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MsdmfferTageblatt Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt fÜs Wll^dkUff UNd ÜNMgMd Postscheckkonto Dresden 2640 Infr»ft»>i«p«ri« 2M. fl« dl« » gespalten« N»iPu<z«N« »d«r deren Ilaxm, Reklamen, dl« , fp«Illg« Rarp»«,rll« DN. «kl W«derb»lung und I-hred-ustra, «ntsprechrnder pr«l«nachlaß. Lelanntmachungen lm amtlich«« T,II snur »»n D-PSrden) dl« 2,«spalten« «aepnX,ell« Mk. Rachw«isungP-<S«dSde « pfg. «n,-lp-nannahm« »t« »«rmltta,« t» llhr. Für dl« Rlchtlßtelt dir durch Zern ras ib«rmMelt«n «nz«lgrn llbemehmen wir seli^ Sarantl«. Zed«r Rada» «nspeuch «rllfchl, w«nn t«r 2«trag durch Klag« einge,o,en w«^» muß »der der Auftraggeber tu Konkurs ^röt. Erscheint fett dem Jahre 1S41 Dieses Blatt enthätt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitze«, des Amtsgerichts -ä Wilsdruff, de» Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und de» Finanzamts Nossen. Berle»«: »,d «rth»r Asch,«», i» WU«dr»ff Verauttv artlicher L ch ri st l eiter: Her««»« Lässt«, für de« Inseratenteil: «rth»r Asch»«»«. Beide t» S0U«dr»ff. Erscheint ILgllch mll »u«n<chm« d«r Son» und Zrsttag« nachmittag Z lthr fSr den f»lgtnd-n Ta^ Sezugspr«« d«l «elbstabhoiung monatlich Ml, durch imf«r, Austräger ,ug-trag-n in d«r Stadt monotiich Ml, auf d«m Land« Mk, durch dl« Post bezogen oteet-lfsthoktch Ml. mlt Zvst«Nungsgdü-r. Ml« p»st«nftalt«n und postbot-n sowl, unsre« Austräger und Geschäftsstelle nehmen jedergtl Sestellungrn entgge». Zm ZaN« höherer Srvalt, Kei«, «de, sonstiger Betriebsstörungen hat der Bqieher ktnen Anspruch aus Lieferung der Zeitung »der Kürzung d«s Bezugsprelses. Nr. 41 Freitag de« 17. Februar 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. MrdI- und krotpreisr. Nachdem sich die Reichsgetreidestelle im Hinblick auf die Verschlechterung unserer Valuta und den vom Reiche unter dem Druck des Feindbundes beschlossenen Abbau der Reichszuschüsse zur Verbilligung des Brotes gezwungen gesehen hat, die an sie zu ent richtenden Gelreidepreise mit Wirkung vom 19. Februar d. I. fast zu verdoppeln, nämlich für Roggen von 2700 Mk. auf 5250 Mk. pro Tonne „ Weiz-n , 2900 , , 5675 , , „ zu erhöben, wird nach Gehör des Ernährungsausschusses für das Gebiet des Kommunal- verdandes Meißen-Stadt und -Land für die aus Umlagegetreide hergestellten Er zeugnisse an Mehl, Brot und Semmeln mit Wirkung vom 20. Februar 1822 ab folgendes bestimmt: 1. Der Mehlhöchstpreis, den die Bäcker und Mehlhändler für den 6? Mehl, frei Bäckerlager, an die Mühle zu entrichten haben, beträgt ab 28. Februar 1922 633,50 Mk. für Roggenmehl, 683,50 „ „ Weizenmehl, 753,20 „ „ Krankenmehl. 2. Die Bäcker und Mehlhändler haben vom 20. Februar 1922 ab bei der Aus stellung der Bezugsscheine für den är Mehl 12,50 Mk. Gebühr (5 Mk. für den Kommunal verband und 7,50 Mk. Ausgleichsgebühr) zu entrichten. 3. Die Bestimmungen über die Zurückoergütung und Entrichtung der Gesellen- auSgleichSgebühren bleiben wie bisher. 4. Für die am Abend de» 19. Februar 1»22 vorhandenen Bestände an Roggen- und Weizenmehl haben die Bäcker und Kleinhändler gemäss Anordnung der Reichsgetreideftelle zur Abführung an diese die Differenz zwischen dem bisherige« und dem neue« Mehlprei» mit Gebühre« an den Kommunalverband zu entrichten. Die Mühle« «nd Mehlgrotzhäudler haben für die am 19. Februar 1922 bei ihnen vorhandenen Mehls und Getreidebestiude die Differenz zwischen dem vom 2V. Februar 1922 ab frei Bäckerlager gültigen und dem bisherigen Mehlpreis bzw. de« neue« und dem alte« bis zum 19. Februar gültig gewesenen Getreidepreis an den Komunaloerband abzuführen. 5. Die Mehlhöchstpreise, die die Bäcker und Mehlhändler fordern dürfen, betragen ab 20. Februar 1922 beim Bezüge von weniger als 2d 1cx für Roggenmehl für Weizenmehl für 70<)/oiges Krankenmehl: 7,25 Mk. für 1 8,— Mk. für 1 kx- 8,50 Mk. sür 1 kx 8,25 , „ 1140 x »,15 , , 1140 § 9,7» , , 1140 x 2,20 „ , 800 x 2,40 . , 300 s 2,55 , , 300 x 1,75 , . 240 2 1,95 , „ 240 x 2,05 , , 240 x 0,45 „ , 60 x 0,50 , , SO x 0,55 , , 60 x d. Die Br»1preife für das Schwarzbrot betragen vom 20. Februar 1922 ab: 2,95 Mk. für I Pfund 5,90 „ , 2 . 8,85 , , 3 „ 11,20 , , das 1900§-Brot. 7. Vom 20. Februar 1922 ab beträgt der Höchstpreis für die Semmel mit einem Gewicht von mindesten» 70—75 x 60 Psg. 8. Erfolgt bereits am 18. oder 19. Februar 1922 eine Abgabe von Brot«, Semmel- und Mehlmengen auf Brotmarken, die erst ab 20. Februar Gültigkeit haben, so sind dafür bereits die neuen Preise zu zahlen, weil die Bäcker auch für diese Waren den unter 4. festgesetzten Differenzbetrag zur Abführung an die Reichsgetreidestelle an den Kommunal verband entrichten müssen. Wie den Bäckern und Mehlhändlern bereits durch besondere Verfügung mttgeleilt worden ist, dürfen die vom 20. Februar ab gültigen Brotmarken erst mit der Bestandsanzeige vom 15. März 1922 verrechnet und abgeliefert werden. 9. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Bekanntmachung werden nach dem Reichsgesetz für die Regelung des Verkehrs mit Getreide vom 21. Juni 1921 bezw. auf Grund des Höchstplrisgesetze» bestraft. Meißen, den 15. Februar 1922. 7 II L. Kommunalverband Meißen Stadt und Land. r°« (Die Amtshauptmannschaft.) Die Teuerungszuschläge an Kriegshinterbliebene- und Beschädigte werden Freitag, den 17. d. M. vormittag» S—12 Uhr in der Stadlkasse ausgezahlt. Wilsdruff, am 16. Februar 1922. «« Der Stadtral. Die nach 8 16 der Bestimmungen über die Einrichtung, Reinhaltung und Prüfung der pneumatischen Bierdruckoorrichtungen im Bezirke der AmtShauplmannschaft Mnß-n vom 30 Dezember 1907 zu erhebenden Gebühre« für Prüfungen der Bierdruck- vorrichtunge« sind für den Stadtbezirk Wilsdruff mit Genehmigung der städtischen Kollegien erhöht worden und betragen nunmehr: 1. Für die erstmalige Prüfung einer Handdruckpumpe joder einer sonstigen Bier« druckoorrichtung, sowie für die erste Prüfung wesentlich veränderter Bierdruck« vorrichtungs-Anlagen 7,50 Mk. 2. Für jede ordentliche Prüfung: «) einer Vorrichtung mit einer Rohrleitung 2,50 Mk. b) , „ , zwei Rohrleitungen 3,25 „ o) » » » drei , ........ 4,00 , cl) , „ , vier , , 4,75 „ e) , . , fünf und mehr Rohrleitungen .... 5,00 , k) , Handdruckpumpe 2,50 , x) zweier Handdruckpumpen 3,25 „ k) dreier und weiterer Handdruckpumpen 4,00 , 3. Für jede Nachprüfung . . . 7,50 , Wilsdruff, am 10. Februar 1922. 20,1 Der Stadtrat. Kleine Heituncr für eilige Leser. * Die Reparationskommission hat die Vollmacht erhalten, die Höhe der deutschen Zahlungen im Jahre 1922 festzusetzen * Im bayerischen Landtag wandte sich Gras Lerchenseld scharf gegen die Französicrungspolitik im besetzten Saarge biet. , * Die sozialistische Fraktion im belgischen Parlament hat einen Gesetzentwurf zur Abkürzung der militärischen Dienst pflicht auf sechs Monate eingebracht. * Wie mitgeteilt wird, hat die jugoslawische Regierung be schlossen, aus die ihm kraft des Friedensvertrages zustehenden Rechte auf Beschlagnahme des deutschen Eigentums in Jugo slawien zu verzichten. * Im englischen Unterhaus gab der Minister Montagu eine Erklärung ab, wonach die Lage in Indien sehr ernst sei. * Zwischen Frankreich und Rußland soll ein Übereinkommen zur französischen Hilfe sür Rußland auf Kosten Deutschlands geschlossen worden sein. Mehrheit für Or. Wirth. 230 Ja, 185 Nein. Bei der Abstimmung über daS Vertrauensvotum sür das Kabinett Dr. Wirth im Reichstag wurden abgegeben für das Vertrauensvotum der Regierungsparteien 230 Stimmen, ' dagegen 185 Stimmen. Die Mehrheit für den Kanzler beträgt also 45 Stimmen. Es lagen 16 Stimmenthaltungen vor. Die eingebrach ten Mißtrauensanträge waren durch die Annahme des Vertrauensvotums erledigt. * Hüben und drüben. Von einem in die Parteiverhältnisse genau eingeweih ten Politiker wird uns geschrieben: Wer immer nur das Recht auf der einen, das Unrecht auf der andern Seite sucht und findet, der hat es unge mein leicht, in den politisch» Wirren dieser Tage den Kompaß für seine Urteilsbilduna zu richten. Die Partei blindheit ist auch leider Gottes im deutschen Volke schon so weit vorgeschritten, daß es fast unmöglich geworden ist, ruhigeren Erwägungen Gehör zu verschaffen, oder gar in diesem Lager Gläubige dafür zu werben, daß in jenem Lager nicht alles, was geschieht, auf Haß und Selbstsucht und Gemeinheit beruht, im eigenen nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Leidenschaftlichkeit beherrscht die Stunde, seitdem, was wir einst Burgfrieden genannt haben, end gültig zum Teufel gegangen ist. Und doch sollte jeder, der es gut meint mit seinem Vaterlande, nicht auf den Ver such verzichten, Licht und Schatten einigermaßen gleich mäßig zu verteilen, oder, um bestimmter zu sprechen, den Gegner nach den wahren Motiven seines Handelns be greifen zu lernen. Wie steht es denn bet dem unseligen Kampfe um Dr. Wirth, dessen Zeugen wir in diesen Tagen gewesen sind? Der äußerste Flügel der Rechten, die Deutschnatio nale Volkspariei, hat aus ihrer unbedingten Geg nerschaft gegen diesen Zentrumskanzler vom ersten An beginn seiner Tätigkeit kein Hehl gemacht. Denn die Zeiten, da die Rechte und das Zentrum sich im großen und ganzen gut verstanden, sind längst vorüber; die Tätigkeit Erz bergers hat so tiefe Spuren in dieser ausgesprochenen Mittelpartei hinterlassen, daß die hier eingetretene Ent fremdung unmöglich nur vorübergehenden Charakter tra gen konnte. Herr Dr. Wirth ist nach der Ansicht der Rechts stehenden der Kanzler nach dem Herzen der Sozialdemo kratie, ja sogar nach dem Herzen der Unabhängigen, und die Deutschnationalen sind der Überzeugung, daß die da mit gegebene Linksorientierung unserer gesamten Politik dem deutschen Volke nachgerade teuer genug zu stehen ge kommen ist. Von der äußersten Rechten werden für ihre Haltung folgende Gründe angeführt: Die unbedingte Ergebenheit gegenüber den Anforderungen des Versailler Vertrages, der mit dürren Worten ausgesprochene Entschluß, im Innern nichts zu tun, was von seinen Freunden auf der Linken gemißbilligt werden könnte, mußte die äußerste Rechte bei aller Bereitwilligkeit, auch ihrerseits positiv au dem inneren Aufbau des Reiches mitzuarbeiten, in die un bedingte Opposition treiben. Daß sich seit der Konferenz von Cannes zum mindesten die Möglichkeit einer Erleich terung unserer auswärtigen Lage erWossen hat, läßt man nickt als ein Verdienst des gegenwärtigen Reichskanzlers gelten. Auch ohne ihn hätten, nach Meinung der Deutsch- nationalen, die fremden Mächte einsehen müssen, daß es so wie bisher mit Deutschland nicht weitergehen könne. Und schließlich hätten die traurigen Erfahrungen der letzten Streikwoche das Faß zum Überläufen gebracht; eine Negierung, die bei allem, was sie tut oder unterläßt, auf die Stimmung der Massen Rücksicht nehme, und die trotzdem von eben diesen Massen und den sie beherrschen den Parteien und Organisationen in eine so ungeheure kritische Lage gebracht werden könne, eine solche Regie rung habe das Recht verwirkt, das Vertrauen des Volkes für sich in Anspruch zu nehmen, eine solche Regierung ver wirtschafte auch die letzten materiellen und ideellen Staats werte, die uns noch geblieben sind, eine "solche Negierung könne unmöglich auch im Auslande in dem Sinne als ver handlungsfähig anerkannt werden, wie sie es selbst für sich in Anspruch nimmt. Also reiner Tisch mülle oemacht werden, damit wir, bevor die Dinge nock tiefer dem Ab grund zugerollt seien, zu besseren Verhältnissen kommen. Nicht viel anders denkt und spricht die Deutsche Volkspartei: Gewiß, sie vermeidet nach Möglichkeit überscharfe Worte, sie verschließt sich nicht der Zwangs- läusigkeit unserer Entwicklung, sie möchte vermitteln, so viel es geht, möchte auch mitarbeiten, das Staatsschisf wenigstens einigermaßen in mittelerem Fahrwasser zu halten. Sie war eben drauf und dran, durch die Zustim mung zur Zwangsanleihe der großen Koalition in den Sattel zu h^fen — als durch sonderbare „Unstimmig- leiten" an der leitenden Stelle ihr kaum gedämpftes Miß trauen gegenüber den wahren Absichten des Kanzlers jäh wieder hervorbrach. Man kann diese mehr persönlich ge färbten Bedenken kleinlich finden; aber die Deutsche Volks partei kann offenbar den Verdacht nicht los werden, daß Herr Wirth sich ihrer für seine Politik bedienen wolle, daß er aber zugleich durch seine Abhängigkeit von der Sozialdemokratie daran verhindert werde, aus dieser Mitwirkung der Deutschen Volkspartei diejenigen poli tischen Folgerungen zu ziehen, auf denen schließlich jede Partei von Ehr- und Selbstgefühl unweigerlich bestehen muß. Auf denen, in ähnlicher Lage, selbstverständlich auch die Sozialdemokraten stets bestanden haben. Die Deutsche Volkspartei sieht also gerade in der Persönlichkeit Dr. Wirths das eigentliche Hemmnis für eine durchgreifende Klärung unserer politischen Lage, und so ist sie in die