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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120717025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912071702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912071702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-17
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
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B^uqs-Prei» Ar. LrtpP« »n» P»r»N, d»rch »»!«« Trager »Md S-editeur, L«»l tiiltch i»» Hau» ««bracht'»P). «anatÜ,r.7Ü Mk. »tetteUährd Bet unlerntztlialen ». >». »ahmeftellen adgehoU: 7S PI. monat d. llS Mk. vterteljährä Durch »t» Peft: t»n«rhaU> Deullchland» und der deutsch«» Kolonien oirrlrliährt. 3.«> Mk.. monatl. I^N Mk. iui»jchl. Pollbestellgeld. Fern«, tn Belgte», Dänemark, den Donaullaaten, Italien, ilurembura, Ntederland«, Nor wegen, Oeperreich» Ungarn, Siubiand, Schweden und Schwei». In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Geschält». stell» de» Blatte» erhältlich. Da» Leip,t,er Tageblatt erscheint rmal tihtich. Sonn» ». Fetettag» nur morgen». Adonn«m«nt»-Annahme Iohanntogass« 8^ det unseren Drägern, Filialen, Spediteuren »nd lllnnahmesleU».^ lowi« Poslämrera »ad Briefträgern. St»,,lv»rta»»»»r,t» 10 Ps. Abend Ausgabe. nMcr Tageblatt -eu-^sch. Handelszeitung. 114884 f Dep.-KaN» Grtmm. Stetnwe, «. L» Amtsblatt des Aales und des Aokizeiamtes der Ltadt Leipzig. La-eige». Preis IN» Inserat, an» L»tp,ig »nd Umgebung m« tspalttg« Petttgett« 2S Ps-die N«klam«. »eil» I Mk. o»n «»»märt» » Ps, Reklamen llll Mk. Inserat« »an Behörden t« «art lichen Teil di» Petitzetl. «» Pf. G«schast»an,eigen mit Piatzvorschrift«» im Preis, erhöht. Rabatt nach Tart«. Beilagegebühr Gesamt auslag» L Mk. o Tausend erkl. Postgebühr. Teildetlag« höher. Fester»,Ute Lusträa« können nicht »urück- gezogen werden. Für da. Erscheinen an »»stimmten Tagen und Plätzen wird rein« Garantt« übernommen. >n,eigen - tinnahm«: S,han»,»,«ll« 8^ bei sämtlichen Filial«n ». allen Lnnonc«n» Grpedittonen de» In» »nd Au»lande». »rmk »nd Bert»» »— Atsch« G Kürst«» Inhaber: Paal Kürst»». Redaktion »nd Geschält,stelle: 2ohanni»gassr L Haupt > Filiale Dr«»d«»: S««>rra»e 4. l (Telephon 4621). Nr. 36 l. Mittwach, tien 17. Juli lSIL. lvS. ZailklsSNg. Die vorliessenve Ausgabe umfaßt 10 Leiten. vss Dilhligste. * Aus Anlaß, des Dockarbeiterstreiks inDünkirchen tam es dort zuernstenUn ruhen. (S. Ausl.) * Im Bezirk Braga (Portugal) ist es zu neuen Zusammenstößen zwischen Roy alisten und Regierungstruppen gekom men. (S. Letzte Dep.) * Nach einer Konstantinopeler Zeitungsmel dung hat der türkische Marineminister demissioniert. (S. des. Art.) Sparen unü Portugal. Es war vorauszusehen, daß der jüngste Vor marsch der portugiesischen Royalisten umer dem früheren Eeneralgouoerneur von Angola und Ar- tilleriehauptmann Lonceiro von spanischem Ge biet aus in das portugiesische zu entschiedenen Vor stellungen der portugiesischen Republik bei der spani schen Monarchie führen würde, ooch kommt der feste, fast derbe Ton der von Portugal überreichten Pro testnote überraschend. Spanier und Portugiesen waren sich nie besonders gewogen, und wiederholt kam es zwischen ihnen zu ernsten Zerwürfnissen. Auch jetzt tritr dies wieder in die Erscheinung, und wenn die Portugiesen lein Blatt vor den Mund nehmen, obwohl he im Ernstfälle gar nicht daran denken könnren, allein die äußersten Konsequenzen gegenüber Spanien zu ziehen, jo ist dies teils als eine lange Aufspeicherung von Uebelwöllen zu be trachten, teils ein gewisses sicheres Gefühl durch die englisch-portugiesische Allianz, die ur sprünglich als ein« Sicherung Portugals gegenüber Spanien und Frankreich gedacht war. Wenn man der portugiesischen Negierung die volle Berechtigung zu ihrer Beschwerde gegenüber Spanien zuerkennen muß, so hat doch anderseits Spanien einen sehr schweren Stand, um den Wün schen Portugals entgogenzukommen. Wollte Spanien die ganze Grenze gegen Portugal so abschließen, wie es zur Nöberwachung der portugiesischen Royalisten an der Nord- und Ostgrenze Portugals erforderlich wäre, so würde dazu ein ganz bedeutendes Truppen aufgebot gehören, dessen Verpflegung und Unter kunft in jenen unwirtlichen und schwer zugänglichen Grenzgebieten ganz erhebliche Kostenaufwendungen erfordern würden. Allerdings kommt in der Haupt sache bisher nur die portugiesische Nordgrenze in Betracht, doch sind auch die Gebiete der beiden öst lichen spanisch-portugiesischen Eisenbahnlinien Sala manca—Oporto und Salamanca—Lissabon, sowie im Süden das Guadianagebiet nicht sicher. In den nördlichen Grenzgebieten der spanischen Provinz Ga lizien, den Gouvernements von Pontevedra und Orense hatte ja die spanische Regierung sehr darauf geachtet, daß die portugiesischen Royalisten nicht in größeren Gruppen sich aufhielten und daß auch kleinere Trupps möglichst nicht lange auf ein und derselben Stelle blieben, wodurch es kam, daß die portugiesischen Royalisten nicht in Verbänden ein y Lilllze Nerzen. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) Mein lieber Klaus! Weißt du auch, daß du mich sehr betrübt hast? Mehr, als ich dir sagen kann! Anfänglich wollte ich dir gar nicht schreiben, doch du weißt, was mich brüllt, das muß herunter vom Herzen! Du verlobst dich ganz überraschend am Sonntag mit Ellen, wir sind den ganzen Tag beisammen, und trotzdem kommt gegen die Schwester kein Wort davon üb^r deine Lippen! Muß ich mich da nicht gekränkt fühlen? Gelte ich denn gar nichts mehr? Dicker Mangel an Vertrauen hat mir bittere Tränen erpreßt. Und erstaunt war ich auch, denn nie habe ich bemerkt, daß dir Ellen teuer sei und nun diese plötzliche Ver lobung! Ich habe hin und her aeionnen unk nach dem Grunde gesucht. So lieb ich unsere Cousine habe, halte ich sie doch nicht für die Frau, die ich mir »ür meinen Bruder geträumt hätte. Und mich hast du dadurch heimatlos gemacht, Klans! Denn niemals werde ich auf Althof mit euch leben, als störende Dritte in eurer Ehe. Klaus, wenn ich nicht annehmen müßte, daß da noch etwas Geheimes ist, von dem du dir selbst nicht Rechenschaft abzulegen wagst — so könnte ich dir niemals wieder ein gutes Wort gönnen! Oder hat Ellen sich über ihre Mutter beklagt, so daß du, von Mitleid getrieben, ihr eine Zukunft bei uns auf Althof anbotest? Ellen strahlt vor Glück. Sie war rührend, als sie es mir sagte, doch ich habe vor Aufregung mäh' rend der ganzen Nacht nicht schlafen können; ich habe gegrübelt und nachgedacht: warum nur, warum? Trotzdem wünsch« ich dir von Herzen Glück, lieber Klaus! Daß jeder meiner Gedanken ein guter Wunsch für dich ist! Heute mittag bekam ich inliegenden Brief von Iamec Löbbeckc. Die Antwort darauf geht zugleich mit diesem Brief ab. Daß er mich noch einmal in die unangenehme Lage bringen mußt«, ihn abzu weisen! Bitte, grüße Herrn und Fräulein Wöhrmann von mir. Tausend Grüße von deiner Schwester Ruth. Klaus lächelte schmerzlich, als er diesen Brief las. Er sah Ruth vor sich, wie sie mit heißen Wangen am Tisch saß und schrieb. Ja, sie hatte recht, ihm exerziert werben konnten und daher in den kürzlichen Gefechten bei Valenca auf dsm westlichen Flügel und bei Montalegre und Chaves im Zentrum so wenig Zusammenhang zeigten. Ebenso hatte Spanien die von der portugiesischen Regierung entsandten Auf- Passer in jenen kleinen Ortschaften d«r Grenz- distrikte als „Konsuln" zugelassen, hatte auch die von diesen eingehenden, von spanischen Sozialisten und Republikanern unterstützten Denunziationen von ge schmuggelten meist deutschen Waffen und Muni tion stattgegeben und das so beschlagnahmte Kriegs material nach dem Arsenal von Furrol gebracht. Die Folge war, daß die portugiesischen Royalisten es aufgeben mußten, Waffen und Munition aus dem Auslande zu beziehen und nun durch Mittelsper sonen in Spanien selbst das erforderliche Kriegs material aufzukaufen genötigt waren, das, um sich nicht wieder den Denunziationen der bei dem Trans port früher beschäftigten spanischen Arbeiter auszu setzen, in Prioatautomobilen an die Grenze be fördert wurde. Die arm« spanische Grenzbevölke rung freilich hielt fest zu den portugiesischen Roya listen, denn so schöne Erwerbsgelegenheiten, wie durch Unterkunft und Verpflegung der Royalisten, dürften schwerlich für sie wiederkommen. Es müßen aber, trotz des wohl oder übel erfolgten wiederholten Einschreitens der spanischen Behörden, aber doch noch viele andere Fälle oorliegen, wo ein solches Ein greifen nicht erfolgte, welche Fäll« in einem noch zu übersendenden Memorandum bekannt gegeben wer den sollen. Portugal weiß aber selbst, wi« hohe Kost«n di« Ueberwachung der Grenze seiner seits verschlingt, und welche hohen Kosten Spanien auf sich nehmen müßte, um ebenso ergiebig die Grenze zu bewachen. Freilich, «s muß ein Ausweg gefunden werden, wodurch der Versuch gemacht wird, diese dauernde Beunruhigung zu ver hindern; denn hatte schon die vorjährige Inkursion der Royalisten große Summen verschlungen, so muhte in voriger Woche der Kriegs-Minister wieder tm Parlament einen außerordentlichen Kre dit von zunächst 1^ Million Mark zur Nieder werfung der augenblicklichen Inkursion sich bewilligen lassen. Eine ernsthafte Verständiguna zwischen Spa nien und Portugal 'st zur Dechütung weiter«! großer Aufwendungen unvufschiedbar. Eine andere Frage ist freilich die, ob, selbst wenn Spanien ernstere Seiten gegenüber den portugiesi schen Royalisten aufzieht, damit weitere Putsche ver hindert werden. Es sind erst wenige Wochen ver flossen, seitdem in Belgien ein Schiff portugiesische Royalisten an Bord nehmen sollte, um auf dem Wasserwege ebenfalls in Portugal einzudringen. Die portugiesische Regierung wird damit rechnen müssen, daß dieser Versuch, der durch Denunziation eines südamerikanischen Konsuls vereitelt wurde, er neuert wird. Solange der tüchtige und begeistert« Conceiro lebt, solange angesehene Personen wie Lencastr«, Ornellas, Azevedo Continho, Martins de Lima, Graf Mengualde, Pinheiro Chagas, Eca de Queiroz und ander« bei ihm sind, und anderseits solange in Lissabon zu scharfe Elemente wie Affsnso Costa die gemäßigten Elemente niederdrücken, wird nicht alle Gefahr für die junge Republik beseitigt sein, der zu der Umwälzung Anfang Oktober 1910 übrigens nicht so viel Mann zur Verfügung standen, wie jetzt der Gegenrevolution unter Conceiro. Aber die Republik ist wachsamer, und ebenso wie im vorigen Herbst warf sie auch jetzt wieder ganz« Re gimenter nach der von anscheinend wenig diszipli nierten Scharen Conceiros und von der durch die Geistlichkeit angefeuerten ausständischen Bevölkerung bedrihten Gegend zwischen Minho und Douro, wo in sehr umfassendem Maße die Telegraphenlinien durch die Royalisten zerstört waren, jedoch di« ver suchten Sprengungen von Brücken und Tunnels der Eisenbahnen infolge ungenügender Sprengladungen nicht geglückt waren. Zur Sicherung üer Seelchikkshrt Zu den mannigfachen neuen Sicherheitsvor kehrungen, die infolge der „Titanic"-Katastrophe in den internationalen Kriegs- und Handelsflotten zur Sicherung der Schiffahrt getroffen werden, kommt eine Maßnahme des Neichsmarineamts, die seit kürzerer Zeit angewendet wird. Das Reichsmarineamt hat nämlich Postkarten blocks für seemännische Nachrichten aus dem Auslande ausgcg«ben, um dadurch den Reede reien und Schiffsführern die Möglichkeit zu schaffen, auf schnellstem Wege Nachricht«», die für den allge meinen Schiffsverkehr von Bedeutung sind, öffentlich bekannt zu geben. Insbesondere handelt es sich um schnelle Verbreitung aller die Sicherheit der Schiff fahrt betreffenden Neueinrichtungen des Aus landes, wie z. B. die Abänderungen von Leucht feuern, die Auffindung von Cchiffahrtshindernissen, Errichtung neuer Funkenstationen usw. Auf Antrag der Reedereien oder d«r Schiffsführer werden der artige Seekartenblocks in beliebiger Anzahl und un entgeltlich im Auftrage des Reichsmarineamts von der „Deutschen Seewarte" ausgegeben. Ferner sind auch alle Agenturen der Seewarte mit der Ausgabe der Seekartenblocks an die Schiffsfllhrer beauftragt. Di« auf diese Weise bekanntgewordenen M«ldungen über Aenderungen von Schifsahrtscinrichtungen im Auslande werden gesammelt uno dann zur allge meinen öffentlichen Kenntnis gebracht. Im Interesse einer vollständigen und regelmäßigen Bericht erstattung durch di« Schiffsführer ist naturgemäß eine vielseitige Benutzung dieser Seekartenblocks drin gend notwendig, da nur auf diese Weise diese nütz- licke Einrichtung den für die Sicherheit der Schiff fahrt erwünschten voll«» Erfolg bringen kann. Die völlig kostenlo e Abgabe des erforderlichen Post kartenblocks wird das Bestreben des Reichvmarine- amts auch weiterhin fördern. Gin brsuchbsres Znlsnterle- erplMivgelchoh lür Vsllons? Man schreibt uns: In: allgemeinen haben angestellte Versuche ergeben, daß die Hülle der Ballons durch Jn- fanteriegeschossc kerne lvesentlichen Verletzungen erfährt, die ernstliche Folgen für die Tragfähig keit des Luftfahrzeuges haben können, lvenn nicht ausnahmsweise eine außerordentlich große Zahl von Schußöffnungen starken Gasverlust zur Folge haben sollte. Ein neues Explosivgeschoß von Philipp Lentz-Groß lichte rfeldc scheint diesem Mangel abzuhelfen. Das neue Geschoß, das aus unsernr Jnfanteriegennchr Modell 71 verschossen wird, enthält eine besondere Einrich tung und eine Zündmasse, die erst in Wirksam keit tritt, Nvnn das Geschoß die Ballonhülle trifst. Am 25. Mai d. I. hat der Erfinder Vorwürfe zu machen, er war nicht aufrichtig gegen sie gewesen. Aber lieber diesen Vorwurf ertragen, als ihrs großen, erstaunten, forschenden Blicke! Zum erstenmal in seinem Leben war er feige gewesen! Er las Lübbeckes Brief und war doch ein wenig gerührt, als er las, in welch zartfühlender Weise er Ruth sein Herz, sein Leben, seinen Besitz anbot. Wie mußte er sie lieben! Noch am gleichen Tage schrieb er an die Schwester. Meine liebe Ruth! Geduldig nehme ich deine Vorwürfe hin, denn du hast recht, liebe Schwester, ich war nicht offen gegen dich. Da ich aber mein Unrecht einsche und dich recht herzlich um Verzeihung bitte, trägst du mir nichts mehr nach nicht wahr? Ich habe gesunden, daß Ellen eine Frau ist, wie ich sie für Althof brauche. Sie ist mir sehr wert und hat viel« lobenswerte Eigenschaften. Eine Frau mit großen Ansprüchen konnte ich nicht erhalten, und nur nach Geld zu heiraten, widerstrebt mir. Ein reiches Mädchen würde sich in die Althofer Verhältnisse must schicken; ohne Hausfrau kann ich aber dort nicht sein! Leicht werde ich es nicht haben, Ruth. Weshalb betrübst du mich noch mehr dadurch, daß ou nicht b i uns bleiben willst? Althof ist deine Heimat — du würdest an Ellen — und sie an oir — eine liebe Gesährtin in der ländlichen Wintereinsam keit haben. Und nun willst du ein Zusammensein mit uns vermeiden? Nein, Ruth, als dein Vormund habe ich über dich zu bestimmen. Du bleibst also bei mir, bis du dich verheiratest! Lübbecke tut mir leid — in einer Hinsicht — doch du hast richtig gehandelt. Keiner wäre mir als Schwager weniger li«b. Fräulein Krüger ist heute morgen abgereist. Vorerst nach Elberfeld, dann soll es nach Ostende gehen. Wobrmanns lassen dich und Ellen herzlich grüßen und erwarten euch bestimmt am nächsten Sonntag Nicht wahr, lieb« Ruth, zwischen uns bleibt alles beim alten? In Liebe Dein Klaus. Lange Zeit hatte Klaus zu dem Briefe gebraucht, und nun er endlich damit fertig war. schien ihm sein Iobalt so nichtssagend, so leer, daß er ihn am liebsten gar nicht abgeschickt hätte. Was aber hätte er Ruth schreiben sollen? Doch nicht, daß seine Verlobung mit Ellen nur ein Rache akt gegen ein sck>önes, hochmütiges Mädchen war, das ihn tödlich beleidigt hatte? Ruth, die zu ihm auksak wie zu einem Helden, hätte ihn ja verachten müyen, daß er aus einem solchen Gefühl l)eraus sein ganzes Lebensglück opferte! Der Abschied von Isabelle war sehr kurz und kühl gewesen, sie hatte ihm die Hund gereicht und gesagt: „Ao'eu, Herr von Wallbrunn!" Einen Augenblick hatte er ihre Finger zwischen den seinen gehalten, dann war er einen Schritt zuriickgctreten und hatte sich förmlich verneigt. ,st!ldieu gnädiges Fräulein, gute Reis«!" Sie hatte sehr blaß ausgeschen und eine scharfe Falte hatte zwischen den schön geschwungenen, dunklen Brauen gestanden. Um ihren Mund hatte es gezuckt, als sie den Wagen bestieg, der sie in Adeles Beglei- inng nach der Bahn brachte. Sre hatte sich noch ein mal zurückgewandt, um der Frau des Hauses ein-'» letzten Gruß zuzuwinken' ihre Augen hatten dabei noch einen anderen gesucht. — Doch der war nicht mehr da. * * * Die Tage vergingen in angestrengter, regel mäßiger Arbeit. Todmüde suchte Klaus abends sein Bett auf, und er war froh darüber — fehlte ihm doch jo die Zeit zum Denken und Grübeln. Er konnte Isabelle nicht vergessen. Wo er ging und stand, hatte er ihre verführersschc Gestalt vor Augen, hörte er ihre herrische, tönend« Stimme. Wie sollt« das enden? Vergebens rief er seinen Stolz zu Hilfe und wiederholt« «r sich ihre grobe Beleidigung — die Leidenschaft für Isabelle li«ß jede ander« Stimme schweigen, ließ das Bild d«r Braut verblassen! Drei Wochen waren nach Jsöbelles Abreise ver strichen, da flatterten eines Sonntags zwei Briefe von ihr nach Donzdorf — ein umfangreiche», weißes, steifes Kuvert, an „Herrn "Wöhrmann und Frau Ge mahlin" gerichtet, und ein schmales, blaßltla Brief chen für Fräulein Adele Wöhrmann. „Das sieht ja beinahe wie eine Verlobungs anzeig« aus! Mach' schnell auf, Papa," drängte Adele, sie neigte sich über seine Schulter und las. „Wirklich! Isabelle verlobt — mit Herrn James Löbbecke!" Adel« war fassungslos vor Staunen. Man saß gerade beim Frühstück. Der rundlichen Frau Wöhrmann, di« vor d«r Freundin der Tochter in der Versuchsstation der technischen Kommission eines fremden Staates ein solches Geschoß vorgcsührt; über die Wirk samkeit gegen Ballons wird folgendes berichtet: „Nachdem schon am Tage vorher ein kleiner Versuchsballon auf 50 Meter Entfernung gleich mit dein ersten Schuß iu Brand geschossen war, »ourdcn die Versuche am 26. an zwei Fessel ballons, von denen der erste 22 Kubikmeter, der zweite 36 Kubikmeter enthielt wiederholt. Da das Wetter stürmisch war, die Ballons also durch den starken Winddrnck niedcrgchalten wurden, so konnte beim ersten nur aus 100 Meter, beim ztveiten auf nur etwa 180 Meter Entfernung geschossen werden. Sofortnachden Schüs- jenbranntendicBallonsanderAus- s^huß feite, und trotzdem sie mit größter Schnelligkeit niedergezogen wurden, konnte nur ein geringer Teil des kostbaren Ballonstoffes gerettet lverden. Da die Lentzschen Geschosse erst beim Anschlag an die Ballonhülle explodieren, so ist es ganz gleichgültig, ob die Schußentfernung 50 Meter oder 1000 Meter und noch mehr beträgt, wenn nur das Geschoß seine Lage nicht verändert, also sich nicht überschlägt. Das ist aber eine rein wasfentechnische Aufgabe, die unschwer zu lösen ist. Schießversuche nach dieser Richtung auf große Entfernungen sind noch nicht gemacht, lverden aber nach Fertigstellung der erforderlichen Geschosse durchgefnhrt werden. Der Erfolg der Zündgeschosse war jedenfalls verblüffend. Ein Geschoß von derartiger Wirkung ist für ein Jnfanteriegewehr bisher noch nicht konstruiert. Sollten sich bei weiteren Ver suchen keine Mängel zeigen, wofür bei den letzten Versuchen in Neu mannswalde bei Ncu- damm keine Anhaltspunkte gegeben sind, so er scheint mit den Lentzschen Geschossen, die ganze Frage der Ballonabwehrkanonen, und was der gleichen ähnliche Erfindungen mehr sind, gelöst. Jede Kompanie könnte ein paar alte Gewehre Mod. 71 mit einigen Patronen mitführen und wäre so in der Lage, jedes Luftschiff, welches in den Wirkungsbereich dieser Gelvehre tritt, zu vernichten.- „Köln unü Lettin." Bom Christlichen Metallarbeitertag in Dortmund. Dortmund, 17. Juli. Der 7. Verbands tag des Christlicl-en Mctall- arbeiterverbandes setzte, wie wir schon kurz bc- richteten, am Dienstag seine Verhandlungen in Gegenwart der Reiwsragsabgeordiieten Giesberts und Granowski sowie des Landtagsabgeordneten Imbusck von der Zentrumspartei, des Vorsitzen- den des Verbandes oer evangelisck)en Arbeiterver eine Rheinlands und Westfalens, sowie des Vor sitzenden des Verbandes des Gewerkvereins christ licher Bergarbeiter Kersten fort. Dabei kam es wiederum zu Erörterungen über die Dissonanzen zlvischen >töln und Berlin, auf die zunächst Pfarrer Niemeyer (Essen) als Vertreter des Gesamtverbandcs der evangelischen Arbeiter vereine Deutschlands zu sprechen kam. Er versickerte den Metallarbeiter-Verbandstag zunächst der Sym pathien der evangelisckM Arbeitervereine, die mit immer einen gewissen Respekt gehabt hatte, blieb vor Ueberraschung beinahe der Bissen im Halse stecken. „Mein Gott, ist denn das auch wahr? Nein, so was!" stammelte sie. Abele warf einen scheuen Blick auf Klaus. Doch der war ganz unbewegt; nur sehr blaß sah er aus — oder schien es ihr nur so? „Alle Wetter, das ging schnell!" sagte Herr Wöhr mann. „Na, da kommt viel Geld zusammen!" Er schüttelt« ein wenig den Kopf. Adele hatte inzwischen den an sie gerichteten Brief überflogen. „Isa schreibt sehr zufrieden — nur «in wenig zu sachlich, finde ich. Sie ist in den vierzehn Tagen ihrer Anwesenheit in Ostende sehr oft mit Herrn Löbbecke zusammen gewesen und hat gesehen, daß er ein tadelloser Mensch und vollendeter Kavalier ist. Sie haben gefunden, daß sie in allen Lebensfragen harmonieren, und da der für ihre Ansprüche nötige materielle Hintergrund bei beiden Seiten mehr als genügend vorhanden sei, hätten sie sich verlobt." Abele hatte in ihrer Aufregung über Isabelles Verlobung gar nicht bedacht, daß die Freundin al» Frau Löbbecke auch Besitzerin von Birkenfeld« wurde! Jetzt fiel ihr das plötzlich ein. Sie schwieg und sah Klaus von der Seite an — das konnte ihm doch nicht gleichgültig sein! Aber er verstand sich zu be herrschen. kein« Mien« seines ernsten Gesichts verriet, welche Empfindungen diese Nachricht in ihm erweckt hatte. Isabelle Krüger Herrin auf Birkenfelde — auf seinem Birkenfeld«, bas gar nicht wett von dem be scheiden«» Althof lag! Sie würben also Nachbarn werben! Ah, sie verstand gut zu berechnen, die klug« Kaufmannstochter; sie wollte ihn vielleicht in seinem Glück beobachten! Klaus preßte die Lippen fest zusammen. Mußt« st« sich wieder in fein Leben drängen — ihm und sich selbst zur Qual! Was hatte si« sich eigentlich ge dacht? Wollte sie die Macht ihrer Persönlichkeit auskosten? Wollte sie ihn von seiner Schölle ver treiben — ihn friedlos machen'' Aber nicht einen Fußbreit würde er ihr weichen? Und w«nn es Folterqualen für ihn bedeutete! Er blieb! (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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