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ZWscheWkszeituiitz 2-1 BejügSHretS, j AuSaab« 4 mit 2 BeUagen viertelt Dresden und ganz Deutschland tn Oesterreich 4.4» L I AuSgade » nur mlt Feierabend vierteljLhrltch 1,8« In Dresden und ganz Deutschland frei Hau« udr m Oesterreich 4.«7 L — Einzel-Nummer 1« z. I wochenlag» erscheint die Zeitung regelmStztg In de» erstea NachmtttagSstunden; di« tzamiabeud,ium«er erschetat spLtcr. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Arrt«chtrltr»ng»beiLage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend I ilanabrne dou »cichltitSanze?j,cu dt» 1« Uhr. von Fckmllten- I anjetgen vir 11 Uhr. Pret» sür die Petit-Tpallz-tle »« im ReNameleil «« 1. Für undeutltch gelchrtebciie, sowie durch Feriisprechcr aus- I gegebene «I»zeige» wnnen wir die Veranlworllichlcit sür die Richtig,eit de» Teiles nicht übernehmen. RedalttonS-Sprechslunde: 1« dt» 11 Uhr vormitlagS. , Für Rückgabe eingesandler Schristsiücke macht sich die Redatttvn I nicht verbindlich: Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bei- gefügt Ist. Brteslichen Anfragen ist «niworlsporto beizusügen. Nr. 186 »u Geschäftsstelle und Redaktion Dresden»A. 16, Holbeinstrahe 46 Mittwoch den 13. August 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Theodor Petermann Man schreibt uns: Der vorzügliche Aufsritz des Geheimrats Wuttke im Dr. Anzeiger bedarf für die Fernersteheuden und für die jenigen, die die verhängnisvolle Zeit, in der Petermann als deutscher Patriot gekämpft und gelitten hat, nicht selbst mit durchlebt haben, einer Ergänzung: Petermanns Kennt- nisse der wirtschaftlichen Dinge und seine Einsicht in die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung machte ihn zum unentbehrlichen Berater der sächsischen Negierung. — Nie ist das wohl so deutlich hervorgetreten, als während der Zollvereinskrisis von 1861—63. Preußen hatte bekanntlich hinter dem Rücken der übrigen Zollvereinsstaaten mit Frankreich einen Handels vertrag abgeschlossen, der in jeder Richtung für Deutschland nachteilig war, der aber den oon der preußischen Negierung damit verbundenen Zweck erfüllte, Oesterreich, das 1863 an den deutschen Zollverein angeschlossen werden sollte, für olle Zeit wirtschaftlich ansschloß. Oesterreich und die deutschen Mittelstaaten wehrten sich natürlich gegen die die ganze deutsche Zukunft bedrohende preußisch? Politik. Preußen aber bestand auf der Annahme des von ihm abgeschlossenen Vertrages und drohte, für den Fall, daß die Mittelstantcn nicht zustimmten, den Zollverein zu sprengen. Und diese Drohung führte leider dazu, daß der größte Teil der Mittelstaaten sich Preußen fügte. Sachsen blieb aber fest und Petermann wurde beauftragt, ein Gutachten abzugeben über die fernere von der sächsischen Negierung zu beobachtende Haltung. Dieses Gutachten sollte also entscheidend sein für das Verbleiben Sachsens im Zollverein und damit für das Fort bestehen des Zollvereins überhaupt. Petermann war hier vor eine schwere Mahl gestellt: So klar es ihm auch vor Angen stand, daß das Eingehen auf Preußens Verlangen die Entwicklung Deutschlands zur Weltmacht abschnitt, so sehr war er doch auch davon überzeugt, das damals schon stark auf den Export ange wiesen? Sachsen in wirtschaftlicher Beziehung an den Rand des Abgrundes bringen mußte. So gab er denn schweren Herzens den Nat, Preußens Forderung zu erfüllen. Benst befolgte den Rat und das Fortbestehen des Zollvereins war gesichert! Man hat sehr mit Recht das Nachgeben der deutschen Mittelstaaten und Oesterreichs in der preußisch-französischen Handelsvertragsfrage das wirtschaftliche Sadovn genannt, dem der politische Zusammenbruch (von 1866) naturgemäß folgen mußte. Mit dem Zusammenbruch von 1866 war auch Petcr- manns Tätigkeit als Berater der Regierung abgeschlossen und dis leitenden Kreise lebten sich allmählich so in das großprenßischc Regime hinein, daß so gewissenhafte und charakterfeste, an ihrem alten deut schen Patriotismus festhaltende Männer wie Petermann mehr und mehr unbequem wurden. Trotzdem inuß zur Ehre der sächsischen Regierung gesagt werden. daß sie nicht daran gedacht hat, Petermann anS seiner Stellung zu entfernen, ja sie hat ihm nicht einmal ihre Unzufriedenheit mit seinem politischen Verhalten zu er kennen gegeben. Es griff vielmehr eine andere Gewalt ein: Bismarck ließ durch seine Organe, zuletzt durch einen an den sächsiscben Minister des Innern gerichteten Brief er klären, daß man das Verwerten Petermanns im sächsischen Staatsdienst ferner nicht mehr dulden werde. Und dieser Brief wurde entscheidend; der Minister wagte es nicht, den Berliner Gewalten zu trotzen. Petermann wurde entlassen und „der sächsische Staat verlor einen seiner fähigsten Beamten". An diese Tatsachen mußte zur Ehrenrettung der sächsi- scheu Regierung erinnert werden. Aufs tiefste aber ist es zil bedauern, daß der Verfasser der „Nichtiastellnng" im Tr. Journal diesem wahren Sachverhalt nicht nur nicht gerecht wird, sondern sogar zu der Verdächtigung greift. Petermanns sozialistische Gesinnung wäre für die Re gierung der Grund zu seiner Entlassung gewesen. Wer Petermanns Beziehungen zur deutschen Arbeiter schaft kennt, der weiß, daß dieselben ans der Zeit staminen, in der es in Sachsen noch gar keine Sozialdemokratie gab. Wohl aber eine gut deutsch und königstren gesinnte Arbeiter partei. Petermann war nicht der einzige, der dieser Par tei nahe trat, wurde sie doch selbst von Neust gefördert und kämpfte sie doch 1866 für die Einheit Deutschlands gegen Bismarcks Bundesbruch und für das gute Recht deutscher Länder und Fürsten. Mit dein Uebergang der sächsischen Arbeiterschaft ins Lassallisch-sozialdemokratische Lager mußten sich natur gemäß Petermanns Bezielmngen zu dieser Partei lösen. Und als Petermann zusammen mit Dr. Heisterbergk die deutsch-föderalistische „Debatte" begründete,*) stand er der sozialistisch gewordenen Arbeiterpartei innerlich wohl kaum w nahe, wie mancher von denen, die ihn heute sozialistischer Gesinnung verdächtigen *> Im Dr. Journal wird die Debatte sonderbarer Weise ein sozialistisches Organ genannt und der sächsische Demokrat Schraps muß sich gleichfalls gefallen lassen, zu den Sozialdemokraten ge worfen zu werden Deutsches Reich Dresden, den 13. August 1913 — Der König von Preuße« hat dem sächsischen General- msijor Otto von Tettenborn, diensttuendem General L Irr mfftv des Königs von Sachsen, den Stern zum Königlichen Kconeu- orden zweiter Klasse und dem sächsischen Major Kurt von Mehsch, diensttuendem Flügeladjntanten des Königs von Sachsen, den Kronenorden dritter Klasse verliehen. — Noch 5 Reichstagsersatzwahlen stehen jetzt aus, bei denen das Zentrum drei, die Konservativen und Sozial- demokraten je ein Mandat zu verteidigen haben. Sämt liche 5 Mandate wurden durch den Tod ihres bisherigen Inhabers erledigt. Am 16. Juni starb der Zentrumsabg. Frhr. v. Malseu-Waldkirch, Vertreter von Landshut; am 21. Juni der Sozialdemokrat Kaden. Vertreter von Dresden- Neustadt; am 30. Juni Graf von Kunitz (K), Vertreter von Schloß Moritzburg (Nachdruck verboten.) Umflossen von herrlichen Waloseen und nmranscht von dunklen Eichen- und Buchenwäldern erhebt sich der kraft - volle Ban des Jagdschlosses Moritzbnrg im Friedewalde. Nur selten weilen die Mitglieder unseres Königshauses in den schönen Sälen und Hallen, die zahlreiche historische Er innerungen an frühere Jahrhunderte anfweisen. Gegen wärtig hat König Friedrich Anglist mit seinen Söhnen und Töchtern hier draußen Wohnung genommen. Der große Naturfreund und kühne Bergsteiger liebt die Waldeinsam keit. In den meilenweiten Wäldern, die sich um das alte Schloß erstrecken, kann er sich stundenlang ergehen, ohne von Neugierigen belästigt zu werden. Auch der unvergeß liche König Albert vereinigte oft seine Jagdfrennde in Moritzbnrg. um dem edlen Weidwerk obzuliegen und dann im Vankcttsaale ein frobliches Jagdmal,l abznhalten. Im Winter, wenn die Seen und Teiche von einer glitzernden Eisdecke überzogen sind und wenn die Aeste der Bäume in den schweigenden Wäldern sich unter der Last des Schnees beugen, dann vergnügt sich König Friedrich August auch manchmal mck den Prinzen und Prinzessinnen des Königs hauses beim Eislanfsvort. Auch während des Sommers ist es lebhafter in Moritzbnrg. Da kommen zahlreiche Neu gierige, nin das sagenumwobene Schloß zu besichtigen und sich durch die hohen Säle und Hallen führen zu lassen. Früher war das ganz anders. Da herrschte fröhliches Leben hier draußen. Ans den Seen, die jetzt noch durch ihren Fischreichtmn eine Bedeutung haben, tummelten sich zahlreiche bunte Fahrzeuge, die Wälder hallten wider vor den Klängen der Hifthörner und dem. fröhlichen Gebell der jagdlnstigen Mente und im Schlosse wurde den Freuden der Tafel und des Tanzes gehuldigt. Das war eine schöne Zeit s,»r Moritzbnrg und die guten Landlente kamen manchmal ans dem Staunen gar nicht mehr heraus über die entfaltete Pracht. Ganze Seeschlachten wurden auf den Teichen ge liefert. Götter- und Türkenanfzüge, Maskenbälle und an dere glänzende Hoffestlichkeiten fanden hier statt, und na mentlich König August der Starke weilte oft und gern in. dem waldumranschten Schlosse und in den im französischen Geschmack angelegten Schloßgarten. Moritzbnrg liegt mitten im Friedewalde oder der Mo- riubnrger Heide, die früher den Namen „Bnrggrafenheide" führte, weil sie das Wald- und Jagdrevier der Burggraien von Meißen bildete. Auch das Schloß selber führte früher einen anderen Namen und wurde die Dianenbnrg genaunr. Erbaut wurde es auf Befehl des Kurfürsten Moritz dncch den Oherlandbanmeister Haus Dehne von Rothfelser 1540. Ter Ban wurde unter Moritz nicht vollendet »nd unter Kur fürst August im Jahre 1555 fortgesetzt. Beendet wurde der Schloßbau erst 1589 unter der Negierung des Kurfürsten Christian. Die inneren Einrichtungen sind erst in späteren Zeiten geschaffen worden. So ließ Georg I. 1614 neue Seitengebäude anfführen. Johann Georg II. ließ die Ka pelle beenden und Johann Georg IV. ließ durch die Aus setzung eines neuen Stockwerkes die inneren Räume beden- tend eiweitern. Tie Gartenanlagen und die Verzierungen der Räume und Säle wurden durch die Baumeister Pöpel- »ann und Knöfler ans Befehl Augusts II ansgesülnk. Nach Abschluß des HnbertnSvnrger Friedens weilst- Friedrich II. hier und im Jahre 1791 speisten Kaiser Leo- Ragnit-Pillkallen; am 9. Juli der Zentrumsabg. Kohl, Ver- treter von Neumarkt, und am 29. Juli der Zentrumsabg. Lr. Lender, während 42 Jahren Vertreter von Rastatt- Baden. — Fürst Richard z« Dohua-Schlobittcu. Mitglied des preußischen Herrenhauses, Voffitzender des Provinzialland tages der Provinz Ostpreußen, vollendet am 17. August sein 70. Lebensjahr. Der Fürst hat auch einige Zeit dem Deutschen Reichstage als Mitglied der konservativen Fraktion angehört. — Ein Hauptmann unter Spionageverdacht verhaftet. Auf dem Truppenübungsplätze Hammerstein übt gegen wärtig das 3. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 79. das in Osterode garnisoniert. Am Montag erhielt der Hauptmann Stern durch eine Ordo nanz den Befehl, sich unverzüglich beini Obersten zu melden. Der Haup.maim zog es aber vor, zu verschwinden. Sofort wurden alle Züge, die von Hammerstein abgegangen waren, telegraphisch benachrichtigt, und so gelang es, den Hauptmann in der Umgebung deS Truppenübungsplatzes auf einer kleinen S-atiou zu ver haften. Die Verhaftung soll auf Spionagcveidecht zurück- zusühren sein. Hauptmann Stern stammt aus Neustettin, wo sein Vater als angesehener Rentier lebt — Entschädigung für Schössen und Geschworene. Ter „Neichsanzeiger" veröffentlicht das Gesetz über die Ent schädigung der Schöffen und Geschworenen. Gleichzeitig wird von ihm d>e Bundesratsverordniing über die Höhe der zu gewährenden Entschädigungen bet'anntgcgeben. Sie ent hält nachstehende drei Paragraphen: 8 1. Schössen und Ge- sthworene e-halten für jeden Tag der Dienstle.suing ein Tagegeld von Ems Mark. Als Tag der Dienstleistung gilt jeder Tag, an dem der Schöffe oder der Geschworene mit Rücksicht ans sein Amt am Sitznngsort anwesend sein mnß. Schöffen und Geschworene erhalten außerdem für jedes durch die Dienstleistung notwendig gewordene Nachtquartier eine Zulage von drei Mark. 8 2. Schöffen und Geschwo rene, die außerhalb ihre? Wohnorts einen Weg von wehr als zwei Kilometer znrückziilegen haben, erhalten als Reise- entschädigung für jedes angefangene Kilometer des Hinw-gs und des Rückwegs: 1. bei Wem'ii, die auf Eisenbahnen. Klein bahnen oder Schiffen zuriickgelegt werden können, 20 P«. Soweit ausnahmsweise ans besonderen Gründen die Be- Nutzung von Befördenmgsmitteln, die höhere Auslagen er fordern, notwendig ist, sind die erforderlichen höheren Aus lagen zu ersetzen. 8 3- Die Neiseentschädigung wird auch für die Reisen gewährt, die der Schöffe oder Geschworene während der Tagung nach seinem Wohnorte und zurück macht. Sie darf jedoch die Höbe der Bezüge nicht überstei gen, die der Schöffe oder Geschworene erhalten haben würde wenn er am Sitznngsorte hätte anwesend sein müssen. — Die Bvrscnsstnirrn. Die Vörsenstenern haben in den letzten Jahren regelmäßig steigende Erträge erbracht. Für den Etat des Rechnungsjahres 1912 waren sie mit einem Ertrage von 70 Millionen Mark eingestellt worden: dieser Betrag wurde im Ergänznngsetat um etwa 18 Millionen Mark erhöht; trotzdem überstiegen die tatsächlichen Ein nahmen den Voranschlag, wenn auch nicht erheblich. Für Pold II. und Friedrich Wilhelm II. ans den« Schlosse. Von Dresden ans führte früher eine eine Stunde lange Allee direkt nach dem malerischen Ban. Schloß Moritzbnrg steht auf felsigem Grunde, der sich ans einem 500 Meter breiten See erhebt. Ein 18 Meter breiter, mit Alleen bepflanzter Damm, auf dem vier Pa villons stehen, trennt diesen See von dein eigentlicheil, eben falls 500 Meter breiten Schloßteiche. Das Material für den Ban haben die Virnaer Sandsteinbrüche geliestnt. Das Schloß enthält gegen 200 Zimmer, 7 große Säle, eine Ka pelle, mehrere Vorsale und Vorratsgewölbe, eine große An zahl Kammern und sehr fest gewölbte Keller. Ter 20 Meter breite und 16 Meter hohe Andienzwal ist mit Hirschköpfen, die grobe Geweihe tragen, verziert und mit vergoldeten Ledertapeten anStaveziert. Ter durch zwei Stockwerke hindurch gehende Ballsaal hat ungefähr die selbe Größe und seine Wände tragen als Schmuck 72 Hirsch köpfe mit Geweihe». 24 bis 50 Enden. Außerdem finden sich hier eine große Anzahl Pokale, unter denen ein solcher aus Hirschgeweih besonderes Interesse erregt. Ans diesen Trinkbechern wurde früher bei festlichen Gelegenheiten das sogenannte „Willkommen" getrunken. Tie durch Johann ll. gegründete und am 1. November 1661 eingeweibte katholische Kapelle, deren Emporen in die königlichen Zimmer führen, wurde im Jahre 1190 unter August il. der Mnttergolies ge weiht. Sie ist mit gvldbesetztem roten Samt ausgeschlagen. Ein auf dem Altar befindlicher gekreuzigter Christus von fleischfarbenem Marmor ist ein Meisterstück der Bild hauerkunst. In allen Sälen hängen Spiegel von seltener Größe, ferner befinden sich hier eine große Anzahl Spiegelschränke k' 1 z kJ : >. I