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62. vrrantwortlicher Nedatteur: Carl Jrhne in Dipppidi-waldr. 11. August 1854. '< Suferäl» Äschen «ilt » -Pf. füll'di» Zell, IttMrt ch«. t» alleiiEx- ' twbltienen an- genemmen. Freitag Erscheint , --- > - - Dienstag« und^^M - H g 7W WWecherch-Zertung. Ouart. tONzr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmauu. Aeitbetrachtung. Die politische Lesenvelt ist jetzt darauf sehr gespannt, welchen Entschluß Oesterreich und Preußen auf die letzte russische Antwort fassen werden. Es giebt Leute, welche meinen, Oesterreich werde schließlich in der türkischen Frage mit Rußland gehen. Wir find nicht dieser Meinung. Bereit« ist die russische Antwort von Oesterreich an die Westmächte nicht nur zur Kenntnißnahme, sondern zur Beurteilung geschickt worden, ob selbige Materialien zu FriedenSuntrrhandlungen böte. Wie verlautet, wird diese Antwort und die darin enthaltene« unbestimmten Frieden«, anerbietungen verworfen werden und dann wird sich Oe sterreich jedenfalls noch mehr den Weltmächten anschließen. Oesterreich hat schon seit einem Jahre eine Rolle ge spielt, die Rußland durchaus nicht als freundschaftlich an gesehen hat. Wäre Oesterreich nicht gegen Rußland ge wesen, so würde Rußland im Stande gewesen sein, 1 SV,000 Munn, dir jetzt in Polen und an den österreichischen Gren zen festgehalten find, nach dm Donaufürstenthümern zu senden. Wäre Oesterreich für Rußland, so würde es seine Heere nicht Rußland gegenüber stellen, sondern sie nach Italien senden, um fie möglicherweise gegen Frankreichs Angriff« zu verwenden. Wäre Oesterreich mit Rußland, so würde die heilige Allianz sich offen hören lassen, denn Preußen würde wobl diesem Dreibüudniß nicht entsagt Haden. Die Russen würden sich nicht auS der kleinen Wallachet zurückgezogen haben und jetzt die große Walla che! räumen , sondern ruhig in doppelt verstärkter Macht einen etwaigen Angriff der Türken qbwarten. Oesterreich treibt nie Halbheiten in der Politik; es ist neben England stets der zäheste Staat in Europa ge wesen. Oesterreich treibt nicht »ine solche Politik, die sich muthwilltg allenthalben Feinde macht. Giebt man zu, daß Oesterreich durch seine Haltung das Scheitern der rus- fischen Pläne und die russischen Niederlagen mit verschul det hat, so ist auch klar,, daß Rußland dies Oesterreich nicht im Guten gedenken wird. Oesterreich kann also un möglich wollen, daß Rußland die untern Donauprovinzen wegnimmt und Oesterreich immer mehr auf den Leib rückt, Da« halbofstzielle „Journal de Frankfort" sagte neu lich ganz richtig, Oesterreichs Programm laute dahin : Ich bin Schutzherr der Donaufürstenthümer und führe den Krieg so lange, bis dies Rußland als erste Bedingung des Friedens zugiebt. Nun könnte Jemand einwenden: Wenn Oesterreich so sehr gegm Rußland ist, warum rächen seine Heere nicht in die Donaufürstenthümer ein? Das wird sicher nach- stenS geschehen, dafür sprechen die Marschbewegungen der österreichischen Armeen. Die Ausrüstung und Mobtlma- chung von Truppen geht aber nicht so schnell, wie di» Nachrichten de« electrischen Telegraphen. W«nn «ich selbst dle Aushebung von 9S,000 Mann jetzt vollendet ist, so wird doch einige Zeit hingehen, ehe sie au-Müstkt und eingeübt find, ehe sie verproviantirt und die Verwaltungs angelegenheiten derselben geordnet sind. Sodann muß noch «in Ultimatum und, wenn dies nicht« Hilst, eine Kriegs erklärung an Rußland gesendet worden, und dabet hat Oesterreich Rücksicht auf Preuße» zu nehme» und z« sehen, ob dieser Staat mit de» österreichischen Maßnahmen in Bezug gegen Rußland einverstanden ist. . ,, i Daß eS auch den übrigen Mächten Ernst mit dtp» Kriege gegen Rußland ist — wenn gleich diese« Jahr bald die Zeit zu« Kriegführe» vorüber sein wird — sagen die fortgesetzten Rüstungen. Die Engländer machen eine neue Anleihe von 3 Mill. Pfund — etwa 20 Mill. Thlr. — trotz de- »icht ganz beliebt«« Ministerium« Aberdeen, um den Krieg fortsetzan zu können. .Frankreich rüstet gewaltig weiter und sendet Landungstruppen nach der Ostsee. Oesterreich «acht «ine Anleihe von nicht weniger al« Svv Mill. GnldM. Es rüstet unverweilt fort und schiebt seine Heere an di< G»»- zen Rußlands. : . > Wir sehen in Allem, wa« geschieht, nm die Vor bereitung zum Kriege — Heuer wird ohnehin nicht viel mehr aus dem Kriege werden — und erblicken in dem, wa« »och nicht geschehen ist, nur die naturgemäße Langsamkeit mit welcher so wichtige uyd folgenWvere Thatsachen nach allen Seiten hin «mögen und allmäh lich vorbereitet sein wollen. Am 2t. Juli des vorige» Jahres trat die Wiener Konferenz zum ersten Male zusammen» Pie erste Ernst- renz der europäischen Mächte gegen Rußland, Anfangs mit dem ernsten Willen, schiedsrichterlich zw vermittel« und nach und nach mit der immer steigenden Tendenz, eine Exemtion gegen Rußland auSzuführen. Jetzt ist die Sache so weit gediehen, daß der vertrautefte Verbündete Rußlands mit den Weltmächten, welche im Krieg« gegen Rußland find, ein Bündniß gegen Rußland geßch losten hat, daß Preuße» in zweiter Hand diese« Bündnisse bereit« beigetreten und daß auch selbst Schweden mit hineingezo- gen ist. Inzwischen haben die Russen von den Türke« solche Niederlagen erlitten, daß der russische Waffenruhe eine gewaltige Schlappe erhalte» hat. Niemand hätte der Türkei, ,,dem kranken Manne", eine solche Lebensfähig keit zugetraut, sp daß die Russen, wie jetzt geschieht, wür den für nöthig und klug befinden, de» Rückzug zu begin nen. Rußland hat viele Tausend« von'Menschen verlo ren, sei« Handel ist auf Jahr« hinaus vernichtet, di« rus sischen Finanzen in den jämmerlichsten Zustand gebracht- daß bereits „freiwillige" ZwangSanleihen gemacht werde» müssen. Die Millionen, welche der Krieg den Weltmäch ten bereit« gekostet, find reichlich ausgewogen durch die