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Dl- „Lächsilche Elbzellung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Die AnSgabe des VlatlcS erfolgt TagS vorher Nach»». 4 Uhr. Abonnements - Preis viertel jährlich I Mk. KO Pf., zwei monatlich l Mk., cinmonat- lich 50 Pf. Einzelne Nummern IO Pf. PostzeitungSbeslcllliste 5973. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die ZeitungSlräger nehmen stets Bestellungen auf die „Sächsische Elbzeltuug" an. ÄWW WitiG Amtsblätt siil das Löaigl. AmlSPliiht Hild dell Aadlratls Pi ZGlldail, soiaie für den MiitMicinimslh ja HahliAeln. Mit „Illustrirt. Sorrntcrgabkatt". Mit Humor. Beilage „Scifonbrcrson". Mit „Lcrndrvirtksckznftl'. Moikngo". Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl.von grosicr Wirlung, sind Montags, MittivochS nnd FreitagS bis spätestens vorniitlagö 9 Uhr anszugeben. Preis siir die gespaltene CorpnSzcile oder deren Raum lO Pf. Inserate unter säus Zeilen werden mit 50 Ps. berechnet (tabellarische und complickte nach NebereiMnnst). „Eingesandt" unterm Strich 20 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. I n s c r a t en-A n n a h me st e l l c u: In Schandau: Expedition Zaukeustrab- 181, in Hohnstein: bei Herrn Stadlkassirer Reinhard, in Dresden und Leipzig: die Annoncen-BnreauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidcndank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G L. Daube L Co. und in Hamburg: Knroly L Liebmann. . SV N Inhrgnlly. Schandau, Sonnabend, den 9. März 1895. Po litisches Der Kaiser unternahm in den lebten Tasten trab der rauhen Witternnst einen größeren Ausflug nach der Nord- seeküste und nach Helgoland. Zunächst weilte er in Wilhelmshafen wo er am Dienstast der Vereidistnnst der Marinerekrnten beiwohnte und mehrere Besichtistnugen vornahm. Am andern Morsten fnhr der Kaiser nii Bord des Panzerschiffes „Knrfiirsl Friedrich Wilhelm", welchem die Schiffe „Frithjof" und „Prinzess Wilhelm" das Ge leite staben, nach Helstvlaud. Hier besichtistte der hohe Herr einstehend die durch die lebte große Stnrmflnth ver ursachten Uferbeschädistunsten, über welche ihm seinerzeit von einer Helgoländer Abordnung bekanntlich Bericht er stattet worden ist. Am Donnerstag sichte Se. Majestät die Fahrt nach Brunsbüttel, wo der Nordostsee-Canal in die Unterelbe mündet, fort, am Freitast stedachte der Monarch die nenen Hafenanlasten im Äremerhafen zu besichtigen, woran sich ein Bestich der Stadt Bremen schließen sollte. Bedeutendes Aufsehen errestt der Rücktritt des Ober präsidenten von Ostpreußen, Grafen Stolberg, von seinem hohen Posten. Vielfach wird behauptet, daß die Demis sion des Grafen Stolberst keine stanz freiwillige sei, son dern sich wesentlich unter einem Drucke „von oben" voll zogen habe. Jedenfalls scheint festznstehen, daß sein Rück tritt mit seiner Erklärung zn Gunsten des Antrages Kanitz, die er unmittelbar nach seiner Wahl zum neuen Reichs- tagsabgeordueten für Oletzkv-Lyck-Johannisburg abgab, zusammenhäugt, eine Schwenkung, die allerdings im völli gem Widerspruche mit der vom Grafen Stolberg bislang bekundeten freundlichen Haltung gegenüber den Handels verträgen steht. Sollte aber Graf Stolberg in der That seinen Oberpräsidenteuposteu infolge eines Winkes etwa von Seiten des Ministers v. Köller verlassen haben, so wäre jedenfalls der Vorgang symptomatisch für dieStell- nng der Regierung gegenüber dem Anträge Kanitz. Noch eine andere Rücktrittsäsfaire machte dieser Tage von sich reden. In parlamentarischen Kreisen hieß es, die Stell ung des preußischen Kriegsministers Bronsart v. Schellen dorff, sei erschüttert, General von Wittich, der comman- dirende General des 11. Armeecorps, sei bereits zum Nachfolger des Kriegsministers ansersehcn. Indessen sollen diese Gerüchte nnbegründet sein und nur gewissen „Mißverständnissen" ihre Entstehung verdanken. Die Entscheidung über den wichtigen 8 130 (Bestraf ung von Angriffen ans die Religion, die Monarchie, die Ehe, die Familie oder das Eigenthum) der „Umsturz- Vorlage" zieht sich iu der betreffenden Commission noch immer hinaus. Dieselbe debattirte auch am Mittwoch wieder des Laugen nnd Breiten über 8 130 und die hier zu vom Ceutrum und von den Conservativen gestellten Abäudernngsanträge, ohne doch endlich zu einer Äbstimm- nng zu gelangen. ' In Frankreich beschäftigt sich die öffentliche Meinung lebhaft mit dem Beschlusse des Cabiuets Ribot, wonach die französische Regierung die Einladung des dentschen Kaisers zur Theilnahme an der Eröffnungsfeier des Nord- vstsee-Cannles annimmt. Die Wortführer der chauvini stischen Richtung möchten am liebsten die Negierung des Vaterlandverrathes wegen der Annahme der Einladung zeihen, im Großen nnd Ganzen billigt aber die öffent liche Stimme des Landes den in dieser delicaten Ange legenheit gefaßten Entschluß des Ministeriums Ribot. Was die Meldungen des „Figaro" und anderer Pariser Zeitungen von einem zwischen den Cabineten von Paris nnd Petersburg erzielten Einvernehmen über ein gemein sames Auftreten der beiderseitigen Geschwader in den deutschen Gewässern anbelangt, so bezweifelt man in nnterrichteteu Kreisen stark, die Richtigkeit dieser Angabe. Eine russisch - französische Verbrüdernngsdemonstration gerade bei den Kieler Festlichkeiten wäre in der That auch kaum denkbar, wollte man von französischer und russischer Seite nicht anfs Gröblichste gegen die Pflichten internationaler Cvnrtoisie verstoßen. Der „neue Cnrs" in Bulgarien muß eine empfindliche Demüthigung verzeichnen. Stoiloff, der znr Zeit in Wien weilende bulgarische Ministerpräsident, war vom Fürsten Ferdinand beauftragt worden, mit dem bisherigen Bot schafter und nunmehrigen Minister des Auswärtigen Nnß- lauds, Fürsten Lobauoff, zn unterhandeln, um eine Aus söhnung zwischen Rußland nnd Bulgarien anzubahnen. Ans Wien wird jetzt aber gemeldet, Herr Stoiloff habe keinerlei Aussicht, vom Fürsten Lobauvsf empfangen zu werden, die bulgarischen leitenden Politiker bemühen sich also zunächst vergebens in ihrem Bestreben, vor Rußland zu katzbuckeln. Zu Nom hat man Nachrichten über neue verdächtige Sachen, welche die Franzosen in Ostafrika in der Nachbar schaft der erythrüischen Cvlonie vollführcn. In Harra traf eine von Obok kommende französische Mission unter Ingenieur Ehesten ein, welche zahlreiche Grash-Gewehre mit entsprechender Mnnitivn, 50000 Patronen fürVetterli- Gewehre, 10000 Kauonenladungen nnd angeblich auch 6000 in Paris geprägte Thaler mit dem Bildnisse König Meneliks nnd der Unterschrift „Kaiser von Abyssinieu" mit sich führte. Wahrscheinlich ist das Kriegsmaterial nnd das Geld von den Franzosen den Abyssiniern znge- dacht. Die Japaner befinden sich in der Mandschurei nach längerer Panse wieder in der Offensive. Die dritte japanische Division besetzte Anhangtscheng, ans dem Wege nach Mulden, ohne Kampf; ferner treffen die Japaner Vorkehrungen zu einem Angriff ans den Hafen Nintsch- wang, der chinesische Friedeusunterhändler Li-Hung-Tschang ist von Peking nach Tieutsien abgereist, nm sich hier nach Japan einzuschiffen. In verschiedenen Theilen Chinas, be sonders in der Provinz Schantung, nehmen die Unruhen zn. LocnlcS und Sächsisches. Schandau. Am Dienstag zur Abendzeit haben sich in unserer Stadt einige Diebe anfgehalten, die sich vorherrschend in Gasthäusern resp. in Restaurants bewegten. Dort fragten sie, wenn sie auf Trevpcn oder Gängen be troffen worden, nach irgend einer Person, von welcher sie glaubten, daß sie dort' wohne. Wie sich heransgestellt, haben sie bei dieser Gelegenheit zweimal mit Erfolg ein gebrochen. Der mnthmäßliche Einbrecher ist mit einem granen Havelock mit Kragen bekleidet gewesen, etwa einige 30 Jahre alt und trägt einen schwarzen Schnurrbart. Die Polizei entwickelt bereits seit diesem Abend eine fieberhafte Thätigkeit, dieser gefährlichen Menschen habhaft zu wer den. — Der Hilfslehrer, Herr Johannes Theodor Vogel, welcher seit Ostern 1891 an unserer Schnlanstalt gewirkt hat, ist vom Schulvorstande in Waltersdorf bei Liebstadt einstimmig als Lehrer gewählt worden. Der Gewählte beabsichtigt bereits kommendes Ostern, nach seinem nenen Wirkungskreise überznsiedelu. — Von einem jähen Tode überrascht wurde beute Freitag morgen in der 6. Stunde der an der hiesigen Zollamtsfäh're im Dienst stehende Schiffer Angnst Vierig. Derselbe wollte sich nach seiner in Pvstelwitz gelegenen Wohnung begeben, fiel aber auf dem Marktplatze cui der Kirche vom Herzschlag getroffen, tvdt zu Boden. — Die Befürchtung, daß in diesem Frühjahre Hoch wasser zu erwarten sein wird, dürfte leider berechtigt sein, weil der ganze große Schneevvrrath des Winters im oberen Elbgebiet noch ungeschmälert vorhanden ist und die Eis decke dort eine große Stärke erreicht hat. Gleichzeitig hat sich mich in den von einer Decke freien Stromstrecken viel Grundeis gebildet und die Uferränder sind bis ans den Grnnd ansgefroren. Der Eisgang wird daher nicht ohne Schwierigkeiten vvrübergehen. Das Vorschreiten der Jahres zeit macht die Gefahr eines plötzlichen Th'anwctters immer wahrscheinlicher, und die Erfahrungen des Jahres 1845 haben den Elb-Anwohnern genügend gelehrt, welche große Gefahr ein solches Märzthaüwetter mit sich bringt. — Die weithin bekannten Gesangs-Dnettisten Emil nnd Thekla Fritzsche veranstalten morgen Sonntag im Gasthof znm „Hans Lothringen" in Postelwitz ein humori stisches Cvncert. Die durch ihre gediegenen Vorträge überall beliebt gewordenen Sänger werden auch bei nns ihr Möglichstes thun, um den Besuchern einige genuß reiche Stunden zn verschaffen. — Hiermit machen wir unsere Abonnenten besonders darauf aufmerksam, daß Mittwoch, den 13. März, des Bußtages wegen kein Blatt erscheint, und bitten wir, die für diese Nummer bestimmten Inserate für die Montags- nummer anfzugeben. - Die Ortsgruppe des deutschen Schnlvereins iu Herruskretschen zählte am 1. Januar d. I. 79 Mitglieder. Im Jahre 1894 vereinuahmteu dieselben 562 Kronen, so daß sie in der Lage waren, zu wiederholten Malen nach auswärts (Trebnitz) Spenden zu geben. Ans Monat Mai ist ein Ausflug nach Trebnitz bei Lobositz geplant. — Die zweijährige Frist zur Anmeldung des An- sprnchs auf Unfallrente wird nur durch die Geltend machung des Anspruchs bei dem zuständigen Organe der Bernfsgenvssenschaft gewahrt. Der Umstand, daß der Verletzte inzwischen von anderer Seite, znm Beispiel von seinem Arbeitgeber, ans Veranlassung des Unfalls besondere Leistungen erhalten hat, steht nach einer soeben ergangenen Entscheidung des Neichsversichernngsamtes der Verwirkung des Anspruchs der Bernfsgenossenschnft gegenüber durch Versäumniß der Frist nicht entgegen. — Unter sächsischen Firmen circulirt gegenwärtig eine Petition, welche die Ausschließung der Ausländer von den technischen nnd Jndnstrieschnlen Sachsens bezwecken soll. In den letzten Jahren sollen eine große Anzahl junger Leute, namentlich Engländer nnd Amerikaner, in den be treffenden Anstalten eine sorgfältige Ansbildmist erhalten haben nnd dann nach der Heimatb zurückgekehrt sein, um auf Grnud der erlangten Kenntnisse eigene Fabriken zn errichten nnd so unseren vaterländischen Industriellen eine immer fühlbarer werdende Coucurrenz zu bieten. Hohnstein, 6. März. Herr Gendarm Than ist leider in vergangener Nacht von einem schweren Unglück betroffen worden, indem derselbe auf seiner Heimkehr zwischen der Bergschänke nnd der Stadt Hohnstein ans dem glatten nnd abichüssischen Wege znm Stürzen kam, cimm Schenkel- brnch erlitt. Es war ihm rein unmöglich, sich wieder zu erheben. Seine Hilferufe blieben nugehvrt nnd so mußte der Bedanernswerthe von abends 11 Uhr bis früh 5 Uhr bei einer Külte von 14 Grad hilflos liegen bleiben, bis endlich ein Gcschirrführer ihn fand nnd seine» Heimtrails- port bewerkstelligen konnte. Die Eisenbahnfrage der Strecke Sebnitz-Warns dorf ist wiederum ein Stück weiter gefördert worden, indem die Interessenten sich zu einer Versammlung in Nnmbnrg einfandcn, um Fühlung zn haben, wie weit die Angelegenheit gediehen ist. Freudigst begrüßte man die abg'cfaßte Petition, m welcher um die Concessivn nachge sucht wird uud die deshalb dem Ministerium zu Wien unterbreitet werden soll. Dieselbe gelangte durch den Neichstagsabgeordneten vr. Kindermann ans Nixdorf znm Vortrag. Znm Vorsitzenden für die zweite diesjährige Sitzungs periode des königlichen Schwurgerichts Dresden ist Herr Laudgerichtsdirector Göhler ernannt worden. — Am 6. März hat das Kal. Hofbauamt mit der Errichtuug eines Gerüstes am TastheubergpalaiS begonnen, woselbst die Gemächer Ihrer Königl. Hoheiten Prinz nnd Prinzeß Friedrich Angnst kürzlich durch Feuer zerstört worden sind. — Der russische Schriftsteller und Journalist Michel de Bernoff, der seit drei Jahren Europa zn Fuß durch wandert und beispielsweise die Strecke von St. Petersburg nach Paris zn Fnß zurücklegte, auch Deutschland, Italien, Spanien, England re., ohne je eine Fahrgelegenheit zu benutzen, durchwandert hat, hält sich gegenwärtig in Dres den auf. Iu dcu meisten Städten, die er berührte, hat er Vorträge über Neiseeindrücke und Knust- und Leben der Länder, die er durchwanderte, gehalten und Schilder ungen seiner „Spaziergänge durch Europa" gegeben. — Kiuetoskop nennt sich das neueste, von dem genialen Amerikaner Edison in die Welt gesetzte Wunder, ein Apparat, der in des Wortes ureigenster Bedeutung lebende Bilder vorführt und aus dem Leben gegriffene Scene» in voller Action zeigt. Der i» das Kiuetoskop Hiueiuschanende sieht Alles in natürlicher lebendiger Bewegung vor sich. Deutlich erblickt das Ange beispielsweise die graziösen Be wegungen des Kopfes, der Arme uud derFüße einer Tänzerin, jede Verbeugung, jede Geste, jede Bewegung des Gewandtes, kurz, man glaubt, die Tänzerin lebend vor sich zn haben- Aber nicht' ans die Vorführung einer einzelnen Person beschränkt sich dieses neueste Weltwunder, sondern es ver mag ganze theatralische Darstellungen, Manöver-Seeucn -c. in voller Lebendigkeit vor das Auge des Beschauers zu zaubern. Der Apparat hat die Gestalt eines Lesepultes, in dessen Innern ein durch Electricität getriebenes Lauf werk thätig ist uud ein etwa 15 Meter langes Gelatine band an der Schanliuse vvrüberführt. Das Baud enthält gegen tausend Momentaufnahmen ein nnd desselben Bildes, - die, ebensoviele Phase» i» der Bewegung des Gesammt- bildes darstellend, in kurzer Zeit am Auge vorubergleiten und so den Eindruck der Lebendigkeit in verblüffender Treue Hervorrufen. Die Verwendung der Erfindung ist bereits in Amerika, England nnd Frankreich ins Werk gesetzt nnd wird mmmehr von der deutsche» CMm-Kinetoskop-Compag nie in Hambnrg anch für Deutschland beabsichtigt. Inter essenten ist gegenwärtig auch iu Dresden Gelegenheit ge boten, de» Apparat in Fuuctiou zu sehen, wenn sich die selbe» im Burean Maximilians-Allee 1, 1. Eta. melden. Leipzig. Dem Geldbriefträger Breitfeld, welcher durch sein muthvvlles Handeln den Anschlag der Mord buben Werner nnd Schmidt vereitelte und die Post vor einem großen Schaden bewahrte, ist von der Oberpvst- direktivn eine Gratifikation von 200 Mark gegeben worden. Anch von zwei Leipziger Bürgern hat Herr Breit feld Geschenke von 25 und 50 Mark erhalten. Mit der „Elbe" ist auch ein früherer Nerchauer, der ehemalige Besitzer des „Deutschen Hauses" am Markte, der Gastwirt!) Seidel, untergeaaugen. Derselbe lebte schon seit langer Zeit von seiner Familie getrennt und wollte sein Glück in der neuen Welt versuchen. Die Absicht, in Chemnitz eme Erste Erzgebirgische Gartenbauausstellnnst zn veranstalten, hat immer mehr an Boden gewonnen. Obschon die Zeichnungen znm Garantie fonds bereits geschlossen sind, haben sich doch noch immer Zeichner gefunden, sodaß sich dieser Fonds auf ziemlich