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Auls- Wi> AMkckatt für den UbonntMtNt oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. der „Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die »einspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redaktmr, Drucker und Verleger: E. Hannrbohn in Eibenstock. 47. Jahrgang. LEVS. Donnerstag, den 13. September Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die stadträthliche Bekanntmachung vom 4. Mai 1900 werden die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie für die im laufende« Jahre impfpftichtigen Kinder, welche in den Sffent- liche« Impfterminen nicht »»»gestellt worden find, bei Vermeidung der gesetz lichen Strafe zo. September 190V den Nachweis über die privatim erfolgte Impfung oder über die aus irgend einem ge setzlichen Grunde erfolgte Zurückstellung in der Rathsregistratur vorzulegen haben. Eibenstock, den 12. September 1900. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Königliche Industrieschule Planen i. V. Zmigabtheilnug Eibenstock. Der Unterricht im Zeichnen und Malen von Ornamenten und Pflanzen findet Montags und Donnerstags, von 1 vis 5 Uhr Nachmittags statt. Das Schulgeld beträgt jährlich 15 Mark. Beginn des neuen Kursus am 1. Oktober 1900. Anmeldungen sind bis zum 30. September in der Rathsexpedition zu Eibenstock zu bewirken. Plauen i. V., den 1. September 1900. Die Direktion der Königlichen Industrieschule. Prof R. Hofmann. Die Vorgänge in Wna. An der diplomatischen Lage ist heute insofern eine Aender- ung eingetrclen, als die allgemein verlrelcne Ansicht, Frankreich werde in der RäumungSsrage Peking« bedingungslos im Kiel wasser seine« Bundesgenossen Rußland segeln, durch angesehene französische Blätter modifiziert wird. In Frankreich bcsestigt sich im Gegentheil immer mehr die Ueberzcugung, daß eine Nachahmung de» russischen Beispiel« sich durch Erwägungen der einfachen Zweckmäßigkeit verbietet. Noch am Sonnabend behandelte Val- freh im „Figaro" die Pekinger Frage in dem Sinne, al« wenn Deutschland nahezu allein ein Interesse daran habe, durch einen feierlichen Einzug de» Gencralfcldmarsckall« Grafen Waldersee in Peking eine Demonstration gegen die Ermordung de» deutschen Gesandten in Scene zu setzen. Die Entschiedenheit England« in dieser Angelegenheit hat aber offenbar die Franzosen stutzig gemach!. Sie befürchteten offenbar, England könne dem Vor schläge zustimmen um den Preis, daß e« im Iangtsethale freie Hand bekäme, was den Franzosen vielleicht noch unangenehmer wäre, wie die Räumung Peking«. Diese Befürchtung ist in dessen infolge der ersten Hamilton« hinfällig geworden, und nun iritt die französische Presse fester gegen Rußland auf. Ohne Durchfühiung der von Lord Hamilton, unserem Kaiser und dem Präsidenten Loubct ausgestellten Bedingungen keine Räumung Pekings! So lautet jetzt die Losung in der französischen Presse. ,,E« wäre mehr al» unvorsichtig, da« Pfand Peking herauSzu- gcben, bevor man nur die Grundlagen der Verhandlungen Hal", erklärt der „TempS" ausnehmend freimütig heraus. Und selbst die vor einigen Tagen nur von den kleinlichsten Aergcigcfühlen gegen Deutschland beeinflußten Blä.ter, wie .Radikal", .Rappel" rc., meinen jetzt bedenklich, daß da« mit der sofortigen Räumung Peking» doch eine eigene Sache wäre, daß man sich da» immer hin sehr reiflich überlegen müßte, daß widerstrebende Thauachen oorlägen rc. - kurz ihr „sofort" ist stark in die Länge gezogen worden und wird vielleicht bald zu einer direkten Ablage an Rußland werden. Man deutel in der französischen Presse bereit» darauf hin, daß da« Bestreben Rußland», die Vormundschaft über China und ganz Asien zu übernehmen, der europäischen Zivilisation gefährlich werde, und daß jetzt ein günstiger Zeit punkt gekommen sei, der einmal mit Deutschland und auch Eng land zusammen gefällig vorzukommen. Eine derartige offene Sprache russischen Plänen gegenüber ist in der französischen Presse lange nicht geführt worden. Sie ist deshalb besonder« dcmerkenSwcrth, und man wird daher kaum fehlgchcn in der Annahme, daß Frankreich die russische Note in ähnlichem Sinne zu beantworten gewillt ist, wie e« Deutschland, Italien und Oesterreich bereit« gethan haben. In Peking ist Prinz Tiching, der Nachfolger de» Prinzen Kung im Vorsitz de» Tsungli Aamen und ein entfernter Ver wandter de« Kaiscrhofe», eingeiroffen, um init den Mächten zu verhandeln. Da dieser fremdcnfreundlich gesinnt ist, dürste nun mehr der Beginn von Unterhandlungen wahrscheinlicher geworden lein. ES wäre zu wünschen, daß die Mitglieder de» Kaiserhauses und die übrigen geflüchteten Mitglieder ihm bald folgen werden, denn die Besetzung Peking« durch die verbündeten Truppen kann sür den chinesischen Hof kein Hinderniß bilden, zurückzukchren. Wie bereit» die Schonung de» kaiserlichen Palastes anzeigt, wird der Hof unter dem Schutze der verbündeten Truppen sicherer sein, al« unter den undiSziplinirten Horden, die ihn jetzt umgeben. Oie Japaner behaupten neuerdings, der Kaiser befinde sich in Hjüanhuafu, 130 kitt nordwestlich von Peking auf dem Wege nach Calgan. Wenn diese Meldung zutrifft, so ist jene Hoffnung, daß auch er bald nach Peking zurückkehrcn werde, um so berech tigter, und e» gewinnt somit auch eine englische Meldung an Bedeutung, wonach Prinz Tsching den Kaiser Kwangsü selbst nach Peking bringen werde. Die Kaiserin Wittwe wird hierbei wohl noch ein gewichtige- Wort mitzusprechen haben, doch er wecken alle diese Nachrichten den Eindruck, daß unter den lei tenden Persönlichkeiten in China da» Bestreben nach einer fried lichen Verständigung mit den fremden Mächten an Boden gewinnt. Tagesaefchichte. — Deutschland. Bezüglich der Einberufung de« Reichstage« scheint daran fcstzuhalten zu sein, daß ersten« keine außerordentliche Session beabsichtigt ist, zweitens die ordent liche Session erst dann eröffnet werden kann, wenn genügende« BeralhuttgSmaterial vorbereitet ist. Die Arbeiten hierfür in den Reichsämtern können erst jetzt, nachdem die Sommerurlaube beendet sind oder sich ihrem Ende nähern, mit ausreichenden Kräften ausgenommen werden. Unter diesen Umständen erscheint e». wie wir wiederholen, verfrüht, irgend einen bestimmten Ter min sür den Zusammentritt de« Reichstage« zu bezeichnen. — Bei der Volkszählung am >. Dezember v. I«. wird einem BunteSrathSbcschluß zufolge erstmal» der Versuch gemacht, die Erhebung über die LandeSgrenzcn de» Reichs auSzntehnen und auch die auf deutschen Schiffen außerhalb des Reichs be findlichen Personen milzuzählen. Zu dem Zweck hat für jede» deutsche Schiff, welches am I. Dezember 1900 in einem außer deutschen Hafen oder aus der Reise sich befindet, ter SchiffSsührer unter eventueller Zuhilfenahme der Musterrollen und Passagier liften eine besondere SchissSliste au»zustellen. — Der neue KriegS-Eierzwicback, welcher in großen Mengen den Truppen nach China mikgegeben worden ist, wird auch während ter diesjährigen Herbsiwanödcr verichiedenllich Verwendung finden, um ihn praktisch zu erproben. Das Gebäck besteht au» Mehl, Milch, Zucker, Fleisch, Extrakt und vorwiegend viel Eiern, weshalb e« eins ganz bedeutende Nährkrast besitzt. Zur Verpflegung in Quartieren ist der Ewrzwieback nicht be stimmt, nur als „Brotspeise" in den Biwack». Demzufolge wird den betreffenden BersuchStruppen während der BiwackS nur Zwieback, kein Brot, verabfolgt werden. Ucbcr die Erfahr ungen mir dem neuen Zwieback sollen dann unter Hinzuziehung von Aerzten Protokolle ausgenommen und dem KriegSminislerium cingcreicht werden. — Deutsche Po st an st alten in China. Der Er richtung deutscher Postanstalten in China scheint in jüngster Zeit mehr Aufmerksamkeit gewidmet zu werden. Da» ist ersreulich, denn jeder deutsche Postbeamte in China ist ein Pionier für die deutsche Sache. Die erste, bei Eröffnung der deutschen ReichS- postdampferlinie nach Ostasien im Jahre 1886 eingerichtete deutsche Postanstalt in Schanghai war sieben Jahre hindurch da» einzige deutschen VerkehrSzwecken dienende Institut. Erst 1893 erhielt Tientsin eme deutsche Post nnd nach weiteren sünf Jahren, als Deutschland da« Kiautschougcbiel erworben hatte, trat zu Beginn de» Jahre« 1898 in Tsingtau eine drille Anstalt in» Leben. Seitdem hat die ReichSpostverwaltung den deutschen VerkehrSintercssen in China größere Aufmerksamkeit zugewendet. Mit ter Eröffnung der regelmäßigen Dampfschiffsverbindung von Schanghai über Tsingtau und Tschisu nach Tientsin wurde dann auch in Tjchifu eine deutsche Post errichtet. Diese vier deutschen Postanstalten stehen also mit einander in unmittelbarem Verkehr. Nach Eröffnung der deutschen Flußdampfschifffahrt auf den Aangtseliang, im Frühjahr 1900, wurde dann in Hankau, dem großen Verkehr-zentium im Innern China«, ein deutsche» Post amt eingerichtet. Kürzlich ist nun in Futichau, auf halbem Wege zwischen Hongkong und Schanghai, eine weitere Postan- stalt eröffnet worden, während binnen Kurzem da» siebente Post amt in Tschinkiang am Urnglsektang in» Leben tritt. Die Er Weiterung de» deutschen Postdicnstc» in China liegt ebensosehr im allgemeinen VerkehrSinte^esse wie im Interesse de« deutschen Handel« und wir können nur wünschen, daß die Zahl der deut schen Postämter in China sich bald vergrößern möge. Zunächst müßten Kanton, Swatau, Amoh und Peking, dann aber auch alle sonstigen Punkte berücksichtigt werden, an welchen deutsche Interessen in Frage kommen. Da« gilt insbesondere für die von deutschen Eisenbahnen berührten Gebiete und jene Gegenden, welche vertragsmäßig deutschem Einfluß unterstellt sind, dann aber auch sür alle Plätze am Aanglsektang, die von deutschen Flußvampfern berührt werden, bi« hinauf nach Tschungkinz. Da« Rcichspostaml muß sich immer mehr und mehr al« Pionier in den Dienst der deutschen kommerziellen und industriellen Inter essen stellen und überall neue Anstalten eröffnen, wo auf eine sichere und schnelle Beförderung von Postsachen sonst nicht zu rechnen ist. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen wird ein zielbewußte« Vorgehen in dieser Richtung für die deutschen In teressen von außerordentlichem Werthc sein. — Amerika. Folgende Episode au« dem Feldzüge auf den Philippinen zeigt den Charakter, den der von den Ame rikanern „im Namen der Menschenrechte" unternommene AuS- rottungskriex angenommen hat. Das „New A»rk Journal" meldet, da« der Kavallerist Thoma« Jones, vom 11. Kavallerie- Regiment, in einem Briefe an seine tn Washington wohnende Familie die Nicvermetzelung einer Eingeborenen-Hochzeit schildert, die am 25. Juni d. I. stattsand; Jones bat selbst an dieser Helventhat theilgenommcn. Eine Reiierabtheilung von 60 Mann halte den Befehl erhalten, einen General der Philippiner, dessen Versteck nian ausgcspürt zu haben glaubte, löst oder lebendig zu fangen, und legte sich in der 'Nähe de» vermeinten Versteckes in een Hinterhalt. Bald darauf kam ein HechzeilSzug au« dem betreffenden Hause, und die amerikaniichen Soldaten erhielten den Befehl, auf die Gruppe zu schießen. „Das Schauspiel, da« nun folgte, war entsetzlich", schreibt Jone». „Vor dem Hause lag al« Leiche die junge Braut, der eine Kugel den Schädel zertrümmert haste. Nicht weit von ihr lag der Bräutigam mit durchschossener Brust im Todeskampfe. Zwölf andere Personen waren geiödtet worden, und ebensovielc waren schwer verwundet, darunter eine Greisin und ein Kind " Die amerikanische Censur aus den Philippinen ließ die Nachricht von dieser heroischen Thal der Amerikaner nur in Form eine» Berichte» über eine „glückliche Schlacht" passiren, in welcher 25 „Rebellen gefallen sind". — China. Bon verschiedenen Seiten wird die Verhaf tung de« Kommandanten von Peking Tschungli, der kür eie Ermordung de« Freiherrn von Ketreler verantwortlich gemacht wird, gemeldet. Er soll unter deutscher Jurisdiktion stehen. Für die Sinnesart diese« chinesischen Würdenträger« bezeichnend ist eine von ihin erlassene Prollamation, welche sür die Ausliefe rung jede» männlichen Christen fünfzig, jeder Christcnkrau vierzig, jedes Kinde« dreißig Tael anssetzt. Im Kaiserpalast soll eine Menge Berichte an die Kaiierwittwe aufgetunden worden sein, die genaue Angaben über die Anzahl der täglich ermordeten Christen enthielten. Nach einer Pktvatmelvung aus Taku wurden vier -im deutschen Revier von Peking verhaftete und de« Christe nnorde) überführte Boxer am 3. September standrechtlich erschossen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Vom Oktober 1899 bi» Ostern 1900 wurde in unserer Industrieschule zum ersten Mal ein Unter richt im Zeichnen an Handwerker schulmäßig ertheilt. Vielleicht hatten manche Väter zu große Hoffnungen an diesen ersten Kursus geknüpft, die sie nicht erfüllt sahen. Denn statt kühner, großartig angelegter Entwürfe mußte gar Mancher der Herren Löhne sich bequemen, erst mal ordentliche Striche, Bogen unv einfache Figuren auSzusühren, um die nolhwendigsle Sicher heit der Hand und de« Auge«, die erforderliche Sauberkeit und Richtigkeit in der Wiedergabe und die einfachsten Grundbegriffe sür den Zeichner sich anzueignen. Erst beim Vorhandensein solcher Grundbedingungen kann sich der Unterricht lohnen. Des halb werden diejenigen, wclckie nun im 2. Jahre den Unterricht betuchen, naturgemäß erst sichtbaren Nutze» vom UnterrichtSerfolge haben und den Kursus mit vielmehr Lust und Liebe besuchen. Vorlagen aller Art sür die in Frage kommenden Gewerbe sind beschafft, der Lehrer ist tüchtig, der Unterrichtsraum ist weit unv hell, wa« wollen unsere Handwerker mehr? Wir hoffen, daß sie Alle, die Söhne im LchrlingSalter oder andere Söhne al» Lehr linge haben, ihnen diese Ausbildung gönnen. Es giebt ja man chen Handwerker, der da sagt: „Wir sind auch nicht so unter richtet worden, warum sollen unsere Lehrlinge womöglich noch Arbeitsstunden v rsäumen, um wa« Bessere» vor uns Vorau« zu haben!" Da» sind gewöhnlich dann die, welche stet» klagen, Staat und Stadt sorgten nur für Industrie, Handel und Wissen schaft, aber nicht sür die armen Handwerker! — Unsere Hand werker werden eine andere DenkungSwcise bethätigen und sich ter ihrem Handwelk gebotenen Hilfe auch dann würdig zeigen, wenn sie ihnen selbst nicht mehr zu Gute kommt. Als» Hand werker, sendet Eure Lehrlinge und Söhne in den Handwerk.r- Zeichenkursu« und vergeßt nicht, sie rechtzeitig anzumeloen! — Blauenthal, 8. September. In einem an dem von Blauenthal nach Eibenstock führenden Wirthschaft«wege gelegenen Gehölz wurde gestern gegen Mittag die Leiche eine« Erhängten aufgesunden. In demselben wurde der 62 Jahre alte Bau meister Petzold au» Chemnitz festgestellt. Der Selbstmord soll au« Ichwermuth begangen sein. — Sosa, 10. September. In einem in der Nähe »er