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»»»*»* l!NS-78,H Leipzig » ,tatur-§ « Z VN, Z cm Bild- A ier. Ge- 0 Sgr. » lKS«S«S URLS Hrt. segeln: .Wieolioltr Schiff», Schiff. apt ssage-Prch'cn mann Ckaffe »erden k, für eträge wenn !M. fffahrt e » re MN en: orgens. llbends. Norgens. llbends. hneten zu li Itzunehmcndt zeitig »orbt er ^un., aokkolge Mittwoch. Leipzig. Die Zeitung erscheint mit Ausnahme des Montags täglich und wird NachnuttagS -1 Uhr auS- gegeben. Prei» für das Viertel jahr I'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. —— Nr >35. 13 Juni L8SS. Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die tSrpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Hnsertionsgebühr «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» ^r den Raum emerZeil- Deutsche Allgemeine Zeitung Die Expedition nach dem Asowschen Meere. Die Times erhielt von einem ihrer Correspondenten eine Beschreibung der Expedition gegen Kertsch, die in mancher Beziehung ein recht an- schauliches Bild gibt. Den Oberbefehl über die britischen LandungStrup- pen hatte bekanntlich Sir G. Brown. Es war anfangs beschlossen wor den, das 4. Regiment Dragonergarde und das 10. Husarenregiment mit- zunehmen, der General hielt eS aber nicht für rathsam, sich mit so viel Eavalerie zu beschweren, und begnügte sich mit 50 Husaren, um den erfo- derlichen Piquetdienst zu versehen. Die Artillerie wurde von Major Barker commandirt und das 5000 Mann starke türkische Corps empfing eine große Menge Sappeurwerkzeuge mit auf den Weg, da man eS theilweise dazu bestimmte, sich in Kertsch zu verschanzen, in welchem Falle einige Dampfer zur Deckung daselbst zurückbleibcn würden. Ein Theil der Expedition ging am 22. Mai Abends unter Segel, der Nest folgte am andern Morgen um 6 Uhr. Die Capitäne der begleitenden Kauffahrer erhielten versiegelte Rendezvous, die sie erst dann öffnen sollten, wenn sie durch irgendeinen Zufall die Flotte aus den Augen verloren hätten. Bon der Fahrt selbst ist nicht viel zu erzählen. Das Meer war spiegelglatt, und von den ge waltigen Klippen des Vorgebirges Aja schauten bärtige Kosacken neugierig der ostwärts ziehenden Flotte nach. Am 24. Mai, um 3 Uhr Morgens, sollten alle Schiffe auf dem angegebenen Rendezvous (45° 54' nördl. Br., 36° 28' östl. L.) beisammen sein; was später kam hatte Ordre, gerade gegen die Meerenge von Kertsch zu steuern. Letzteres war das Loos des Schiffes, auf dem sich der Times-Correspondent befand. „Wir näherten uns", so erzählt er, „dem Cap Takli gegen 1O'/> Uhr, und gewahrten in nördlicher Richtung eine dichte schwarze Rauchsäule, das Wahrzeichen der Flotte. Wir steuerten sofort die Meerenge hinauf, die beim Eingänge an derthalb bis 1/- deutsche Meilen breit sein mag, und sahen am Ufer einige Kosacken ab und zu reiten, auf dem Balkone des Lcuchlthurms von Cap Takli eine Gruppe von Leuten, die uns beobachteten. Als wir näher an Kara-Burunn hinankamen, war eS augenfällig, daß unsere Schiffe schon mit den Forts und Erdwerken von Parlowskaya (am Eingänge deS Meerbusens) engagirt waren. Einzelne Schüsse und aufsteigcnde weiße Rauchsäulen bezeichneten den Ort des Kampfes, der aber von kurzer Dauer war, denn schon um 1 Uhr 40 Minuten fand eine furchtbare Pulver explosion am Lande statt; ihr folgten um 2 Uhr 15 Minuten eine zweite, um 2 Uhr 25 Minuten eine dritte und um 3 Uhr die vierte, großartigste von alle«. Eine halbe Stunde folgte Knall auf Knall; die Russen zerstörten ihre Magazine und zogen theilS hinter die Hügel von Kertsch, theilS in der Richtung von Zenikale ab. Sofort begann man mit der Ausschiffung der Truppen an dem Strande zwischen dem nördlich von Cap Kamlcsch- Burunn gelegenen Salzsee und der vorspringenden Klippenreihe des klei- nen Weilers Ambalaki. Die Transportschiffe ankerten mehr gegen Süden; die schweren Dampfer weiter draußen im Tiefwasser. Sir Edmund Lyons und Admiral Bruat waren am Bord des VcsuviuS und Sir George Brown gesellte sich nach vollbrachter Landung zu ihnen, um über das Weitere zu berathen. In diesem Momente entspann sich weiter nördlich ein Intermezzo der interessantesten Art. Einer der feindlichen Dampfer war nämlich aus der Bucht von Kertsch ausgelaufen und eilte mit voller Maschinenkraft der Meerenge von Jenikale zu. Er war wie ein Schooner' getakelt und wir wußten lange nicht, ob es ein Kriegsschiff sei. Ihm nach schoß eins un serer kleinen Kanonenboote mitten durch die Untiefen hindurch; und gerade als es das Cap passtrte, schlüpften auch zwei russische Kauffahrer ins Freie, um nach Jenikale zu entkommen, während von letzlerm Hafen au- ein ge räumiger Schooner ihnen entgegenkam, um sie vor dem Verfolger zu schützen. Das kleine Kanonenboot ließ sich jedoch durch den großen Schooner nicht schrecken, ebenso wenig durch die Schüsse von den Fort-, die rechts'und links neben ihm einschlugen. Aber auch der russische Dampfer bekam Courage, als er den Schooner an seiner Seite sah, und brachte seine Maschine zum Stehen, um den Kampf aufzunehmen. Mehr wollte das Kanonenboot nicht; es hatte zwei überlegene Schiffe vor sich, steuerte keck auf sie los und feuerte seinen ersten Schuß gegen den Dampfer ab, der weit über sein Ziel hinausflog und keinen Schaden that. Doch überzeugte er den Russen, daß die kleine Nußschale Geschütze von sehr respectabelm Kaliber führte, und ohne einen zweiten Schuß abzuwarten, suchten Dampfer und Schooner da- Weite, von dem einzelnen Boot hart verfolgt, trotzdem jetzt auch von den Batte rien, die auf der Landspitze vor Jenikale postirt waren, lustig auf dasselbe gefeuert wurde. Zum Glück bekam eS einen Kampfgenossen an einem zwei ten Kanonenboot, da- ihm der Admiral al- Succur- zuschickte, und die beiden zusammen jagten biö zu Sonnenuntergang wie Falken all da- kleine Gevögel, da- läng- der Küste sich eingentstet hatte und geborgen glaubte. Die Batterien der Sandbänke thaten ihr Möglichste-, den Lauf der kecken Abenteurer aufzuhalten; aber mittlerweile waren mehre englische und fran zösische Schiffe nachgerückt; da sprengten sie denn ihre Magazine; das Fort von Jenikale folgte ihrem Beispiele, und um 6/, Uhr stellte auch Kertsch sein Feuer ein; die Russen sprengten ihre Werke und zogen ab. Jetzt folgte Explosion auf Explosion; die einzelnen Geschütze entluden sich; hier brannte ein Schiff, dort ein Haus, ein Heuschober, ein Magazin, daß der Mond die ganze Nacht vor lauter Rauch kaum zu sehen war. Die Truppen bi- vouakirlcn hart bei ihrem Landungsplätze; die Wenigsten hatten Zelte, un sere Leute trugen Vorräthe für zwei Tage mit sich, aber keinen Rum. Aus dem Dorfe Ambalaki waren die meisten Bewohner entflohen und die Soldaten gingen daran, es sich heimisch zu machen, d. h. zu plündern, wobei die Franzo sen, wie immer, die Flinksten waren, sodaß den Engländern wenig zu thun übrig blieb. Diese waren auch durch die strengste Disciplin mehr gebunden, während sich die Franzosen gütlich thaten. Viel war übrigens nicht zu finden. Die Häuschen des Dorfes und längs der Küste sahen von außen zwar blank und wohnlich aus; in ihrem Innern aber — sie bestanden alle auS zwei Stuben nebst Ställen, Schuppen rc. — stank es verteufelt nach sauerm Brot, ran- zigem Fischöl und alten Stiefeln, welche Artikel überall in Menge zu.finden waren. Die Franzosen suchten vergebens nach Schätzen, und ein Zuave, der schon manchen Schrank vergebens erbrochen hatte, rief in komisch tu- gendhafter Aufwallung: Aessieurs, Aossiours! oes bxißanci8, i>8 ont Wut vvlsl» Auch die Viehställe waren leer; Hühner und Gänse da gegen wurden in Menge erbeutet und groß war die Freude einiger Chas- seurs, als sie einen wild aussehcnden Eber erjagten und mit ihren Seiten- - gewehren in Stücke hieben. Es war übrigens nicht zu verkennen, daß die Leute dieser Gegend Viehzucht im Großen getrieben haben müssen. Das zeigen unter Andcrm schon die großen, pechartig aussehenden Haufen ge trockneten Düngers, die vor jedem Hause aufgethürmt lagen und zur Feue rung verwendet werden. Von Ackerbau dagegen sind wenig Spuren zu sehen, und bis an die Mauern der Häuschen hinan wachsen Wiesenblumen von seltener Schönheit und kolossalen Dimensionen. Am 25. Mai bei Tagesanbruch setzte sich der französische Vortrab, um 6 Uhr ihr ganze- Corps auf der Straße gegen Kertsch in Bewegung. Die Engländer waren noch früher auf derselben Straße vorwärtsmarschirt; das Gros der Flotte blieb bei Ambalaki liegen, während die kleinern Dampfer seit Morgengrauen beschäftigt waren, russische Barken zu jagen und die Batterien jener Sand bank, welche von Taman gegen daS Cap Ak-Burunn zuläuft, zum Schwei gen zu bringen. Der Admiral erwartete am Bord des Banshee einen Rapport von Sir G. Brown, daß die Truppen in Kertsch und Jenikale eingerückt seien und daß die Dampfer vorrücken sollten. Seit 10 Uhr Mor- gens schweigen die russischen Kanonen rings herum und es ist kein Mann vom Feinde mehr zu erspähen. Alle die vielen Kanonenboote und Getreide schiffe, die zwischen Kertsch und Jenikale liegen, sind unfehlbar unsere Beute, denn es rührt sich kein Lüftchen, um ihnen beim Davonkommen behülflich zu sein. Um 12 Uhr ging Admiral Lyons auf dem Banshee in der Richtung nach Kertsch ab; kein Zweifel somit, daß cs von den Unserigen schon besetzt ist. Um 12'/, Uhr ward diese Vcrmuthung zur Gewißheit, denn man sah vom Bord aus die alliirten Truppen den Hügeln, auf welchen Jenikale erbaut ist, zumarschiren. Sie xampiren jetzt vor der Stadt. Alle seicht- gehenden Schiffe ziehen lustig durch die Meerenge, vor Kertsch vorbei, da- wenig beschädigt zu sein scheint, und das eine österreichische Flagge auf einem der Hauptgebäude zeigt, vor Batterien vorbei, wo die Kanonen noch in Position stehen, ins Asowsche Meer hinein, das jetzt in unserer Gewalt ist." Ueber die Besetzung von Kertsch und Jenikale ist folgender russischer Bericht des Commandirenden der Truppen im östlichen Theil der Krim, Generallieutenants Wrangel, abgestattet svorden. Er lautet: Am Morgen des 24. Mai erschien in der Straße von Kertsch eine feindliche Flotte von 70 Fahrzeugen. Des Nebels wegen konnte man diese Flotte nicht eher wahrneh men, al» bi» sie schon auf der Höhe des Leuchtthurms von Takil war. Gleich danach erhielt ich einen Rapport des Kommandanten von Feodosia, meldend, daß eine bedeu tende feindliche Escadre in der Richtung auf Kertsch vorbeigegangen sei, und eineMit- theiluna vom Generallieutenant Kotzebue, darüber, daß feindliche Schiffe mit 25,000 Mann Landungstruppen am Bord von Sewastopol abgesegelt seien. Der Feind, der sich Plötzlich gegenüber dem Orte Kamicsch-Burmin zeigte und seine großen Schiffe außerhalb der Schußweite der Paulsbatterie (bei Olb-Burunn) aufstelltc, die Dampf schiffe aber mit den Rudcrfahrzeugen hart am Ufer hielt, schritt sofort unter dem Schutz des Feuers seiner Schiffe dazu, die Truppen ans Land zu setzen. Während dies be werkstelligt wurde, näherte sich eins seiner Kanonierboote der Batterie, ging aber, von einer Geschützsalve empfangen, bald wieder außer Schußweite zurück. Inzwischen hatte der Angreifer schon sechs Kolonnen Infanterie ausgesetzt, welche die Batterie in den Rücken nahmen. Der entschiedenen Uebermacht rveichend, vernagelten die auf der Bat terie befindlichen Truppen die Geschütze und zogen sich in der Richtung auf Gulta- nowka zurück, nachdem st« alle Kriegsvorräthe vernichtet hatten. Jetzt lief der Feind mit einem Theil seiner Dampfer in die Bucht von Kertsch ein. Bet der in die Augen fallenden Unmöglichkeit, diesem Angriff zu widerstehen, befahl ich zur Vernichtung der in der Stadt Kertsch liegenden Provisionen von Getreide und Fourage zu schreiten