieses vaterlandsfeindlickze und arbeiterschädigende Treiben der Sozialdemokratie energischen Protest. Wir fordern zugleich alle christlichen und national gesinnten Arbeiter und Angestellten auf, der Propagierung des politischen Massenstreikes mit aller Entschiedenheit ent gegenzutreten. Der Unterzeichnete Ausschuß erklärt namens der Is/i Millionen Mitglieder der ihm angeschlossenen Or ganisationen, daß die christlich gesinnten Arbeiter, Gehilfen. Bediensteten und Angestellten solidarisch mit allen übrigen Ständen und Volksgenossen das Ansehen und die Ehre unse res Vaterlandes in der Stunde der Gefahr Verteidigen wer den. Der Ausschuß des deutschen Arbeiterkongresses. Im Aufträge: gezeichnet: Behrens, Vorsitzender. A. Stegerwald, Schriftführer: Bechly, Schatzmeister." Das soll ein Wort sein, das den roten Landesverrätern noch jahrelang unangenehm in den Ohren klingen wird. Der christlichen Arbeiterschaft gebüyrt warmer Dank, daß sic gerade jetzt so entschieden aufgetreten ist und den Genossen ;ctzt erst recht deutlich zum Bewußtsein bringt, was sie für erbärmliche politische Sklaven sind, die nicht ihrer Manneswürde, ihrem Soldatenstolze, ihrer Vater landsliebe folgen dürfen, sondern einem russisclzen Unter rock wie Rosa Luxemburg oder einem frechen Schwätzer wie Däuming nachlaufen müssen. Welches erbärinlicl)e Spiel mit Männern! In der jetzigen Stunde darf man auch feststellen, daß das Reich nie ein Stück Marokko forderte; mit Recht sagt eine amtliche Auslassung: „Was die Besitzergreifung und die Besiedelung von Sus betrifft, so ist auf die Unzweckmäßigkeit dieser Forde rung von uns schon wiederholt hingewiesen worden. Erstens ist da gar nichts oder sehr wenig mehr zu besiedeln, da das Land schon ausreichend besetzt ist und zweitens haben wir kaum Siedler, die dahin passen, und schließlich muß man doch auch weiterblicken. Was würde denn unser Reichstag zu dieser Erwerbung eigentlich sagen, die mit einer Kreditfor derung von einer ansehnlich runden Zahl von Millionen für Hafen- und Wegebauten und mit der Verschiffung unp Unterbringung von mindestens einem Armeekorps einzu leiten wäre und noch ganz andere Löcher in den Staatssäckel reißen würde, als etwa unser Tentsch-Südwest? Es würde für das Deutsche Reich nichts minder bedeuten als eine neue und sehr gefährliche, dabei vollkommen unnütze Achilles ferse." Soweit wir es feststellen können, hat die Zentrums presse immer geschlossen gegen eine Besitzergreifung Stellung genommen. Die Kompensationen am Kongo sind noch fest zustellen. abe>' größere Schwierigkeiten macht zweifelsohne die Sicherung der offenen Tür in Marokko. Darüber sagt eine halbamtliche Darstellung: „Im großen und ganzen sclieint unsere Regierung von dem Grundsätze anszugehen, daß, wenn schon einmal eine Regelung in Marokko stattfindet, diese so gründlich wie möglich sei. und daß den Franzosen, wenn alle übrigen Vor bedingungen ersüllr sind, in politisclzer Hinsicht, so weit Deutschland in Frage kommt, volle Handelsfreiheit gewährt wird. Damit ist aber hoffenstich gemeint, daß Frankreich in Marokko auch mit den politischen Rechten die vollste poli tische Verantwortlichkeit übernimmt. Obgleich das ja einigermaßen in den bisherigen Verhältnissen lag. sind bei- Urchristenium und Weltende. Es ist bekannt, wie in der jüngsten Zeit gegen die Gottheit Christi geltend gemacht wird, daß Christus selbst der Meinung gewe>en sei. das Weitende stehe unmittelbar bevor. Infolge dieser Meinung habe er natürlich nicht an die Gründung einer Weltkirche für alle Zeit der Mensch heitsgeschichte denken können, noch weniger daran, in seiner Sittenlehrc etwas zu sagen, was auf soziale oder kulturelle Arbeit und Betätigung seiner Jünger abzicle, sondern nur eine „Jntcrimsmoral" verkündet für die kurze Spanne Zeit, die noch bis zum Weltende bevorstehe. Daher auch jene uns seltsam klingenden Weisungen, wie z. B.: Sorget nicht, was ihr essen »nd trinken und womit ihr euch kleiden werdet u. ä. Diese Auffassung von Christus und seiner Botschaft heißt mit dem Fachausdruck, Christus sei mit seiner Sitten- lehre „eschatologisch orientiert" gewesen. Dann folgt der weitere Schluß: In dieser seiner Hauptanschauung habe Christus sich getäuscht, und die hochgespannten Zukunfts hoffnungen des Urchristentums hätten umgebogen werden müssen, nachdem das Weltende nicht gekommen sei. zu einem Kompromiß mit dem wirklichen Gange der Dinge. Es hat schon manchen gegeben, der diese Meinung ge teilt hat, der aber, als er sich die Tatsachen näher besah, dieselbe wieder hat fahren lassen. Eine Tatsache, die vor allem berücksichtigt werden muß, ist die, daß der Uebergang von der ersten zur zweiten und dritten Generation deS Ur christentums sich vollständig glatt vollzogen hat, ohne ge waltsamen Bruch, ja ohne Zusammenbruch des Christen tums. der »nansbleiblich hätte eintreten müssen, wenn die Vorstellung von dem Nahen des Weltendes der alles be herrschende Gedanke des Urchristentums ge wesen wäre. Denn es liegt auf der Hand, daß beim Aus bleiben des Weitendes oder der Wiederkunft Christi eine fürchterliche Ernüchterung in diesem Falle hätte Platz greifen müssen. Spuren von solchen Gedanken finden sich im zweiten Briefe des Apostels Petrus (3. 3), wo von dem Verführer die Frage berichtet wird: ..Wo ist die Verheißung seiner. Ankunft?" Aber das waren immer nur einzelne, welche ohne Anhang blieben und keine Spaltung im llr christentum Hervorrufen konnten, was sicher hätte erwartet werden müssen, wenn es sich mit dem Gedanken von der nahe bevorstehenden Wiederkunft Christi um einen Haupt satz des Urchristentyms gehandelt hätte. Die ganze Frag? wird in vorzüglicher Weise untersucht in dem neuen Heft „Biblische Zeitfragen" (4. Folge, 5. Heft: „Die Geheime Offenbarung und die Zuknnftserwartungen des Urchristentums" von Prof. Dr. Rohr, Straßburg. Münster 1911, Aschcndorff). Da wird die Situation in folgender Weise geschildert: „Wenn das ganze apostolische Zeitalter das Wort von „diesem Geschlecht, das nicht vergehen soll, bis all dies ge schieht" (Matth. 21. 31) oder von den „unter den Da stehenden, welche den Tod nicht kosten sollen, bis sie den Sohn des Menschen in seiner Herrschaft kommen sehen" (Matth. 16. 28), buchstäblich gedeutet hätte, ohne einen Ge danken an die Möglichkeit eines andern Verständnisses. oder wenn gar Christus selber dies geglaubt, und nur ein Interim gepredigt hätte, so Hütte die Begeisterung für ihn und der Opfermut für die Evangelisation in dumpfe Ver zweiflung an der bisher heiliggehaltenen Sache und in glühendem Haß gegen Jesus als einen Betrüger und Aben teurer Umschlägen müssen, als die erste Generation ins Grab sank. Es erschien nicht der Herr, um ein Reich auf Erden zu gründen in Herrlichkeit, sondern Nero schleuderte seine Edikte gegen sie und sandte ihnen blutige Totenopfec nach und als uni die Jahrhundertwende das zweite Ge schlecht dahinstarb. da blinkte nicht das Frnhrvt eines gol denen Zeitalters für die Kirche, sondern die Erde ward ge rötet von Christenblnt. das ihr der zweite Nero. Domitian, zu trinken gab Aber die Opfer der Ve'folgung schmähten nicht auf Christus als einen Betrüger, sondern huldigten :lnn als ihrem Vorbild und vertrauten ihm als ihrem Retter. Und die Hinterbliebenen bemitleideten sie nicht als Opfer einer frommen Selbsttäuschung, sondern verehrten sie als Märtyrer für eine heilige Sache und eiferten ihnen nach als ihren Vorbildern." (S. 33.) Diese unbestreitbare Tatsache beweist ebenso unbe streitbar. daß jene (eschatologischen) Aussprüche Jesu über das nahe Bevorstehen seiner Wiederkunft unmöglich in jenem starren Sinne genoininen wnrden, wie die moderne Kritik es behauptet. Sieht man von dieser geschichtlichen Tatsache rückwärts iZehend »och näher zu. so gewahrt inan, daß jenen (eschatologischen) Gedankenreihen in den Reden Jesu neben den anderen, welche die Aufrichtung eines neuen Reiches der Gottes- und Nächstenliebe in der Menschheit Wege» de» Festtages Mari» Geburt erscheint die niichste Nu««er erst Sonnabend den 9. September nachmittags. 'MW