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VulsnHer Fageblatt Bezirksanzeiger « 1L. rel..«d».r 'ch«ck-Kont» DrtSdm LISS. Irsch »ist «« I »d »» »erkt« g Im Fall« höher« Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welch« Störung de« Betrieber da Zeitung oKa der Beförderungseinrichtungen, hat da Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung der Bezugspreise». — Wöchentlich 0.60 bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.50 E; durch die Post monatlich 2.40 freibleibend Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 M und 24 Reklame 25 öh/. Tabellarischer Satz 50 "/» Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigcngebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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Im feierlichen Rahmen wurde in der Washingtoner Verfassungshalle der 6. Kongreß der Internationalen Handelskammer eröffnet. Dabei ergriff der Präsident der Vereinigten Staaten, Hoover, zu einer kurzen, politischen, jedoch höchst bedeut samen Rede oas Wort. Die gegenwärtige Weltdepression, so führte er aus, sei ein Beweis für die gegenseitige wirt schaftliche Abhängigkeit aller Länder. Die Ursachen der Krise seien verschiedene, jedoch seien viele auf den Weltkrieg zurückzuführen. Hoover fuhr dann fort, er möchte ganz besonders auf «in böses Erbgut des Krieges verweisen, wodurch bei der internationalen Zusammenarbeit eine Großleistung vollbracht «erden könne, um die Steuerbürde der Welt zu ver- mindern. Die Hauptursache der Unruhe seien die enormen Rüstungen der Länder. Ihre Beseitigung vermöge größeres Vertrauen für lange Zukunft zu schaffen. Die Weltausgabe für beziffere sich jährlich auf nahezu 5 Dollar milliarden, also auf 70 Prozent mehr als vor dem Kriege. 5^ Millionen Mann stünden im aktiven Heeresdienst, 20 Millionen in der Reserve. Obwohl zwölf Jahre seit Unterzeichnung des Waffenstillstandes verstrichen seien, seien diese ungeheueren Kräfte noch nicht demobilisiert, weil die Nationen Furcht voreinander hätten oder unfähig mären, in gegenseitiger Rüstungsbeschränkung zusammen zu arbeiten. Das internationale Vertrauen könne nicht auf Furcht, sondern müsse auf gutem Willen aufgebaut sein. Kapitel auf Kapitel der Weltgeschichte zeige, daß es unhalt bar sei, den Frieden durch Wettrüsten oder Einschüchterung sicherzustellen. Nichts sei notwendiger für die wirtschaftliche Gesundung der Welt, als ein erfolgreiches Ergebnis der bevor stehenden Abrüstungskonferenz. Wenn auch die USA. an der Landabrüstung weniger interessiert seien, so hätten sie doch großes direktes Interesse daran, daß der Frieden, die Ordnung und der wirtschaftliche Wohlstand anderer Völker besser gewährleistet werde. Es liege inder Macht der Wirtschaftsmänner, darauf zu be stehen, daß das Abrüstungsproblem mit Ehrlichkeit, Mut, konstruktiver Tat angepackt werde. Es liege inderMacht der Staatsmänner, der Welt eine große Zuversicht in die Zukunft, einen großen moralischen Sieg für die Menschheit zu schenken. * Vor Eröffnung der Konferenz hatte der Rat der Inter nationalen Handelskammer den deutschen Bankier Franz vonMendelssohn zum Präsidenten der internationalen Körperschaft gewählt und einer Entschließung zugcstimmt, die eine sofortige internationale Aktion zur Stabilisierung des Silberwertes im Interesse des Welthandels verlangt. Schwierige Finanz- und sozialpolitische Besprechungen. Beschlüsse des Reichskabinetts vorläufig nicht z« erwarten. Reichskanzler Brüning empfing am Montag das neue Berliner Stadtoberhaupt, Oberbürgermeister Sahm, und im Anschluß daran den Fraktionsvorsitzenden der Staatspartei, Weber. Die offiziellen Empfänge beim Reichskanzler sind damit beendet. Das Reichskabinett hat mit dem Beginn der Woche die Reffortbesprechungen über die dringlichen finanziellen und sozialpolitischen Fragen ausgenommen. Die schwierige Aussprache mit den Ressorts des Finanz ministeriums und des Reichsarbeitsministeriums, die in persönlicher Anweseneit des Reichskanzlers Brüning ge führt werden, dürften sich über eine ganze Reihe von Tagen erstrecken, so daß eine Kabinettssitzung, in der schon greifbare Beschlüsse gefaßt werden könnten, vorläufig noch nicht ab zusehen ist. Für Neichsarbeitslosenfürsorge Ein Vorschlag des deutschen Landgemeinde tages Berlin, 4. Mai. Der deutsche Landgemeindetag wird der Retchsregirrung und den Regierungen der Länder am Franz von Mendelssohn wurde von der Internationalen Handelskammer, die zur Zeit in Washington tagt, zum Präsidenten gewählt. DienStagvormittag den Entwurf eines Gesetzes über eine Rcichsarbeitslosenversicherung überreichen. In diesem Ent wurf wird vorgcschlagen, daß Kcisensürsorge und Wohlfahrts - erwerbslosensürsorge zusammengefaßt werden zu einer Reichs- arbeitsiosenfürsorge, an deren Kosten das Reich mit 50 die Länder mit etwa 30 und die Gemeinden mit 15 «/, beteiligt werden sollen. Der deutsche Landgemeindetag wird bei der Reichsregierung beantragen, den Gesetzentwurf mit größter Beschleunigung zu verabschieden und zur Durchfüh rung zu bringen, gegebenenfalls in der Form einer Notver ordnung. Berliner Broipreis Zum zweiten Mal erhöht. Die Spitzeuorganisatiou der Bäcker- meister Groß - Berlins hat ab Montag den Brotpreis um 2 Pfennig auf 5V Pfennig erhöht. Das Reichsernährungsministerium läßt hierzu erklären, daß seit der letzten Brotpreiserhöhung von 46 auf 48 Pfennig die Mehlpreise keineswegs gestiegen seien und daß die jetzige Preiserhöhung deshalb der Regierung völlig unverständlich sei. Neben der beabsichtigten Auf hebung des Vermahlungsgrades werde von der Regierung erwogen, die Ausmahlungsbestimmungen überhaupt aufzu heben, um auf diese Weise den Mehlpreis zu verbilligen. Ferner sollen die Bestimmungen des Brotgesetzes über das Mischbrot gelockert werden. Für Gegenden, in denen starke Mengen Weizenmehl dem Brot beigemischt würden, werde erwogen, gewisse Lockerungen in der Weizeneinfuhr eintreten zu lassen. Schließlich erwägt die Reichsregierung, durch Tarifoerhandlungen Uber Lohnsenkung im Bäckeereigewerbe auf die Preise einzuwirken. Die Berliner Bäckerinnung hält der Er klärung des Neichsernährungsministers gegenüber, daß die Versprechungen der Regierung auf Lastensenkung nicht ein- «ehalten worden wären, so daß der Vrotpreis erhöht wer den mußte. Außerdem fei das Mehl teurer geworden. Das Nachtbackverbot müsse abgelehnt werden, da dann die Arbeitslosigkeit im Bäckergewerbe steigen würde. Ern Protest gegen die Brotpreiserhöhung. Der Deutsche Städtetag teilt mit: „Der Deutsche Städtetag hat angesichts der für die Volksgesamtheit geradezu verhängnisvollen Absicht einer weiteren Brotpreiserhöhung ta Berlin er-'-ut dringlichste Vorstellungen bei der Reichs regierung er >en. Er hat mit allem Nachdruck die Er- roartung ausgesprochen, daß im Interesse der notleidenden Bevölkerungskreise in den Städten unter allen Umständen eine weitere Brotpreissteigerung verhindert wird und nun mehr mit größter Beschleunigung alle Maßnahmen ergriffen werden, um die letzte Erhöhung rückgängig zu machen." Gegen die Broipreiserhöhung. Die staatsparteilichen Führer beim Reichskanzler. über den Empfang der beiden staatsparteilichen Fraktionsvorsitzenden Dr. August Weber und Oskar Meyer beim Reichskanzler veröffentlicht der Demokratische Zei- tungsdicnst eine Mitteilung, in der es unter anderem heißt: In der Unterhaltung wurden zunächst die Agrar fragen eingehend behandelt. Die Vertreter der Staats partei wiesen nachdrücklichst darauf hin, daß ihnen eine Brotpreiserhöhung untragbar erscheine. Der Reichskanzler ließ keinen Zweifel darüber, daß die Neichsregierung entschlossen sei, der Brotpreiserhöhung sofort entgegenzuwirken. Zum Ärbeitslosenproblem führte Tr. Weber aus, daß grundsätzlich an diese Frage hcran- gegangen werden müsse, um einer Zerrüttung der Reichs finanzen vorznbeugen. In den Fragen der Außenpolitik ergab sich eine weitgehende Übereinstimmung. Nicht zu umgehen. In Washington wurde am Montag die Tagung der Internationalen Handelskammer eröffnet. Man soll sich hüten, diese Tagung als eine der vielen an zusehen, die an der Tagesordnung sind. Vielleicht ist die Washingtoner Tagung sogar ein weltgeschichtliches Ereignis. Man muß es abwarten, und es kommt darauf an, ob sich diese Versammlung von etwa tausend Delegierten aus aller Herren Ländern an die Kardinalfragen allen Wirtschaftslebens heran wagt. Man will auf der Tagung in Washington sprechen über die Silberfrage, über die Wirtschaftskrise im Fernen Osten, über die Beseitigung der Hemmnisse in der Seeschiffahrt und was es sonst noch alles für Dinge gibt, die dieses oder jenes Land interessieren. Alles gut und schön. Aber all diese Einzelberatungen werden auf einen Punkt zusammenfließen, werden sich an einer Frage stoßen, die der Hauptgrund alles Uebels in der Weltwirtschaft ist: Me Reparations frage. Gewiß, man kann es verstehen, wenn Staaten wie Amerika, Frankreich, England oder andere, die die Nutznießer der deutschen Tribute sind, dieses heikle Thema nicht an schneiden. Geschenktes Geld weist man nicht gerne zurück. Verständlich, daß die Staaten, in deren Säckel unsere Tribute fließen, den Paradiesen Zustand nie aufgehoben wissen möchten. Aber mehr und mehr steht man ja auch jetzt in diesen Staaten die Kehrseite der Medaille. Die ganze Welt wirtschaft beginnt aus den Fugen zu gehen, sie wird geradezu auf den Kopf gestellt. Deshalb kommt keine Wirtschafts tagung an der Erörterung der Reparationsfrage vorbei. Selbst wenn sie mit konstanter Bosheit dieses Thema von ihrem Programm streicht. Auch auf der Washingtoner Tagung der Internationalen Handelskammer wird man um die Reparationsfrage herum gehen wie die Katze um den heißen Brei. Aber eines Tages wird man ebenso sicher mitten in der Reparationsdebatte stehen. Einmal wird das Wort Reparationen fallen, und dann wird es sich immer mehr in die Reden hineindrängen. Schließ- lich ist ja auch eine ganze Reihe deutscher Vertreter in Washington, denen die Tatsache, daß die Reparationsfrage an allem schuld ist, längst zur sicheren Erkenntnis geworden ist. Als die deutschen Vertreter abfuhren zur Tagung nach Washington, da haben sie bereits der Oeffentlichkeit die Vor träge vorgelegt, die sie in Washington halten würden. Wenigstens kennen wir den Inhalt der Reden des früheren Reichsfinanzministers Dernburg und des Professor Or. Wagemann. Beide sehen den Angelpunkt zur Lösung der Weltwirtschaftskrise in den deutschen Tributzahlungen. Beide gaben übereinstimmend zu, daß nach ihrer Ansicht die Reparationszahlungen in ihrer jetzigen Höhe kein Beitrag zum Wiederaufbau oder zur Anreicherung der Weltwirtschaft seien, sondern daß sie schuld seien an der gegenwärtigen 'Depression, schuld daran, daß innerhalb der kapitalistischen Welt 15 Millionen Menschen aus dem Arbeitsprozeß aus geschaltet seien, schuld daran, daß die jährliche Wertschöpfung der Weltwirtschaft um einen Betrag von 7,5 Milliarden Dollar vermindert worden sei. Es ist kein Zufall, daß dieser Betrag fast genau den Barwert der deutschen Reparationsverpflich tung gemäß dem Poung-Plan entspricht. Wenn man bedenkt, daß z. B. Reichsfinanzminister a. D. Dernburg zu denen ge hört, die seinerzeit die Annahme des Poung-Plans befür wortet haben, so erscheinen diese Feststellungen um so ge wichtiger. Wenn man ferner die politischen Reden der heutigen Tage miteinander vergleicht, die sich mit der Wirtschaftskrise befassen, so findet man in ihnen ein Ge meinsames: die Erkenntnis, daß die deutschen Tribute, wie sie im Poung-Plan diktiert sind, längst ihre Unmöglichkeit und ihren Schaden für Deutschland und die Welt erwiesen Habens Diese Erkenntnis predigt der jetzige Reichsfinanz mini st e r Or. D i e t r i ch fast alle Tage, und er hat es letzt hin wieder in seiner Rede in Dresden getan. Diese Wahrheit verkündete Reichsminister Treviranus am vergangenen Sonntag in einer Rede in Oldenburg. Diese Tatsache unter-