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Nr. S. «,rMl»«rI>ichrr Irh»< « Dienstag. ». 31. Januar 1871. MWeißerih-Zeitung.M Postanstalten. ' ^8 Psg. AMs- M Astzngt-IlaU -er K-ai-lichn Gerichts-Itvttrr ua> St-dträt-e za Kippoldissalhe mü /raaeasteia. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde. Die große Freuden-Nachricht, die der gestrige Sonntag Mittag uns brachte, hat natürlich auch in unserer Stadt die Gemüther Aller auf das Lebhafteste erregt. Man ahnte wohl schon die gute Botschaft, die kurz vor 12 Uhr ein aus Dresden kommender Expresser uns brachte, und be gleitete ihn im Jubel zu unserer Expedition. Bald darauf konnten wir durch ein Extrablatt unfern Lesern die Kunde bringen. Sämmtttche Pariser Forts haben eapitulirt; die Pariser Armee ist kriegs gefangen; ein dreiwöchentlicher Waffenstill stand zuWasser undzuLandist unterzeichnet! Sofort schmückten sich viele Häuser der Stadt mit Flaggen, und Jubel war, wohin man kam. Nach 4 Uhr brachte ein zweiter Bote uns Ergänzungen und weitere Mittheilungen des Obigen, die wir jedoch nur mündlich weiter verbreiten konnten und erst in heutiger Nr. unseres Blattes unter „Kriegsschauplatz" mittheilen. Abends ward ein schnell geordneter Umzug mit bunten Laternen unter Musikbegleitung durch die Sladt ge halten, auf dem Markte Lieder gesungen und ein freu diges Hoch auf das neue deutsche Reich ausgebracht und jubelnd ausgenommen. Die freudigste Stimmung gab sich bis spät in die Nacht in allen öffentlichen Localen kund, zumal uns nach 8 Uhr Abends noch weitere Nachrichten (s. unten), die das mit angekom mene „Dresdner Journal" noch nicht enthielt, von be freundeter Seite auS Dresden zugingen. — So haben wir also endlich den Anfang vom Ende dieses uns auf gedrungenen Krieges! Möge der Frieden bald kund werden zur größten Freude Aller! — Die Patriotischen Unterh a ltu ngSabend e werden nun nächsten Freitag, den 3. Februar, wieder ihren Anfang nehmen. Möchte es ihnen an der Theil- nahme, welche sie im Interesse der Familien unserer braven Wehrmänner verdienen, nicht fehlen. Sie finden, wie bisher, auf hiesigem Rathhaussaale statt, und wird beim Eintritt in denselben ein völlig in das Belieben des Einzelnen gesteller Beitrag dankbar entgegen genommen, der unverkürzt an die Casse des Inter nationalen Hilfsvereins allhier abgeliefert wird. Dippoldiswalde. Wie die Leser aus einer der vorigen Nummern d. Bl. gesehen haben werden, hat sich bei uns zu den so und so viel Vereinen abermals ein neuer gesellt, der, wenn er auch seine Thätigkeit erst im nächsten Winter entfalten will, doch jetzt bereits einer Besprechung, resp. einer freundlichen Begrüßung werth ist. Es ist da» der Gchlittschuhfahr-Verein „EiSclub." — Sicher ist da» Schlittschuhfahren, daS sogar einer unserer vorzüglichsten Dichter*) in begeisterten Oden besungen, eine nicht nur Gesundheit und Kraft, sondern auch Gewandheit und Grazie der Bewegung bildende Uebung, sondern auch eine von Jung und Alt gern genossene Belustigung. Nicht überall ist wie bei uns durch geräumige, wohl gelegene Eisflächen so vor treffliche Gelegenheit geboten, dieses vielfach bildende Wintervergnügen zu benutzen. Desto größere Ver anlassung haben wir aber auch, demselben allen nur möglichen Vorschub zu leisten und eS Jedermann zu gänglich zu machen. Ja, wer könnte wohl behaupten, daß, wie es als eine Pflicht der SanitätSpoltzei be zeichnet werden muß, im Sommer für leicht zugängliche, ungefährliche Badeplätze zu sorgen, dies nicht minder auch von einer Eisbahn gilt, die der Gesundheit, wie einer harmlosen Belustigung, gleichmäßig dient. Da indeß, wenn man sich selbst helfen kann, man den Obrigkeiten nicht allzuviel aufbürden soll, so hat sich eben bei uns ein Verein gebildet, welcher sich den Zweck gestellt hat, nicht nur dem Einzelnen die Benutzung einer guten Eisbahn unter billigen Bedingungen zu ermöglichen, sondern auch bisweilen allgemeinere Be lustigungen auf dem Eise zu veranstalten. Wie wir hören, beabsichtigt der Verein, Unbemittelten, wozu wohl zunächst der größte Theil unserer Schuljugend gehört, die Theilnahme an der Benutzung der Eisbahn ganz unentgeldlich zu gestatten, von Anderen aber ein mäßiges Eintrittsgeld zu beanspruchen. Die Statuten, die zu Jedermanns Einsicht bei Hrn. Thurm auSltegen, besagen das Nähere. Wünschen wir dem jungen Vereine, der sich den gemeinnützigsten beizählen kann, ein recht frisches, fröhliches Gedeihen. *) Klopstock. — In unserer Umgegend wird in der nächsten Zeit, und zwar für die Ortschaften Höckendorf, Ruppendorf, Obercunnersdorf, Beerwalde und BorlaS, eine neue Sparkasse begründet werden. Die Statuten derselben sind bereits entworfen, und der Genehmigung derselben sieht man in kurzer Frist entgegen. Dresden. Die Residenz hatte aus Anlaß der am Sonntag früh eingetroffenen Jubelnachrichten auf'S Festlichste geflaggt und durch andern Schmuck die Freude kundgegeben. — In Leipzig waren schon seit Freitag große Vorbereitungen zu öffentlichen Kundgebungen bet Eintritt der zu erwartenden Katastrophe getroffen worden. Die ganze Einwohnerschaft wollte sich betheiligeH, — Für das sächsische Armeecorps gingen am 26. Januar aus Leipzig mit dem Eilgüterzuge der Thüringer Bahn in 5 Wagen-Ladungen 700 Centner comprimirteS Fleisch nach dem Kriegsschauplätze ab.